Es war, als trete man sanft in eine andere Welt.
Lona steuerte ihr Wohnmobil durch eine lang gestreckte Kurve, und mit einem Mal erhoben sich zu beiden Seiten uralte Eichen und standen Spalier. Ihre Kronen vereinigten sich über der Landstraße und bildeten ein grünes Dach.
Gleichzeitig trafen sie helle Reflexionen von links. Es war die Sonne, die sich auf der Wasseroberfläche spiegelte. Hier begann der Marnower See und begleitete sie auf einer Länge von mehr als zwei Kilometern bis zum Ortseingang.
Kleine, eingeschossige Häuser mit niedrigen Gartenmauern säumten die Straße. Verwittert und trotzdem gepflegt standen sie da. Alte Gemäuer, denen die Besitzer nach der Wende neues Leben eingehaucht hatten. Gedämmte Mauern, große Fenster. Kinder, die schaukelten oder auf Fahrrädern die Gegend unsicher machten. Frauen, die Wäsche aufhängten, die bei diesen Temperaturen im Nu trocknete, und Männer, die mit dem Nachwuchs bolzten oder den Rasen mähten. Nach links und rechts gingen verschlungene Gassen ab, allesamt auf holprigem Kopfsteinpflaster.
Elling hatte das Seitenfenster heruntergelassen und rauchte eine. Hinter ihm befand sich die Dinette mit der Sitzbank. Drehte man die Fahrer- und Beifahrersitze, hatte man vier Plätze am Tisch. Daneben befanden sich die Kochstelle samt Anrichte und kleinem Kühlschrank. Gegenüber die Toilette und hinten die Betten, von denen nur eines benutzt wurde – das rechte. Die Decke lag aufgeworfen da, das Kopfkissen war zerknautscht.
Elling gefiel das. Diese Lässigkeit. Susanne hätte den Zugang zum Wohnmobil mit ihrem Leben verteidigt, nur damit
niemand ein ungemachtes Bett sah. Damit niemand sie so sah, wie sie war.
Lona war das offenbar gleichgültig. Oder sie hatte auch mal Susannes Haltung gehabt und sie auf Dauer als unpraktisch empfunden. Oder überflüssig. Oder beides. Und abgelegt.
Elling hatte sich gefragt, wozu Lona das andere Bett bezog. Aber sich nicht getraut, sie danach zu fragen.
Bis auf den Moment in jener Nacht vor acht Monaten.
»Wofür ist die Seite da?«
»Für Vagabunden.«
Es hatte fast sieben Monate gedauert, bis sie ihn zu sich eingeladen hatte. Ein lauer Sommerabend – so wie heute – der Kugelgrill vor dem Wohnmobil. Sie hatte ihnen Burger gegrillt, das war nicht schwer, aber bei den Brötchenhälften musste man verflixt aufpassen, die konnten im Handumdrehen verkohlen. Aber er sah schon, sie hatte Erfahrung darin.
Sie brutzelte die Zwiebeln in einem kleinen Gefäß und warf ganz zum Schluss die Gurken dazu, die sie kurz mitgrillte. Ein bis zwei Minuten … Perfekt.
Sie sprachen über dieses und jenes, und nun, im Rückblick, war Elling klar, dass sie eigentlich nur über den Ringelrankenweg und ihn geredet hatten. Und er, wie die anderen, nur Kleinigkeiten über sie wusste.
Es war der Tag, an dem er bei seiner Tochter Cannabis entdeckt hatte. Mit todernster Miene und gespielter Verletztheit hatte er ihr eine Standpauke vom Feinsten gehalten. Elling hatte ihr gesagt, er halte dieses eine Mal noch die Hand über sie. Als ihr Vater. Aber dass sie ihn in eine Scheißlage bringe. Dass er ein echtes Problem bekäme, wenn sich herumspreche, die Tochter des KHK
rauche Gras.
