Galan atrevido, de las damas preferido
Ein kühner Liebhaber ist der Liebling der Frauen
„Eine nette Party, oder?“, fragte Cam, als sie das Haus verließen.
„Ja. Und so ein schönes Haus, gutes Essen und viele interessante Menschen. Aber ich weiß gar nicht, wie ich mich in meiner kleinen Hütte revanchieren soll.“
„Sie werden dein Haus mögen. Geld und Statussymbole bedeuten den Drydens nichts. Ihnen sind Geist und Engagement wichtig … und gute Manieren“, fügte er hinzu. „Ich bin sicher, dass du Leonora morgen eine Dankeskarte schreiben wirst, denn die Gäste, die das nicht tun, werden nicht wieder eingeladen. Sie hängt an den altmodischen Gepflogenheiten.“
„Ich weiß genau, wie man sich in guter Gesellschaft benimmt“, erwiderte Liz, leicht verärgert, dass er sie belehren wollte. „Wenn du deine Post durchsiehst, wirst du auch ein Dankeskärtchen von mir für dein Geschenk finden.“ Darüber hinaus würde er ein Buch vorfinden, von dem sie glaubte, dass es ihm gefallen könnte.
„Bist du mir noch böse?“, fragte er.
„Überhaupt nicht. Warum?“
„Weil ich dich vor allen Leuten geküsst habe. Es war doch bloß ein Küsschen … Das reicht nicht, um die Gerüchteküche anzuheizen.“
„Gerüchte brauchen keine ernsthafte Grundlage. Die entstehen auch aus dem Nichts“, wandte sie ein. „Allerdings glaube ich, dass mein Ruf besser ist als deiner.“
„Da hast du recht“, stimmte er ihr unbekümmert zu. „Aber Gerüchte sind immer übertrieben. Ich bin nicht so schlecht, wie du denkst. Du brauchst dich nicht vor mir zu fürchten.“
„Das tue ich auch nicht.“
Im Licht der Straßenlaterne sah sie, dass sein Gesichtsausdruck Belustigung verriet. „Du hast ein schlechtes Gedächtnis, Liz. Aber ich freue mich, dass du deine Meinung seit unserem ersten Essen geändert hast. Wie wäre es mit einem gemeinsamen Mittagessen morgen? Ich möchte dir noch einen Vorschlag machen.“
„Ich bin dran, dich zum Essen einzuladen.“
„Okay. Du bestimmst. Wann soll ich fertig sein?“
„Halb eins, wenn’s recht ist. Die Fahrt zum Restaurant dauert etwa eine halbe Stunde.“
Sie waren an ihrem Haus angekommen. Liz hatte den Schlüssel aus ihrem Handtäschchen gezogen, als Cam die Hand ausstreckte. Sie reichte ihm den Schlüssel und beobachtete, wie er ihr die Tür aufschloss. Würde er ihr einen Gutenachtkuss geben? Würde sie es zulassen? Oder würde sie widerstehen?
Ihre Fragen blieben unbeantwortet, da er nichts dergleichen versuchte.
„Buenas noches … hasta mañana.“
Sobald er Spanisch sprach, hörten sich selbst so einfache Worte wie „Gute Nacht“ und „Bis morgen“ verführerisch an.
„Buenas noches.“ Liz sah ihm nach, als er den Weg hinunterging und seine große Gestalt einen langen Schatten warf.
„Du siehst wundervoll aus“, hatte er gesagt. Kein anderer Mann hatte ihr bis jetzt so ein Kompliment gemacht. Und er hatte es in einem Ton gesagt, der keinen Zweifel an seiner Aufrichtigkeit ließ.
Am nächsten Morgen bereute Liz, dass sie sich mit Cam zum Essen verabredet hatte. Sie hätte nicht so viel Wein trinken sollen. Das hat dein Urteilsvermögen getrübt, tadelte sie sich.
Nachdem sie die Dankeskarte an Leonora Dryden geschrieben hatte, tippte sie den wöchentlichen Brief an ihre Mutter. Sie beschrieb ihr die Party. „Einer der Gäste war ein Fernsehreporter. Cameron Fielding.“ Sie hatte ihrer Mutter nicht erzählt, dass er ihr Nachbar war und sie sich um seinen Garten kümmerte.
Später warf sie erst die Karte in den Briefkasten der Drydens und steckte dann den Brief an ihre Mutter in den gelben Briefkasten auf dem Dorfplatz.
Cam stand bereits auf der Straße vor seinem Haus, als sie mit ihrem Auto vorfuhr. Er unterhielt sich mit einer Nachbarin, einer kleinen, schwarz gekleideten Frau. Liz stellte fest, dass er der Frau mit der gleichen Aufmerksamkeit zuhörte wie den wohlhabenden Gästen auf der Party. Auch er beurteilte die Menschen also nicht nach ihrem sozialen Status. Es gibt einiges an ihm, was ich wirklich mag, dachte sie, als sie neben ihm anhielt.
Die alte Dame redete ununterbrochen und hätte wahrscheinlich so weitergemacht, hätte Cam sie nicht auf etwas hingewiesen. Sie verstummte und drehte sich um. Ihren Gesten entnahm Liz, dass die Frau sich bei ihm für die Verzögerung entschuldigte, aber er beruhigte sie.
