Ausblick

Die fallanalytische Methodik ist durch die OFA mittlerweile neben den Schwerpunkten in Tötungs- und sexuellen Gewaltdelikten ebenfalls in Raub- und Brandstiftungsserien erfolgreich eingesetzt worden. Auch in aktuellen Bedrohungslagen (z.B. Extremismus) können diese Verfahrensweisen angewendet werden. Dabei stehen nicht nur die Fallanalytiker und die Polizei insgesamt, sondern sämtliche Sicherheitsorgane vor einer riesigen Herausforderung, diese Aufgaben zu meistern.

In dem folgenden Abschnitt möchte ich erklären, was sich genau hinter den Fachbegriffen und den Unterstützungsleistungen der OFA verbirgt.

Hier orientiere ich mich an dem Schaubild „Der zirkuläre Prozess der Fallanalyse“ vom Bundeskriminalamt.

In meinen ersten Roman „Im Fokus“ wird der Leiter der OFA Niedersachsen, Thorsten Büthe, mit einem Mord konfrontiert. Er ermittelt im Hannoveraner Stadtwald, der Eilenriede. Dort wurde die Leiche einer jungen Joggerin mit mehreren Messerstichen aufgefunden. Zwei ähnliche Taten hatten sich bereits Wochen zuvor ereignet, sodass geklärt werden musste, ob die aktuelle ebenfalls einem Serienmörder zugeordnet werden konnte oder ob dieser Fall nicht Teil einer Serie war. Die OFA wurde durch die hannoversche Mordkommission beauftragt, eine Fallanalyse durchzuführen, um den möglichen Serienzusammenhang zu prüfen.

Welche Schritte sind zu einer solchen Fallanalyse erforderlich und wie erfolgt ein Vergleich mit den anderen Taten?

Informationssammlung

In dieser Phase gilt es, sämtliche Informationen, die im Moment des Einsatzes der OFA vorliegen, zu erheben.

Tatortbericht

Welche Feststellungen wurden durch den Finder der Leiche, die ersten Einsatzkräfte und den Notarzt getroffen?

Welche Veränderungen hat wer von ihnen vorgenommen?

Rechtsmedizinisches Gutachten

Verletzungsmuster, Todesursache, Tatwaffe ...

Optimal ist die direkte Teilnahme der OFA an der Obduktion.

Opferpersönlichkeit

Das erste Ziel ist natürlich eine Identifizierung des Leichnams. Anschließend erfolgt eine Analyse des familiären und sozialen Umfeldes des Opfers, um es bestmöglich „kennenzulernen“. So können Rückschlüsse aus dem Verhalten und möglichen Reaktionen bei einem Täter-/
Opferkontakt interpretiert werden.

Rekonstruktion des Tatgeschehens

Auf Basis der objektiven Spurenlage, also anhand der gesicherten Spuren vom Tatort, den Verletzungen am Opfer sowie den Grundinformationen zum Opferbild versuchen die Fallanalytiker, die Tat zu rekonstruieren. Sie bringen die Tathandlungen in eine nachvollziehbare chronologische Abfolge und bilden Hypothesen zum Tathergang. Um den Handlungsverlauf besser begreiflich zu machen, stellen sie häufig entscheidende Szenarien – am besten unter realen Bedingungen – nach. Hierbei ist es wesentlich, alles möglichst am echten Tatort, zur Tatzeit unter den Bedingungen zu rekonstruieren, mit denen auch Opfer und Täter konfrontiert waren. Hatte sich ein Mord in einem Wald nachts gegen zwei Uhr ereignet, ist das OFA-Team genau zu diesem Zeitpunkt vor Ort, um die Verhältnisse möglichst realistisch einschätzen zu können. Sie nutzen dabei nachts lediglich die Lichtquellen, die mutmaßlich auch einem Täter zur Verfügung standen, manchmal auch nur ein Handy.

Dieser rekonstruierte Tatablauf ist die Basis für weitere Rückschlüsse auf das Verhalten des Täters, die Motivstruktur und die Täterpersönlichkeit. Erst wenn die Fallanalytiker schlüssig beschreiben können, welches Täterverhalten in welcher Reihenfolge stattgefunden hat, können sie die nächste Phase beurteilen.

