DÄMON

Der Oger starrte mich unter seiner hässlichen affenartigen Stirn an und wartete auf meine Antwort. Sein massiver Körper blockierte den Eingang von Club Nexus, und eine große Hand zuckte über der Waffe, die er an seinen fassartigen Brustkorb geschnallt hatte. Oger waren alles andere als subtil. Und was die Kleidung betraf, sah diese Kreatur wie ein Zuhälter aus. Der Stoff war billig und glänzend und reflektierte das Licht der einzigen funktionierenden Glühbirne auf dieser Straße.

„Forneus, Großmarquis der Hölle“, sagte ich und konzentrierte mich auf die kleinen Augen des Türstehers, um nicht von seinem entsetzlichen Modesinn geblendet zu werden.

Der Oger lehnte sich vorwärts, schnüffelte mit einer Nase von der Größe eines VW-Käfers und schnitt eine Grimasse. Unangenehmer Tölpel. Anscheinend mochte er das Aroma frischen Schwefels nicht. Natürlich könnte ich den Schwefelgeruch der Hölle übertönen, aber das würde ja keinen Spaß machen. Der Oger untersuchte mich von Kopf bis Fuß, jeden perfekt gekleideten Zentimeter.

„Hier kommen nicht viele Dämonenfürsten vorbei“, sagte er und hob seine massive Augenbraue an.

„Nein, wahrscheinlich nicht“, sagte ich. „Nicht angesichts der Hexe, die mit der Jägergilde zusammen für den sogenannten Frieden in der Stadt Harborsmouth sorgt.“

Der Oger spuckte und verfehlte meine Schuhe nur knapp. Jetzt musste ich eine Grimasse schneiden. Der Schwachkopf hatte entsetzliche Manieren. Einen Oger in einen billigen Anzug zu stecken macht noch keinen Gentleman aus ihm. Bevor die elende Kreatur weitere ekelhafte Substanzen spucken konnte, deutete ich auf die Tür und zwang mir ein Lächeln auf.

„Darf ich rein?“, fragte ich.

Ein Klemmbrett erschien wie aus dem Nichts, aber ich ließ mich davon nicht beeindrucken. Ich hatte den gleichen Trick seit Ewigkeiten bei Kunden verwendet. Ich tappte mit dem Fuß, wobei ich darauf achtete, den Schleimklumpen zu vermeiden, der fast so groß wie eine Katze war – vielleicht war das wirklich eine Katze – während der Oger seine magische Gästeliste durchsah.

Schließlich trat das enorme Feenwesen zur Seite und murmelte: „Sie können rein.“

Ich strich die Vorderseite meiner Weste glatt, zupfte an meinen Handschuhen und nahm meinen Spazierstock aus Ebenholz. Der Oger untersuchte das polierte Holz nicht und entdeckte deshalb nicht das im Stock verborgene Schwert, was auch besser so war. Waffen waren im Club nicht völlig verboten, nur unbefugtes Blutvergießen, aber ich behielt meine Geheimnisse gern für mich. Man kann nie wissen, ob man einen Trumpf im Ärmel gebrauchen kann, oder in diesem Fall in seiner Gehhilfe.

Zudem war die verborgene Klinge aus kaltem Eisen. Eisen war die Schwachstelle aller Feenwesen, da dessen Berührung sie machtlos werden ließ. Falls der Oger mein Schwert berühren wollte, stand ihm eine unangenehme Überraschung bevor.

Und die Hölle helfe einem Feenwesen, das mit kaltem Eisen durchstochen wurde. Das schöne Feenvolk mag zwar potenziell unsterblich sein, aber es ist nicht gegen einen schmerzhaften Tod gefeit. Ich grinste und schlenderte an dem Oger vorbei, in einen dunklen Gang und zu einer extravagant gestalteten Wendeltreppe, wo ich meinen Abstieg in den Abgrund übernatürlicher Freuden begann.

Von meinem Aussichtspunkt aus sah ich die entsetzliche Anzahl von Feenwesen, die unter mir einen höhlenartigen Raum bevölkerten. Obwohl ich selten dieses Etablissement mit meiner Anwesenheit beehre – mein letzter Besuch musste schon Jahre her sein – hatte sich in diesem lauten Nightclub nicht viel geändert. Unsterbliche wollen keine Veränderungen.

Unnatürliche Musik schwebte wie tanzende Geister durch die Luft und griff mit gespenstischen Fingern in dunkle Stellen, die man lieber vermeiden sollte. Ich biss die Zähne zusammen und unterdrückte den Impuls, im Rhythmus der misstönenden Musik mit den Stiefeln zu stampfen. Ich suchte im Raum nach der Frau, der ich hierher gefolgt war, und ein fremdartiges Gefühl der Vorahnung erfüllte mich.

Es war Jahrhunderte her, seit ein Mensch mein Interesse erweckt hatte, und noch länger seit jemand Gefühle der Lust und Begierde in mir erregte, aber die Frau, nach der meine Augen nun hektisch suchten, besaß zweifellos eine magnetische Anziehungskraft.

Jinx hatte Club Nexus mit Ivy Granger betreten, ihrer Freundin und Geschäftspartnerin. Granger war schon gefährlich genug als Begleiterin, aber es war fast selbstmörderisch von Jinx, in den Feen-Nightclub zu gehen. Sowohl Feenwesen als auch Vampire vergnügten sich gern mit attraktiven Menschen, und Jinx war eine absolute Schönheit.

Bei Luzifers spitzer Mistgabel, was dachte sich die Frau dabei?

Ich packte meinen Spazierstock ganz fest, bis meine Augen auf Jinx und ihre Freundin, die Detektivin für paranormale Fälle fiel, die an der Bar saßen. Ich eilte die Treppe hinunter und wurde erst langsamer, als ich die Tanzfläche überquerte. Ich leckte mir die Lippen, und ich zitterte vor Vorfreude.

Ich war hierher gekommen, um die Frau zu beschützen, aber jetzt, wo sie in meiner Nähe war, überkam mich der Drang, ihre Berührung zu spüren – selbst wenn ich mich mit einem Armbrustbolzen durch die Brust begnügen müsste. Eine behandschuhte Hand bewegte sich an meine Seite, wo ich kürzlich das spitze Ende eines Brieföffners gespürt hatte. Jinx war eindeutig ein resolutes Weibsbild.

Ich schlenderte zur Bar und lächelte, als Jinx meinen hungrigen Blick sah. Einen überraschten Moment lang war ihr Gesicht wie ein offenes Buch, und ihr Ausdruck ein Spiegelbild von meinem. Begehren brannte in ihren Augen, als sie gedankenverloren über die Armbrust an ihrer Schulter strich.

„Hallo, Liebling“, sagte ich und legte einen Arm um ihre Schulter. „Kann ich dir einen Drink kaufen?“

Meine Worte wurden plötzlich durch ein Messer am Hals unterbrochen. Ivy war vom Bestellen von Drinks zur Androhung von Gewalt übergegangen. Hätte Jinx das getan, wäre es attraktiv gewesen, aber da es ihre leuchtende Freundin war, wirkte die Geste unerträglich störend.

