Große Show in der Jesuitenkirche

Dass es in Rom viel Verstecktes gibt, Rätselhaftes, Verborgenes – das haben wir schon erlebt. Oft bleibt das Geheimnis dann im Stillen. Doch manchmal kommt es auch mit Macht ans Tageslicht, mit Pauken und Trompeten, mit Glanz und Gloria.

Genau so ein barockes Schauspiel werden wir heute Nachmittag erleben. Und wir besuchen die privaten, 500 Jahre alten Zimmer eines weltberühmten Heiligen. Diese Zimmer befinden sich noch an ihrer originalen Stelle im zweiten Stock. Allerdings: Das Haus drumherum war zwischendurch komplett verschwunden. Ja, Rom steckt voller Wunder.

Il Gesù ist eine der schönsten und berühmtesten Kirchen Roms. Der Heilige Ignatius von Loyola, Gründer des Jesuitenordens, liegt in dieser Kirche unter einem Seitenaltar begraben. Über dem Altar: ein riesiges Bild, das den Heiligen zeigt. Plötzlich um 17.30 Uhr setzt laute Musik ein. Wir hören eine sonore Männerstimme, das Licht verändert sich. Und dann startet ein Schauspiel, das weltweit seinesgleichen sucht – und das man in einer katholischen Kirche wohl auch nicht erwarten würde. Macchina Barocca (Barockmaschine) heißt dieser spannende Apparat. Mit ihm werden wir uns später noch genauer beschäftigen. Und wir dürfen – ganz ausnahmsweise – auch einen Blick hinter die Kulissen dieser Maschine werfen. Nur so viel vorweg: Obwohl es dieses Spektakel schon seit einigen Jahrhunderten in der Stadt gibt, ist es bei Pilgern, Touristen und Einheimischen relativ unbekannt. Aber wer könnte es ihnen auch verdenken? Denn selbst wenn man die imposante Kirche Il Gesù besucht, ahnt man zunächst nicht, welches Geheimnis sich am Grab des Heiligen Ignatius verbirgt. Ignatius starb 1556 in Rom, ruft aber auch nach fast 500 Jahren immer noch junge Männer in seine Nachfolge. So wie den 32-jährigen Yamid aus Kolumbien.

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Mit Yamid auf den Treppenstufen vor Il Gesù

Schlaue Jungs aus aller Welt

Yamid lächelt und winkt mir freundlich zu. Er sitzt auf den Stufen vor Il Gesù, der Mutterkirche des Jesuitenordens. Societas Jesu, die Gesellschaft Jesu – so lautet der offizielle Name, mit dem Kürzel »SJ«. Yamid lebt seit einem Jahr hier in Rom, um Theologie zu studieren und dann in einigen Jahren zum Priester geweiht zu werden. Ein junger Jesuit, dem man sein Ordensleben allerdings gar nicht ansieht. Denn anders als zum Beispiel Kapuziner, Dominikaner oder Benediktiner tragen die Jesuiten kein Ordensgewand. Es gibt bei ihnen auch kein gemeinsames Chorgebet, also keine regelmäßigen Gebetszeiten, zu denen sich die Ordensmitglieder versammeln. Und dennoch: Die weltweit rund 16.000 Jesuiten fühlen sich verbunden durch das lateinische Motto: Omnia ad maiorem Dei gloriam. Dieses »alles zur größeren Ehre Gottes«, so sagt mir Yamid, sei auch sein persönlicher Leitspruch. Immer das Beste geben, um Gott in der Welt zu verkünden. All das sagt er in fließendem Deutsch. Er spricht aber natürlich auch Spanisch – seine Muttersprache, klar. Daneben noch hervorragend Englisch, Italienisch und Französisch. Und er kennt sich mit Griechisch und Latein aus.