„Ich wünschte, mein Spanisch wäre so gut, dass ich mit den Menschen hier so reden könnte wie du“, sagte Liz und seufzte, als er zu ihr in den Wagen stieg.
„Das kommt noch. Lass dir Zeit.“
Sie ließen das Dorf hinter sich.
„Erzähl mir von deinem neuen Projekt“, bat Liz.
„Wenn es dir nichts ausmacht, möchte ich damit warten, bis wir angekommen sind.“
„Hoffentlich kann man sich auf die Empfehlung meiner Freunde auch verlassen. Ich war noch nicht dort.“
„Wenn es uns nicht gefällt, können wir immer noch woanders hin“, beruhigte er sie.
Eine halbe Stunde später waren sie die einzigen Gäste in einem kleinen Restaurant auf dem Land. Das Lokal war noch rustikaler als das, in dem sie vorher gewesen waren. Es wurde von einer älteren Frau und deren Mutter geführt. Drinnen standen einige lange Holztische, draußen gab es vier Metalltische. Der Tag war herrlich, und sie beschlossen, im Freien zu essen.
Cam füllte ihre Gläser mit vino de mesa, der im Restaurant aus einem Fass in Krüge gefüllt wurde. „Es wird eine Weile dauern, bis unsere Paella fertig ist. Also werde ich dir jetzt von meinen Plänen erzählen, okay?“
„Bitte. Ich brenne vor Neugierde.“
„Lass uns einen Schluck trinken, bevor ich loslege. Es könnte ein kleiner Schock für dich sein.“ Er trank einen Schluck. „Mh … der ist gut. Wo der wohl herkommt?“
„Was könnte ein Schock für mich sein?“, drängte Liz.
„Ich denke, wir sollten heiraten“, eröffnete er ihr ruhig. „Wir haben uns gegenseitig sehr viel zu bieten. Bevor du mich gleich für verrückt erklärst, lass mich dir meine Ansichten über die Ehe erläutern“, fuhr er fort. „Ich habe viele Ehen scheitern sehen, einschließlich der meiner Eltern. Ein paar funktionieren sogar. Glückliche Ehen scheinen alle einen gemeinsamen Nenner zu haben. Sie basieren auf einer engen Freundschaft zwischen Menschen, die bereit sind, auf etwas zu verzichten. In der Ehe geht man schließlich Kompromisse zugunsten des Partners ein. Aber beide Seiten müssen dazu bereit sein. Es hilft nichts, wenn nur ein Partner Opfer bringt.“
Liz versuchte immer noch, sich von dem ersten Schock zu erholen. „Das stimmt“, bestätigte sie, „aber das trifft nicht auf uns zu. Wir kennen uns doch kaum. Wir kommen aus völlig verschiedenen Familien. Wir haben ganz unterschiedliche Charaktere. Wir …“
Cam fiel ihr ins Wort. „Lass uns über diese ersten drei Punkte reden und die anderen später besprechen. Du meinst also, dass wir uns kaum kennen. Was muss eine Frau von einem Mann wissen, bevor sie ihn heiratet? Denk mal fünf Minuten darüber nach, und erzähl mir dann deine Erkenntnisse.“
Mit dem Weinglas in der Hand stand er auf und schlenderte über die Wiese, die so steil abfiel, dass Liz von ihrem Platz aus in der Ferne das Meer sehen konnte.
Heirat, dachte sie immer noch verwirrt. Ehe. Warum bittet er ausgerechnet mich, ihn zu heiraten? Keine andere Frau hatte er bis jetzt darum gebeten. Oder vielleicht doch, und sie hatte ihn zurückgewiesen. War das der Grund, warum er sich so austobte? Hatte ihm jemand das Herz gebrochen?
Liz betrachtete seinen muskulösen Rücken, seinen straffen Po und, als er sich umdrehte, sein markantes Gesicht. Alles an ihm war wahnsinnig attraktiv. Doch wie sah es in ihm aus?
Cam kehrte zurück. „Bist du zu einem Ergebnis gekommen?“
Sie nickte. „Ich glaube schon. Ein Frau muss wissen, wie er drauf ist und ob er Humor hat. Er darf sie nicht langweilen.“ Und es gab noch eine wichtige Kleinigkeit – ob er ein guter Liebhaber war – darüber konnte sie mit ihm allerdings nicht reden.
„Und wie schneide ich dabei ab?“
„Gut … soweit ich das beurteilen kann. Aber man braucht Zeit, um sich ganz sicher zu sein. Mehr Zeit als die, die wir bis jetzt hatten.“
Die jüngere der beiden Frauen brachte einen Korb Brot, eine Schale mit Oliven und einen Teller mit Miesmuscheln.
„Magst du Muscheln?“, fragte Cam.
