Die Vermisstenmeldung aus Bremen sowie eine Anfrage zur unbekannten Brandleiche gingen fast gleichzeitig in der Vermisstenstelle der Zentralstelle Gewalt beim LKA Niedersachsen ein. Anhand der relativ regionalen Nähe und spätestens nach Abgleich der Boots auf dem aktuellen Foto von Greta Holberg und den noch verhältnismäßig gut erhaltenen Stiefeln der Toten konnten die ersten Parallelen gezogen werden. Die Bremer Ermittlerin Sabine Bertram nahm direkt Kontakt mit dem Leiter der Verdener Mordkommission, Dirk Junker, auf. Sie tauschten die ersten Informationen aus und verabredeten sich in Verden zu einer ersten fachlichen Darstellung.
Als neben dem Leiter der Polizeiinspektion Verden und einer Vertreterin der Staatsanwaltschaft Verden plötzlich (zusätzlich zum Team der Bremer Verhandlungsgruppe) der Polizeipräsident in den Besprechungsraum eintrat, war allen klar, dass die Dimension des Falles wohl doch größere Ausmaße angenommen hatte.
Nachdem Dirk Junker erst einmal alle Beteiligten in die Verdener Verfolgungsfahrt und den anschließenden Leichenfund eingewiesen hatte, stellte Sabine Bertram den Bremer Vermisstenfall Greta Holberg vor.
Aus den bisherigen Erkenntnissen resümierte der Bremer Polizeipräsident: „Meine Damen, meine Herren, wir haben es hier offensichtlich mit einer missglückten Entführung der Reederstochter Greta Holberg zu tun, die nach einer ebenso missglückten Verfolgungsfahrt durch den Entführer brutal getötet worden ist. Wir werden eine Einsatzzentrale auf dem Gelände der Familie Holberg einrichten und können nicht ausschließen, dass der oder die Entführer dennoch entsprechende Forderungen stellen werden. Der Bruder von Greta, Patrick Holberg, hält sich derzeit in einem Internat in England auf und wird aktuell unter Personenschutz gestellt.
Ich erwarte, dass diese Informationen diesen Raum nicht verlassen werden, und stimme mich jetzt mit der Staatsanwaltschaft über die juristischen Zuständigkeiten und Maßnahmen ab. Vielen Dank und allen Anwesenden viel Erfolg.“
Der Bremer Polizeipräsident teilte seiner Verhandlungsgruppe mit, dass er selbst der Familie die Nachricht von Gretas Tod überbringen wollte, und bat Sabine Bertram, ihn zu begleiten. Sie sagte sofort zu.
In der ganzen Hektik hatte es Dirk Junker zunächst völlig versäumt, mit Thorsten Büthe zu sprechen. Er unterließ es auch später wegen der Auslastung der OFA und aufgrund aktuellen Entwicklung im Fall Greta, da ihm die Information nicht relevant für Büthe erschien.
An eine Verbindung zur Soko Pelikan dachte in diesem Moment niemand.