Es gab eine leichte Auseinandersetzung mit dem Sicherheitspersonal wegen der Anwendung von Gewalt – oder einem Verhalten, das zu Blutvergießen führen könnte, ohne dass die entsprechenden Formulare ausgefüllt worden waren (gähn) – aber schließlich befreite ich mich von Ivys Klinge und nahm meinen Arm von der Schulter von Jinx, wobei ich ihr einen Blick zuwarf, der eine weitere Runde später am Abend versprach. Wir waren noch nicht miteinander fertig, aber momentan genügte es mir, das nur zu beobachten. Es war vernünftiger, zu warten, bis sich Ivy beruhigt hatte und das Sicherheitspersonal das Interesse verlor.

Kein Problem. Ich konnte sehr, sehr geduldig sein.

Ich schlenderte von der Theke weg und setzte mich hin, um abzuwarten. Leider wurde meine Geduld durch das Erscheinen von Puck belohnt. Ich fluchte leise vor mich hin, und meine Hände zuckten zum Knopf, der das Schwert aus seiner hölzernen Scheide gleiten lassen würde. Was auch immer der Trickster mit Jinx vorhatte, konnte nichts Gutes sein. Ich drängte mich durch die Menge und hoffte, ihre Unterhaltung hören zu können.

Ich hielt mitten im Schritt an, und mein Kopf schnappte wie von einer unsichtbaren Hand geschlagen zurück, als Jinx das engelhaft aussehende Feenwesen auf die Tanzfläche führte. Wenn es umgekehrt gewesen wäre, hätte ich Pucks Hand abgehackt – egal, was dann passiert wäre – aber Jinx war hier die aggressive Person. Ich hoffte, dass sie lange genug leben würde, um diese fragwürdige Entscheidung zu bereuen.

Als Pucks Hände die vollen Hüften von Jinx berührten, musste ich kurz die Augen schließen und wegsehen. Ich hätte nie erwartet, dass ich diesen Trickster beneiden würde, aber momentan würde ich eine Menge dafür geben, mit dem räuberischen Schurken den Platz zu tauschen. Ich lief ruhelos hin und her und sammelte den Mut, meine Beobachtung fortzusetzen.

Als ich zurückblickte, sah ich, wie Jinx und Puck die Tanzfläche verließen und wieder zur Bar gingen. Ich folgte in einem vorsichtigen Abstand, da ich Puck gegenüber nicht meine Anwesenheit verraten wollte.

Dabei versuchte ich, mich nicht auf Pucks Hand zu konzentrieren, die besitzergreifend auf der Taille von Jinx ruhte. Ich wollte keine weiteren Gesten der Zuneigung von meinem Rivalen sehen, aber ich war hier, um Jinx zu schützen, und ich würde diese Pflicht erfüllen, auch wenn es mir noch so schwer fiel.

An der Theke schenkte Puck Jinx einen Drink ein, und ich atmete heftig aus, als ich sah, wie sich das weiße Pulver in ihrem Glas auflöste. Das war zu viel. Der Trickster wollte der Frau, die ich schützte, Drogen einflößen. Ich stürzte vorwärts und wollte Jinx das Glas aus der Hand schlagen, aber ich kam nie dazu.

Bevor ich die Theke erreichen konnte, hatte Ivy mit Jinx und Puck angestoßen und den Drink mit der Droge zu Boden gestoßen. Einen Moment später rutschte Ivy betrunken von ihrem Hocker und fiel zwischen der Alkoholpfütze und den Glassplittern hin.

Was zum Teufel war denn hier los?

Ich war mir nicht sicher, was Ivy vorhatte – hatte sie auch gemerkt, dass Puck Jinx eine Droge geben wollte? – aber ich kannte die Detektivin gut genug, um zu vermuten, dass die Betrunkenheit nur vorgetäuscht war. Die Freundin von Jinx war verklemmter als ein Puritaner in einem Bordell. Sie würde nie freiwillig genug Alkohol trinken, um die Beherrschung zu verlieren, vor allem nicht in einem Club voller Unsterblicher, die Jahrtausende an potenziellen alptraumhaften Visionen mit sich herum trugen.

Ich zupfte an meinen Handschuhen, und meine Grimasse wurde langsam durch ein Lächeln ersetzt. Ich wusste zwar nicht, was Ivy im Schilde führte, aber mir gefiel das bisherige Ergebnis. Puck verzog das Gesicht, und seine Hände hingen an der Seite und öffneten und schlossen, sich als ob er der Wisp-Prinzessin den Hals herumdrehen wollte. Na ja, so haben wir uns alle hin und wieder gefühlt, aber momentan war ich über ihre Aktionen recht glücklich. Alles, was den Trickster ärgerte, war ganz nach meinem Geschmack.

Ich sah, wie Puck Jinx verließ, von der Bar weg marschierte und zu einem Vampir ging, der am Rand der Tanzfläche wartete. Ich folgte ihnen in einem unauffälligen Abstand, wobei ich summte und meinen Spazierstock im Takt der Musik drehte, ein Bild der heiteren Ahnungslosigkeit. Er gab dem Vampir einen Schlüssel und eine kleine Tüte mit einem weißen Pulver und ging dann weiter.

Puck lief auf eine Tür an der Rückseite der Bar zu. Er sah sich verstohlen nach links und rechts um, holte seinen eigenen Schlüssel aus der Hosentasche und öffnete die Tür. Nach einem letzten Blick in den Raum schlüpfte das Feenwesen hinein.

Ich war neugierig geworden. Das Verhalten des Tricksters war überaus interessant. Puck hatte vielleicht Jinx hinters Licht geführt, aber ich wusste, wozu er fähig war. Wenn er sich in Hinterzimmer schlich, statt einer hübschen Frau Augen zu machen, egal wie ärgerlich ihre Freundin war, musste er etwas besonders Schlimmes planen. Wenn ich ihn vielleicht bei einer ruchlosen Tat ertappte, könnte ich dadurch Jinx überzeugen, sich von diesem Idioten fern zu halten.

Am Rand der Tanzfläche berührte mein Spazierstock eine imaginäre Unebenheit am Boden, und ich fiel in die Arme des Vampirs, dessen Begegnung mit Puck ich beobachtet hatte. Ich bürstete den Vampir ab, als ob ich Dämonenbakterien abwischen wollen, tastete ihn ab und stahl dabei seinen Schlüssel, wobei ich eine überschwängliche Entschuldigung murmelte.

Der Mann hob eine Hand, als ob er mich wegschubsen wollte, aber als ich Flammen in meinen Augen aufflackern ließ, hielt er inne. Es gibt nur eine Sache, die Vampire fürchten und das ist Feuer, da für die immer trockenen Untoten die Verbrennung eine echte Gefahr darstellt. Der nun ausreichend gedemütigte Vampir nahm meine Entschuldigung an und ich ging weiter, wobei ich beiläufig Pucks Weg durch den Raum folgte.

Ich näherte mich der Tür, durch die er gegangen war und war mir bewusste, dass Jinx mit Ivy am anderen Ende der Bar bleib. Da ihre beste Freundin ihr den Rücken deckte und Sir Torn, einer der neuen Verbündeten von Ivy in der Nähe war, war ich zuversichtlich, dass ich Jinx im Club lassen konnte, während ich Goodfellow verfolgte.

Da mich der Gedanke an Jinx ablenkte, hätte ich fast nicht bemerkt, dass ich nicht der einzige war, der Puck suchte. Ich hielt gerade noch rechtzeitig an und schlüpfte zwischen zwei herumsitzende Sukkubi, bevor einige Sekunden später ein Vampir in Cowboystiefeln mit seinem eigenen Schlüssel zur Tür stapfte. Als der Vampir die Tür aufschloss, rannte die große, schöne Fee, die als Bardame arbeitete, zu ihm hin. Ihre Arme waren voller schmutziger Handtücher und sie richtete ihre Augen nach unten, aber ich konnte sehen, dass sie eine hochgeborene Fee war.

