KAPITEL
28
Schwer schnaufend und verschwitzt rollte sich Dennis von dem leblosen Körper auf den nackten Boden und blickte zur grauen Decke. Noch nie hatte er sich so befreit gefühlt wie jetzt. Keine Gewissensbisse plagten ihn. Als er wieder zu Atem gekommen war, schloss er kurz die Augen und stand auf. Das grelle Weiß der Deckenbeleuchtung ließ den weißen Körper der Frau beinahe durchsichtig erscheinen. Dennis ging in die Hocke und klatschte der Frau einmal heftig ins Gesicht. Sie erwachte mit einem unterdrückten zischenden Laut und schnappte gierig nach Luft wie eine Ertrinkende, die gerade aus dem Wasser gezogen worden war. Der Strick um ihren Hals hatte sich tief in das Fleisch gegraben. Die Hauptschlagader pulsierte wie ein fetter Wurm und schwoll gefährlich an. Ihre Wangen blähten sich auf, die Lippen waren blutig und verkrustet. »Bitte, lass mich gehen«, nuschelte sie und wagte es nicht, sich zu rühren. Dennis drückte Daumen und Zeigefinger in ihre Wangen und spreizte ihre Kiefer auseinander.
»Und du lieferst mich nicht an die Polizei aus?« Sein höhnisches Grinsen verwandelte sich in hässliches Gelächter. Er spuckte ihr in den Mund.
»Nein …«, keuchte sie.
»Du bist selbst Polizistin. Für wie dumm hältst du mich denn?«, zischte er und ließ von ihr ab.
»Bitte.«
»Nein!«, schrie er beinahe, richtete seinen müden Körper auf und betrachtete die glänzende Scham der Frau. »Du bist eine Hure und hast das bekommen, was du verdient hast«, blaffte er. »Ich werde dich so lange quälen, bis du mich darum anbettelst, dich zu töten.« Dennis verstummte. Sein Blick kehrte zurück zur Tür, weil er glaubte, Schritte vernommen zu haben, die immer lauter wurden.
»Wehe, du schreist«, raunte er, trat mit dem rechten Fuß auf ihren schmalen Hals und drückte langsam zu, bis durch ihre blutigen Lippen ein ersticktes Keuchen an seine Ohren drang. Er ballte eine Faust und konzentrierte sich auf die Geräusche von draußen. Als die Stimmen verklungen waren, nahm er den Fuß weg und ging zur Tür. Mehrere Sekunden verharrte er, das Ohr an das warme Holz gelehnt.
»Hilfe«, flüsterte die Frau und kratzte mit ihren gefesselten Händen, die mit Ketten am Boden fixiert waren, über den steinigen Untergrund. »Ich ersticke«, flehte sie ihn mit blutunterlaufenen Augen an. Ihr Gesicht schwoll an, die Lippen färbten sich blau, auch um die Nase herum nahm die Haut eine dunkle Färbung an.
Zuerst dachte Dennis, dass es nur ein Bluff wäre, doch dann begann sie konvulsiv mit den Beinen zu zucken. Von ihren Augen sah er nur das Weiße, welches von blutigen Äderchen durchzogen war. Er sprang zu ihr. Mit steifen Fingern machte er sich daran, den Knoten zu lösen, doch dieser entglitt seinen Fingerspitzen. Er setzte sich rittlings auf die Frau, um das Zappeln auf diese Weise zu unterdrücken, und verspürte in diesem Augenblick eine latente Regung in den Lenden. Sein Penis wurde wieder steinhart. Er glitt an der Frau hinab, spreizte mit den Knien ihre Beine auseinander und drang mit einem heftigen Ruck in sie ein. Sie
war warm, feucht und eng. »Ich werde mir das nehmen, was mir gehört«, keuchte er bei jedem Stoß und umfasste mit seinen zittrigen Händen ihre kleinen Brüste. Der Knoten hatte sich wohl bei den heftigen Bewegungen irgendwie gelöst, denn die scheinbar tote Frau sog schnappend die Luft ein und wehrte sich heftig, indem sie ihren Körper sich aufbäumen ließ, doch das erregte ihn umso mehr. Er kam zum zweiten Mal und zuckte heftig zusammen. Sein Schwanz war immer noch steif.
»Bitte, lass mich gehen, du hast bekommen, was du gewollt hast«, stammelte die Frau unter ihm.
»Küss mich«, sagte er, strich sich den Schweiß aus der Stirn und leckte sich die Lippen.
»Okay, ich mache alles, was du willst«, fügte sie sich. Tränen schwammen in ihren Augen.
Dennis senkte langsam den Kopf und schürzte die Lippen. Kurz bevor sich ihre Lippen berührten, stockte er mitten in der Bewegung und beschnupperte ihr Haar, danach ihren Hals, erst dann hob er den Kopf und schnüffelte wie ein Hund. »Riechst du das auch?«, fragte er sie, als wären sie nur gute Freunde.
»Es riecht nach Feuer«, presste sie durch die Lippen und bemühte sich um einen ruhigen Ton. Es erstaunte ihn, wie tapfer sie doch war.
»Liebst du mich?« Dennis strich ihr sanft über die Wange.
»Ja, mein Schatz.«
Dennis schluckte einen harten Kloß hinunter und kämpfte mit sich selbst. »Sei bitte leise«, murmelte er und lauschte angespannt. Er war erstaunt, wie viel es zu hören gab. Das entfernte Hupen von Autos, der Herzschlag seiner Gefangenen und die Stimmen in seinem Kopf.
Du musst bald auf den Stuhl, Dennis, du musst auf den Stuhl, doch vorher musst du nachschauen, warum eine Rauchwolke unter der Tür in den Raum kriecht,
ermahnte ihn sein anderes Ich und lenkte sein Augenmerk auf den dunklen Spalt unter der Tür, der sich mit grauem Dunst füllte.