Nadja Vendel ist schlecht gelaunt. Sie tigert vor den großen Fenstern auf und ab und sieht wiederholt nach draußen. Dass es dermaßen schwierig sein muss, sich zu treffen!

Er wollte zum Mittagessen hier sein, aber inzwischen ist es halb zwei, und er ist immer noch nicht da. Nadja ist es zwar gewöhnt, dass er unpünktlich ist. Sie weiß, dass es nicht an ihm liegt. Trotzdem ärgert sie sich jedes Mal. Pünktlichkeit gehört für sie zu den Kardinaltugenden, und es ist schwer zu ertragen, dass sie für andere nicht ebenso wichtig ist.

Sie setzt sich in die Küche. Sie hat leichte Bauchschmerzen, als würde sie Muskelkater bekommen, obwohl ihr letztes Work-out mehrere Tage her ist. Seit sie von Evas Tod erfahren hat, verhält sich ihr Körper befremdlich. Schmerzen hier, Schmerzen da, und auch allgemein fühlt sie sich niedergeschlagen.

Grimmig muss sie feststellen, dass Evas Tod sie vielleicht doch mehr mitnimmt, als sie es sich eingestehen will; sie weiß nur nicht, warum. Ihr Leben lang hat sie diese Frau verachtet, die ihr Vater immer als Licht in der Dunkelheit bezeichnet hat.

Gottverdammt.

Als wäre Nadja nicht Licht genug.

Es klingelt an der Wohnungstür. Sie zuckt zusammen, wird aus ihren düsteren Gedanken gerissen, springt auf und rennt fast zur Tür.

Und da steht er. Stark wie ein Baum und mit einem Blick, der sie gleichsam durchbohrt.

Sofort fühlt sie sich zu Hause.

Auf dem stürmischen Meer des Lebens ist er ihre Rettungsboje, ihr Fels in der Brandung. Ein Retter in der Not und zugleich die tödliche Gefahr, wenn sie nicht aufpasst. Dass das gleichzeitig geht, hat sie zuvor nicht gewusst, aber genau deshalb fällt es ihr auch so schwer, ihm zu widerstehen. Er ist ihre Sicherheit und ihre größte Bedrohung. Nichts hat je eine stärkere Anziehungskraft auf sie ausgeübt.

Sie weicht in den Flur zurück. Er zieht die Tür hinter sich zu. Bleibt stehen und sieht sie mit flammendem Blick an. Sein Gesichtsausdruck ist hart und verbissen.

Nadja weiß genau, was er will. Und sie will dasselbe.

Anmutig zieht sie ihren Pullover aus. Sie trägt keinen BH und ist sofort halb nackt. Sein Blick brennt auf ihrer Haut. Sie schlüpft aus Hose und Slip, kickt sie leichtfüßig beiseite und steht entblößt vor ihm. Trotzdem wird ihr warm. Ihr Schoß schwillt, und sie wird im selben Maß feucht, wie die Atmung schwer wird.

Er macht einen Schritt auf sie zu. Nadja schließt die Augen, weiß exakt, was er will, und stellt sich breitbeiniger hin. Ihre Brüste fühlen sich schwer an, es rauscht im Kopf, und ihr Mund ist wie ausgedörrt.

Sie schlägt die Augen wieder auf. Ein angedeutetes Lächeln auf seinen Lippen, und sie spürt seinen Atem auf ihrem Gesicht.

Er legt eine Hand auf ihre Brust. Sie schließt erneut die Augen. Seine Hand fühlt sich warm und fest an, sie stöhnt und spürt, wie ihre Brustwarzen hart werden. Sie befeuchtet sich die Lippen und sieht ihm direkt in die feurigen Augen.

Er beugt sich zu ihr herab und küsst ihren Hals. Ihr Unterleib pulsiert, und sie spürt, wie ihr ein Tropfen am Oberschenkel hinabrinnt. Sie kann kaum mehr atmen, das Herz hämmert in ihrer Brust, und es flirrt vor ihren Augen. Er fährt mit der Hand fest über ihren Rücken, und sie spürt die Fingernägel, die dort Spuren ziehen.

»Eva ist tot«, flüstert sie heiser in seine Halsgrube.

Er küsst sie hart auf den Mund. Sie ist so erregt, dass sie kaum noch weiß, wohin mit sich, sie wimmert leise und beißt sich fest auf die Unterlippe. Sie will nur noch, dass er sie hier im Flur auf dem Boden nimmt.

»Ich weiß«, flüstert er ganz nah an ihrem Mund, während er mit zwei Fingern in sie eindringt.