10
Die Gemälde
»Es tut mir wirklich leid, dass ich das sagen muss, aber du solltest weiterhin auf der Hut sein, Angela.« Es war ein strahlender Wintermorgen, und Donatella hatte ihren Gast zum Frühstück in ein elegantes Café um die Ecke eingeladen. »Meine liebe Schwägerin hat sich noch längst nicht damit abgefunden, dass Vittorio dir den Fontarini-Ring an den Finger gesteckt hat.«
Angela seufzte tief. »Ich weiß, Donatella.« Der Appetit auf ihr cornetto
mit Pistazienfüllung war ihr vergangen. »Frag mich bitte nicht nach dem Weihnachtsfest, zu dem wir sie eingeladen haben.«
»Sie hat mir schon alles erzählt.« Die Marchesa lachte schallend. »Natürlich ihre Version: Die Weihnachtsdekoration geschmacklos. Das Essen abscheulich. Die Gäste unter Niveau.« Donatella warf Angela einen mitleidigen Blick zu. »Dabei kann ich mir vorstellen, welche Mühe du dir gegeben hast. Sicher war es hinreißend.« Sie nippte an ihrem Cappuccino. »Sag mal, es stimmt doch sicher nicht, dass sich deine Tochter mit diesem Kunstgeschichtsprofessor eingelassen hat?« Angela fühlte, wie ihr das Blut aus dem Gesicht wich. »Also ist es wahr«, fuhr Donatella nachdenklich fort und drückte Angelas Hand. »Übrigens solltest du an etwas arbeiten: In deinem Gesicht kann man lesen wie in einem Buch.«
»Ich weiß«, gab Angela mit einem Seufzen zurück. »Aber so bin ich nun mal. Nathalie auch. Wir tragen unser Herz auf unserer Zunge und sind nicht in der Lage, uns zu verstellen.« Sie betrachtete das cornetto
. Es sah so verlockend aus. Doch ihr Magen fühlte sich an, als hätte er sich verknotet. »Ich fürchte, an Costanzas Ablehnung kann ich nichts ändern, wir werden uns damit abfinden müssen. Ich mache mir nur Sorgen wegen Amadeo.«
Donatella winkte dem Kellner und bestellte für sie beide
Mineralwasser. »Amadeo habe ich schon seit einer Ewigkeit nicht mehr gesehen«, sagte sie dann. »Er war so ein unglaublich nettes Kind, fast zu folgsam, fand ich. Und er sah aus wie ein kleiner Engel.« Das tut er heute noch, dachte Angela. Jedoch eher wie ein etwas arroganter Erzengel, falls es das überhaupt gab. »Wieso machst du dir denn Sorgen? Wie ich höre, wird er einen glänzenden Abschluss machen.« Donatella nahm einen Schluck von ihrem Wasser. »Er war von Anfang an so ein beängstigendes Wunderkind«, fuhr sie fort. »Sofia hat ihn sehr gefördert und dafür gesorgt, dass er mehrmals Schulklassen überspringen konnte.« Sie seufzte.
»Ich nehme an, er vermisst sie sehr«, warf Angela leise ein.
»Das tun wir alle«, stimmte Donatella ihr zu. »Außer meiner lieben Schwägerin natürlich, die ihr das Leben schwer gemacht hat. Keine einzige Träne hat sie an ihrem Grab vergossen. Ich werde nie vergessen, wie sie da stand mit diesem kühlen Lächeln im Gesicht.« Sie schüttelte den Kopf. Noch immer wirkte sie fassungslos. »Sofia war ihr nicht gewachsen«, fuhr sie fort. »Sie war … Wie soll ich das beschreiben? Zu weich. Eine Künstlernatur. Für Costanzas perfide Spitzen fand sie keine Gegenwehr. Leider hat Vittorio das damals noch nicht begriffen. Und was meinen lieben Mann anbelangt – Gaetano hält sich aus diesen Dingen lieber raus. Er und Costanza haben nicht viel gemeinsam, weißt du? Auch er hat Sofia sehr gern gehabt.« Sie sah Angela an, ihr Blick wurde weich. »Zum Glück bist du anders als sie, Angela. Du hast zwar dieselbe Sensibilität, aber du bist stark. Wie du diese marode Weberei wieder auf die Beine gestellt und dich gegen Massimo Ranelli behauptet hast – meine Hochachtung! Du wirst dich auch gegen Costanzas lächerliche Intrigen wehren. Doch du musst auf der Hut sein.«
»Ich fürchte, sie hat bereits Amadeo gegen mich aufgehetzt.«
Donatella betrachtete sie eine Weile nachdenklich und nahm einen Bissen von ihrem Vanillehörnchen. »Wenn du Vittorios Sohn für dich gewinnen willst, dann tu etwas für Sofias Andenken.« Die Marchesa tupfte sich mit ihrer Serviette die Krümel von den Lippen.
