Die Fistelstimme gehörte natürlich Prinz Roquefort. In Begleitung seiner Leibwächter, zweier Ungeheuer, war er plötzlich direkt hinter mir aufgetaucht. Timing gehörte ja noch nie zu meinen Stärken, aber das hier war richtig übel.
Prinz Roquefort war keineswegs ein sympathischer Typ. Um genauer zu sein: Ich würde ihn als eine der schleimigsten, miesesten und fiesesten Kreaturen bezeichnen, die je durch die Bildungsanstalten von Scherwutz gerutscht sind. Aber macht euch selbst ein Bild von seiner Fiesigkeit:
»Hmmm. Vielleicht sollte ich dich bei meinem Dad anzeigen?« Das war erst mal eine klassische Roquefort-Provokation, doch ich ahnte, dass er diesmal wirklich stinkig war.
»Moment … wer ist noch mal mein Dad? Ach, richtig. Er ist der KÖNIG! Genau, der Mann, der deine blöde kleine Trollfamilie plattmachen könnte wie einen Haufen Hängeohrwanzen. Also, vielleicht solltest du deine blöde Trollzunge hüten!«
Natürlich war das nichts als eine leere Drohung. König Kastanius galt als gütig und gerecht. Er war beliebt.
Jeder Troll hat in seinem Herzen ein warmes Plätzchen für den König reserviert, denn Kastanius hat mehr für Trollrechte getan als irgendein anderer Herrscher seit Cleo dem Dritten. Die erste Amtshandlung von König Kastanius war die Unterzeichnung des Trollgesetzes von '57 gewesen, durch das der Hau-den-Troll-Tag endgültig verboten worden war.
Meine Eltern und Gramps können bis in alle Ewigkeit von König Kastanius schwärmen. Wie er es zu einer menschlichen Kackspur wie Roquefort als Sohn gebracht hat, ist unverständlich. Doch es wäre mir in keinem Falle gut bekommen, mich weiter mit dem Prinzen anzulegen. Zumal mir diese Ungeheuer von Leibwächtern nun ganz unverhohlen die Zähne zeigten. Ich kochte vor Wut, aber ich ballte die Fäuste, biss die Zähne zusammen und hielt die Klappe.
»Wo ist denn dein anderer Freund, das Schwein? Vielleicht würdet wenigstens ihr drei zusammen den Mut aufbringen, es mit mir aufzunehmen, statt über mich herzuziehen, wenn ihr glaubt, dass ich nicht in der Nähe bin.« Er hatte so einen von diesen widerlichen weißen Spuckefäden zwischen den Lippen und das machte mich irgendwie noch wütender.
Und dann … ging Prinz Roquefort, der Minityrann von Scherwutz, leider einen Schritt zu weit. Er stellte sich auf die Zehenspitzen und näherte sich meinem Gesicht so weit, wie es nur eben ging. Er sprach langsam und leise, und die Menge, die sich um uns versammelt hatte, musste sich vorbeugen, um jedes Wort mitzukriegen.
»Weißt du, was ihr seid, du und deine Freunde?« Sein Atem roch wie ein ziemlich angejahrter Schimmelkäse. »Weißt du, was ihr für diese Schule seid? Ich werd's euch sagen, alle anderen wissen es nämlich schon. Ihr drei seid nichts weiter als …«
Die Leute um uns herum schnappten hörbar nach Luft.
Und ich sah rot.