Einschätzung des Täterhandelns

Persönlichkeit

Erregungszustand

Stresslevel

Fähigkeiten des Täters

Motivbewertung

Ursprungsmotiv

Mit welcher Motivation ist der Täter auf das Opfer zugegangen? Wollte er es missbrauchen/vergewaltigen (sexuelle Motivation)?

Eskalation

Situation eines Täters nach vollendetem Missbrauch/ Vergewaltigung? Und nun? Hat das Opfer ihn erkannt? War er maskiert? Wie massiv war die Gegenwehr des Opfers?

Tötungsmotiv

War die Tötung von vornherein geplant? Erfolgte sie zur Verdeckung eines Sexualdeliktes?

Bei dieser Bewertung kommt es oft auf Nuancen im Täterverhalten an. Um es an einem Beispiel zu erklären: Man stelle sich die Zeugenaussage eines Vergewaltigungsopfers vor. Das Opfer weist Gesichtsverletzungen von stumpfer Gewalt auf und erklärt, wiederholt vom Täter geschlagen worden zu sein. In diesem Zusammenhang ist es von Bedeutung, warum der Täter geschlagen hat. Ging es darum, das Opfer gefügig zu machen und unter Kontrolle zu bringen? Oder wurde der Täter gewalttätig, als das Opfer um Hilfe gerufen hat? Oder hat der Täter ohne vorerst erkennbaren Grund geschlagen? Die Bewertung seines Verhaltens wäre doch bei jedem Beispiel unterschiedlich. An dieser Stelle würden die Fallanalytiker diskutieren, ob die Gewaltanwendung funktional, reaktiv oder aggressiv, möglicherweise sogar sadistisch motiviert erfolgte. Die Art und Weise von Gewaltausübung lässt somit unter Umständen Rückschlüsse auf die Persönlichkeit und das Motiv des Täters zu. Es lohnt sich auf jeden Fall, die Details zu betrachten. Bei der fallanalytischen Arbeit fließen auch Erkenntnisse aus wissenschaftlichen Studien und Befunden ein.

Fallcharakteristik

Worin besteht das Individuelle des Falles? Was zeichnet die Tat aus und wie unterscheidet sich diese von anderen Fällen?

Täterprofil

Geschlecht

In den meisten Fällen unkompliziert, in manchen eine echte Herausforderung.

Alter

Diese Einschätzung ist unheimlich schwierig, wobei die Unterscheidung zwischen einem rein biologischen und intellektuellen Alter äußerst facettenreich sein kann.

Regionalität

Welche geografische Beziehung hat der Täter zum Opfer/Tatort? Was verbindet ihn damit?

Vorerkenntnisse

Ist er ein un-/erfahrener Täter? Wie zeigt er den Fallanalytikern das?

„alternative“ Ermittlungshinweise

Unterstützung bei der Suche nach einem Täter

Die Mordkommissionen arbeiten sehr professionell, sind kompetent und haben ein enormes Portfolio an Maßnahmen. Die Aufgabe der OFA besteht in ihrer Fallanalyse darüber hinaus, weitere Ermittlungshinweise zu erarbeiten, die noch nicht im Fokus der Mordkommission stehen. Gerade diese Erkenntnisse aus der alternativen Betrachtung einer Fallanalyse bieten Chancen, einen anderen Blick auf die Tat und die objektive Spurenlage zu werfen.

Nach Ermittlung eines Täters

Evaluation der Fallanalyse

Wie z.B. im Fußball passt auch hier der Spruch: Nach der Fallanalyse ist vor der Fallanalyse. Es findet stets eine Reflektion der Analyse und der Beratungsleistung an sich statt. Hierbei hat die unterstützte Dienststelle die Gelegenheit, die Kooperation mit der OFA konstruktiv kritisch zu reflektieren. Auch unter den Fallanalytikern wird jede Beratungsleistung selbstkritisch aufgearbeitet.

Abgleich eines Geständnisses mit den Erkenntnissen aus der Fallanalyse

Die jahrelangen Erfahrungen haben gezeigt, dass auch Geständnisse von Tätern nicht immer den tatsächlichen Tatablauf wiedergeben. Welche Täter werden schon vor der Polizei und dem Gericht ihre wirklichen (sexuellen und Gewalt geprägten) Motive offenbaren, die ihnen beispielsweise ein höheres Strafmaß einbringen würden? Inhalte von Geständnissen sind oft einer Beweisbarkeit und taktischen Beratung eines Rechtsanwaltes geschuldet. Daher ist auch dann die Erstellung einer Fallanalyse sinnvoll, wenn zwischen objektivem Tatgeschehen und der Einlassung eines Täters eine gewisse Diskrepanz erscheint.