»Hast du eigentlich auch ein Bild von ihr?«
»Du meinst, eines ihrer Gemälde? Natürlich. Nicht nur eines. Willst du sie sehen?«
»O ja, sehr gern. Weißt du, Vittorio hat sie aus seinem Leben
verbannt und in ein Bank-Depot bringen lassen. Er sagt, er erträgt es nicht, sie zu sehen.«
Donatellas Miene wurde finster. »Der dumme Junge!«, schimpfte sie. »Davon, dass man die Vergangenheit wegsperrt, wird der Schmerz nicht kleiner.« Sie bat den Kellner um die Rechnung. »Und du«, sagte sie zu Angela, »iss dein Hörnchen auf. Wir werden jetzt einen kleinen Spaziergang machen.«
Energischen Schritts ging die Marchesa mit ihr durch die Straßen der vornehmen Gegend in Richtung Piazza del Popolo. Vor einem unscheinbaren Haus in einer Seitenstraße der Via del Babuino blieb sie stehen und holte einen Schlüsselbund aus ihrer Handtasche. Angela sah ein Bronzeschild mit eingravierter Schrift neben der Tür. FONDAZIONE
PROALFA
las sie und wartete gespannt, was ihre Begleiterin ihr zeigen wollte.
Das Treppenhaus hatte schlichte weiße Wände, die Stufen waren aus Granit. Ovale Fenster mit Bleiglasfüllung und abwechselnd klaren und matten Scheiben erhellten den Aufgang. Das schwarze Eisengeländer war elegant geschwungen.
»Das Haus stammt aus der Zeit des Art déco«, erklärte Donatella, während sie in den zweiten Stock hinaufgingen. »Ich habe es bewusst schlicht renovieren lassen, denn unter uns gesagt habe ich den ganzen Prunk ziemlich satt.« Sie blieb vor einer Wohnungstür stehen und schloss sie auf. Wieder entdeckte Angela das Bronzeschild mit dem Namenszug der Stiftung. »Willkommen in meiner Parallelwelt«, sagte Donatella und öffnete lächelnd die Tür.
»Was bedeutet das?«
»Nun, ich tue noch andere Dinge, als mir sündteure Modellkleider schneidern zu lassen und Empfänge zu geben. Gaetano und ich, wir sind der Meinung, dass Reichtum verpflichtet. Obwohl unser Familienvermögen beträchtlich ist, hat mein Mann immer gearbeitet, ehe er das Rentenalter erreichte. Und ich habe vor Jahren diese Stiftung gegründet.« Angela sah sich in dem Foyer mit ovalem Grundriss, von dem sechs Türen abgingen, um. »Anfangs habe ich mich für alles Mögliche eingesetzt, bis ich darauf kam, dass ein wesentlicher Grund für Armut mangelnde Bildung ist. Und die fängt beim Lesen und Schreiben an. PROALFA
kommt von pro alfabetismo
. Seit rund zwei Jahrzehnten entwickeln und fördern wir Maßnahmen, um gegen den Analphabetismus anzukämpfen. Vor allem hier in Italien, wir unterstützen jedoch auch Projekte auf der ganzen Welt.« Sie öffnete eine der Türen und bat Angela einzutreten. »Über die Feiertage ist niemand hier. Aber du solltest einmal während eines normalen Arbeitstags kommen, du würdest staunen, was hier los ist. Das ist mein Büro.« Angela sah einen modernen, funktionalen Schreibtisch und einen Bürostuhl, wie er auch sonst in Unternehmen zu finden war. Das Einzige, was den Raum zu einem besonderen machte, waren zwei großformatige, abstrakte Gemälde in leuchtenden, kraftvollen Farben. »Du kannst dir denken, dass ich dich nicht hergebracht habe, um dir von meiner Stiftung zu erzählen.« Donatella betrachtete sie mit forschendem Blick.
»Diese Bilder hat Sofia gemalt, nicht wahr?«
»So ist es. Rein von ihrer Erscheinung her hätte man eher vermutet, sie malt Aquarelle in zarten Pastelltönen«, sagte sie nachdenklich. Angela nickte. Diese Gemälde waren alles andere als zart. Das eine zeigte kühn übereinandergelagerte Formen in unterschiedlichen, leuchtenden Rot- und Gelbtönen auf einem hellen Grund. Das andere spielte kraftvoll mit den Kontrasten von Rot und Schwarz. »Diese Bilder sind meine Batterien«, fügte Donatella hinzu. »Wenn ich einmal müde und ausgelaugt bin, dann brauche ich nur diese beiden Gemälde anzusehen, und ich bin wieder voller Energie. Aber komm mit, es gibt noch mehr.«
Im Besprechungsraum hing eine Serie von sechs Bildern, die hauptsächlich in lichtem Gelb und Grün gehalten waren, und in weiteren Räumen fanden sich Werke, in denen die Farben Violett und Blau dominierten. Es schien, als hätte Sofia sich jeweils auf eine Primärfarbe eingelassen und sie im Kontext mit anderen Tönen erkundet.