„Ich weiß nicht. Ich habe sie noch nie gegessen. Sie sehen herrlich aus“, erwiderte Liz, bevor sie zu essen begannen. „Es ist alles sehr einfach hier, verglichen mit dem Restaurant, in das du mich geführt hast. Meine Freunde meinten, dass dies hier einen Eindruck vermittelt, wie Spanien einmal war, bevor die Touristen das Land überschwemmten. Du warst natürlich schon als Schuljunge hier, daher kennst du es vielleicht noch.“
„Jetzt bin ich allerdings ein Mann, der vieles im Leben verpasst hat und nun die verlorene Zeit aufholen möchte. Liz, ich möchte nicht aufdringlich erscheinen, aber war eure Kinderlosigkeit Zufall oder eine bewusste Entscheidung?“
„Bestimmt keine bewusste Entscheidung. Wir wollten beide Kinder, doch es ging nicht. Duncan war seit einer Krankheit, die er als Teenager hatte, zeugungsunfähig, was ihm sein Hausarzt damals verschwiegen hatte.“ Dennoch hatte sie immer vermutet, dass Duncans Mutter sehr wohl Bescheid gewusst hatte. „Aber es hätte keinen Unterschied gemacht, wenn wir es gewusst hätten. Ich habe ihn geliebt. Ich hätte ihn ohne Wenn und Aber geheiratet.“
„‚Liebe ist keine Liebe, wenn sie sich verändert, sobald Veränderungen geschehen … Oh nein! Liebe ist unveränderlich‘“, rezitierte Cam.
Für einen kurzen Moment war sie versucht, sich ihm anzuvertrauen. „Es gibt keine Garantie dafür, dass ich noch Kinder bekommen kann. Damals war das Ergebnis aller Untersuchungen positiv. Allerdings ist es lange her, und die Chancen werden nicht besser, je älter ich werde“, erzählte Liz stattdessen.
„Du bist noch nicht so alt“, beruhigte er sie und lächelte. „Viele Frauen bekommen erst um die vierzig ihr erstes Kind. Das Leben hat sich verändert. Ich kenne viele Paare, die keine Kinder wollen. Das ist heute keine Verpflichtung mehr, sondern eine freiwillige Entscheidung. Und das finde ich gut. Aber ich möchte liebend gern Vater werden.“
„Willst du deshalb heiraten?“
„Bestimmt nicht. Trotzdem gehört es dazu.“
„Was ist dein wichtigster Grund?“
Cam trank noch einen Schluck Wein. „Zwei Dinge: Gesellschaft und Sex. Jemanden, mit dem ich meine Gedanken und mein Bett teilen kann.“
„Angeblich hat es dir an Bettgespielinnen nie gemangelt.“
„Das ist übertrieben. Ich bin nicht gerade keusch gewesen, aber das heißt noch nicht, dass ich in einer dauerhaften Beziehung nicht treu sein kann.“
„Wirst du dich nicht langweilen?“
„Nein. Ich langweile mich doch auch nicht mit meinem Lieblingsbuch, meiner Lieblingsmusik oder meinem Lieblingsbild. Selbst wenn ich neue Freundschaften im Leben schließe, verliere ich nicht das Interesse an meinen alten Freunden.“ Er schwieg einen Augenblick. „Offen gesagt, freizügige Frauen wie Fiona waren angenehm, als ich ein unstetes Leben führte und immer riskieren musste, erschossen zu werden. Es gefällt dir vielleicht nicht, aber Sex ist ein menschliches Grundbedürfnis. Du hast jung geheiratet. Wäre es nicht so gewesen, hättest du nicht auch ein paar nette Beziehungen gehabt, während du auf den Richtigen gewartet hättest?“
„Wahrscheinlich“, bestätigte Liz. „Obwohl ich es mir nicht vorstellen kann, mit jemandem ins Bett zu gehen, mit dem keine dauerhafte Beziehung infrage kommt … Aber wahrscheinlich siehst du die Dinge bei deinem riskanten Job ganz anders – wie die Menschen im Krieg. Sie leben im Hier und Jetzt und nicht für die Zukunft.“
„Nun, du weißt besser als andere, dass die Zukunft keine Sicherheit bietet. Allerdings bin ich sicher, dass dein Mann, wenn er sein frühes Ende vorausgeahnt hätte, nicht gewollt hätte, dass du den Rest deines Lebens allein verbringst“, sagte er ruhig. „Romantische Liebe ist nicht die einzige Basis für eine glückliche Ehe. In vielen Kulturen wird die Ehe arrangiert, und die Liebe wächst mit der Zeit.“
„Nicht in unserer Kultur.“
„Unsere Kultur ist im Wandel begriffen. Wer weiß schon, wo das alles hinführt? Wir stehen an der Schwelle zu tief greifenden Umwälzungen. Und die könnten wir bestimmt noch mehr genießen, wenn wir sie zusammen erleben würden.“
In diesem Moment kam die Restaurantbesitzerin, um die Teller, die leeren Muschelschalen und die ausgepressten Zitronenstücke abzuräumen.
„Bien?“, erkundigte sie sich.
„Muy bien, Señora.“ Cam unterhielt sich so locker mit ihr, als wäre das Gespräch, das sie unterbrochen hatte, völlig belanglos gewesen.