Können diesem Täter weitere Taten zugeordnet werden?

In jeder Analyse wird das Thema Serienzusammenhang erörtert. Ist ein Tatablauf durch eine Fallanalyse samt Täterprofil aufgearbeitet, findet über die Datei „ViCLAS“ durch die OFA bundesweit ein Abgleich mit ähnlich gelagerten Taten statt.

Häufig werden über diese Informationen hinaus noch folgende Fragen gestellt:

Was unterscheidet die „Profiler“ von den Fallanalytikern der OFA?

Wenn es sich bei dieser Bezeichnung um die „Profiler“ der Polizei handelt, sind eigentlich die Fallanalytiker der OFA-Dienststellen gemeint. Insgesamt geht die Arbeit eines polizeilichen Fallanalytikers deutlich über die Erstellung eines Täterprofils hinaus, welches ein möglicher Arbeitsschritt und ein Produkt aus einer vorherigen Fall­analyse ist, wie sie oben beschrieben wurde.

Der Begriff „Profiler“ ist in Deutschland nicht geschützt. So tummeln sich in den Medien und im Internet immer wieder solche „Profiler“, die sich ohne jeglichen fachlichen Background zu aktuellen Fällen äußern.

Polizeiliche Fallanalyse ist Teamarbeit und nicht das Produkt eines Einzelnen. Die gebündelte Kompetenz einer Gruppe von Experten lässt sich nicht ersetzen. Durch das Korrektiv des fallanalytisch ausgebildeten Teams werden die Facetten der Tat stets kritisch hinterfragt und konstruktiv diskutiert. Gruppendynamische Prozesse müssen einerseits durch den verantwortlichen Fallanalytiker und Moderator zugelassen, andererseits auch methodisch gesteuert werden. Das Team diskutiert offen und kämpft oft hart um Tatvarianten und Argumente. Es ist von wesentlicher Bedeutung, solche Diskussionen zuzulassen, um die Innovation und Kreativität des Korrektivs ergebnis­orientiert zu fördern. Nur so sind erforderliche Perspektivwechsel möglich.

Wie erkennt man denn die echten „Profiler“, also die polizeilichen Fallanalytiker? Welchen fachlichen Background haben sie?

Polizeiliche Fallanalytiker werden in der Regel aus den Fachkommissariaten für Tötungs- und Sexualdelikte rekrutiert. Sie haben jahrelange Erfahrung, sprechen die Sprache der Mordermittler und haben eine hohe Fachkompetenz in diesem Deliktsbereich, der Kriminaltechnik, der Rechtsmedizin und Vernehmungstechnik. Die in mehrere Module untergliederte Ausbildung zum polizeilichen Fallanalytiker erfolgt dann zu großen Anteilen im BKA und in den jeweiligen Landeskriminalämtern. Zusätzlich müssen Hospitationen bei OFA-Einheiten anderer Bundesländer absolviert werden. Dieser Ausbildungsgang zum Polizeilichen Fallanalytiker dauert etwa vier bis fünf Jahre, wobei neue Kolleginnen und Kollegen von Anfang an in das gesamte Aufgabenspektrum eingebunden werden und ihre bereits gesammelte Kompetenz aus den Fachdienststellen mit einbringen.

In Einzelfällen sind auch Psychologinnen und Psychologen fallanalytisch ausgebildet worden, die ein begleitendes Studium der Kriminalistik oder Kriminologie vorweisen konnten und bereits in forensischen Fachbereichen gearbeitet haben.

Wie sieht ein solches Fallanalyseteam in der Realität aus?