Ich fragte mich, wie Puck eine adelige Fee dazu gebracht hatte, die niedrige Arbeit einer Bardame zu verrichten. So wie ich Puck kannte, steckte eine Gaunerei dahinter. Obwohl ich die Fähigkeiten des Tricksters kannte, war ich dennoch überrascht, dass er es geschafft hatte die Bar des Clubs unter seine Kontrolle zu bringen. Nach den Transaktionen zu schließen, die ich beobachtet hatte, war das für Puck sehr profitabel. Wenn er nicht hinter Jinx her wäre, hätte ich vielleicht sogar den Unternehmensgeist des Feenwesens bewundert.

Ich wartete geduldig, bis der Vampir und die Fee des Unseligen Hofes in den Hinterzimmern verschwunden war, bevor ich mich von den Sukkubi löste.

„Meine Damen“, sagte ich und nickte.

Die Sukkubi, von denen eine rabenschwarzes und die andere blondes Haar hatte, schmollten und räkelten sich katzenartig, um ihre verschiedenen Pluspunkte zu zeigen, aber ich war nicht interessiert. Sukkubi gibt es in der Hölle wie Sand am Meer, aber eine sture, schöne, gütige aber etwas gewalttätige Menschenfrau wie Jinx? Sie war wirklich ein seltenes Juwel.

Ich ließ die beiden Schmollmünder hinter mir und ging zum Ende der Bar. Als ich die Tür zu den hinteren Räumen erreichte, zog ich den gestohlenen Schlüssel aus meiner Tasche und versuchte, ihn ins Schlüsselloch zu stecken. Hatte ich mich bezüglich des Schlüssels getäuscht? Ich hob meine Augenbrauen und lehnte mich vor, um mir das widerspenstige Schloss genauer anzusehen. Aus der Nähe konnte ich erkennen, dass der Türknauf mit Raureif bedeckt und das Schlüsselloch voller Eis war.

Verdammt, die unselige Bardame musste ihren Eiszauber verwendet haben, um die Tür zu versiegeln. Ich biss wegen der Verzögerung die Zähne zusammen und zog den Handschuh von meiner rechten Hand. Ich verwendete eine winzige Menge an Magie, um eine kleine Flamme aus meinem Zeigefinger schießen zu lassen. Ich hatte das vorher schon als Partytrick benutzt, aber die Flamme war ebenso nützlich, um das Eis im Schloss zu schmelzen, wie zum Anzünden von Zigarren. Ich steckte den Handschuh in meine Westentasche und öffnete die Tür.

Ich bewegte mich schnell durch den Lagerraum direkt hinter der verschlossenen Tür und schlich eine Treppe hinunter, die zu einer Reihe von Kammern führte. Bald wurden Kisten und Weinregale durch Getränke ganz anderer Herkunft ersetzt.

Das untere Stockwerk stank nach Tod, und ich suchte den Keller mit meiner Magie nach Puck ab. Es war nicht schwierig, den Trickster zu finden. Meine Suche war sogar erfolgreicher, als ich erhofft hatte. Ich hatte ein Mittel gefunden, um Jinx von diesem Feenwesen fern zu halten. Ich hätte mich freuen sollen, aber stattdessen stieg Wut in mir auf, die ich entladen wollte.

Ich hatte in den verschiedenen Ebenen der Hölle zahllose Schrecken gesehen. Und es gab eine Zeit, als ich begeistert mitmachte. Aber mein Wunsch, Schmerzen zuzufügen und Furcht zu verbreiten, war vor vielen Jahrhunderten erloschen. Wenn ich jetzt das Leid verspürte, das in den Nebenräumen erlitten worden war, wurde mir schlecht. Ich hielt mir ein Taschentuch vor das Gesicht, um den ekelhaften Gestank von Blut, Exkrement und Gedärmen zu unterdrücken.

Aufgrund der Details, die ich mit meiner magischen Suche entdeckt hatte und meiner Beobachtungen im Club nebenan, wurde mir Pucks neues Geschäftsmodell sofort klar. Er hatte seine Position als Manager des Nightclubs dazu benutzt, Zugang zu den Lagerräumen und Kellern zu erhalten und hatte diese Räume in eine schreckliche Lasterhöhle verwandelt. Er hatte ein Bordell für Vampire und andere verkommene Wesen eingerichtet, die ihre Opfer foltern wollen, bevor sie ihren Hunger stillten.

Ich war etwas überrascht, dass mich schon der Gedanke daran mit Abscheu füllte. Vielleicht lag das daran, dass Jinx sich nicht so sehr von den Menschen unterschied, die betäubt, gefoltert, blutend oder tot dort in den Räumen lagen.

Und Puck hatte sogar versucht, Jinx heute Abend Drogen einzuflößen.

Dieser Fehler würde das Ende des Tricksters bedeuten, und Puck würde teuer dafür bezahlen. Ich packte meinen Spazierstock in einer Faust, deren Knöchel weiß hervorstanden, und meine nicht behandschuhte Hand hinterließ Brandspuren auf dem polierten Holz.

Ich schloss die Augen und atmete tief den Geruch von verbranntem Holz und Blut ein. Dann wendete ich meine Aufmerksamkeit den Ley-Linien zu, die um mich herum zusammenflossen. Club Nexus lag an einem magischen Schnittpunkt, wo sich mächtige Ley-Linien trafen, eine Tatsache, die ich jetzt als glücklichen Zufall betrachtete.

Ich berührte die summenden Fäden in der Nähe und lächelte. Die waren genau richtig. Ich berührte geistig zwei Ley-Linien und keuchte, als die Energie in meinen Körper sprang. Es war, als ob man in ein stromführendes Kabel biss, während man einen Orgasmus erlebte. Ein fleischlicher Körper, selbst der eines Dämons, konnte so etwas nicht lange aushalten. Ich absorbierte eine beträchtliche Menge an Energie und ließ dann die Linie mit einem keuchenden Seufzer los.

Ich öffnete die Augen und war nicht überrascht, dass blutrote Flammen an meinen Fingern und am Schwertstock entlang flackerten. Ich hatte viel aus den Ley-Linien gezogen und hatte enorme Energie gespeichert. Jetzt musste sich diese Energie irgendwo entladen.

Meine Hand griff den Stock fester und ich begrüßte die Hitze, die in mir aufwallte. Puck hatte sich die falsche Menschenfrau als potenzielles Opfer ausgesucht. Ich hob mein Kinn, streckte die Brust raus und trat in den nächsten Raum.

Dieser war schwach beleuchtet, aber ich konnte sehen, dass der Vampir in den Nebenraum gegangen war, wo er sich enorm amüsierte, nach den Schreien und dem Wimmern zu schließen. Ich konzentrierte mich auf den einen Mann, der noch im Zimmer war. Ich würde mich um den Vampir und ähnliche Wesen kümmern, aber erst wollte ich Jinx schützen, indem ich genau herausfand, was für schmutzige Pläne Puck hatte. Ich grinste, und eine kleine Flamme und das Summen kaum unterdrückter Energie tanzten an meinen Lippen entlang.

Die Ursache meiner Wut stand direkt vor mir.