Ist er sich so sicher, dass ich Ja sagen werde? überlegte Liz. Aber warum sollte er auch daran zweifeln? Er hatte schließlich viel zu bieten. Es musste zahlreiche Frauen geben, die bei dem Angebot, die Frau des berühmten Cameron Fielding zu werden, sofort zugegriffen hätten. Er war der Traum vieler Frauen, nur dass er nicht an die Liebe glaubte und vielleicht unfähig war, sie zu empfinden.
„Warst du jemals verliebt?“, fragte sie ihn, als sie wieder allein waren.
„Ja, in meiner Jugend … natürlich“, sagte er amüsiert. „Zwischen siebzehn und dreiundzwanzig habe ich mich unzählige Male verliebt, aber zum Glück sahen die Mädchen das anders, oder ihre Eltern haben eingegriffen.“
„Zum Glück?“
Cam zuckte die Schultern. „Damals fand ich das natürlich gar nicht toll. Um die zwanzig ist man ja noch viel zu unreif, um eine ernsthafte Beziehung eingehen zu können. Man muss erst herausfinden, wer man eigentlich ist und mit wem man den Rest seines Lebens verbringen will. Du warst vielleicht schon weiter, als du geheiratet hast, aber die meisten Leute wissen das erst sehr viel später.“
„Ich bin mir nicht mal jetzt sicher, ob ich mich eigentlich schon kenne“, erwiderte sie ironisch. „Alles scheint gerade auf mich einzustürzen.“
„Du hast dich entschieden, hier von vorn zu beginnen.“
„Das war mehr ein Impuls als eine wohlüberlegte Entscheidung … Zufall und überhaupt nicht geplant. Ich hatte nie vor, im Ausland zu leben.“
„Nun, jetzt gibt es allerdings etwas zu entscheiden, und wir sollten uns einen Termin setzen. Wenn die Mimosen in meinem Garten blühen, dann musst du dich entschieden haben. Gibt es etwas Romantischeres?“, schlug er verführerisch lächelnd vor.
„Wann ist das?“ Es gab sieben verschiedene Mimosenarten in Spanien, von denen manche früher blühten als die anderen.
„Kommt drauf an … so in ungefähr vier Wochen, vielleicht auch früher. In der Zwischenzeit können wir viel Zeit miteinander verbringen und unsere Gegensätze entdecken.“
„Einen kann ich dir jetzt schon sagen. Du nimmst die Ehe viel leichter als ich“, hielt sie ihm vor.
Die Paella wurde in einer großen, flachen Pfanne gebracht und an das Tischende gestellt. Der Safranreis glänzte in der Sonne. Garnelen waren am Rand der Pfanne garniert, dazu gab es Hähnchenschenkel und Kaninchen.
„Darf ich dir auffüllen?“, bot er an und erledigte seine Aufgabe ebenso geschickt wie ein Ober.
Dann aßen sie schweigend, bedienten sich beide noch ein zweites Mal, und schließlich aß Cam die Reste direkt aus der Pfanne.
„Hm … lecker“, sagte er genüsslich und klopfte sich auf den flachen Bauch. „Warum schmeckt es außer Haus bloß immer besser?“
Da er schon in den besten Restaurants der Welt gegessen hatte, hielt Liz seine Bemerkungen eher für eine Höflichkeit als für die Wahrheit.
„Wollen wir einen kleinen Spaziergang machen und erst später einen Kaffee trinken?“, schlug er vor.
„Sollte ich nicht erst bezahlen?“
„Ich erkläre es der Señora. Sie ist nicht so ein Angsthase wie du“, meinte er und verschwand in dem Haus.
Ich, ein Angsthase, dachte Liz. Wenn das stimmt, warum will er dann sein Leben mit mir verbringen und nicht mit der sorglosen Fiona?
Cam kam zurück. „Da entlang.“ Er zeigte auf einen Trampelpfad jenseits der Straße.
„Du hast aber noch nicht bezahlt, oder?“, fragte sie streitlustig.
„Du wolltest doch die Rechnung übernehmen.“
„Ja, aber ich kenne die Männer. Die machen das gern.“
„Manchmal, aber nicht immer“, pflichtete er ihr bei. „Sieh mal, da ist ein Falke.“ Der Raubvogel glitt durch die Lüfte.
Sie wanderten bis zu einem verlassenen Steinhaus, das einst bewohnt gewesen war, als man die Hänge noch bebaut hatte.
Cam drehte sich zu Liz um. „Du bist so still. Woran denkst du?“
„An diesen Wahnsinn natürlich. Woran sonst?“
Er kam zu ihr und legte sanft die Hände auf ihre Schultern.
„‚Wahnsinn‘ hört sich ja etwas negativ an. Ich verstehe, dass es dich überrascht. Aber ist der Gedanke, meine Frau zu werden, so schrecklich für dich?“
Noch bevor sie antworten konnte, neigte er den Kopf und küsste sie auf den Mund. Es war nur ein flüchtiger Kuss, doch er ließ wieder die Gefühle in ihr aufleben, die sie in seinem Garten nach ihrem ersten gemeinsamen Essen verspürt hatte. Heiße Wellen der Erregung durchfluteten sie. Im selben Moment erkannte sie die Wahrheit, die sie sich nicht einzugestehen gewagt hatte. Sie hatte sich in Cam verliebt.