Nicht zu Unrecht eilt den Jesuiten der Ruf voraus, sie seien die intellektuelle Bastion der katholischen Kirche. »SJ – schlaue Jungs«, wie der Volksmund sagt. Die Ausbildung der jungen Männer ist beeindruckend: Philosophie, Ethik, Geschichte und Theologie gehören zur Grundausstattung. Aber auch Biologen, Mathematiker und sogar Sternenforscher tragen hinter ihren Namen das Kürzel »SJ«. Viele von ihnen lehren später als Professoren an renommierten Universitäten. »Ja, oft sind es wir Jesuiten, die die Brücke bauen zwischen Religion und Wissenschaft«, sagt Yamid.

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Noch sitzt es fest im Rahmen: Andrea Pozzos Altargemälde in Il Gesù, um 1700.

Eine folgenschwere Verletzung

»Bevor ich Dir die Barockmaschine zeige, Stefan, magst Du die privaten Räume des Heiligen Ignatius sehen?« Und ob ich will. »Kein Problem, sie sind direkt hier vorne.« Yamid deutet auf eine Tür, die zu den Camerette di Ignazio di Loyola führt. Ignazio, der Feurige! – so die wörtliche Übersetzung seines Namens. Ziemlich treffend, wie wir noch sehen werden. Dabei hieß der Heilige Ignatius bei seiner Geburt Íñigo López Oñaz de Recalde y Loyola. Ein Adeliger also.

Er wird 1491 auf Schloss Loyola im nordspanischen Baskenland in eine Großfamilie hineingeboren – als elftes Kind seiner Eltern, von drei weiteren Halbgeschwistern ist die Rede. Seine Mutter stirbt kurz nach seiner Geburt, und auch der Vater kommt wenige Jahre später ums Leben, sodass Íñigo als Vollwaise aufwächst. Es ist eine Zeit von Prinzen und Palästen, von Armeen und Soldaten. Und so hat auch Íñigo eine vielversprechende Karriere als Soldat vor Augen. Elf Jahre steht er im Dienst eines Adeligen in Zentralspanien, später dann, als 26-Jähriger, wird er Offizier in Pamplona. Er ist ein Frauenheld, Glücksspieler und Waffennarr … was kostet die Welt?! Bis ein einziger Augenblick ihn völlig aus der Bahn wirft.

10. Mai 1521: Franzosen greifen die Festung von Pamplona an – und eine steinerne Kanonenkugel zertrümmert Íñigos rechtes Schienbein. Die Verletzung ist nicht lebensgefährlich, doch der junge Kämpfer muss sie im heimischen Schloss Loyola auskurieren. Gefesselt ans Bett, nichts zu tun. Dem 30-Jährigen fallen verschiedene Heiligenlegenden in die Hände. Er ist fasziniert von der Hingabe dieser Männer und Frauen. Und er fragt sich: Was ist eigentlich das Magis in meinem Leben? Magis, das lateinische Wort für »mehr« – es wird später zu einem ignatianischen Schlüsselbegriff werden.

Vom Krieger zum Asketen

Íñigo spürt, dass es für ihn nur eine einzige Antwort geben kann. Er zieht sich in die Nähe von Barcelona zurück, ins Bergkloster Montserrat. Nach drei Tagen Lebensbeichte, so heißt es, gibt er dort seine Waffen ab – sein Schwert ist noch heute in der Abteikirche zu sehen. Íñigo macht eine innere Bekehrung durch, die jetzt auch äußerlich sichtbar wird: Er war als Ritter und Edelmann gekommen, als Bettler und Pilger geht er fort. Und seine Umkehr wird sogar noch extremer: Ignatius wird Einsiedler in einer Höhle im benachbarten Manresa und verbringt dort ein ganzes Jahr lang in strengster Entsagung, Einsamkeit und äußerster Armut. Ein feuriger Lebemann ist zum Asketen geworden. Bitte behalten Sie das im Hinterkopf, es wird gleich noch wichtig, wenn wir über die Barockmaschine sprechen.

Ignatius, so viel steht fest, hat endgültig ein neues Leben begonnen. Er geht nach Jerusalem, Barcelona, Salamanca und Paris. Studium, Priesterweihe, Inquisition, Gefängnis, Ordensgründung – ich traue mir nicht zu, diese außergewöhnliche Vita in nur wenigen Sätzen zusammenzufassen. Aber einen sehr guten Eindruck von Ignatius’ Leben bekommt man in der Ausstellung, durch die mich Yamid jetzt führt.

