Teil I

KOCHEL, ANFANG SOMMER 1902

Im Gasthof sangen die Männer ein Schubertlied. In Paaren saßen sie um das Feuer des großen Kamins: Tenöre, Baritone, Bässe. Sie drängten sich zusammen, um die Noten von dem Blatt abzulesen, das einer für alle kopiert hatte. »Wie schön bist du«, sangen sie, ließen ihre Stimmen verschmelzen und die Klänge leise und süß in die Nacht hinausziehen. Ella hatte sich ihnen nicht angeschlossen. Sie stand auf der Anhöhe hinter dem Gasthof unter dem Laubdach einer Buche und lehnte sich an den mit Efeu bewachsenen Stamm. Dunkelgrüne Blätter rahmten ihr Gesicht. Sie hob einem Mann ihren Mund entgegen, ein ums andere Mal.