Elling kannte sein kleines Mädchen haargenau, er trieb es so weit, bis sie tränenüberströmt schwor, das Zeug nie wieder anzurühren. Danach nahm er sie in die Arme und konfiszierte das Cannabis, das er nach den Hamburgern mit Lona rauchte. Das
heißt: Sie zog ein paar Mal, aber im Grunde rauchte er es. Schöner Abend. Das Zirpen der Grillen, der Sternenhimmel spannte sich wolkenlos übers Firmament.
An viel mehr erinnerte er sich nicht mehr. Sie waren noch baden gegangen, bei zwei Promille vielleicht, das Meer war schwarz. Zurück vor dem Wohnmobil hatten sie Holz in den Grill geworfen und sich daran gewärmt.
Dann war er sehr müde geworden, die Lider wurden zu Blei, sie stützte ihn auf die Seite für Vagabunden, und da wachte er am nächsten Morgen mit einem Kopf auf, der am Zerspringen war.
Sie lag neben ihm und fuhr ihm sanft mit der linken Hand über den Kopf und streichelte ihn im Nacken. Er schluckte.
»Es war wunderschön, heute Nacht«, sagte Lona, und sein Puls verdoppelte die Schlagzahl, er schluckte leer und seine Mundhöhle war staubtrocken.
Sie lächelte ihn vertraut an. Intim.
Und dann brach sich doch das Mitleid die Bahn, und Lona Mendt lachte laut los. Sie warf sich auf die Seite, krümmte sich vor Lachen und fast liefen ihr die Tränen über die Wangen.
Sie hatte ihn gründlich hopsgenommen. Und halb ärgerte er sich darüber und halb war er froh, dass da nichts gelaufen war, an das er sich ohnehin nicht erinnerte. Die Erleichterung überwog, und er musste grinsen.
Danach hatte sie zwei Aspirin spendiert, sie hatten einen starken Kaffee mit Blick auf die Ostsee getrunken, und danach waren sie zusammen ins Büro gefahren.
Marnow zog an ihnen vorbei. Verwinkelt, im besten Sinne verschlafen und wie aus der Zeit gefallen. Lona folgte einem Hinweisschild und sie erreichten den Campingplatz. Der maß in der Breite vielleicht nur zweihundert Meter, aber er folgte dem Ufer des Sees auf einer Länge von bestimmt einem Kilometer. Alte hohe Bäume erhoben sich ohne erkennbares Muster dazwischen, manchmal bildeten Sträucher kleine Gruppen und unterteilten den Platz. Er war wie Marnow. Verwinkelt
.
Und gut besucht.
Lona hielt vor dem Pförtnerhäuschen, das nicht besetzt war. Es gehörte zu einem kleinen, mit Holz vertäfelten Haus, dessen hintere Terrasse sich auf Stelzen über dem See erstreckte. Der oder die Eigentümer oder Mitarbeiter wohnten dort offenbar.
Elling spazierte einfach auf den Platz. Ein paar Kinder liefen über einen Holzsteg und warfen sich lachend und kreischend ins Wasser. Andere paddelten auf Luftmatratzen über den See, Eltern und Paare lagen am Ufer und sonnten sich. Andere spielten Federball oder lasen im Schatten eines Baumes ein Buch.
Elling zündete sich eine an, dann trat Lona neben ihn. Sie sah sich die Stellplätze an. Vom Ufer bis zur begrenzenden Mischhecke passten vier hintereinander, jeweils zu beiden Seiten eines Schotterwegs angeordnet. Wohnmobile, Zelte und Wohnwagen tummelten sich dort, die Zelte in so unterschiedlichen Farben, dass Lona kurz den Eindruck hatte, sie befände sich auf einem orientalischen Markt. Dazu Autos, Motorräder, Fahrräder. Und nahezu überall ein Grill.
Die Leute bereiteten das Mittagessen vor, sie schnippelten im Schutz des Vordachs Tomaten und Salatgurken und Zwiebeln. Andere feuerten schon die Holzkohle an. Einige der älteren Gäste waren auf ihren Liegestühlen in der wohligen Wärme der Vormittagssonne eingenickt.
Aus der einen oder anderen Richtung wehten immer dann Fetzen von Musik herüber, sobald eine Brise über den See strich und bei den Leuten am Ufer zu einem kollektiven Seufzen führte.