Ein Haus wird um die Zimmer herumgebaut

Wir sind in den privaten Räumen des Heiligen, im Herzen Roms. 1544 kam er hierher, als er 53 Jahre alt war. Hier lebte, arbeitete und betete Ignatius zwölf Jahre lang bis zu seinem Tod am 31. Juli 1556. »Diese Räume haben eine wirklich unglaubliche Geschichte hinter sich«, erklärt mir Yamid, »denn das hier sind zwar die authentischen Räume des Heiligen Ignatius, aber Achtung: Das Haus ist nicht mehr original.« – »Wie bitte?« – »Ja«, fährt Yamid lächelnd fort, »diese Geschichte ist ziemlich abgefahren: Weihnachten 1598 gab es in Rom eine verheerende Flut. Das Haus war eigentlich nicht mehr zu retten. Aber Claudio Acquaviva, der damalige Generalsuperior der Jesuiten, erkannte natürlich: Moment mal, hier drin befinden sich die vier Räume des Heiligen Ignatius, die können wir nicht einfach so abreißen. Hier wurden die jesuitischen Konstitutionen verfasst, hier wurden mehrere Kongregationen abgehalten, wir müssen diese Räume erhalten. Die Frage war nur: Wie? Schließlich befinden sich diese Räume im zweiten Stock. Und so hat Pater Acquaviva die Räume des Ignatius komplett mit Holz einschalen lassen. Diese gesamte Verschalung wurde dann auf ein kompliziertes System von Stelzen gesetzt. Das alte Haus wurde Stein für Stein abgetragen – und das neue einfach drumherum gebaut. Das heißt: Die alten Räume befinden sich heute noch an exakt derselben Stelle, wo sie immer schon waren. Nur eben innerhalb eines neuen Hauses.«

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Schuhwerk eines Heiligen. Kleine Stückchen davon waren ein beliebtes Pilgersouvenir.

Wer etwas von Ignatius haben will …

Und genauso erstaunlich wie die Geschichte der Räume sind auch die Erinnerungsstücke, die sie enthalten. Yamid zeigt mir das Schlafzimmer von Ignatius, in dem noch einige originale Möbelstücke zu sehen sind. »Dieses Zimmer war gleichzeitig auch sein Büro. Rund 7000 Briefe von Ignatius sind uns durch die Jahrhunderte erhalten geblieben, das ist wirklich unglaublich!«, erklärt er. Wir gehen weiter durch die Räume, sehen das Originalsiegel von Ignatius, Bücher, liturgische Gegenstände und den Ort, an dem der Heilige im Jahr 1556 starb. Hic obiit Pater Ignatius steht auf einer Plakette am Boden. Hier starb Pater Ignatius, im Alter von 65 Jahren. Sein Messgewand, in dem er beerdigt wurde, ist genauso ausgestellt wie seine Lederschuhe. »Guck mal hier, Stefan, die Schuhe sind an einigen Stellen ganz schön zerfleddert. Fromme Pilger haben früher immer daran herumgezupft, um sich ein Stückchen als Souvenir mitzunehmen. Aber so weit muss heute natürlich niemand mehr gehen«, schmunzelt Yamid. »Wer etwas von Ignatius haben will, der kann ja an unseren ›ignatianischen Exerzitien‹ teilnehmen. Die dauern normalweise vier Wochen, es gibt aber auch kürzere Varianten. Übrigens, da vorne in der Vitrine werden die Anleitungen der Exerzitien im Original aufbewahrt.«

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Mit Pater Massimo vor dem Grabaltar des Heiligen Ignatius

Ein Blick hinter die Kulissen

Es ist kurz nach 17 Uhr, gleich legt die Macchina Barocca los. »Komm, wir beeilen uns«, sagt Yamid, »dann können wir noch schnell hinter den Altar gehen und die alte Mechanik anschauen, wenn Du willst. Pater Massimo hat schon sein Okay gegeben.« Und tatsächlich, vor seinem Büro wartet der leitende Pfarrer der Kirche, Pater Massimo, auf uns – mit einem großen Schlüsselbund in der Hand. »Salve Stefan!«, begrüßt er mich mit breitem Grinsen, »dann wollen wir mal los, jetzt gibt’s für Dich eine wirklich exklusive Tour hinter die Kulissen.«