Und als wäre das nicht schon genug gewesen, nahm er die Hände von ihren Schultern, allerdings nicht, um sie gehen zu lassen. Stattdessen umarmte er sie, zog sie an sich und küsste sie noch einmal, diesmal jedoch leidenschaftlicher.
Viel zu früh, um ihr körperliches Verlangen zu befriedigen, aber viel zu spät, um ihren Seelenfrieden zu bewahren, ließ er den Kuss enden.
Cam hielt sie immer noch im Arm. „Das war schön, oder?“
Auf der Suche nach einer angemessenen Antwort befreite Liz sich aus seinem Griff. „Wir sollten zurückgehen.“
Sie wunderte sich darüber, dass sie so ruhig klang, obwohl sie ganz weiche Knie hatte. Ein einziger Kuss von ihm hatte ausgereicht, dass sie ihn so sehr begehrte wie nie einen Mann zuvor.
„Wie du willst. Du bestimmst.“ Cam ließ ihr den Vortritt.
Verwirrt über all die gegensätzlichen Gefühle, die sie durchfluteten, lief sie den Pfad entlang.
Während Cam ihr folgte, glaubte er mit ziemlicher Sicherheit zu wissen, was in Liz vorging. Der Kuss hatte ihr bewusst gemacht, was sie zuvor nicht hatte wahrhaben wollen. Ihre körperlichen Bedürfnisse waren in all den Jahren ihres Alleinseins nicht verkümmert, sondern hatten nur geschlummert. Nun waren sie wieder erwacht und wollten befriedigt werden.
Cam merkte, dass sie über Steine stolperte, die sie vermieden hätte, wenn sie sich auf den Weg konzentriert und nicht über ihre Reaktion auf seinen Kuss nachgedacht hätte.
Ganz bewusst hatte er sich unter Kontrolle gehabt und sie nicht so erregt, wie er gekonnt hätte. Es würde Zeit und Geduld brauchen, sie so weit zu bringen, dass sie die gegenseitige Anziehungskraft würde genießen können.
Cam betrachtete ihre Taille und ihre weiblichen Formen und wünschte sich, mit ihr zu schlafen. Aber das würde er nicht tun – noch nicht. Dafür war es noch zu früh. Sie war noch nicht dazu bereit. Er musste Geduld haben.
Zurück im Restaurant, beendeten sie ihr Essen mit frischem Obst und Kaffee. Dann fuhren sie nach Valdecarrasca zurück. Auf der Rücktour schlug Cam einen Umweg zu einer Gärtnerei vor, da er einige Geranien für sein Küchenfenster kaufen wollte.
Er war der größte Beifahrer, den Liz je in ihrem kleinen Auto transportiert hatte. Seine langen Beine auf der anderen Seite des Schaltknüppels und seine breite Brust, an die er sie vor Kurzem gedrückt hatte, irritierten sie. Er hatte den Sitz nach hinten geschoben, sodass er ein ganzes Stück hinter ihr saß. Sie spürte, wie er sie beobachtete, und zwang sich, auf den Verkehr zu achten.
Die Gärtnerei war nicht besonders gut sortiert, und einige Pflanzen wirkten verwahrlost. Cam beschloss, die Geranien in einer größeren Gärtnerei zu holen, die die Villen an der Küste mit Pflanzen versorgte.
„Wir können morgen hinfahren“, schlug er vor, als sie zum Wagen zurückgingen. „Außerdem würde ich gern einen Bummel durch Gata machen. Ich bin zu einer Hauseinweihungsparty eingeladen und brauche noch ein passendes Geschenk.“
Gata de Gorgos war eine kleine Stadt an der Küstenstraße und berühmt für seine Möbel- und Korbläden. Außerdem gab es ein Kino. Liz wäre gern einmal wieder hingegangen. „Ich muss morgen leider arbeiten“, wich sie aus.
„Und außerdem willst du dich von dem Schock erholen, oder?“
Ohne ihn anzusehen, wusste sie, dass er lächelte.
„Ja, das auch“, gab sie zu.
„Na gut, erhol dich etwas. Wie wär’s denn mit Freitag? Ich wäre dir wirklich dankbar, wenn du mich bei diesem Einweihungsgeschenk beraten könntest. So können wir zudem noch mehr Zeit miteinander verbringen, damit du dich leichter entscheiden kannst.“
„Na schön, Freitag dann“, stimmte sie zu.
Am nächsten Morgen rief Leonora Dryden sie an.
„Liz, haben Sie heute Nachmittag ein Stündchen Zeit für mich? Ich möchte mit Ihrem Porträt anfangen.“
Um drei Uhr packte Liz das Partykleid ein und lief zu den Drydens hinüber. Leonora trug ein ausgemustertes Hemd ihres Mannes und eine Baumwollhose voller Farbkleckse.
„Wie schön, dass Sie so kurzfristig kommen konnten“, empfing Leonora sie und führte sie in das Schlafzimmer im ersten Stock, wo sie sich umziehen konnte.