»Wie gefallen sie dir?«
»Sie sind großartig.« Angela ging ganz nah an eines heran, das sie in seinen zahlreichen Abstufungen von Blau an fließendes Wasser erinnerte. »Man bekommt einen ganz klaren Kopf, wenn man sie sich anschaut.«
»Ja, so ist es. Sofias Werke tun einem einfach gut.«
Und es ist schade, fügte Angela in Gedanken hinzu, dass Vittorio
sich von dieser Farbenwelt seit ihrem Tod vollkommen abschneidet.
»Amadeo hat an Weihnachten davon gesprochen, dass er die Bilder seiner Mutter gern einer Galeristin in Boston zeigen würde.«
»Warum dort? Wieso nicht hier in Italien oder wenigstens in Europa?«
»Ich würde ihm gern vorschlagen, eine Ausstellung zu organisieren …«
»Eine fabelhafte Idee!«
»Ich weiß nicht, was sich in Vittorios Depot befindet«, fuhr Angela nachdenklich fort. »Würdest du eventuell deine Bilder für eine Ausstellung ausleihen?«
»Selbstverständlich!« Donatellas Augen blitzten. »Einige meiner Bekannten besitzen ebenfalls welche. Die kann ich sicherlich dazu überreden.«
Und in Neapel, fiel Angela ein, da muss es auch Werke von Sofia geben. Jedenfalls hatte Ruggero Esposito ihr das erzählt.
»Das alles kann natürlich nur mit Vittorios Zustimmung geschehen«, sagte sie mit einem Seufzen. »Hatte Sofia denn zu ihren Lebzeiten Ausstellungen?«
Donatella schüttelte traurig den Kopf. »Es kam nicht mehr dazu«, sagte sie. »Sie ist auf der Fahrt zu einem Vorgespräch für eine große Show verunglückt. Danach hat natürlich keiner mehr solche Pläne verfolgt.«
Amadeo hat das nicht vergessen, dachte Angela. Sie schritt noch einmal durch die verschiedenen Räume und ließ die Bilder zu sich sprechen. Eine große Hochachtung, gepaart mit Sympathie für Vittorios verstorbene Frau, erfüllte sie.
»Danke«, sagte sie zu Donatella, »danke, dass du mir das ermöglicht hast. Und dass du mir Einblick in dein Paralleluniversum gewährst. Ich bin wirklich sehr beeindruckt …«
»Was glaubst du, wofür ich den jährlichen Wohltätigkeitsball veranstalte?« Donatella lächelte breit.
»Da fällt mir ein«, erklärte Angela schuldbewusst, »dass ich dir gar nichts für die Versteigerung mitgebracht habe.« Im vergangenen Jahr hatte sie einen Bettüberwurf aus der Seide der tessitura di Asenza
gespendet.
»Oh, das brauchst du auch nicht«, wehrte Donatella ab. »Sieh du
zu, dass du die Seidenvilla voranbringst. Ich will, dass jene spenden, die nicht wissen, was sie mit ihrem Reichtum anfangen sollen. Und davon gibt es in meinen Kreisen viel zu viele.«
Auf dem Weg zum Flughafen erreichte sie eine Nachricht von Tiziana. »Vito sagt, du kommst nachher in Marco Polo an. Das trifft sich gut, denn ich habe heute einen Networking-Abend organisiert. Es kommen lauter spannende, berufstätige Frauen. Keine Männer. Ich erwarte dich um acht in der Bar Dandolo des Hotel Danieli.«
Angela lehnte sich ins Polster des Taxis zurück und schloss die Augen. Ihr erster Reflex war abzusagen – mit der Begründung, sie habe keine Zeit. Stimmte das denn? Donatellas Kleid war fertig, die Weberei hatte bis nach dem Fest der Heiligen Drei Könige geschlossen.
»Danke für die Einladung«, schrieb sie zurück. »Ich komme gern.« Und hatte das Gefühl, dass die Anspannung der vergangenen Tage und Wochen von ihr abfiel.
Als sie das legendäre Hotel an der Riva degli Schiavoni gleich um die Ecke der Piazza San Marco betrat, blieb sie kurz wie benommen stehen, so sehr beeindruckte sie das altehrwürdige Foyer dieses Palastes, das wirkte, wie aus der Zeit gefallen. Sie fragte einen Angestellten nach Tiziana Pamfeli, und er führte sie in die angrenzende Bar mit Säulen aus rotem Marmor, die die Renaissanceholzdecke stützten. Hinter einem prächtig geschmückten Weihnachtsbaum erkannte Angela im hinteren Teil des dezent beleuchteten Raumes Tiziana umringt von einem guten Dutzend Damen, die sich in den Clubsesseln rund um Marmortischchen verteilt hatten und sich angeregt miteinander unterhielten. Angela konnte nicht anders, als den apricotfarbenen Damast, mit dem die Sessel bezogen waren, mit fachmännischem Blick zu mustern, da hatte Tiziana sie bereits entdeckt und kam auf sie zu.
