Kapitel 33
Die Sackgassen

Die Experten der Kommissariate für Milieu- und Drogenkriminalität sowie die Ermittler der Soko Pelikan samt der OFA versuchten das Leben der toten Bulgaren aufzuhellen, um irgendeinen Ansatz auf die entführten jungen Frauen zu erhalten. Es war sicher, dass die beiden Drogendealer und Zuhälter an der Küstenregion expandieren wollten. Die Ermittlungen brachten zudem Unruhe in die Szene, die dort niemand brauchte. Eigentlich war bei einem derart hohen Fahndungsdruck die Kooperationsbereitschaft einiger Drogenbosse recht hoch, um wieder Ruhe in die Geschäfte zu bekommen. Aber von Brautentführungen im Rotlichtmilieu wollte niemand etwas gewusst haben. Nur musste der Bulgare ja irgendwie an das Foto des ersten Opfers gekommen sein. Die Ermittler traten auf der Stelle.

Die Beamten aus Verden und Bremen kamen trotz intensiver Ermittlungen zur Herkunft des polnischen Passats keinen Millimeter weiter. Sowohl das Haus als auch die Geschäftsräume des Reeders waren konspirativ in eine Einsatzzentrale umgewandelt worden. Sobald sich die Entführer meldeten, wollte man schnellstmöglich reagieren können. Seitens oberster politischer Ebenen in Niedersachsen und Bremen war darüber eine Nachrichtensperre verhängt worden, sodass dieser Fall lediglich in den involvierten Dienststellen bekannt war und nichts, aber auch gar nichts nach außen dringen durfte. Für die Presse hatte man den Brand eines polnischen Pkw mit einer unbekannten Toten möglichst kleingehalten, um in Ruhe agieren zu können. Allerdings meldete sich kein Entführer, es wurde auch keine Lösegeldforderung gestellt und sämtliche Ermittlungsansätze liefen ins Leere.

So hatte auch die OFA des LKA Niedersachsen nicht einmal die Chance, über eventuelle Tatzusammenhänge nachzudenken – bis zu dem Telefonat.

„Hallo, Herr Büthe, hat sich nach den Ermittlungen auf Spiekeroog und in Kühlungsborn noch etwas ergeben?“, zwitscherte Marina Swodicz durch ihr Handy.

„Hallo, Frau Swodicz, noch nicht. Wir haben bislang keine Hinweise, dass die beiden toten Bulgaren an den Brautentführungen beteiligt gewesen sein könnten“, versuchte Thorsten die Reporterin, vermutlich mal wieder aussichtslos, abzuwimmeln.

„Da habe ich aber etwas anderes gehört. Soll bei dem Einsatz nicht ein Foto von einem der Opfer aufgefunden worden sein?“, hakte sie nach.

„Wo haben Sie das denn schon wieder her?“, versuchte er Zeit zu gewinnen.

Die Reporterin ließ nicht locker. „Herr Büthe, wir sind doch beide Profis. Ich würde die Frage nicht stellen, wenn ich meiner Quelle nicht trauen würde. Also?“, bohrte sie weiter.

„Okay, wir haben ein Foto gefunden, können aber überhaupt nicht einordnen, wie es in die Hände der Dealer gekommen sein kann. Und vor allem benötigen wir Zeit, um genau das ermitteln zu können. Wir bleiben am Ball“, reagierte Thorsten barsch.

„Okay, ich auch. Bis bald“, verabschiedete sich die Reporterin provokativ, aber nicht unfreundlich. Bevor Thorsten sein Handy vom Ohr nahm, klingelte es schon wieder und der OFA-Leiter sah genervt den Namen der Reporterin im Display. „Herr Büthe, eine Frage noch: War die entführte und verbrannte Frau aus Verden eigentlich auch eine Braut? Falls Sie das ebenfalls noch nicht beantworten können, fragen Sie doch mal nach. Tschüss, bis bald.“ Thorsten konnte nicht einmal antworten, da hatte sie schon wieder aufgelegt.