Elling betrachtete Lona von der Seite. Sie hatte hohe Wangenknochen, ihre Ohrläppchen waren angewachsen.
»Und?«
Er musste das nicht näher erläutern, sie wusste auch so, was er meinte: »Sehr nett, idyllisch. Die Lage am See ist klasse. Herr Beck war in Bungalow zwei. Das müsste da sein.«
Sie deutete nach links. Bevor die Stellplätze begannen, reihten sich direkt nach der Einfahrt vier kleine Bungalows aus massivem Holz hintereinander. Jeder mit einer Terrasse, die die
jeweiligen Mieter mit einer hüfthohen Holzwand vor Blicken schützte. Während ihnen selbst die Sicht auf den Marnower See nicht verstellt wurde.
Über den Türen waren die Nummern mit dunkelroter Farbe aufs Holz gepinselt worden.
Stefan Krohn sah, wie die beiden Kurs auf die Reihe der Bungalows nahmen. Er hatte sie schon vor dem Pförtnerhäuschen fotografiert, hob die Kamera aber erneut an. Der Autowinder jagte den Film durch das Kameragehäuse. Sechs, sieben, acht Aufnahmen in Folge.
Er sah aus wie ein Niemand. Schnurrbart, Brille, altes Jackett. Sie dagegen …
Wirkte selbstbewusst. Klar. Und auf eine Art, die er noch nie zuvor gesehen hatte, unnahbar. Er verspürte die sinnliche Lust, ihren Willen zu brechen.
Sie schaute gerade über ihre Schulter, als sie mit ihrem Begleiter den Bungalow erreichte. Krohn machte noch zwei Aufnahmen von ihr, bevor die beiden in Nummer zwei verschwanden und sich so seiner Sicht entzogen.
Er würde die Aufnahmen gleich nachher entwickeln. Es gab zwar schon Digitalkameras, aber ihre Auflösung war für seine Zwecke nicht zu gebrauchen.
Marnow.
Er hatte die Hinweise aus der Wohnung von Beck mitgenommen. Ihn interessierte zwar, wie sie trotzdem auf diesen Ort gekommen waren, aber diese Neugier war rein akademischer Natur. Sie kamen näher.
Das zählte.
Eine große, hagere Gestalt löste sich aus dem Schatten eines Schuppens neben dem Pförtnerhaus und ging zielstrebig auf den Bungalow zwei zu. Blaumann, schwere Schuhe, eine Baseballkappe auf dem Kopf.
Elling blieb in der Nähe des Eingangs stehen, Lona mitten im Raum
.
Sie hatten beide ihre eigene Art, einen Raum zu analysieren.
Elling begutachtete den Bungalow von hier: Couch, Fernseher, Kochzeile, Küchenschränke. Auf der einen Seite ging das Schlafzimmer ab, links das Bad und eine Art Rumpelkammer. Es roch dezent nach Putzmitteln. Der Bungalow war schlecht gedämmt, die Hitze stand pulsierend wie eine dritte Person im Raum.
Lona drehte sich dagegen langsam um ihre eigene Achse. Sie kartografierte den Raum mit ihren Augen, aber sie nahm auch seinen Geruch auf, die Atmosphäre, die Anmutung.
Hier hatte Alexander Beck zwei der letzten Tage seines Lebens verbracht.
»Wozu?«, fragte sie sanft. Und eigentlich war die Frage an sie selbst gerichtet.
»Wozu nur zwei Tage«, nahm er ihren Ball auf, »hin und zurück. Er … es gab einen Grund.«
»Ja.«
»Er hat ihn erledigt, dann ist er zurück nach Rostock.«
Lona nickte: »Oder er musste abbrechen, weil in Rostock was passiert ist.«
»Wer sind Sie?«
Die Stimme hinter ihnen war ruhig und leise, aber sie zuckten trotzdem zusammen, weil sie den Mann nicht hatten kommen hören, der nun in der Tür stand. Hager und bärtig. »Vancouver« stand auf seiner Baseballkappe, und tatsächlich war das Lonas erster Eindruck gewesen: Er sah aus wie ein kanadischer Holzfäller. Nur passte die leise Stimme nicht dazu. Und die schmale Statur.
