285Schluss

Am Ende dieses Weges ist es interessant, die in der Einleitung zitierten Fragen wieder aufzugreifen, die Sally Haslanger in den Mittelpunkt der ameliorativen Begriffsanalyse stellt: »Was nützt es uns, diese Begriffe zu haben? Welche kognitiven oder praktischen Aufgaben erfüllen sie bzw. sollten sie für uns erfüllen? Handelt es sich um effektive Instrumente zur Erfüllung unserer (legitimen) Ziele?« In diesem Buch haben wir in der Tat ein Konzept der Zustimmung entwickelt, das uns erlaubt, erotische Beziehungen in ihrer Komplexität zu denken, seine Wirksamkeit bei der Identifizierung und Bekämpfung sexualisierter Gewalt aufzuzeigen, aber auch seine emanzipatorische Tragweite, um eine Zukunft zu denken, die zugleich gleichberechtigt und befreit ist und sich am Eros freut.

Die Zustimmung in ihrer Komplexität zu denken erlaubt, unser Sexualleben in seiner ganzen Tiefe zu betrachten. Es erlaubt zu verstehen, dass die Prostitution weder eine »bezahlte Vergewaltigung« noch eine Arbeit wie jede andere ist1 und dass die Unterscheidung zwischen Sexarbeit und Menschenhandel nicht so einfach zu treffen ist, wie es scheint, dass die Pornographie den Männern und Frauen, die sie sich ansehen, Vergnügen bereiten kann, dass aber die Vorstellungen, die die Mainstream-Pornographie von den Männern, den Frauen und der Sexualität vermittelt, den Frauen als Gruppe und den Menschen allgemein schaden. Dass es nicht dasselbe ist, mit jemandem zu schlafen, wenn man am Ende des Abends von ein paar 286Gläsern betrunken ist, und eine Person, die so viel getrunken hat, dass sie kaum noch bei Bewusstsein ist, für eine sexuelle Interaktion zu benutzen. Und dass es entgegen dem, was uns einige Kritiker der Zustimmung glauben machen wollen, auch nicht dasselbe ist, schlechten Geschlechtsverkehr in dem Sinne zu haben, dass die Erfahrung enttäuschend war, wie schlechten Geschlechtsverkehr in dem Sinne zu haben, dass unsere Autonomie und Integrität dabei nicht respektiert wurden. Das zeigt uns schließlich, dass Frauen in der Sexualität besonders verletzlich sind und dass diese Verletzlichkeit Männern eine umso größere Verantwortung auferlegt, sich der Zustimmung ihrer Partnerinnen zu versichern. Und gleichzeitig, dass Frauen nicht die Einzigen sind, deren Zustimmung zählt, und dass die Zustimmung von niemandem als gegeben angenommen werden kann. In dieser Hinsicht erscheint die sexuelle Zustimmung als ein Konzept, mit dem man vorsichtig umgehen muss, das aber die Versprechen einer sexuellen Revolution in sich trägt, die dieses Mal eine Befreiung aller, Männer wie Frauen, wäre.