Bredåker 1999 

Tommy und Ingrid verlassen den Paradieshof eines frühen Morgens im März. Sie sagen nichts, zu niemandem, nicht mal zu ihrer Mutter Viola. Weil niemand sie bei der Polizei oder beim Sozialdienst als vermisst meldet, sucht auch niemand nach ihnen.

Viola versinkt in einer tiefen Depression. Vivianne hilft ihr noch, ihre Sachen zu packen. Gottes Kinder müssen das Lamm Gottes bewachen, ansonsten ist für einen im Paradies kein Platz mehr. Viola versteht nicht ganz, was Vivianne damit meint, sie und Tommy hätten den Paradieshof schließlich ohnehin verlassen müssen. Aber sie fragt auch nicht nach, und mit gepackter Reisetasche und zwei Fotos der Kinder zieht sie in das alte Häuschen ihres Vaters, das er ihr und Rita vererbt hatte, von dem Rita aber nichts hatte wissen wollen.

Viola weiß nicht mal mehr, wie Rita aussieht, allerdings erinnert sie sich noch an ihre Stimme. An die Worte, die Viola immerzu unter die Haut gingen und ihre Kindheit und Jugend begleiteten. Weltbeste Rita, die immer da war, wenn Papa zuschlug und Mama schwieg und man nicht mehr wusste, ob man sich auf den kommenden Tag freuen sollte oder lieber nicht.

Und dann verschwand sie. Wie ein Windhauch flog Rita davon und kam niemals wieder. Irgendwann tauchte dann Lars mit all seiner Liebe und seinem Hass auf, und mit einem Mal gab es einen Ort, an dem Viola sich beinahe zu Hause fühlen konnte. Oder heimisch … Vielleicht weil sie nichts anderes kannte. Wärme und Kälte in nie enden wollendem Wechsel.

Viola weiß nicht, was sie noch glauben soll. Das Einzige, was sie mit Gewissheit weiß, ist, dass Tommy seine kleine Schwester mehr liebt als alles andere auf dieser Welt. Immerhin das ist ein Trost. Ihr Apfelmädchen wird auf alle Zeit von ihrem großen Bruder beschützt werden. Solange Tommy an Ingrids Seite ist, kann ihr nichts Schlimmes passieren.