„Ah, Puck“, sagte ich und hob eine Augenbraue an, während ich so tat, als ob ich mir meine Umgebung ansah. „Ich dachte mir, dass du wieder deine alten Streiche spielst. Jetzt lieferst du den Blutsaugern Getränke, wie ich sehe.“

„Jeder hat seine Bedürfnisse“, sagte Puck und zuckte mit den Achseln. Das Feenwesen grinste, aber in seinen berechnenden Augen war kein Anzeichen von Heiterkeit zu sehen. „Und die Untoten haben viel Geld. Man kann es ja einem Mann nicht vorwerfen, dass er seinen Lebensunterhalt verdienen will.“

Ich hielt ein Taschentuch vor meine Nase und schnitt eine Grimasse, wobei ich den Griff des Schwertstocks in der rechten Hand behielt. Aus einem Nebenraum war ein schwaches, rasselndes Wimmern zu hören, und ich eilte weiter. Vampire konnten sich schnell bewegen, und es klang, als ob der Südstaaten-Vampir sich nicht zurückhalten wollte.

Wenn ich mein Geschäft mit Puck nicht schnell erledigt, wäre der menschlichen Quelle dieser Schreie bald nicht mehr zu helfen. Ich stellte mir vor, wie ein Vampir seine Fangzähne in blasse Haut schlug, die mit einer vertrauten tätowierten Rose verziert war, und diese Vorstellung kombinierte sich mit dem Geräusch des schmerzhaften Wimmerns. Mein Blut wallte auf.

„Aber ich werfe es dir zweifellos vor“, sagte ich. „Du hast eine Person, die mir viel bedeutet, in Gefahr gebracht, und ich werde mich auf passende Weise rächen.“

„Komm schon, Forneus“, sagte Puck und breitete seine Hände aus. „Ich bin mir sicher, dass wir uns gütlich einigen können.“

Ich schüttelte den Kopf.

„Ich glaube, dass es für Verhandlungen zu spät ist“, sagte ich und warf das Taschentuch über meine Schulter. Ich nahm den Stock in die linke Hand und hob meine rechte, wobei ich Flammen aus meinen Fingern züngeln ließ. „Weißt du Puck, es gibt erschwerende Umstände, durch die deine Taten mich persönlich beleidigt haben. Aber vielleicht könnten wir uns in diesem Prozess auf etwas einigen, wenn du darum bittest.“

Es würde mir reichen, wenn der Trickster mir genug Informationen gab und heftig bettelte.

„Spielst du dich jetzt als Richter, Geschworene und Henker auf?“, fragte er. „Das passt nicht zu dir, Forneus. Verdammt, ich hätte ja nicht gedacht, dass du den Mut dazu hast. Schön für dich.“

Als Puck das sagte, blickte er mir in die Augen, aber seine Hand glitt auf seine Tasche zu. Ganz gleich, ob er eine Waffe ziehen oder um Verstärkung rufen wollte, war unsere Diskussion offensichtlich vorbei. Ich begann, mein Handgelenk zu bewegen, um eine Flamme auf die wandernde Hand des Tricksters zu schleudern, unterbrach das aber, als etwas an meiner Schulter vorbei flog.

Ich hatte mich so auf die vor mir konzentriert, die ich verfolgte, dass ich nicht darauf geachtet hatte, was sich von hinten näherte.

Ich wirbelte herum und sah gerade noch, wie eine wütende blauhäutige Fee sich auf Puck stürzte. Der Trickster riss den Kopf hoch und seine Augen weiteten sich, als ein juwelenbesetzter Dolch auf seine Brust herab kam. Die Feenfrau, die Bardame des Clubs, wenn ich mich nicht irrte, wollte den Trickster offensichtlich töten. Das konnte ich ihr nicht verübeln. Der jungenhaft wirkende Mann hatte die entsetzliche Angewohnheit, alle zu betrügen, denen er begegnete.

In einem Regenbogen schimmernder Juwelen bewegte sich die Waffe nach unten, wurde aber angehalten, als eine unklar erkennbare staubige Gestalt mit Fangzähnen dazwischen trat. Der Südstaaten-Vampir fletschte die Zähne, packte den Arm der Bardame und riss ihn an der Schulter ab. Blut spritzte aus der zackigen Wunde und machte eine Riesensauerei, aber das Eingreifen des Vampirs hatte seinen Zweck erfüllt. Puck war unversehrt, allerdings traf das nicht auf seine Kleidung zu.

Leider versetzte das viele Blut den Vampir in einen Blutrausch. Seine Fangzähne verlängerten sich, und er verbiss sich mit einem Knurren in den Hals der Frau.

„Sofort aufhören!“, verlangte ich. „Puck, das ist zu weit gegangen. Sie ist eine Fee, aus deinem eigenen Volk.“

Puck legte den Kopf zurück und lachte.

„Aus meinem Volk?“, fragte er. Er trat näher an die Stelle heran, wo der Vampir die verwundete Feenfrau aussaugte. „Sie ist vom Unseligen Hof, aus Mabs Brut. Die muss man nicht retten.“

„Das verstößt gegen die Clubregeln und das Vampirgesetz“, sagte ich und versuchte ein letztes Mal an die Vernunft zu appellieren. „Höre mit deinen verdammten Spielchen auf.“

„Nein, Forneus, ich habe zu viel Spaß, als dass ich meinen kleinen Beißclub schließen würde“, sagte Puck. „Unsere Aktivitäten sind profitabel und bieten der Vampirgemeinschaft dringend benötigte Dienste. Stimmt das nicht, Cyrus?“

Der Vampir hielt inne, als er seinen Namen hörte, aber bald saugte er wieder am Hals der Fee und hielt sie in einer Parodie der Umarmung eines Liebhabers aufrecht. Aufgrund der blauen Haut der Winterfee war es schwierig festzustellen, ob sie noch lebte, aber der Blutverlust durch den abgerissenen Arm und den Vampir, der wie eine aufgedunsene Zecke an ihrem Hals hing, würden sie sowieso bald töten. Das musste aufhören.

Ich bewegte wieder mein Handgelenk, und die Feenfrau mischte sich wieder ein. Silber blinkte im Halbdunkel auf, eine blaue Hand stieß nach oben und traf Puck in den Brustkorb. Die provisorische Waffe, ein Eispickel, wenn ich mich nicht irrte, wurde tief hinein getrieben, und die Fee lächelte.

Offenbar war die Frau immer noch am Leben.

„Ich habe deinen Auftrag erfüllt, meine Königin“, keuchte sie.

Ich hatte keine Zeit, über diese Worte nachzudenken, aber ich plante, das genauer zu untersuchen, sobald sich die Gelegenheit bot. Ob Mab sich in der Welt der Sterblichen aufhielt, war ein wissenswertes Detail.

Puck fiel zu Boden, und der Eispickel ragte wie eine Fahnenstange aus seiner Brust. Angesichts des anscheinenden Todes von Puck schrie der Vampir und schlug nach der Kleidung der Feenfrau. Ich schüttelte den Kopf und verzog das Gesicht, als Haut und Stoff zu blutigen Streifen wurden.

„Du solltest wirklich nicht mit deinem Essen spielen“, sagte ich. „Das entspricht nicht den guten Manieren.“

Flammen tanzten an meinen Fingern entlang, und ich streckte meinen Arm zum Vampir aus. Feuer war eine der wenigen Methoden, mit denen man mit den Untoten fertig werden konnte, und davon hatte ich genug.

