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Dr. Mikkelsen hatte Sörens Nummer gewählt, was Erik amüsiert zur Kenntnis nahm, Sören vergaß seinen Kaffee, während er das Gespräch annahm, und grinste die gegenüberliegende Wand an, an der ihm todsicher das Gesicht der Gerichtsmedizinerin erschien. Er lachte leise, bevor er das Telefonat beendete, als hätte Antje Mikkelsen einen Scherz gemacht oder etwas gesagt, was ihn in Verlegenheit brachte.

Als er sein Handy wegsteckte, brauchte er eine Weile, bis seine Miene wieder dienstlich wurde. »Antje hat eine interessante Entdeckung gemacht«, sagte er dann. »Sie hat ganz feine Holzsplitter in der Kopfwunde der Toten gefunden. Splitter von weichem, von gebrochenem Holz, von … sie meint, es könnte Treibholz sein.«

Erik war verblüfft. »Tove Griess«, stieß er hervor.

Sören konnte sich dieser Vermutung nicht so schnell anschließen. »Du meinst, der hat eine von seinen Treibholzskulpturen genommen und sie Sandra Lührsen über den Schädel gehauen?«

Erik sah ihn nachdenklich an. »Hat Griess einen dicken Hintern?«

Sören wollte eigentlich lachen, vergaß es dann aber. »Nun … wirklich schlank ist er nicht. Aber … meinst du etwa, ich hätte mir diesen Kerl schon mal von hinten angeguckt? Ich kenne ihn nur hinter der Theke stehend. Da sehe ich seinen Hintern nicht.«

Erik stellte sein Tasse weg. »Wir fahren zu ihm. Dem Kerl traue ich alles zu.« Sie bedankten sich bei Enno Mierendorf für das Angebot, ihre Tassen zu spülen, und verließen die Wache. Dummerweise blockierte ein Streifenwagen Eriks Auto, den ein gestresster Polizeibeamter da abgestellt hatte, wo gerade Platz gewesen war.

»Zum Glück haben wir es nicht eilig«, sagte Erik. »Tove Griess läuft uns nicht weg.«

»Der kommt gar nicht auf die Idee, dass wir ihn verdächtigen«, bestätigte Sören und lehnte sich an die Beifahrerseite.

Es dauerte tatsächlich nicht lange. »Sorry«, rief der Streifenbeamte, der aus der Wache gelaufen kam.

Dass ihm noch jemand folgte, merkte Erik erst, als Rudi Engdahl neben seiner Fahrertür erschien. »Moment mal, Chef!« Der Streifenwagen fuhr schon los, als Erik im letzten Moment auf ihn aufmerksam wurde. »Die beiden müssen zu einer Messerstecherei in der Friedrichstraße. Das ist wichtiger. Die andere Angelegenheit können Sie vielleicht erledigen?«

»Was ist es?«

»Im Kosmetikstudio von Merret Halliger ist was passiert. Ein Autofahrer hat eine merkwürdige Beobachtung gemacht … mehr weiß ich nicht.«