In der ersten halben Stunde der Sitzung plauderten sie über allgemeine Dinge. Plötzlich wechselte die alte Dame das Thema. „Sie sehen so angespannt aus. Haben Sie etwas auf dem Herzen?“
Liz zögerte einen Augenblick. „Ja. Aber ich hätte nicht gedacht, dass man es mir ansieht“, erwiderte sie schließlich.
Leonora, die alle fünfzehn Sekunden von der Leinwand aufblickte, musterte sie eindringlicher. „Können Sie darüber reden? Geteiltes Leid ist halbes Leid, heißt es.“
Wieder zauderte Liz, Leonora ihr Problem anzuvertrauen. „Cam hat mich gebeten, ihn zu heiraten.“
Zu ihrer Überraschung blieb Leonora ganz ruhig. „Er war auf der Party sehr um Sie bemüht. Ich habe danach mit Todd darüber gesprochen. Er glaubte, dass ich übertreibe, aber Männer sind nicht so sensibel wie wir Frauen. Allerdings hat er mir zugestimmt, dass es höchste Zeit für Cam ist, endlich zu heiraten, und dass Sie die ideale Frau für ihn sind. Warum zögern Sie? Weil Sie ihn noch nicht so lange kennen?“
„Das ist einer der Gründe“, bestätigte Liz. „Wie lange kannten Sie und Todd sich, als Sie geheiratet haben?“
„Wir kannten uns seit unserer Kindheit und haben sehr jung geheiratet. Das war dann allerdings nicht mehr so wichtig wie für andere Zwanzigjährige. Eigentlich sollten Frauen mindestens fünfundzwanzig und Männer dreißig sein, bevor sie sich auf eine dauerhafte Beziehung einlassen. Sie und Cam wissen, wer Sie sind und was Sie vom Leben wollen.“
„Er weiß es … Ich bin mir nicht so sicher … Ich weiß nur, dass ich gern Kinder hätte. Aber reicht das schon für eine Heirat?“
„Will er auch Kinder?“
„Sagt er zumindest.“
Leonora schwieg gedankenverloren. „Die Frage, die Sie sich selbst stellen müssen, ist: Wie wird dieser Mann mein Leben verbessern, und wie kann ich sein Leben verbessern?“, sagte sie dann. „Die Frauenrechtlerinnen würden mich dafür zwar erwürgen, aber als Ehefrau eines wunderbaren Mannes denke ich, dass eine Ehe dem Singledasein vorzuziehen ist. Männer sind so nützlich. Wenn ich Todd nicht hätte, müsste ich Kontoauszüge lesen, die Gartenstühle streichen und die Autobatterie wieder aufladen. Ich könnte das alles, wenn ich es tun müsste, aber ich will nicht, genauso wenig wie Todd Weihnachtskarten oder Dankesbriefe schreiben oder den neuen Sofabezug aussuchen will.“
„Sollte die Ehe nicht mehr sein als eine Zweckgemeinschaft?“, wandte Liz ein.
„Auf jeden Fall. Der Alltag ist allerdings ein wichtiger Teil des Lebens, und eine reinliche Person würde sich mit einem unordentlichen Partner einfach nicht wohlfühlen. Neben den persönlichen Übereinstimmungen sind natürlich die Überzeugungen wichtig. Ein Freigeist wird niemals mit einem konservativen Menschen klarkommen. Todd und ich diskutieren heftig über die unterschiedlichsten Sachen, aber in den wirklich wichtigen Dingen sind wir einer Meinung.“
„Was halten Sie für wirklich wichtig?“, fragte Liz.
„Geld, Religion, Politik und Sex. Keiner von uns ist verschwenderisch, aber wir sind auch nicht knauserig. Wir sind Atheisten und genießen trotzdem Kirchenkunst und sakrale Musik. Wir sind unpolitisch, aber für Gerechtigkeit. Wir sind beide der Meinung, dass Treue der Schlüssel zu einer glücklichen Ehe ist und außereheliche Affären tabu sind. Haben Sie darüber mit Cam gesprochen?“
„Noch nicht. Wir hatten noch nicht viel Zeit für lange Diskussionen.“
Leonora trat zwei Schritte zurück und betrachtete kritisch die Leinwand. „Das würde ich so schnell wie möglich nachholen. Cam ist ein Mann, den man unumwunden nach solchen Dingen fragen kann. Und er wird Ihnen die Wahrheit sagen und nicht das, was Sie seiner Meinung nach hören wollen. Er ist der konsequenteste Typ, den ich kenne. Es gibt nur wenige Themen, zu denen er keine eigene Meinung hat.“
Dieser Rat hätte ihr eigentlich helfen sollen, doch Liz war entmutigt, da sie sich noch über so viele Dinge im Unklaren war.
„Das sollte für heute reichen“, entschied Leonora. „Ich mache uns einen Tee, während Sie sich umziehen. Könnten Sie das Kleid hierlassen? Ich würde den schimmernden Effekt gern etwas genauer studieren.“
Als Liz nach Hause zurückkehrte und die Tür öffnete, lag ein großer Blumenstrauß auf dem Tisch. Nur einer konnte ihn dort abgelegt haben. Cam musste sie angerufen haben, als sie nicht da gewesen war, und dann den Nachschlüssel benutzt haben.