Ich bemerkte ein heftiges Atmen und roch gleichzeitig den einzigartigen Duft von Jinx. Sie rannte in den Raum und hielt eine geladene Armbrust im Anschlag. Sie zielte damit auf mich, zitterte aber, als sie die entsetzliche Szene sah.

Was zum Teufel?

„Weg vom Mädchen, du Schwein“, sagte sie und richtete ihre Waffe nun auf den Vampir.

Cyrus ließ den ausgesaugten Körper der Fee los und warf ihn wie einen Müllsack weg. Jinx erbleichte, als sie das blutverschmierte Gesicht des Vampirs sah, aber sie richtete ihre Augen auf sein blutiges Kinn – schlaues Mädchen. Sie war zwar impulsiv, aber wenigstens wusste sie, dass man dem hypnotischen Blick eines Vampirs ausweichen sollte.

Ich wäre über ihr überraschendes Erscheinen froh gewesen, wenn sie sich nicht in so große Gefahr begeben hätte. Eine Waffe, vor allem eine, die spitze Objekte abfeuerte, auf ein Monster im Blutrausch zu richten, wurde generell nicht als eine sehr kluge Vorgehensweise betrachtet. Es sei denn, man feuerte, ohne zu zögern.

„Darf ich vorschlagen, dass du zur Seite trittst?“, fragte ich und hoffte, dass sie meinem Rat folgen würde. Jinx stand mir direkt im Weg. Ich konnte nicht meine Flammen schleudern, ohne sie zu gefährden.

Der Vampir Cyrus blieb völlig still und bewertete die Lage mit geneigtem Kopf. Solange Jinx keine Armee von Jägern als Rückendeckung dabei hatte, ging uns allmählich die Zeit aus. Bald würde der Vampir merken, dass wir, mit Ausnahme eines Kellers voller Leichen, ganz allein waren. Ich konnte das Feuer nicht als Waffe einsetzen, ohne Jinx zu treffen, und sie stand zu nahe am Vampir, um mehr als einen Schuss mit der Armbrust abzugeben.

Das machte Jinx zu einer leichten Beute.

Der Vampir knurrte und bewegte sich so schnell auf Jinx zu, dass er verschwommen wirkte, wobei er die rasiermesserscharfen Fingerspitzen wie Klauen ausstreckte. Ich wirbelte nach rechts und stürzte vorwärts, um den Vampir abzufangen, bevor er sein Ziel erreichte.

Ich hörte das Schnalzen einer Bogensehne, und eine Sekunde später erschien ein Fleck auf der Brust des Vampirs. Es war ein bewundernswerter Schuss, und der Bolzen traf direkt ins Herz, aber anscheinend war er nicht aus Holz. Der Vampir bewegte sich weiter vorwärts.

Mit klopfendem Herzen sprang ich, schob Jinx zur Seite und rammte meinen Spazierstock in die Brust des Vampirs. In diesem Fall war der Spazierstock wirksamer als das darin verborgene Schwert. Ein hölzerner Pflock, oder in diesem Fall ein Spazierstock, verursacht eine Lähmung, wenn er durch das Herz eines Vampirs getrieben wird. Mein Schwert hätte diese Kreatur nur wütend gemacht.

Jetzt war der Vampir wie ein gespenstisches Insekt an den Boden genagelt. Ich hatte keine Ahnung, was ich mit ihm anfangen sollte, aber diese Entscheidung konnte warten. Cyrus würde in nächster Zeit nirgendwo hin gehen. Der Vampir steckte fest.

Stattdessen eilte ich zu Jinx, die sich in der Nähe gegen eine Wand lehnte. Ich schob sie so sanft ich konnte vom Vampir weg, aber ich war ein Dämon, der vom Summen der enormen Macht der Ley-Linien erfüllt war. Jinx war stark, aber sie war nur ein Mensch. Ich hoffte, dass sie keine ernsthafte Verletzung erlitten hatte, während ich ihren Gegner erledigte.

„Alles in Ordnung?“, fragte ich.

Jinx schüttelte den Kopf, lächelte wehmütig und schob sich von der Wand weg.

„Ja, alles in Ordnung“, sagte sie. Sie deutete auf die Leiche der Fee zu unseren Füßen. „Aber das kann ich bei ihr nicht sagen. Wir müssen sie in ein Krankenhaus bringen.“

Der Feenfrau konnte kein Krankenhaus mehr helfen. Ich hatte den Moment bemerkt, in dem ihr Herz zu schlagen aufhörte, aber ich tat so, als ob ich ihren Puls überprüfen würde. Ich wollte Jinx nicht daran erinnern, wie sehr wir uns unterschieden. Ich könnte ihr in einer späteren Unterhaltung davon erzählen, dass ich es fühlte, wenn eine Seele das Fleisch hinter sich ließ – falls es eine spätere gab. Ich hoffte nur, dass sie gemerkt hatte, dass ich mit Pucks Blutsport nichts zu tun hatte.

„Tut mir leid, meine Liebe“, sagte ich. „Sie ist tot.“

Das Gesicht von Jinx zeigte kurz ihren Schmerz, aber dann unterdrückte sie das. Sie nickte und sah sich die grausige Szene weiter an.

„Und er?“, fragte sie und deutete auf den Vampir, der durch meinen Spazierstock festgehalten wurde.

„Oh, er lebt durchaus noch ... wenn eine untote Kreatur je wirklich lebt“, sagte ich und ging auf den Vampir zu.

Ich roch die Schichten des Todes an ihm. Der hier hatte Hunderte von Leben genommen und das genossen.

„Du warst sehr ungezogen“, sagte ich und starrte auf den Vampir hinab. „Ich bin mir sicher, dass der Vampirrat von deiner arrogante Missachtung der Gesetze hören will.“

Seine Augen blickten kurz zu einer offenen Tür, und ich sah ein junges Mädchen an der Wand hängen, dessen Handgelenke an den Stein gekettet waren. Fleischstreifen hingen von dem nackten Körper herab, der neben einem Tisch mit scharfen Instrumenten hing. Das Mädchen war gefoltert worden, und dann hatte er sein Blut ausgesaugt.

Ich verzog das Gesicht, ging steif zu dem Raum und schloss seine Tür. Dem Mädchen konnte man nicht mehr helfen, da es bereits tot war, aber vielleicht konnte ich verhindern, dass Jinx diese schreckliche Szene sah.

„Ja, der Rat wird wirklich sehr daran interessiert sein“, sagte ich. „Leider wird er nicht die Gelegenheit haben, dich für deine Verbrechen zu bestrafen.“

Flammen tanzten an meinen Fingern entlang, als ich zur Stelle ging, wo der Vampir von meinem Spazierstock aufgespießt lag.

„Grüße Luzifer von mir“, sagte ich und verzog meine Lippen zu einem Grinsen. „Ich bin mir sicher, dass ihr bald gute Bekannte sein werdet.“

Ich zog meinen Spazierstock aus dem Herzen des Vampirs und legte eine feurige Hand auf seinen Brustkorb. Der Vampir brannte sofort und wurde innerhalb von Sekunden zu Asche.