»So schön, dass du es einrichten konntest«, sagte sie und küsste sie herzlich auf die Wangen. Sie trug ein hochgeschlossenes Kleid aus sonnenblumengelbem Feinstrick, das ihre fabelhafte Figur betonte, das lange schwarze Haar fiel offen über Schulter und Rücken. »Komm, ich stelle dich gleich ein paar meiner Freundinnen vor.« Sie
zog Angela sanft mit sich. »Mit Graziella, Fabrizia und Stefania bin ich zur Schule gegangen. Susa und Anamaria kenne ich vom Studium. Bitte setz dich zu uns. Was möchtest du trinken?«
Im Nu war Angela in Gespräche involviert und lernte nach und nach weitere der Eingeladenen kennen. Nach einer Stunde wurde ihr jedoch bewusst, dass sie eigentlich todmüde war. Sie suchte die Toilette auf, zog sich die Lippen nach und überlegte, während sie zurück zu den anderen ging, wie sie sich von Tiziana am besten schon früh verabschieden konnte, als sie eine auffallend gekleidete Frau bemerkte, die ganz allein an der Bar stand und unschlüssig zu der Gruppe um Tiziana hinübersah. Ihr dichtes, langes Haar schimmerte in einem ungewöhnlichen Mahagoniton und war zu einer prachtvollen Frisur aufgesteckt, die Angela an vergangene Jahrhunderte erinnerte. Sie trug ein gewagtes Ensemble aus einem weit schwingenden, knöchellangen Seidenrock in Tannengrün, der an einer Seite gerafft war, dazu eine kupferfarbene Wickelbluse, deren Ärmel in lange Spitzentrompeten derselben Farbe ausliefen. Mit ihren kräftigen, dunklen Augenbrauen und dem leuchtend rot geschminkten Mund wirkte diese Frau wie ein exotischer Vogel, der zwar perfekt in das Ambiente der Bar Dandolo passte, sich von den anderen Frauen allerdings deutlich abhob.
»Buonasera«
, sprach sie die Fremde an. »Sie sind sicher auch von Tiziana eingeladen worden. Mein Name ist Angela Steeger.«
»Sie sind Deutsche?«, fragte die andere zurück.
»Ja, das haben Sie natürlich sofort an meinem Akzent bemerkt.« Angela lächelte verlegen.
»Nein, gar nicht«, widersprach ihr Gegenüber. »Sie sprechen ausgezeichnet Italienisch. Aber Ihr Name … Oder sollen wir Du sagen? Ich glaube, hier duzen sich alle.«
»Gern«, antwortete Angela.
»Ich bin Romina Fulvio«, stellte die Frau mit dem ungewöhnlichen Aufzug sich vor.
»Möchten Sie zu den anderen hinübergehen?«
Romina winkt ab. »Ich denke, ich geh besser. Außer Tizi kenne ich niemanden. Außerdem …«, sie verzog das Gesicht und lächelte gequält, »… hier hat sicher jede einen akademischen Grad.«
»Nun, am Ende zählt nicht der Titel, sondern was jemand kann.
Oder?«
Romina verzog erneut ihr Gesicht, diesmal schmerzlich.
»Nicht immer«, gab sie zurück, und ein bitterer Zug erschien um ihren Mund. »Manchmal zählen auch ganz andere Dinge.« Sie hob den Blick und ließ ihn durch den prachtvollen Raum streifen. Dann stellte sie ihr Glas ab. Es war leer. »Aber ich wollte dir nicht die Laune verderben. Ich hatte heute keinen guten Tag.«
»Ein perfekter Grund, um sich nicht zu Hause zu vergraben. Trinken wir noch etwas?« Angela wusste selbst nicht, was in sie gefahren war. Hatte nicht auch sie eben noch gehen wollen? Doch unter allen Bekannten von Tiziana interessierte sie Romina am meisten. Sie war anders, und das machte sie neugierig. »Mir gefällt, was du anhast«, sagte sie. »Der Schnitt dieser Bluse ist … entschuldige, dass ich so indiskret bin, aber ich wüsste zu gern, welche Marke das ist.«
Romina lachte und sah auf einmal wunderschön aus mit ihren blitzenden perlweißen Zähnen. Auf einmal musste sie husten, und es dauerte eine Weile, bis sie wieder Luft bekam.
»Marke Eigenbau«, antwortete sie schließlich. »Ich bin Schneiderin. Leider habe ich heute meinen Job verloren. Tja. So viel dazu. Ciao
, Angela. Es hat mich gefreut.«
Sie nickte ihr zu und ging zielstrebig in Richtung Ausgang.