Unter dem grünen Seidenpapier kamen rosafarbene Rosen, cremefarbene Nelken und ihr unbekanntes Grün zum Vorschein. In dem Bukett steckte eine kleine Karte mit dem Text: „Danke für gestern. Ich freue mich auf morgen. C.“
Liz brachte die Blumen in die Küche. Sie hatte nur einen Weinkrug als Vase, der fast zu rustikal für diese edlen Blumen war. Als sie den Strauß teilte, fragte sie sich, wie viel er wohl gekostet hatte. Wahrscheinlich wesentlich mehr als das Essen am Vortag.
Nachdem sie die Blumen arrangiert hatte, ging sie nach oben und schickte Cam eine E-Mail.
Cam – bin grade von Leonoras Porträtsitzung zurückgekommen und habe die Blumen gefunden. Sie sind einmalig! Wie aufmerksam – Liz
Den ganzen Abend grübelte Liz über Leonoras Rat. Sie hatte eigentlich erwartet, dass die alte Dame sie über ihre Ehe ausfragen würde, aber das hatte sie nicht getan. Eigentlich hatte sie auch nicht darüber sprechen wollen. Man sollte die Vergangenheit ruhen lassen.
Als sie gegen zehn Uhr morgens nach Gata aufbrachen, standen immer noch dicke Nebelbänke im Tal, die sich bald in der Sonne auflösen würden. Die Dorfstraßen lagen noch im Schatten, und die Menschen, die ihnen begegneten, waren warm angezogen.
„Was ist das für ein Haus, für das du ein Geschenk suchst?“, erkundigte sich Liz, als sie das Dorf hinter sich gelassen hatten.
„Ein umgebauter Bauernhof im Hinterland. Es ist wahrscheinlich in sechs Wochen bezugsfertig, vielleicht auch schon früher. Die Party ist gleich nach dem Einzug. Ich vermute, dass sie mit unnützem Zeugs überhäuft werden, und ich will nicht irgendwelchen Mist verschenken.“
„Dekogegenstände sollte man nicht verschenken“, pflichtete Liz ihm bei und erinnerte sich an einige hässliche Hochzeitsgeschenke von damals. „Manche Leute können einfach nicht begreifen, dass gewisse Dinge anderen Menschen nicht gefallen.“
Sie beobachtete Cam, während sie das sagte. Er lachte, und für einen Augenblick konnte sie seine schneeweißen Zähne sehen. Dass Zähne sexy sein konnten, war ihr noch nie aufgefallen, doch seine waren es. Ihr Anblick erregte sie. Seine Hände übten eine ähnliche Wirkung auf sie aus. Aus den Augenwinkeln sah sie, wie locker er die Gänge wechselte und das Lenkrad hielt. Sollte auf der Straße etwas Unvorhergesehenes geschehen, würde er besonnen und geistesgegenwärtig darauf reagieren.
Hätte man ihr vor Kurzem gesagt, dass er sie nach nur wenigen Wochen heiraten wollte, sie hätte nur ungläubig gelacht.
Der Moment schien ihr günstig, über die Themen zu reden, die ihr Leonora vorgeschlagen hatte. „Ich habe neulich einen Artikel gelesen, in dem es hieß, dass Brautleute vor der Ehe vier Dinge besprechen sollten.“
„Und die wären?“
„Geld, Religion, Politik … und Sex.“ Liz zögerte etwas, bevor sie das letzte Thema erwähnte, das bestimmt das schwierigste war.
„Seit ich die schlimmen Ausschreitungen miterlebt habe, die im Namen der Religion und der Politik begangen wurden, halte ich nicht besonders viel von religiösen Eiferern oder Politikern“, erklärte Cam. „Sollte es jemals Frieden auf der Welt geben, wird es ein Verdienst der Genforscher sein. Ich finde die neuesten Erkenntnisse über das menschliche Genom höchst interessant. Ich glaube, in dem Bereich gibt es noch Hoffnung.“
„Das sehe ich genauso.“ Sie hatte letzte Nacht nicht schlafen können und sich eine Meinung zu den ersten drei Themen gebildet.
„Gut. Da gibt’s also keine Probleme. Wie sieht’s bei dir mit dem Geld aus?“
„Ich hatte noch nie viel und habe keine rechte Meinung dazu. Ich mag keine Geizhälse, aber ich gehöre bestimmt nicht zu denen, die auf Pump kaufen.“
„Was hältst du von Eheverträgen?“
„Ich hasse so etwas“, erwiderte sie entschieden. „Ich weiß nicht, warum man heiraten soll, wenn es nicht für immer und ewig ist.“
„Aber manchmal funktioniert es trotz aller guten Vorsätze nicht, und dann sind womöglich Kinder da, die versorgt werden müssen.“
„Die Konsequenz daraus ist wohl, keine Kinder von einem Mann zu bekommen, von dem man nicht weiß, ob er zu seinen Verpflichtungen steht“, sagte sie brüsk.