Ich stand auf, wischte Staub und Asche von meiner Hand, nahm den Handschuh aus meiner Westentasche und zog ihn an. Ich nahm mir Zeit und fürchtete mich vor dem Urteil, das in den Augen von Jinx auf mich wartete. Ich hatte mich entschlossen, den Vampir zu erledigen, als ich seine Ekstase in dem Raum roch, wo das gefolterte Mädchen noch hing. Ein wilder Vampir würde sich nie bessern und im Laufe der Zeit nur noch perverser werden, aber Jinx wusste das vielleicht nicht. Sie hatte lediglich gesehen, wie ein Dämon einen Mann lebendigen Leibes verbrannte.

Wie konnte sie mich akzeptieren, nachdem sie eine so entsetzliche Szene erlebt hatte?

Ich seufzte und fuhr mir mit den Fingern durchs Haar. Na ja, ich sollte das wohl besser hinter mich bringen, dachte ich grimmig. Ich setzte ein Lächeln auf und drehte mich schnell um. Ich hoffte, die Situation herunterzuspielen, aber Jinx sah mich weder voller Abscheu an, noch stand sie händeringend da. Ich entspannte mich, als langsam ein Lächeln auf ihrem Gesicht erschien.

„Danke“, sagte sie.

Jinx trat zwischen meine Arme und neigte ihren Kopf zurück, so dass sie mir in die Augen blicken konnte.

„Wofür?“, fragte ich verblüfft. Diesmal wusste ich, der große Forneus, Großmarquis der Hölle, nicht was ich sagen sollte.

„Weil du diese Kreatur getötet hast, weil du dich um mich kümmerst, weil du mein Leben gerettet hast“, sagte sie.

Jinx berührte mein Gesicht, und dann fuhren ihre Finger an meinen Lippen, meinem Kiefer und meinem Hals entlang. Ihre zögernde Berührung war qualvoll zärtlich. Ich atmete tief ein und wagte nicht mich zu bewegen, da dies den Bann brechen könnte, jetzt wo sich mein innigster Wunsch erfüllt hatte.

Sie hob eine Augenbraue an, und ich bemühte mich, eine passende Antwort zu finden. Aber mein Körper wollte nicht mit Worten antworten.

„Ich stehe dir stets zu Diensten“, sagte ich leise und lehnte mich näher heran. „Wenn du mich haben willst.“

Jinx stellte sich auf Zehenspitzen, was den Abstand zwischen uns schloss.

„Ja, Forneus, das will ich“, sagte sie und berührte meine Lippen mit ihren.

Ich stöhnte, als sie ihren Kopf neigte und ihr Mund schräg auf meinen kam. Ich strich mit meinen Händen über ihre nackten Schultern, und meine Finger verfolgten ihre Tätowierungen. Dann bewegten sie sich über ihren Rücken nach unten und zogen sie näher an mich heran. Ihre Lippen öffneten sich und unser Kuss wurde inniger. Oh, großer Luzifer, ja! Ich könnte eine Ewigkeit damit verbringen, Jinx zu küssen.

Leider wählten ihre Freunde diesen Moment, um uns zu unterbrechen.

Ivy und Torn rannten in den Raum, riefen nach Jinx und schwenkten Waffen. Als Jinx und ich uns voneinander lösten – wahrscheinlich mit glasigen Augen und erröteter Haut – sahen ihre Freunde die am Boden liegenden Körper von Puck, der unseligen Bardame und den vampirförmigen Aschehaufen.

Ivys Augen blickten sich im Raum um und landeten schließlich bei ihrer Freundin.

„Alles in Ordnung?“, fragte Ivy.

Jinx blinzelte und nickte langsam.

„Ja, alles in Ordnung“, sagte sie. „Das habe ich Forneus zu verdanken. Du hast bezüglich Puck recht gehabt. Der Mann war ein Arschloch. Ich habe nicht alle Details herausgefunden, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass er Mädchen Drogen gegeben hat und sie dann an ekelhafte Vampire verkauft hat, die sich an Folterungen aufgeilen.“ Sie biss sich auf die Lippen und blickte mich kurz an. „Ich habe das Mädchen ... im anderen Raum hängen sehen, aber ich muss anerkennen, was du tun wolltest.“

Ah, ich war bei meinem Versuch, die Schreckensszene des gefolterten Mädchens hinter der Tür zu verbergen, also nicht schnell genug gewesen. Jinx war hart im Nehmen – das war eine der vielen Eigenschaften, die mir an ihr so gefielen – aber ich hatte gehofft, ich könnte ihr diesen einen Alptraum ersparen.

„Wenn ich nur früher gekommen wäre“, sagte ich. „Ich hätte lieber das Mädchen gerettet, damit du nicht so schreckliche Dinge sehen musst.“

Sie drückte meine Hand leicht und sah zu mir hoch. Ich wollte sie zu mir ziehen, aber ich erhielt nie die Gelegenheit dazu.

Puck sprang wie eine Katze mit neun Leben hoch und warf sich von hinten auf Jinx. Wir hatten einen schrecklichen Fehler gemacht, denn der Trickster war nicht tot, sondern nur verwundet. Ich hätte mit meiner Dämonen-Magie seinen Körper nach einer Seele absuchen sollen, aber ich hatte nicht aufgepasst – und jetzt war der Trickster bewaffnet.

Er hatte den Eispickel aus seiner Brust gezogen und den juwelenbesetzten Dolch aus der leblosen Hand der unseligen Fee genommen. Der amputierte Arm, der den Dolch gehalten hatte, war vom Vampir zur Seite geworfen worden, und ich hatte nicht auf ihn geachtet.

Wenn Jinx etwas passierte, wäre das meine Schuld, weil ich nicht gründlich genug gewesen war. Bei Luzifer, ich hätte Pucks Körper auf Lebenszeichen untersuchen sollen, aber meine eigenen Begierden hatten mich zu sehr abgelenkt. Ich hatte dem Trickster die perfekte Gelegenheit geboten, sich zu rächen.

Ivy und Torn waren offensichtlich zu der gleichen Schlussfolgerung gekommen.

Ich sah die Details der Situation mit schmerzlicher Klarheit. Ivys Gesicht erbleichte, und ihre Haut begann zu leuchten. Ihre unverbrauchte magische Energie ließ ihr Haar um ihren Kopf herumwirbeln, aber die Wisp-Prinzessin hatte noch nicht gelernt, wie sie die Kräfte einsetzen konnte, die sie von ihrem Feenvater geerbt hatte.

Sie war aber ziemlich gut, was das Stechen, Schneiden und Prügeln betraf.

Wurfmesser glitten aus Futteralen an ihrem Unterarm in ihre Hand, aber aus diesem Winkel würde sie eher Jinx als Puck treffen. Sie begann, sich seitlich zu bewegen, aber sie würde nie schnell genug sein, selbst mit Wisp-Kräften.

Torn drehte sich in einem Flankierungsmanöver – ein wilder Schatten mit der Geschwindigkeit eines Gepards – aber er war zu weit weg im Raum. Der Angriff des Katzen-Sidhe würde zu spät kommen. Es gab nur eine Person, die Jinx retten konnte, und das war ich.

Jinx riss die Augen auf, als Puck ihr Haar packte und ihren Kopf rückwärts riss, so dass ihre Kehle ungeschützt war. Der juwelenbesetzte Griff eines Dolchs blitzte im Wisp-Licht auf, und ich wusste genau, dass Puck ihr die Kehle durchschneiden wollte. Mein Mund wurde trocken, aber ich ignorierte diese physiologischen Ablenkungen. Mich konnte keine Angst ergreifen.