Grundsätzlich sind drei ausgebildete Fallanalytiker im Team, wobei in Niedersachsen immer gern auch Kollegen aus der Moko/Soko als Teilnehmer eingeladen werden. Für den interdisziplinären Blick unterstützen häufig externe Wissenschaftler das Team. Das können beispielsweise Psychologen, Rechtsmediziner oder Forensiker sein. Hier hat die OFA über Jahre ein gut funktionierendes Netzwerk aufgebaut. In Niedersachsen arbeitet zudem eine Fallanalytikerin, die berufsbegleitend ein Sozialwissenschaftsstudium absolviert hat. Bei anderen OFA-Einheiten finden sich promovierte Kriminologen oder gar Kriminalisten mit abgeschlossenem Medizinstudium. Aus personellen Gründen sind die OFA-Dienststellen häufig auf die Unterstützung anderer Einheiten angewiesen. Es ist üblich, sich bundesweit gegenseitig zu unterstützen.

Wie viel Zeit nimmt eine Fallanalyse in Anspruch?

Das ist von Fall zu Fall unterschiedlich. In einer aktuellen, fallbegleitenden Analyse oder sogenannten vergleichenden Fallanalyse von Serienmorden oder -vergewaltigungen kann die OFA eine Moko/Soko über Monate oder gar Jahre begleiten. Fallanalytiker aus Niedersachsen haben die Soko Levke (Tötung der beiden Kinder Levke S. und Felix W.) beispielsweise anderthalb Jahre begleitet.

Die klassische Fallanalyse eines Einzelfalles nimmt inklusive Vorbereitung, Präsentation und Protokollerstellung mehrere Wochen in Anspruch.

Wem wird das Ergebnis einer Fallanalyse präsentiert? Wie sieht das aus?

Das Ergebnis der Fallanalyse wird dem Auftraggeber, in der Regel einer Mordkommission, in Form eines PowerPoint-Vortrages präsentiert. Neben den Mitgliedern der Mordkommission nehmen auch Vorgesetzte und die zuständigen Staatsanwälte teil. Nach der Präsentation schließt sich eine konstruktive Diskussion an, in der sich das OFA-Team mit den Rückfragen beschäftigt, die aus der Moko gestellt werden.

In dem Analyseprotokoll für die Ermittlungsakte werden die Rekonstruktion, entsprechende Herleitungen, erarbeitete Hypothesen, das erarbeitete Motiv, das Täterprofil und alternative Ermittlungshinweise schriftlich fixiert. Hat die OFA zudem die Tatrekonstruktion foto- oder videografisch dokumentiert, liegt eine entsprechende Datei anbei.

Ist die Zusammenarbeit zwischen der Moko und OFA nach der Präsentation beendet?

Nicht unbedingt. Ergeben sich neue Erkenntnisse und Fallinformationen, wird die Fallanalyse stets aktualisiert und auch das Ergebnis auf Aktualität überprüft. Es können Folgeaufträge in Form von strategischen Aspekten oder bei der Ermittlung und Festnahme eines Täters, Unterstützung bei Vernehmungen erfolgen. Die OFA bleibt stets weiter ansprechbar.

Die OFA arbeitet mit einer eigenen Systemdatei, mit der bundesweit Fälle verglichen und Serien erkannt werden können. Wie muss man sich diese Datei vorstellen?

Die OFA-Dienststellen nutzen bundesweit eine Datei namens ‚ViCLAS‘ (Violent Crime Linkage Analysis System), eine Datei zur Verknüpfung von Tötungs- und sexuellen Gewaltdelikten. Hier werden relevante Einzelfälle durch die Fallanalytiker eingegeben und mit anderen Fällen bundesweit oder über das BKA sogar europaweit verglichen. ViCLAS bietet den OFA-Dienststellen die Möglichkeit, insbesondere das Verhalten von Tätern detailliert und recherchierbar abzubilden. Auf diesem Wege können mögliche Parallelen zu anderen Fällen erkannt und Tat­serien zusammengeführt werden. So können sich bei den entsprechenden Trefferfällen sogenannte vergleichende Fallanalysen in Kooperation mit anderen OFA-Einheiten anschließen, die sämtliche Fallinformationen aus allen Taten zusammenführen.

Gibt es Beispiele dafür, wie sich die Erkenntnisse aus einer durchgeführten Fallanalyse konkret auf das laufende Ermittlungsverfahren ausgewirkt haben?