»Warte«, rief Angela, doch Romina hörte sie schon nicht mehr.
»Wo will sie denn hin?« Tiziana hatte sich offenbar zu ihnen gesellen wollen und sah Romina betroffen nach. »Dabei ist sie gerade erst gekommen, ich hatte nicht mal Gelegenheit, sie zu begrüßen …«
Angela nahm sich keine Zeit für Erklärungen. Sie hatte wieder dieses Kribbeln im Bauch gespürt, das sie immer befiel, wenn etwas Außergewöhnliches bevorstand. Noch nie hatte ihr Gefühl sie getrogen. Und deshalb beeilte sie sich, Romina zu folgen.
An der Garderobe, wo sie sich gerade in ein prächtiges Cape aus schwarzem Samt helfen ließ, ein wundervolles und aufwendig genähtes Stück, das sie an einen Kostümfilm erinnerte, holte Angela sie ein.
»Romina, bitte warte«, rief sie.
Die Schneiderin drehte sich überrascht zu ihr um. Fragend wanderten ihre dunklen Augen über Angelas Gesicht.
»Ja?« Es war ihr anzusehen, dass sie keine Lust auf weiteren Smalltalk hatte.
»Ich bin verzweifelt auf der Suche nach einer guten Schneiderin«, brach es aus Angela hervor. »Einer, die eigenständig arbeitet, Schnitte anfertigen kann und meine Entwürfe umsetzt. Jemanden mit Geschmack und Fantasie, der weiß, wie man aufwendige Modelle realisiert.« Romina starrte sie an, als hätte sie einen schlechten Scherz gemacht. Deshalb holte Angela tief Atem und sprach einfach weiter. Was hatte Donatella gesagt? Dass sie stark sei. »Wir kennen uns überhaupt nicht«, fuhr sie fort. »Aber ich habe Augen im Kopf, und was ich sehe, gefällt mir. Stammt dieses Cape auch von dir?« Romina nickte. »Dann zieh es wieder aus und komm zurück. Wir sollten uns unterhalten.«
»Wenn du an einem Tag nicht nur deine große Liebe, sondern auch deine Existenz verlierst, ist das ein ziemlicher Brocken.«
Sie hatten sich in eine Ecke des Foyers gesetzt, denn zurück zu Tizianas Business-Treff hatte Romina auf keinen Fall gewollt.
»Wo hast du denn gearbeitet?«, erkundigte sich Angela.
»Sogni Veneziani. Sagt dir das was? Eine der renommiertesten Schneidereien für den venezianischen Karneval. Kostüme, Kleider, Kopfschmuck, Schuhe, nach historischem Vorbild oder nach der Fantasie. Da hab ich zwanzig Jahre lang die Schneiderei geleitet.« Wieder musste sie husten, es klang keuchend und schmerzhaft.
»Asthma«, sagte sie freudlos, als der Anfall vorüber war. Sie kramte in ihrer Handtasche, zog einen Inhalator hervor und nahm eine Sprühdosis. »Ich vertrage das Klima nicht«, fügte sie seufzend hinzu und atmete ein paarmal erleichtert auf. Offenbar begann das Medikament zu wirken. »Die Lagune ist fürchterlich für mich. Gut. Jetzt bin ich ja vogelfrei und kann gehen, wohin ich will.« Dabei wirkte sie alles andere als glücklich.
»Was ist passiert?« Angela betrachtete besorgt die dunklen Augenringe unter Rominas Make-up.
»Das, was immer passiert, wenn man nicht auf sein Herz aufpasst. Zehn Jahre waren Enzo und ich ein Paar. Heute hat er Schluss gemacht. Und mich gleichzeitig fristlos entlassen.« Sie lehnte sich erschöpft in ihrem Sessel zurück. »Enzo ist der Besitzer des Ladens.«
»Damit kommt er nicht durch«, warf Angela ein. »Er wird dir eine Abfindung bezahlen müssen.«
Romina seufzte erneut. »Schon möglich. Das Dumme ist nur: Ich will keine Abfindung. Was ich brauche, ist diese Art von Arbeit.« Die Schneiderin sah sie an, ihre Augen glänzten, als sie weitersprach. »Enzos fantastische Entwürfe, das erlesene Material. Samt, Seide, Brokat, alles verdammt schwer zu verarbeiten, aber ich liebe das. Verstehst du? Lass mich das komplizierteste Renaissancekostüm nach Enzos Zeichnungen nähen, und ich bin glücklich. Steck mich in eine normale Damenkonfektion, und ich gehe ein vor Langeweile.« Sie warf Angela einen forschenden Blick zu. »Du sagst, du suchst jemanden. Wofür?«
»Für Modellkleider«, antwortete Angela. »Aus handgewobener Seide.«
»Handgewobener Seide?« Romina zog die Silben in die Länge. »Und wo soll die herkommen?«
»Aus der tessitura di Asenza
«, gab Angela zurück. »Meiner Seidenweberei. Sie liegt auf dem Land, eine Stunde in Richtung Berge. Willst du sie dir mal ansehen?«
»Wie war’s auf Tizianas Frauenabend?« Vittorio gab ihr einen zärtlichen Kuss zur Begrüßung, als sie in seine Wohnung im Quartier San Marco kam. »Lange hast du es ja nicht ausgehalten«, fügte er mit einem Schmunzeln hinzu.