Und so gehen wir durch einen Seiteneingang hinein in den beeindruckenden Innenraum von Il Gesù. Diese Kirche hatte immensen Einfluss auf die Baukunst des Barock, sie gilt als Prototyp aller Jesuitenkirchen. Und an dieser Stelle ein wichtiger Tipp für Ihren Besuch: Bringen Sie genügend Zeit mit. Denn alleine mit dem außergewöhnlichen Fresko an der Decke könnte man sich stundenlang beschäftigen. Es ist ein Meisterwerk, das durch einen erstaunlichen Täuschungseffekt so wirkt, als würde die Grenze zwischen drinnen und draußen gesprengt. Als würde man durch die geöffnete Decke direkt in den Himmel schauen.

17.15 Uhr, schnell weiter zu unserem eigentlichen Ziel. Dort hinten, im linken Querschiff steht er, der monumentale Grabaltar des Heiligen Ignatius. Einer der prächtigsten Altäre der Welt, verziert mit Gold, Marmor, Onyx, Amethysten und wertvollen Kristallen. »Schau, Stefan«, macht Pater Massimo mich aufmerksam, »das Altarbild zeigt unseren Ordensgründer, den Heiligen Ignatius. Er empfängt vom auferstandenen Christus ein rotes Banner mit dem Monogramm IHS – als Auftrag zur Missionierung.«

IHS – genau genommen IHΣ – sind die drei ersten Großbuchstaben des griechischen Wortes für Jesus: ΙΗΣΟΥΣ. Das Monogramm IHS inmitten einer Sonne ist das offizielle Logo des Jesuitenordens und befindet sich zum Beispiel auch im Wappen von Papst Franziskus, der ja ebenfalls ein Jesuit ist – achten Sie mal drauf.

Eine Umdrehung mit dem Schlüssel von Pater Massimo, und schon öffnet sich eine kleine Geheimtür im Altar. Yamid und ich, beide 1,86 Meter groß, müssen uns ziemlich ducken, um uns durch den normalerweise verborgenen Eingang zu quetschen. Ein kurzer, enger Tunnel, dann stehen wir auf der Rückseite des Altars auf einer schmalen Holzplanke. Unter uns ein tiefer Schacht. Oben hängt eine lange Kette an einer Umlenkrolle, dazu Gurte, Gestänge, ein Motor und eine Warnlampe. Was für ein seltsames Gebilde – halb alt, halb neu. »Ziemlich cool, oder?«, fragt Yamid. »Aber lass uns lieber wieder rausgehen, gleich ist es 17.30 Uhr, und dann legt die Maschine los.«

Nachdem Yamid und ich wieder aus der Geheimtür hinausgeklettert sind, erklärt Pater Massimo: »Früher wurde die Mechanik komplett von Hand bedient, die ganze Elektrik kam erst im Jahr 2008 dazu, im Zuge der Renovierung des Altars. Fast alle anderen Teile sind noch original erhalten, also mehr als 300 Jahre alt.«

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Im Maschinenraum der Macchina Barocca