»Mein Name ist Elling, das ist meine Kollegin Frau Mendt.«
Er ging auf den Mann in der Tür zu und zückte seinen Dienstausweis: »Wir sind von der Kripo in Rostock. Und Sie?«
Der Mann sah ihn kurz verwundert an, antwortete aber: »Ich bin Michael Bender. Meiner Frau und mir gehört der Platz hier.«
»Das Pförtnerhaus war leer«, sagte Elling leicht entschuldigend.
Bender nickte kurz doppelt: »Ja, wir sind den ganzen Tag auf dem Platz unterwegs. Dies, das, jenes, gibt immer was zu tun. Aber vorne. Da ist eine Klingel, direkt neben der Schranke.
«
»Haben wir übersehen«, schaltete Lona sich nun ein.
Der Blick des Mannes war klar und gerade und … als hätte das Leben ihm nicht die besten Karten zugespielt. Wie ein getretener Hund, der diese Phase seines Lebens zwar hinter sich hatte, die sich aber in seinem Blick, der Körperhaltung und jener vorsichtigen Zurückhaltung eingenistet hatte, mit denen er den Menschen begegnete. Ihnen beispielsweise.
Elling stellte sich ans Fenster, stützte die Hände in die Hüften und blickte hinaus. Um dann, als käme ihm das gerade so in den Sinn, beiläufig zu sagen: »Erzählen Sie uns doch mal was über Herrn Alexander Beck.«
Bei den letzten Worten richtete er bereits den Blick auf den Mann, um dessen Reaktion nicht zu verpassen.
Der reimte sich offensichtlich gerade zusammen, dass sie sich deswegen gerade in Bungalow zwei umsahen.
»Ja, Herr Beck, der ist Stammgast hier bei uns, der kommt jedes Jahr. Sonst eigentlich immer später, aber dieses Mal … ist … ist denn was passiert?«
»Ja«, antwortete Lona trocken, »der Herr Beck, was hat der hier gemacht?«
»Der ist hier meist spazieren gegangen. Oder hat auf der Terrasse gesessen oder mal mit uns geplauscht.«
»Und dieses Mal?«
»Auch. Nur nicht geplauscht – hatte wohl keine Zeit. Und er hat mit dem Boot ’ne Tour über den See gemacht.«
Unwillkürlich warf Elling einen Blick auf den See. Verlockend lag er da und ruhig. Geduldig ließ er die Kinder an seinem Ufer planschen, als wisse er in seiner Tiefe, er würde sie alle überdauern.
»Und sonst?«
»Keine Ahnung. Wie gesagt, wir haben den ganzen Tag auf dem Platz zu tun. Ist denn … geht’s ihm gut?«
Lona hob zu einer Antwort an, aber Elling kam ihr zuvor: »Sagen wir so: den Umständen entsprechend.
«
Krohn sah, wie der dürre Mann mit der Baseballkappe die beiden über den Platz führte. Vorbei an den Wohnmobilen und Zelten, nahezu alle grüßten den Mann mit der Kappe. Krohn schoss noch ein paar Fotos.
Auf dem letzten deutete der Mann mit dem Flanellhemd erst auf ein Boot mit einem bordeauxroten Rumpf und dann über den See.
»Mit dem Boot ist er rüber«, sagte Michael Bender. Sie standen auf einem Stellplatz, der ein wenig abseits der anderen lag, weil er wie auf einer Art Landzunge über das Ufer hinaus in den See ragte. Mit einem etwa zwanzig Meter breiten »Privatstrand«.
Eine uralte Kastanie spendete ihnen Schatten.
»Was ist da?«, frage Elling und schlug mit der flachen Hand nach einem Insekt.
»Da drüben ist ein Restaurant, direkt am See. Der Marnower Hof. Mit dem Ruderboot ist das kürzer, als wenn Sie mit dem Auto den See umfahren müssen.«
»Wissen Sie, was er da wollte?«
»Nein.«
»Vielleicht jemanden treffen?«
»Er hat es nicht gesagt.«
»Hat er angespannt gewirkt?