Ich war ein Dämon.

Feuer brannte in meinen Adern wie ein heißes Fieber, aber ich unterwarf es streng meinem Willen. Ich konnte es nicht riskieren, Jinx durch Flammenstrahlen zu verletzen. Nein, ich würde meinen Angriff präzise und methodisch ausführen müssen.

In einer Mikrosekunde hatte ich das optimale Vorgehen identifiziert. Meine Finger waren noch mit ihren verschränkt, und als Pucks Klinge in einem Bogen auf den Hals von Jinx zukam, stieß ich sie aus Pucks Griff nach vorn. Ich zuckte zusammen, als ich das Geräusch von Haaren hörte, die aus dem Fleisch gerissen wurden, und ich hoffte, dass Jinx mir später vergeben würde – falls es ein später gab.

In all den Jahrhunderten meiner Existenz hatte ich mich nie so darüber gesorgt, was die Zukunft bringen könnte. Seltsam, wie eine Person alles auf den Kopf stellen konnte.

Puck hielt immer noch ein Büschel der Haare von Jinx und schwang seine Klinge nach unten, als ich mit einer schnellen Handbewegung Jinx zu Torn hin schleuderte. Die beiden fielen mit einem schrecklichen Krachen zu Boden. Wenn das alles vorbei war, würde Jinx wahrscheinlich Prellungen und möglicherweise eine Gehirnerschütterung haben, abgesehen von dem blutigen Fleck an ihrer Kopfhaut, aber es war wichtiger, ihr Leben zu retten. Ich hoffte, dass ihre Freunde Erste Hilfe leisten konnten. Ich konnte keinen Blick riskieren, um nach ihrer Gesundheit zu sehen.

Ich musste ein Feenwesen töten.

Da Jinx nun außer Gefahr war, entfernte ich die starren geistigen Barrieren zwischen mir und der Hölle. Diesmal reichte die Macht der Ley-Linien nicht aus. Ich musste sicherstellen, dass Puck diese Nacht nicht überleben würde. Ich würde den Trickster nicht erneut unterschätzen. Als die geistigen Mauern verschwanden, erfüllten die Schreie der Verdammten mein Bewusstsein. Ich wischte die Echos ihrer Qualen zur Seite und griff nach der Macht, die mein Geburtsrecht war.

Eine derartige Macht anzuzapfen hatte seine Folgen. Hörner sprangen aus meinem Kopf und bohrten sich schmerzhaft durch meine Kopfhaut, und lederartige Flügel rissen sich durch meinen Rücken und meine Kleidung und ruinierten eine schöne Weste. Meine gespaltenen Hufe erzeugten Funken, als sie auf den Steinboden des Kellers auftrafen, und ich blickte mit glühenden Augen auf Puck hinab.

Das alles ereignete sich in weniger als einer Sekunde, aber das Grinsen war von Pucks Gesicht verschwunden, und Furcht wuchs hinter seinen größer werdenden Augen. Ich wagte es nicht, die anderen im Raum anzublicken. Ich hoffte, dass Jinx mich nicht nach meiner bedauernswerten körperlichen Verwandlung beurteilen würde. Das war nicht unbedingt, wie ich mir unser erstes Date vorgestellt hatte.

Und hoffentlich würden ihre Freunde keine kleine Dämonenjagd durchführen. Die Detektivin für paranormale Fälle und ich hatten eine für beide nützliche Abmachung, aber sie hatte mich nie in dieser Gestalt gesehen. Ivy war als Mensch erzogen worden, und sie hatte menschliches Blut in ihren Adern, und Menschen haben eine instinktive Abneigung vor Ausgeburten der Hölle.

Ich war mit einer unermesslichen Menge roher Macht erfüllt, aber diese Gestalt war auf de sterblichen Ebene verwundbar. Wenn Ivy mir jetzt einen Dolchstoß in den Rücken versetzt, würde ich einen wahren Tod sterben.

Wenigstens hatte ich diesen Kuss gehabt. Mit der Erinnerung an diesen Kuss frisch auf seinen Lippen könnte ein Dämon glücklich sterben.

Weil wir vom Sterben sprachen: Puck lebte noch. Ich hatte ihn gedankenverloren gepackt und hielt ihn fest. Jetzt blickte ich ihm in die Augen und schüttelte meinen Kopf.

„Ich habe dich gewarnt, Trickster“, sagte ich. „Ich habe dir gesagt, dass du die Leute in Ruhe lassen sollst, die mir etwas bedeuten. Du warst ein Narr, meine Warnung zu ignorieren.“

Die Seelen der verdammten füllten meinen Kopf, und ich drängte ihre verzweifelten Schreie durch meine Adern und durch meine Hände – und in Puck hinein. Er schrie mit offenem Mund und verzerrtem Gesicht, als die Verdammten ihn von innen her verzehrten. Flammen erschienen auf seiner Haut und verkohlte Löcher bildeten schwarze Krater. In wenigen Sekunden hatten die hungrigen Seelen ihn ihrer Armee hinzugefügt. Der fleischliche Körper Pucks zerfiel zu Asche, und die Seelen der Verdammten verschwanden in den Steinboden und kehrten zur Hölle zurück.

Ich stolperte und hielt mir den Kopf, wobei ich die Augen schloss, um den sich drehenden Raum nicht sehen zu müssen. Meine Finger berührten die warme, glatte Oberfläche meiner Hörner, und ich seufzte. Es war an der Zeit, wieder die Gestalt anzunehmen, die ich als meine richtige betrachtete – die Gestalt, die Jinx vielleicht eines Tages lieben könnte.

Schließlich hatte es den Kuss gegeben.

Jinx hatte schließlich ihre Gefühle für mich offenbart, aber es half unserer neuen Beziehung nichts, wenn ich weiterhin Flügel, Hörner und gespaltene Hufe hatte. Ich atmete tief ein und konzentrierte meinen Willen darauf, die Mauern um die Höllenglut wieder aufzubauen, die jeder Dämon in sich trägt. Nach einigen Minuten, die sich wie eine Ewigkeit anfühlten, öffnete ich wieder die Augen.

Meine Kleidung war zerfetzt und ich hatte einen Schuh verloren, aber ich war wieder normal geworden. Ich war wieder der elegante Verehrer von Jinx, und er war Zeit für unser emotionales Wiedersehen. Ich wendete mich Ivy und Torn zu, die über dem gestürzten Körper von Jinx standen.

„Ist sie ...?“, fragte ich.

Ich berührte sie mit meiner Magie und konnte die Wärme der Seele von Jinx spüren. Sie hatte uns noch nicht verlassen.

„Sie lebt“, sagte Torn und wischte ein einzelnes Haar aus dem blassen Gesicht von Jinx. „Für einen Menschen ist sie erstaunlich kämpferisch.“

Der Herr der Katzen-Sidhe blickte Jinx mit solch offener Neugier an, dass ich meine Hände in die Taschen stecken musste, damit ich ihn nicht erwürgte. Wenn Torn einen Selbsterhaltungstrieb besaß, würde er seinen Abstand von Jinx halten. Neugier ist der Katze Tod, wie es so schön heißt.

„Kopfwunde“, sagte Ivy. „Wir bringen sie zum Emporium. Ich will, dass sich Kaye ihre Wunden ansieht.“

Madame Kaye mochte keine Dämonen, und sie war eine mächtige Hexe. Ihr okkulter Laden würde starke Schutzzauber besitzen. Sie wollten Jinx an einen Ort bringen, den ich nicht betreten konnte. Das verursachte ein hohles Gefühl in meinem Bauch, dessen Bedeutung ich noch nicht definieren wollte.

