KAPITEL 9
Der Mann schien auf etwas zu blicken, das nur er sehen konnte, obwohl seine Augen auf eine graue Wand aus Beton gerichtet waren.
Die vor Überraschung weit aufgerissenen toten Augen flehten stumm um Hilfe. Sein stumpfer Blick war gebrochen, kein Leben spiegelte sich in den milchig-trüben Augen.
Dennis stand daneben und atmete schwer. Der Todeskampf hatte erstaunlich lang gedauert und er hatte ihn genossen, alles in sich aufgesogen. Ambivalente Gefühle schwappten wie eine warme und gleichzeitig kalte Welle über ihn. Erregung und Angst vermischten sich zu einem tosenden Wasserfall und begruben ihn unter sich. Er vermochte wirklich nicht zu sagen, was ihn am Sterben so faszinierte, aber ohne den Tod konnte er nicht leben.
»Du hast es nicht anders verdient«, flüsterte er und zuckte zusammen. Ein ekstatisches Beben erfasste seine Glieder. Manchmal, um Schlimmeres zu verhindern, müssen die Menschen vor anderen Menschen geschützt werden, hörte er die Worte seines Vaters und verließ die Kellerräume.
Wie können andere über dich ein moralisches Urteil fällen, wenn auch sie selbst ihre Hände nicht in Unschuld waschen? Wir sind allesamt Sünder, denn das hier ist die Hölle. Wir alle sind zum Sterben verdammt. Du und ich. Hier darf man tun und lassen, was man will. Wenn du tötest, dann lass es wie einen Unfall aussehen. Sei schlauer als die anderen, werde zum Jäger und nicht zu seiner Beute, denke an meine Worte, klang die Warnung wie eine Drohung in seinem Kopf.
Jetzt war alles wieder in Ordnung. Er zog die Gummihandschuhe ab und ging nach draußen. Er musste sich beeilen, sein Zeitplan musste eingehalten werden.
Der tote Körper schwebte in der Luft. Die Sicherheitsschuhe berührten kaum den Boden. Der Gehängte trug einen grauen Kittel mit dem Namensschild »Sternwart«.