Das Spektakel beginnt

Und urplötzlich wird es unerwartet laut: »KYRIE!« Ein vielstimmiger Chor schmettert dieses Wort durch den gesamten hallenden Kirchenraum! Und wieder: »Kyrie. Eleison.« Streicher setzen ein. Der Chor wird lauter. Wunderschöne, imposante Musik erfüllt jetzt die Kirche bis in jeden Winkel. Und dann verändert sich auch noch das Licht. Scheinwerfer gehen an und beleuchten ein vergoldetes Bronzerelief oberhalb des Sarges von Ignatius. Eine sehr sonore Männerstimme erfüllt den Raum und beginnt, Geschichten aus dem Leben des Heiligen zu erzählen. Voller Inbrunst und Pathos. Dazu Bibelstellen und Ausschnitte aus den ignatianischen Exerzitien. Dieser gesamte Altar ist jetzt eine einzige große Theaterbühne, die den Weg des Ignatius zur Heiligkeit nachzeichnet. Mit Pauken und Trompeten, Glanz und Gloria. »Achtung«, kündigt Pater Massimo an, »gleich startet die Macchina Barocca.« Und tatsächlich: Das riesige Bild des Ignatius bewegt sich langsam aus seinem Rahmen heraus und fährt Stück für Stück nach unten. Immer tiefer und tiefer. Während der Chor singt, die Geigen jubilieren und das Licht erstrahlt. Zum Vorschein kommt eine lebensgroße Statue von Ignatius, in Silber und Gold – der Heilige, gekleidet in ein prächtiges Messgewand, auf dem Edelsteine funkeln. Welch ein römisches Schauspiel!

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Die Macchina Barocca in voller Aktion: Das Altarbild fährt nach unten und die Statue von Sankt Ignatius erscheint.

So viel Pracht für einen Prediger von Armut und Bescheidenheit?

»Das ist schon wirklich beeindruckend«, sage ich zu Yamid, der während des zwanzigminütigen Spektakels neben mir auf der Kirchenbank gesessen hatte. »Aber ganz ehrlich – wollte Ignatius nicht genau das Gegenteil? Hat er nicht dem Prunk abgeschworen und stattdessen in Armut gelebt?« – »Ja, da gebe ich Dir total recht, Stefan«, antwortet er. »Aus heutiger Sicht ist so eine Präsentation eher befremdlich. Aber Du musst bedenken, dass diese Art der Verkündigung ein Kind ihrer Zeit ist – eine Inszenierung des Barock. Damit wollte man zwar erklären, aber gleichzeitig auch beeindrucken. Heute würden wir so eine Maschine ziemlich sicher nicht mehr bauen.« – »Aber was ist denn Euer heutiger Weg der Verkündigung?«, frage ich Yamid. »Wir helfen jungen Menschen bei ihrer Ausbildung. Wir haben viele soziale Projekte auf der ganzen Welt. Damit können wir viel mehr erreichen. Und zwar ganz im Sinne des Mottos, das da vorne auf Ignatius’ Sarg steht: Ad maiorem Dei gloriam.« Bei dieser Antwort beginnen Yamids fröhliche Augen zu strahlen.

Ob Ignatius mit der Barockmaschine einverstanden wäre? Da habe ich so meine Zweifel. Mit dem Jesuiten Yamid allerdings wäre er sicher mehr als glücklich.

Was?

Ein römisches Spektakel miterleben. Die Macchina Barocca mit ihrer 300 Jahre alten Mechanik lässt unter Pauken und Trompeten ein riesiges Altarbild im Boden verschwinden, während eine funkelnde Statue von Ignatius von Loyola zum Vorschein kommt. Der Gründer des Jesuitenordens ist im unteren Teil des Altars beigesetzt. 1622 wurde er zusammen mit Teresa von Ávila, Philipp Neri und Franz Xaver heiliggesprochen. Eine mumifizierte Armreliquie von Franz Xaver, Gefährte des Heiligen Ignatius und Mitbegründer des Jesuitenordens, befindet sich in der Kapelle genau gegenüber des Ignatiusaltars.

Wann?

Täglich um 17.30 Uhr beginnt die rund 20-minütige Präsentation. Es ist genügend Platz vorhanden, Sie müssen also nicht unbedingt vor der Anfangszeit erscheinen. (Sollten Sie aber, in Il Gesù gibt es viel zu bestaunen!) Der Eintritt ist frei.

Öffnungszeiten der Kirche
Heilige Messen
Öffnungszeiten der Privaträume des Heiligen Ignatius
Wo?

Chiesa del Santissimo Nome di Gesù all’Argentina, genannt Il Gesù (ausgesprochen »il Dschesú«), die Mutterkirche des Jesuitenordens. Eingang zur Kirche über eine Rampe rechts des Hauptportals.