„Das ist purer Idealismus … Theoretisch hört es sich gut an, aber in der Praxis funktioniert es meistens nicht.“
„Ich weiß, aber ich halte Eheverträge trotzdem für ein Zeichen, dass die Ehe nicht auf wahrer Liebe und Vertrauen basiert, sondern ein kaltblütiger Austausch von Waren ist. Jugend und Schönheit gegen Ruhm und Glück.“
„Du denkst an eine Glamourehe aus dem Showbusiness. Meine Berühmtheit hält sich allerdings in Grenzen, und mein Vermögen stammt von meinen Großeltern. Sie waren umsichtiger als meine Eltern, die beide unsäglich verschwenderisch sind. Ist deine Mutter versorgt?“
„Sie hat einen netten kleinen Bungalow und genug zum Leben. Sie ist nicht auf mich angewiesen“, informierte sie ihn, für den Fall, dass er ihre Mutter als mögliche Last betrachten könnte, die er übernehmen müsste. „Ich glaube allerdings, unsere Mütter hätten nicht viel gemeinsam. Mein Elternhaus ist so gewöhnlich.“
„Schämst du dich etwa, Liz?“ Cam lächelte fragend. „Ein Journalist lernt als Erstes, dass der Wert eines Menschen nichts mit seinem Umfeld zu tun hat. Ich habe mal einige Zeit mit einem Mann verbracht, der in Londons Abwasserkanälen gearbeitet hat. Er war ein wesentlich besserer Mensch als der Vorstandsvorsitzende, den ich anschließend interviewen musste.“
„Das mag ja sein, aber das heißt doch nicht, dass sie sich gut verstanden hätten“, entgegnete Liz.
„Schon möglich. Hätten sie allerdings eine schwierige Situation zusammen meistern müssen, hätten sie sich arrangiert … wobei der Kanalarbeiter bestimmt das Kommando übernommen hätte und der Vorstandsmensch vermutlich froh darüber gewesen wäre. Aber das nur am Rande. Wir haben die gleiche Wellenlänge. Ob sich unsere Familien verstehen würden, ist deren Problem.“
Mittlerweile hatten sie Gata erreicht. Der Verkehr wurde dichter, und Cam musste seine ganze Aufmerksamkeit dem Geschehen auf der Straße widmen. Schon bald hatte er einen Parkplatz ganz in der Nähe der Hauptstraße gefunden. Kurz darauf standen sie im ersten Geschäft zwischen Körben, Glas und Keramikwaren.
Im vierten Laden entdeckten sie schließlich ein Set robuster Weingläser aus grünlichem Glas. Während die Verkäuferin zwanzig Gläser und zwei dazu passende Krüge einpackte, fand Liz noch eine viereckige Vase, in der sich Cams Blumen perfekt machen würden.
Schließlich verstauten sie alles im Kofferraum des Wagens. „Zeit für einen Kaffee“, meinte Cam. „Wenn du nichts dagegen hast, gehen wir in eine Bar. In Gata gibt es nichts Netteres.“
„Einverstanden.“
Sie betraten eine leere Bar, in der der Barkeeper gerade den Fußboden fegte. Der Fernseher lief, und die zwei Saftmaschinen rotierten, doch der Geräuschpegel war erträglich.
Liz wählte einen Tisch und beobachtete Cam, als er sich gegen den Tresen lehnte und dem Mann dahinter die Bestellung aufgab. In diesem Moment war sie sich ihrer Gefühle für ihn plötzlich sicher. Denn ohne ihn wäre sie nicht hier in dieser kleinen spanischen Bar gewesen, und es gab keinen Ort auf der Welt, an dem sie lieber gewesen wäre.
Er stellte zwei Tassen Kaffee auf den Plastiktisch mit dem Aschenbecher, den Plastikzahnstochern und der Plastikbox mit den Servietten.
„Nicht gerade die netteste Umgebung“, sagte er trocken, bevor er noch einmal verschwand, um zwei Gläser Weißwein zu holen.
„Du bist ja Eleganz auch viel mehr gewohnt als ich“, bemerkte Liz, als er zurückkam.
„Manchmal … nicht immer.“ Cam zog einen Stuhl vor und setzte sich. „Die Gesellschaft zählt.“ Er strahlte sie an.
Wenn das für ihn doch nur genauso gelten würde wie für mich, dachte sie gequält. Wenn es doch nur eine Chance gäbe, dass er sie lieben könnte!
Cam trank einen Schluck Kaffee. „Nun, wie weit waren wir mit unserer Diskussionsliste? Wir haben Religion und Politik abgehakt. Was das Geld angeht, so sollten meiner Meinung nach die Eheleute ihr Vermögen zusammenwerfen und alle Ausgaben und Anschaffungen diskutieren. Wäre dir das recht?“
„Absolut“, stimmte Liz zu und bemerkte, dass ihr Puls zu rasen begann und sie nervös wurde.
„Gut, dann bleibt nur noch ein Punkt auf der Liste“, sagte er. „Vielleicht der wichtigste.“ Er machte eine Pause. Das Funkeln seiner stahlgrauen Augen ließ ihr Herz noch schneller schlagen. „Sex. Womit wollen wir anfangen?“