»Stell dir vor, womöglich habe ich die Schneiderin meiner Träume gefunden.« Überglücklich schlang Angela ihre Arme um seinen Hals und erzählte ihm von der Begegnung mit Romina. »Sie hat versprochen, nach Asenza zu kommen und sich die Seidenvilla anzusehen.«
»Ob sie wohl in die Provinz ziehen will, wenn sie wirklich so ein Paradiesvogel ist, wie du sie beschreibst?«
»Sie leidet unter Asthma«, erklärte Angela und ließ sich auf das Sofa fallen. »Die Luft in Venedig tut ihr nicht gut, sie möchte weg von hier. In Asenza ist zwar nichts los, dafür ist die Luft ausgezeichnet.«
»Na, dann hoffen wir das Beste. Möchtest du Wein?« Er hob eine Flasche Soave von ihrem Lieblingsweingut hoch. Sie schüttelte den Kopf.
»Ich hatte schon zwei Bellini«, erwiderte sie stöhnend. »Lieber einen Kräutertee.«
Vittorio lachte und stellte den Wasserkocher an. »In Rom hast du Furore gemacht«, erzählte er gut gelaunt, während er die Kräuterteemischung aus dem Schrank holte. »Donatella hat angerufen und mir von dem Kleid vorgeschwärmt.«
»Ja, zum Glück hat es gepasst.« Angela lehnte ihren Kopf gegen das Rückenpolster. Wenn sie die Augen schloss, drehte sich alles.
»Sie hat mir erzählt, dass sie dir die Bilder von Sofia gezeigt hat.«
Angela war sofort wieder hellwach und warf ihm einen prüfenden Blick zu. Ob er dagegen etwas einzuwenden hatte? Im Grunde war sie erleichtert, dass Donatella ihm davon berichtet hatte. So musste sie das Thema nicht anschneiden.
»Sie sind wundervoll, Vittorio«, sagte sie und sah zu, wie er den Tee aufgoss.
»Ja, das sind sie.« Er stellte den Becher auf den Couchtisch und setzte sich zu ihr. Sie betrachtete die weißen Trennwände, mit denen das ehemalige Warenlager unterteilt war, und stellte sich vor, wie Sofias Gemälde Leben und Farbe in diese Räume gebracht hatten. Zum ersten Mal kam ihr das Loft kahl vor. Sie überlegte noch, ob sie die Gelegenheit nutzen sollte, um die Idee mit der Ausstellung vorzuschlagen, doch Vittorio kam ihr mit einer ganz anderen Frage zuvor. »Möchtest du Silvester mit mir hier in Venedig verbringen?« Sie sah ihn überrascht an. Darüber hatte sie sich noch gar keine Gedanken gemacht. »Ich finde, du hast eine kleine Auszeit von Asenza verdient.«
»Ja, warum nicht?« Angela dachte an Tess und Nathalie, mit denen sie den vergangenen Jahreswechsel gefeiert hatte. Sollte sie die beiden nicht vorher fragen?
»Wenn du willst, laden wir natürlich auch Nathalie ein«, schlug Vittorio vor, und ihr wurde einmal mehr bewusst, wie gut er sie kannte. »Ich würde mich allerdings wundern, wenn die jungen Leute nicht etwas anderes vorhätten.«
»Sie hat ein Baby«, wandte Angela sanft ein. »Aber du hast recht. Wenn ich ehrlich bin, steckt mir Weihnachten noch in den Knochen. Das Letzte, was ich möchte, ist, schon wieder Gastgeberin sein. Was hat denn Amadeo vor?« Vittorio zuckte mit den Schultern. »Hast du
mit ihm gesprochen?«, fragte sie behutsam nach.
»Ich hab ihn angerufen, wie ich es dir versprochen habe. Aber der junge Mann ist beschäftigt.« Er klang beleidigt, und Angela konnte ihn sehr gut verstehen.
»Wo wohnt er eigentlich hier in Venedig?«
»Bei meiner Mutter natürlich.« Das ist nicht gut, dachte Angela besorgt. Je mehr Kontakt er mit Costanza hatte, desto größer war die Wahrscheinlichkeit, dass sie ihn beeinflusste. Oder schätzte sie den jungen Mann falsch ein? Am Weihnachtsabend hatte er nicht gerade einen vorteilhaften Eindruck gemacht. Vittorio stand auf und schenkte sich von dem Weißwein ein. »Ich glaube, die beiden haben sich gegen mich verschworen«, fuhr er fort.