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NICHT VERPASSEN

Das beeindruckende Deckenfresko »Triumph des Namens Jesu«, gemalt von Giovanni Battista Gaulli zwischen 1672 und 1685. Das Fresko täuscht eine Öffnung in der Kirchendecke vor, was deshalb so perfekt wirkt, weil einige Figuren über den Bilderrahmen hinausragen (>). Außerdem sehenswert: die Kapelle zum Heiligsten Herzen Jesu. Hier wird das Herz-Jesu-Bild von Pompeo Batoni im Original verehrt, das zum populärsten Bild der weltweiten Herz-Jesu-Volksfrömmigkeit wurde. Nicht verpassen sollten Sie außerdem das Bildnis der »Madonna della Strada«, der Schutzpatronin des Jesuitenordens – sie wurde 2003 auch zur Patronin der römischen Taxifahrer erkoren.

TIPPS
KUNST FOR FREE

Rom hat fantastische Museen, aber das Tolle ist: In dieser Stadt brauchen Sie oft gar kein Ticket, um großartige Kunst zu sehen, denn viele Meisterwerke befinden sich öffentlich zugänglich in Kirchen und lassen sich daher kostenlos bestaunen.

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NICHT VERPASSEN

In Rom gibt es viele Wohnräume von Heiligen. Nicht nur die Zimmer des Ignatius können besucht werden, auch die Räume des Heiligen Philipp Neri neben der Chiesa Nuova sind hochinteressant. Möchten Sie sehen, wie Mutter Teresa wohnte, wenn sie in Rom war? Die Heilige der Armen lebte mehr als bescheiden in einem winzigen Zimmer in der Nähe des Circus Maximus. Ihr Kloster war der ehemalige Hühnerstall des Kirchenkomplexes San Gregorio al Celio nebenan – sie sagte, das reiche ihr vollkommen. Die von Mutter Teresa gegründeten Missionarinnen der Nächstenliebe leben noch immer dort und sorgen sich täglich um Obdachlose.

Caravaggio in der Kirche der Franzosen

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Sehr zentral zwischen Piazza Navona und Pantheon gelegen befindet sich die französische Nationalkirche San Luigi dei Francesi. Sie beherbergt gleich drei (!) Meisterwerke von Caravaggio, darunter eines seiner berühmtesten Bilder – »Die Berufung des Heiligen Matthäus« von 1599/1600. Das Außergewöhnliche: Dieses Kunstwerk war eine kirchliche Auftragsarbeit und hängt in der Cappella Contarelli immer noch an genau jener Stelle, für die Caravaggio das beeindruckende Bild eigens erschuf.

Eine Heilige in höchster Verzückung

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Der Engel holt weit aus – in seiner rechten Hand hält er einen langen goldenen Pfeil, der die entrückte junge Frau gleich mitten ins Herz treffen wird: »Die Ekstase der Heiligen Teresa von Ávila« in der Kirche Santa Maria della Vittoria ist auf jeden Fall ein Hingucker. Als Gian Lorenzo Bernini im Jahre 1651 sein Kunstwerk der Öffentlichkeit übergab, schwankte die Resonanz zwischen Begeisterung und purer Ablehnung – allzu sinnlich und zweideutig sei die Darstellung der Heiligen. Was denken Sie? Besuchen Sie den Engel und die verzückte Heilige und urteilen Sie selbst! (Bild >)

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Ein Meisterwerk Michelangelos: Mose mit den Tafeln der Zehn Gebote unter dem Arm in der Kirche San Pietro in Vincoli.

Michelangelos Mose und die Psychoanalyse

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September 1901. Sigmund Freud kommt immer und immer wieder zu dieser Statue. Stundenlang, tagelang schaut er sie an. Ja, die imposante, 2,35 Meter hohe Skulptur des Mose in der Kirche San Pietro in Vincoli lädt zu Interpretationen ein: Warum hat Michelangelo dem Propheten Hörner aufgesetzt? War es wirklich nur ein Übertragungsfehler der hebräischen in die lateinische Bibel, indem das Wort »strahlend« als »gehörnt« übersetzt wurde? Fest steht: Dieser überlebensgroße Mose lässt niemanden unbeeindruckt, der vor ihm steht.