»Angespannt?«
»Na … unter Druck?«
Bender überlegte kurz und schüttelte dann den Kopf.
»Nachdenklich vielleicht. Ja. Aber … ist er oft, glaube ich. So einer, der … die Dinge im Kopf wälzt.«
Elling zündete sich eine an und inhalierte tief. Sein Blick blieb an einem älteren Mann hängen, der es sich auf einem Klappstuhl neben einem jüngeren Mann am Ufer bequem gemacht hatte. Der Jüngere saß in einem Rollstuhl und angelte.
»Hatte er Besuch?«, wollte Lona wissen.
»Nee«, antwortete Bender sofort, wiegte dann aber den Kopf hin und her, »na ja – also, ich hab’s jedenfalls nicht gesehen, das
kann ich sagen. Aber ich war ja nicht die ganze Zeit vor dem Bungalow. Und wen er am See getroffen hat, drüben vielleicht …«
Statt den Satz auszuführen, beendete er ihn mit einem Achselzucken. Elling und Lona nickten.
»Haben Sie Kinder, Herr Bender?«, fragte Lona. Sie musste gegen die Sonne blinzeln, um ihm in die Augen zu schauen.
»Nein.«
In der Antwort lag ein Bedauern.
»Und der Herr Beck«, nahm Elling den Faden auf, »hat der sich gegenüber Kindern auffällig benommen?«
Der Besitzer des Campingplatzes sah ihn fragend an, als verstünde er den Subtext nicht. Aber dann, nach einigen Sekunden, schüttelte er den Kopf: »Ich hab gerade überlegt, aber … nein. Ich hab so was nicht gesehen, und mir gegenüber hat auch nie einer was gesagt, also in die Richtung.«
»Wir sprechen von sexuellen Übergriffen«, brachte Lona es auf den Punkt.
Wieder das Doppelnicken: »Ich weiß, was Sie meinen. Aber«, er schüttelte erneut den Kopf, »nein.«
Kurz schwiegen sie, es schien für den Moment alles gesagt.
»Kann ich den Stellplatz hier haben?«, fragte Lona. Elling wie der Besitzer waren gleichermaßen überrascht. Bender fing sich schneller: »Ich glaub, der ist frei. Ich seh mal nach im Büro.«
»Danke.«
»Ähm, und Bungalow zwei, den mietet die Kripo Rostock bis auf Weiteres«, fügte Elling hinzu.
Michael Bender nickte und machte sich auf den Weg zurück zum Pförtnerhäuschen.
Der Anblick des Sees entlockte Lona Mendt ein Lächeln.
»Warum willst du hierbleiben?«
»Er hat hier jemanden getroffen.«
»Sagt wer?«
»Ich.«
Ellings Zweifel blieben ihr nicht verborgen, er zog eine entsprechende Grimasse
.
»Vielleicht auch nicht, vielleicht hat er sich hierher zurückgezogen, um nachzudenken. Und hat dann einen Entschluss gefasst. Ich weiß nicht. Aber er kam zurück und ist ermordet worden. Das und sein Aufenthalt in Marnow – das hängt zusammen.«
»Hm«, brummte Elling. Konnte sein, konnte nicht sein. Ihre Intuition war gut – aber seine auch. Er hatte auch ein gutes Zeitgefühl, das ihm seine alte Armbanduhr bestätigte. Susanne hatte sie ihm zum ersten Hochzeitstag geschenkt. Er liebte sie. »Hör mal, ich mach mich auf den Rückweg.«
Er erntete einen überraschten Blick: »Jetzt? Es ist noch nicht mal drei, Elling.«
»Ja, aber ich muss den Volvo noch auslösen, und bis ich von hier in Rostock bin …«
Lonas Lächeln wurde breiter: »In deiner Brust klopft ein kleines, kaltes Beamtenherz, Supermann.«
Elling quittierte das mit einem ertappten Grinsen: »Man kann froh sein, dass es für Vier-zwei brutto überhaupt klopft. Ich nehm mir ein Taxi.«