Und gegen mich, fügte sie in Gedanken hinzu. Dann kam ihr eine Idee. »Weißt du was?« Er sah sie fragend an. »Gib mir doch mal seine Handynummer. Es gibt da etwas, das ich gern mit ihm besprechen würde.«
Vittorio betrachtete sie aufmerksam. Sie konnte direkt sehen, wie es hinter seiner Stirn arbeitete. »Darf ich fragen, was das ist?«
Angela lächelte. »Es geht um eine Ausstellung. Mit Sofias Bildern. Donatella hielt das für eine ausgezeichnete Idee. Und ich könnte mir vorstellen, dass ihm das gefallen würde.«
Vittorio hatte nicht widersprochen, sondern ihr nach einigem Überlegen tatsächlich die Nummer seines Sohnes gegeben. Als sie ihn am folgenden Morgen anrief, schien Amadeo derart überrumpelt, dass er einwilligte, sich mit ihr auf einen Kaffee in ihrer Lieblingsbar in Cannaregio zu treffen, einem Stadtteil, in den sich die noble Gesellschaft Venedigs und auch die Touristen selten verirrten. Gerade deshalb gefiel es Angela dort. Falls es noch so etwas wie ein ursprüngliches Venedig gab, dann in einigen Winkeln und Ecken nördlich von San Marco.
Nebel lag über der Lagunenstadt, als sie aufbrach, er hüllte die morbide Pracht in einen mystischen Schleier. Hier und dort brach die Wintersonne zaghaft durch und färbte die Schwaden altrosa und golden, ehe das Licht wieder verschwand, sich die Feuchtigkeit auf alles legte und den Stoff von ihrem Wintercape durchnässte. Aus dem Zwielicht tauchten gelegentlich in Mäntel vermummte
Anwohner auf, die ihre Müllbeutel zu den Sammelstellen brachten, von wo sie an bestimmten Tagen abtransportiert wurden. Unter den Brücken, die sie überquerte, glitten Boote hindurch, beladen mit Lebensmitteln, aber auch mit Baumaterial und Sandsäcken, denn niemand wusste, wann der winterliche Regen einsetzen und Venedig einmal mehr unter Wasser stehen würde. Jeder ging rasch und mit gesenktem Kopf, und doch erhaschte Angela hier und dort einen freundlichen Blick unter Hutkrempen hervor, den sie dankbar erwiderte.
Sie mochte Venedig, auch an solchen Tagen. Und sie mochte das einfache Leben der wenigen Einheimischen, die ihre Wohnung nicht an Touristen vermieteten, während sie selbst aufs Festland zogen.
Ihr Ziel war eine einfache Bar, in der die Bewohner des Viertels am Morgen ihren Cappuccino mit einem Hörnchen oder einem frisch belegten panino
zu sich nahmen, die alten Männer im Sommer ihren Weißwein mit in den Schatten auf der gegenüberliegenden Seite der winzigen Piazza holten und am Nachmittag die Signore ihren ersten Sprizz tranken. Angela hatte sie auf einer ihrer seltenen Spaziergänge entdeckt, als sie auf der Suche nach einem Laden für Naturpigmente gewesen war und sich in dem Quartier rund um die Kirche Santi Giovanni e Paolo verlaufen hatte.
Sie waren um elf verabredet, und Angela stand bereits an der einfachen Theke mit der verspiegelten Rückwand, in der man hinter den aufgereihten Flaschen gut verfolgen konnte, wer sich über die kleine Brücke von hinten näherte. Ihr tropfendes Cape hatte sie über einen der Barhocker gebreitet und nahm eben ihren Kaffee entgegen, als Amadeo eintrat.
»Möchtest du auch einen Milchkaffee?«
»Lieber einen Latte macchiato«, antwortete er und warf ihr aus seinen großen braunen Augen einen prüfenden Blick zu, ehe er die Umstehenden musterte. Er trug einen kurzen Tweed-Mantel über seinen Jeans und einen hellen Rollkragenpullover. Seine blonden Locken hatten sich in der feuchten Luft geringelt. »Warum wollten Sie mich sehen?«
Angela trank einen Schluck von ihrem Kaffee. »Bitte, sag Angela zu mir. Dein Vater und ich werden bald heiraten. Da wäre es doch seltsam, wenn wir uns siezen würden, nicht wahr?« Amadeo schwieg,
die Hände in den Taschen seines Mantels vergraben. Er machte keine Anstalten, ihn auszuziehen, so feucht er auch war. »Ich war in Rom bei deiner Großtante Donatella«, fuhr sie fort.
»Ja, ich habe gehört, dass Sie neuerdings ihre Schneiderin sind.«
Es klang verächtlich. Angela hörte wohl den abfälligen Ton in seiner Stimme bei dem Wort »Schneiderin«, einmal davon abgesehen, dass er beim Sie blieb. Sie beschloss, nicht darauf einzugehen.
