Die Leiterin der Soko Pelikan musste gegenüber der niedersächsischen Polizeiführung darlegen, welche Ermittlungen in den nächsten Wochen mit welchem Personalaufwand zu gewährleisten waren. Diese Nachfragen hatten mit den personellen Engpässen in den Dienststellen zu tun, aus denen die Ermittler für die Soko abgezogen wurden. Iris Höppner hatte den Auftrag erhalten, die Anzahl ihrer Mitarbeiter binnen eines Monats nicht nur auf die Hälfte zu minimieren, sondern alle Kollegen, die nicht Angehörige des LKA waren, wieder in ihre Heimatdienststellen abzugeben. Sie musste in der Zeit sogar noch garantieren, dass die in der Soko angefallenen Überstunden jeder Unterstützungskraft innerhalb dieser vier Wochen abgegolten waren. Auch derlei administrative Aufgaben gehörten zur Leitung einer Mord- und Sonderkommission, sodass die Überstunden ausgerechnet und für die letzten Wochen bis zur Auflösung der Soko ein Freizeitplan erstellt werden musste. Faktisch hatte jede externe Ermittlerin oder jeder Ermittler den kommenden Monat ein bis zwei Wochen frei, bevor sie in ihre Heimatdienststellen zurückkehrten. Karl Münter nutzte diese Zeit für eine spontane Tour mit seiner Frau in seinem Wohnmobil, und Astrid Wegner buchte mit ihrem Freund eine zehntägige Last-minute-Reise nach Mallorca. Der sportliche Cord Brammer verabschiedete sich zu einer Mountainbiketour in den Voralpen, und Mona Bogner war froh, ein paar Tage Zeit zu haben, um ihren Garten in Schuss zu bringen.
Der Pelikan verfolgte die Berichterstattung über den Entführungsfall Patrick Holberg und war sich sicher, dass sie ihm kein Stück näherkamen, wenn er sich weiter so ruhig verhielt wie bislang. Allerdings hatte der Fall eine politische Dimension erreicht, sodass er nichts weiter riskieren wollte, was sein Ziel gefährden konnte. Um die Soko Pelikan war es ruhig geworden. Der Pelikan brauchte weiterhin Zeit, aber musste noch einen Akzent setzen, denn nur abzuwarten war nicht seine Stärke.