KAPITEL 7
Mit einer unbändigen Erleichterung wachte Luis im Bett neben seiner Ehefrau auf. Er rieb sich vom unruhigen und viel zu kurzen Schlaf die Augen und richtete sich auf. Immer noch benommen sah er auf den Wecker. Sein Kopf drohte zu platzen. Es war kurz vor neun. Er musste wieder zur Arbeit. Gestern war sein freier Tag gewesen, an den er sich nicht wirklich erinnern konnte, weil er sich hatte volllaufen lassen, nachdem ihn dieses Arschloch von Sternwart zum zigsten Mal zusammengestaucht hatte.
Hoffentlich kratzt der Kerl bald ab , dachte Luis und massierte sich die Schläfen. Er war unendlich froh darüber, dass alles, was er geträumt hatte, nur ein Hirngespinst seiner Fantasie war.
»Larissa, Steven hat wieder ins Bett gemacht«, flüsterte er mit vom Schlaf rauer Stimme und deutete auf den Fleck, in dem sein Sohn unruhig schlief. Auch Luis’ Unterhose war nass. Die Decke war kalt und fühlte sich klamm an. Der penetrante Geruch nach Urin reizte seine Nase. Ekel verzog seine Züge. Obwohl er seinen Sohn unendlich liebte, so ärgerte er sich jedes Mal darüber, dass sich der achtjährige Junge fast jede Nacht zu ihnen ins Bett schlich und einnässte, so, als täte er dies mit voller Absicht.
Luis schälte sich aus dem Bett und lief auf nackten Füßen ins Badezimmer.
»Du musst dich beeilen, wenn du nicht zu spät kommen willst«, drängte Larissa mit gedämpfter Stimme, was er jedoch geflissentlich ignorierte.
Er warf seine nasse Unterhose in die Badewanne, in der ein Turm schmutziger Wäsche immer höher wurde, und stieg in die Dusche. Sein Ärger trat langsam in den Hintergrund und verschwand samt dem eiskalten Wasser, das über seinen Körper floss, im Abfluss. Der bunt gemusterte Duschvorhang warf Wellen und blieb ständig an Luis’ Rücken kleben. Er atmete tief ein und wieder aus. Ich brauche diesen Job, um aus dieser Bruchbude fliehen zu können . Eine Idee nahm in seinem Kopf Gestalt an, die zugleich aberwitzig wie auch der einzige Ausweg aus seinem Dilemma war. Wenn er nur mehr verdienen könnte und nicht dauernd den Handlanger spielen müsste, so hätte er gewiss eine höhere Chance auf eine bessere Bleibe. Dieser Gedanke erfüllte ihn mit frischer Energie. So gut hatte er sich schon seit Langem nicht mehr gefühlt. Er drehte den Wasserhahn zu und schob den Vorhang beiseite. Wasser plätscherte in dem kleinen Raum.
Larissa saß mit bis zu den Knöcheln heruntergelassenem Höschen auf dem Klo und pinkelte.
»Kannst du das bitte lassen?«, murmelte Luis. »Ich will nicht, dass Steven dir dabei zusieht. Und trag gefälligst ein Oberteil. Ich will auch nicht, dass er deine nackten Brüste anstarrt. Vielleicht ist das der Grund, warum er ständig in unser Bett kriecht.« Doch im selben Augenblick verspürte er eine Regung zwischen seinen Lenden. Er stieß die Tür zu und schloss ab. Seine Gedanken überschlugen sich angesichts des bevorstehenden Aktes und der Lust, die sich in Larissas Augen widerspiegelte.
»Doch nicht schon wieder«, gurrte sie und drückte auf die Spülung. Sie stand nun splitterfasernackt vor ihm. Ihre schlaffen Brüste störten ihn nicht im Geringsten. Auch die Narbe unter dem Nabel war nur ein stummer Zeuge des Wunders, das sie vollbracht hatte. Sie hatte ihm vor mehr als acht Jahren einen Sohn geboren.