»Bei der Gelegenheit sprachen wir über die Gemälde deiner Mutter«, fuhr sie unbeirrt fort. »Donatella zeigte mir einige davon. Und da hatten wir eine Idee, zu der ich dich gern um deine Meinung fragen möchte. Was würdest du von einer Retrospektive von Sofias Werken halten?«
Sie beobachtete ihn genau, und sosehr er sich auch bemühte, sich seine Gefühle nicht anmerken zu lassen, er konnte nicht verhindern, dass seine Augen kurz aufleuchteten.
»Was haben Sie vor?«
Angela war sich nicht sicher, ob es Begeisterung war oder eher Ablehnung, was in seiner Stimme mitschwang.
»Noch nichts Konkretes«, antwortete sie und widmete sich wieder ihrem Kaffee. »Mich würde interessieren, was du von dieser Idee hältst.«
»Schickt Sie mein Vater?«
Angela musste lächeln. In seinem Trotz sah er Vittorio auf einmal sehr ähnlich, auch wenn seine Gesichtszüge wohl eher nach seiner Mutter kamen.
»Nein«, antwortete sie. »Aber er weiß von diesem Treffen und hat mir deine Nummer gegeben.« Sie betrachtete den jungen Mann, der sicher mühelos einen Vertrag als Model bekommen könnte, so verdammt gut sah er aus. Zwei fünfzehn- oder sechzehnjährige Mädchen, die gerade hereingekommen waren, konnten den Blick nicht von ihm wenden. Ob er sich dessen bewusst war? Garantiert. So gut aussehend und so klug – auf einmal stieg Mitleid in ihr auf. Von den Göttern derart beschenkt worden zu sein, das war zweifellos nicht immer einfach. Donatellas Worte kamen ihr in den Sinn, wie liebevoll sich Sofia um Amadeo gekümmert hatte. Sein Schmerz über ihren Verlust musste unermesslich sein. Und Vittorios ebenso.
»Warum sprichst du nicht mit deinem Vater?«
Er blickte überrascht auf. »Ich spreche doch mit ihm«, verteidigte er sich.
»Ich meine, richtig. Ganz ehrlich, ich verstehe das nicht. Du hast meine Tochter kennengelernt, für mich wäre es undenkbar, dass sie nicht meine Nähe suchen würde, wenn wir so lange getrennt gewesen wären.«
Amadeo starrte sie finster an. »Warum fragen Sie nicht Vittorio?«, stieß er aus. »Er ist es, der sich zurückgezogen hat, kaum war meine Mutter tot. Glauben Sie etwa, er hätte mich jemals in den Arm genommen und getröstet? Es war ihm ganz einfach egal. Er konnte nicht schnell genug ihre Sachen aus der Wohnung räumen. Und ihre Bilder auch. Da ist nichts mehr, was an sie erinnert. Nichts!«
Er war laut geworden, und die beiden Mädchen starrten sie neugierig an. Amadeos sonst so bleiches Gesicht war rot vor Zorn. Brüsk wandte er sich ab und wollte gehen. Angela legte ihre Hand auf seinen Arm.
»Bitte«, sagte sie leise. »Geh nicht so.« Amadeo starrte auf ihre Hand auf seinem Ärmel. Einen Moment lang dachte sie, er würde sie einfach abschütteln und gehen. Doch er zögerte. »Hast du schon einmal daran gedacht, dass er das aus Schmerz getan haben könnte? Weil er es nämlich nicht ertragen hätte, ihre Bilder weiter um sich zu haben? Er hat deine Mutter über alles geliebt.« Er sah sie zweifelnd an. »Vielleicht hat er sich in deinen Augen nicht richtig verhalten«, fuhr sie fort. »Und doch wäre deine Mutter sicher traurig, wenn sie sehen könnte, wie sehr ihr euch auseinandergelebt habt. Gib ihm eine Chance. Du willst Anwalt werden. Also solltest du alles sorgfältig prüfen, ehe du zu einem Urteil gelangst.«
Sie konnte sehen, wie es in ihm arbeitete. Seine Lippen zuckten, zwischen seinen wie mit dem Pinsel gemalten Brauen kräuselte sich die Haut. Schließlich sah er ihr in die Augen. Sie waren erfüllt von Schmerz.
»Ich habe nichts gegen Sie, Angela«, sagte er. »Und vermutlich meinen Sie es tatsächlich gut. Aber bitte, tun Sie mir einen Gefallen. Lassen Sie mich in Frieden.«
Ehe sie etwas dagegen tun konnte, legte er in einer Geste, die sie
schmerzhaft an Vittorio erinnerte, ein paar Münzen auf die Theke, die er wohl in seiner Manteltasche gehabt hatte. Seinen Latte macchiato hatte er nicht einmal angerührt. Dann nickte er ihr zu, verließ die Bar und verschwand im Nebel.