Die OFA konnte bereits mehrmals aus den Rekonstruktionen neue Spurenlagen aufzeigen, die noch nicht im Fokus standen. Zum Beispiel ließ sich nach einer Tathergangsrekonstruktion an einem sehr blutigen Tatort eine Blutspur identifizieren, die nicht vom Opfer, sondern vom verletzten Täter hinterlassen wurde. Nach priorisierter Untersuchung dieser Spur konnte der Täter ermittelt werden.

Aus hergeleiteten Tathandlungen konnten die Fallanalytiker zudem Mordmerkmale, wie zum Beispiel ein nicht offensichtlich erkennbares sexuelles Motiv, erarbeiten. Diese Erkenntnisse haben in der Folge dann zu entsprechenden Verurteilungen beigetragen.

Somit kann die Arbeit der OFA - ganz praxisbezogen - sowohl Auswirkungen auf die kriminaltechnische Beweiserhebung haben als auch für die spätere juristische Bewertung von Bedeutung sein.

Wie wichtig ist der Tatort für die Rekonstruktion? Denn die OFA unterstützt ja auch bei älteren, ungeklärten Fällen.

Neben der Bedeutung des Tatortes als Handlungsort und somit als Spurenraum sind die Wahrnehmungen an diesem Ort oftmals von enormer Relevanz. Was konnte der Täter hören oder sehen? Konnte er das Opfer schon von Weitem beobachten? Gibt es Hinweise, ob der Täter den Tatort bewusst oder eher zufällig gewählt hat? Das sind nur einige von vielen Fragen, die sich das Fallanalyseteam zum Tatort stellt. Und da man mit allen Sinnen besser wahrnehmen kann als nur visuell über Lichtbilder, versucht das Team vor jeder Fallanalyse den Tatort aufzusuchen. Dabei spielt es keine Rolle, wie lange die Tatzeit schon zurückliegt. Wenn möglich, rekonstruieren sie die Tathandlung am Originaltatort zur mutmaßlichen Tatzeit. So haben sie zum Beispiel ein Tötungsdelikt in einem Supermarkt vor Ort – aus nachvollziehbaren Gründen nach der Öffnungszeit – samt Foto- und Videodokumentation nachgebildet. Gibt es keine Möglichkeit mehr den Tatort nach Jahren aufzusuchen (eine neu vermietete Wohnung, ein Haus, das einem Neubau weichen musste), werden möglichst realitätsnahe Alternativen gewählt und improvisiert.

Im vorliegenden Roman „Der Pelikan“ wird die OFA bei Vermisstenfällen eingesetzt. Es ist nicht bekannt, was mit den Opfern wo geschehen ist. Wie funktioniert die Methodik der OFA ohne die Möglichkeit der Interpretation eines spurenreichen Tatortes und dem Verletzungsmuster eines Leichnams?

Erwischt! Diese Frage ist absolut berechtigt.

Objektiv fehlen die Merkmale, die zur Rekonstruktion einer Tat valide zu bewerten sind. Dennoch sind die Entführungsorte auch Tatorte, an denen sich das Verhalten eines Täters interpretieren lässt. Die Ableitungen ohne objektive Spurenlage basieren auf im Einzelfall nicht zu überprüfenden Hypothesen. Zigarettenkippen an einem Kellerabgang in Sichtweite zum Entführungsort können relevant sein, müssen es aber nicht.

Gerade bei Serientaten kommt es darauf an, das Verhalten eines Täters dahingehend zu interpretieren, ob ihm die individuellen Merkmale der Tat zugeordnet werden können oder ob auch ein Trittbrettfahrer dafür verantwortlich sein kann. Es ist für alle traurig und auch unbefriedigend, wenn sich die Puzzleteile erst von Tat zu Tat zusammenführen lassen. Hier kommt es darauf an, sich stets gemeinsam mit den Ermittlern, den Tatortbeamten und den Experten für Kriminaltechnik im LKA auszutauschen und jede noch so unwichtig erscheinende Information abzustimmen.

Diese Informationen dienen Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, dazu, die echte Arbeit der Operativen Fallanalyse zu verstehen.

Wie schon in meinem Debütroman „Im Fokus“, handelt es sich auch bei den Handlungen und Figuren in „Der Pelikan“ um Fiktionen. Bezüge zu realen Fällen wären rein zufällig.

Eine Leseprobe des ersten Romans „Im Fokus“ befindet sich am Ende dieses Buches.