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Der Sturz
Alex stand fünfzehn Meter über dem Pflaster an der Dachkante der Turner High. In der Ferne schimmerten die Lichter der Innenstadt. Der Wind pfiff ihm um die Ohren und kühlte ihn aus, ein Vorbote des Winters, den er nicht mehr erleben würde. Der Legende nach hatte vor zwanzig Jahren David Meyer, der Gründer der Friends of the Crypt, genau an dieser Stelle gestanden, als sein Club zerstört war und er auf das Verfahren wartete. Sein Stipendium in Princeton war längst widerrufen und abgehakt.
Alex war bereit, seinem Beispiel zu folgen. Bis ganz nach unten.
Doch im Gegensatz zum armen Dave war dies keine überstürzte Verzweiflungstat.
Vielmehr war es eine elegante Lösung.
Ausnahmsweise würde er der Held und nicht das Opfer sein. Sollte Charlie doch sehen, wie es war, wenn man gerettet wurde. Diese Schmach.
Alex hatte Charlie zu sich gerufen.
Komm aufs Schuldach. – a.d
Charlie sollte zusehen und Zeuge dessen sein, was Alex für ihn getan hatte, und es nie wieder vergessen. Dies war seine Idee, nicht die des Spiels, und sie war unendlich besser als eine Bombe. Zum ersten Mal seit unermesslich langer Zeit war er stolz auf sich.
Charlie kam, den Arm in ein zerrissenes Hemd gewickelt, das voller Blut war. Schockiert sah er Alex an, als hätte er einen Moment lang das Spiel völlig vergessen und wäre direkt vom normalen Leben auf das Dach der Schule gesprungen, wo er jetzt dachte: Wie sind wir nur hierhin gekommen?