Nicht daß uns, da wir (plötzlich) erwachsen sind

und plötzlich mit-schuldig an unvor-

denklicher Schuld der Erwachsenen; Mitwisser plötzlich

aller Gewissen –, nicht daß uns dann ein Häscher errät

und handfest hinüber zerrt und zurück

ins vergangne Gefängnis, wo von der Zeit nur

Abwässer sind, die weggeschüttete Zukunft,

draus eine Welle manchmal mit fast ihm

entgangener Hand der Gefangene aufhebt, sie über

den kahlge-

schorenen Kopf hinschüttend wie irgendein Kommen,

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das nicht [ist unser Ärgstes,]; sondern die Kerker von früh an

die sich aus unserem Atem bilden, aus einer zu zeitig

verstandenen Hoffnung, aus selber

unserem Schicksal. Aus der noch eben

rein durchdringlichen offenen Luft, aus jedem Geschauten.

Wie so mag ein Mädchen auf einmal durch Gitter

seiner Noch-Kindheit den Liebbaren sehn, getrennter

als in Legende. Ihm gegenüber

aufschaun, um ins Vorfrauliche traurig

abzugleiten von ihm.

Oder Getrennten sind mehr. Jahrzehnt und Jahrtausend

von Gesicht zu Gesicht. Und zwischen Erkannten

steht vielleicht im Kerker der Kindheit das besser,

das unendlich berechtigte Herz.

[Mann, sei wie ein Engel,

wenn die Begegnung geschieht und es geht noch das Mädchen

eingelassen einher im Gleichnis der Kindheit.

[Nicht ein Begehrender, welcher bestünde]

Sei wie ein Engel. Laß sie nicht rückwärts. Weiter

gieb ihr die Freiheit. Über das bloße

Lieben gieb ihr die Gnade der Liebe. Bewußtsein

gieb ihr der Ströme. Kühnheit der Himmel

stürze um sie. Durch den empfundenen Herzraum

wirf ihr die Vögel]

[Kerker unsägliche, unvermutete Kerker]

(unfinished; bracketed phrases crossed out by Rilke)

It’s not that now that we’re (suddenly) grown up

and suddenly complicit with the im-

memorial guilt of adults; accessory suddenly

to all conscience –, it’s not that then the pursuer reaches

us, drags us violently back over there

into bygone prisons, where all that’s left

of time is sewage, the dumped-out future,

and from it the prisoner sometimes with a hand

that has almost escaped him lifts up a wave and pours it out

over the sha-

ven head like some advent,

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[that’s not the worst thing for us, ] it’s not that; rather

the dungeons from early on

that are formed from our breath, from long-ago-

understood hopes, from our very

fate. From the air even now

purely penetrable and open, from everything we see.

So might a girl, all at once, through the bars

of her still-just-a-childhood, see her future beloved, separated

from her as in legends. Facing him she might

look up, only to glide off into pre-womanhood, sadly,

away from him.

Or the separations are more. Decade, millennium

from face to face. And between them as they recognize

each other

stands perhaps in the dungeon of childhood the better,

the endlessly rightful heart.

[Man, be like an angel

when the encounter takes place and the girl

goes down into it in a parable of childhood.

[Not someone desiring, who would consist]

Be like an angel. Don’t leave her behind. More,

give her freedom. Above and beyond mere

loving, give her the grace of love. Give her consciousness

of rivers. The boldness of heaven,

cast it around her. Throw birds

at her through the heart’s felt sky.]

[Dungeons unspeakable, unsuspected dungeons]