„Dann lasst mich helfen“, sagte ich und trat vor. „Darf ich ...“

Ivy hielt eine behandschuhte Hand hoch und schüttelte den Kopf.

„Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee wäre“, sagte sie. „Torn und ich übernehmen den Rest. Außerdem würde Kaye dich lieber in einem Kreis fangen oder dich in die Hölle zurückschleudern, als dass sie zulassen würde, dass du ihre Schwelle überschreitest.“

„Ja, natürlich“, sagte ich und ließ meine Arme an der Seite herabhängen. „Ihr habt anscheinend alles unter Kontrolle.“

Ich biss die Innenseite meiner Wange, als Torn Jinx in seine Arme hob. Ich musste mich beherrschen, um den Mann nicht zu erwürgen. Jinx hätte an meiner Brust schlafen sollen, nicht an der mit Knochen und Pelz dekorierten Lederweste des skrupellosen Katzen-Sidhe.

„Das haben wir“, sagte sie und deutete auf die Leichen auf dem Boden. „Warum kümmerst du dich nicht um diese Schweinerei und hilfst dabei, die Menschenleichen an eine Stelle zu bringen, wo die Polizei sie finden kann. Wir können zwar nicht erklären, was hier wirklich passiert ist, aber die Familien der Toten sollten wissen, dass ihre Verwandten nicht mehr leben.“

Ich war gerade zum Aufputzen verdonnert worden. Wie entnervend.

„Miss Granger?“, fragte ich. Ivy blickte über ihre Schulter und hob eine Augenbraue an. „Passt gut auf sie auf.“

„Das haben wir vor“, sagte sie.

Ivy verließ den Keller, und ich hatte nun die unangenehme Aufgabe, das Sicherheitspersonal des Clubs über Pucks schändliche Nebengeschäfte zu informieren.

Drei Tage später betrat ich das Büro von Private Eye. Nach jener Nacht in Club Nexus hatte ich viel zu tun gehabt. Ich stürzte mich in die Arbeit, schloss einen komplexen Rechtsfall ab und erntete genug Seelen, um meine Jahresquote zu erfüllen, aber meine Sorge wegen Jinx verzehrte mich. Ich wollte geduldig sein, darauf warten, dass sie mich anrief, aber nachdem ich drei Tage durch die Straßen von Harborsmouth marschiert war, hatte ich genug. Ich musste sie mit meinen eigenen Augen sehen.

Ich musste wissen, ob es ihr gut ging.

Mein Herz fühlte sich leichter an, als ich durch die Tür kam und Jinx neben ihrem Schreibtisch stehen sah. Sie redete mit Ivy und einem Kunden, aber ich konnte sehen, dass sie mühelos und ohne Hilfe stand. Ich beobachtete sie eine Minute länger als nötig und freute mich auf den Moment, in dem sie sich umdrehen und sehen würde, dass ich auf sie wartete.

Würde sie in meine Arme laufen? Ich stellte mir den Duft ihrer Haare und das Gefühl ihrer Haut unter meinen Fingern vor und lächelte. Ich schüttelte angesichts dieser Tagträume den Kopf. Die Frau trieb mich wirklich in den Wahnsinn.

Als ich in das Büro trat, ließ ich die Türglocke absichtlich klingeln. Ich war überrascht, dass ihr Gast Torn war, der Herr der Katzen-Sidhe, aber ich machte mir darüber kaum Gedanken. Ivy konnte ihren neuen Verbündeten beschäftigen. Ich konzentrierte mich völlig auf Jinx.

Jinx drehte sich um und sagte mit einem hochmütigen Kopfschütteln: „Was machst du denn hier?“

Das war nicht die romantische Begrüßung, die ich erwartet hatte.

„Komm schon, Liebling“, sagte ich und breitete meine Hände aus. „Haben wir diese Spielereien nicht hinter uns gebracht? Ich kenne deine wahren Gefühle für mich, und deine Freunde ebenso. Sie haben unseren Kuss gesehen. Wieso sollten wir so tun, als ob wir einander nichts bedeuten?“

Jinx rollte mit den Augen und ging zu ihrem Schreibtisch. Sie öffnete die obere Schublade, hob ihre Armbrust an die Schulter und schoss mich in den Bauch.

„Dämonen“, sagte sie verächtlich und wendete sich Ivy zu. „Ich habe ihn gewarnt, dass er mich nie Liebling nennen soll.“

Ich fühlte mich, als hätte man mir einen Bauchschlag versetzt, was ja ungefähr stimmte. Der Armbrustbolzen brannte, da er anscheinend in Weihwasser getaucht worden war, aber ich würde die Wunde überleben. Ich war mir aber nicht sicher, ob ich überstehen konnte, dass Jinx mich verachtete.

Sie erinnerte sich nicht an unseren Kuss.

Ich stand völlig schockiert da. Nach dem Schlag gegen ihren Kopf erinnerte sie sich nicht mehr an unseren Kuss, jenen kostbaren Moment, der mir in den letzten drei Tagen so viel bedeutet hatte. Der Gedächtnisverlust von Jinx traf mich mit einer entsetzlichen Gewalt, die schlimmer als der Moment war, in dem Puck im Keller seine Klinge gezogen hatte. Ein bewaffneter Gegner war etwas, auf den ich mich mein Leben lang vorbereitet hatte. Aber wie kämpft man gegen etwas, das bereits verloren ist?

Dass die Gefühle, die Jinx für mich empfand, plötzlich weggerissen waren, war wie eine Operation ohne Narkose. Aber ich hielt den Schmerz fest, denn das war der einzige Überrest jenes gemeinsamen Moments. Ich wollte sie nicht gehen lassen.

Ich sah Ivy an, die das Gesicht verzog, mir aber in die Augen blickte.

„Warum hast du die Wahrheit vor ihr verborgen?“, fragte ich. Mein Körper fühlte sich kalt an, aber ich unterdrückte ein Zittern. „Wie konntest du das tun?“

„Was hätte ich sonst tun können“, flüsterte sie. Sie hatte zu leise gesprochen, als dass Menschenohren das wahrnehmen konnten, aber jetzt sprach sie lauter, damit Jinx es hörte. „Ich habe ihr alles über jene Nacht erzählt, das sie wissen muss. Sie wurde von Puck angegriffen, aber Torn und ich kamen noch rechtzeitig und haben ihr Leben gerettet.“

Ivy hatte in jenem Keller gesehen, wie ich mich in ein alptraumhaftes Wesen verwandelt hatte. Vom Feuer der Hölle angetrieben hatte ich Hörner, Flügel und gespaltene Hufe bekommen. Das hätte nichts ändern dürfen. Jinx hatte gewusst, dass ich ein Dämon war, als sie mich küsste. Aber Ivy glaubte anscheinend, dass sie ihre Freundin schützte, indem sie die Wahrheit verbarg.

„Ich werde sie nicht aufgeben“, flüsterte ich. „Und ich werde das nie vergessen.“

Ich wirbelte herum, wobei meine Hand noch den Armbrustbolzen umklammerte, der aus meinem Magen ragte, und dann humpelte ich so graziös wie ich konnte aus dem Büro und in die Straßen von Harborsmouth hinaus.

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