Abb. 4.21 Hier liegt eine leichte Gegenlichtsituation vor, und das Fell des Rindes ist auch nicht gerade hell. Die mittenbetonte Messung schafft einen guten Ausgleich zwischen Motiv und Hintergrund.
Ein wesentlicher Vorteil der mittenbetonten Messung ist, dass keine unbemerkten Korrekturen stattfinden, etwa durch hohe Kontraste im Außenbereich. Die mittenbetonte Messung ist gerade dann geeignet, wenn Sie zum Beispiel gezielt über- und unterbelichten möchten, die Selektiv- oder gar die Spotmessung aber noch zu speziell ist und die Automatik der Mehrfeldmessung durch die Verknüpfung mit den Autofokus-Feldern Nachteile bringt.
Abb. 4.22 Anzeige auf dem Monitor bei Einstellung der Spotmessung
Abb. 4.23 Der Bereich der Spotmessung wird durch einen kleinen Kreis im Sucher angezeigt, der erscheint, sobald diese Messmethode aktiviert wurde.
Die Spotmessung ist die anspruchsvollste Messmethode, die – von unerfahrenen Fotografen eingesetzt – zu einer hohen Zahl von Fehlmessungen führt. Sie ist der Selektivmessung sehr ähnlich, allerdings ist der Messbereich deutlich kleiner: Es werden nur noch ca. 3 % der Sucherfläche in der Mitte des Bildsensors gemessen. Wenn Sie die Spotmessung aktiviert haben, wird Ihnen der Messbereich im Sucher als Kreis angezeigt. Die Spotmessung erlaubt damit eine sehr präzise Messung, die insbesondere bei sehr kontrastreichen Motiven angewendet wird.
Es gibt zwei hauptsächliche Einsatzbereiche für die Spotmessung: Im professionellen Bereich wird die Spotmessung eingesetzt, wenn es schnell gehen muss und der Fotograf sicherstellen möchte, dass der anvisierte Teil des Motivs korrekt belichtet wird. Gerade im Bereich der Presse- und Sportfotografie wird das Motiv nicht unbedingt im Sucher gestaltet, weil schlichtweg die Zeit fehlt und die Dateien heutzutage genug Reserven für Ausschnitte bieten. Die Spotmessung gewährleistet, dass genau der Teil richtig belichtet wird, den die Pressefotografin mit dem mittleren Messfeld scharf stellt.
Eine weitere Anwendung stellen sehr kontrastreiche Motive dar, insbesondere dann, wenn ihr Kontrastumfang größer ist, als die Kamera bewältigen kann. Die Spotmessung ermöglicht, den Teil des Bildes zu messen, auf den bei der Darstellung Wert gelegt wird. So wird sichergestellt, dass in den bildwichtigen hellen Bereichen die Lichter nicht überstrahlen und in den Schatten ausreichend Zeichnung vorhanden ist. Die Messwerte können dann mit dem Messwertspeicher eingefroren werden, auch wenn der Motivausschnitt nach der Messung noch verändert wird. Die Taste für den Messwertspeicher liegt oben rechts auf der Rückseite der Kamera und wird aufgrund ihres Symbols auch als »Sterntaste bezeichnet.
Abb. 4.24 Der Körper des Schmetterlings liegt im Schatten seiner Flügel, das Foto lebt aber von den Details. Die Spotmessung legt den Schwerpunkt der Belichtung genau an die richtige Stelle, nämlich auf den Kopf des Schmetterlings.
Belichtungsmessung
Bevor Sie sich mit den verschiedenen Messmethoden beschäftigen, sollten Sie verinnerlichen, dass es sich bei ihnen um Hilfsmittel handelt, um die korrekte Belichtung zu finden. Nicht immer verändert der Wechsel der Messmethode auch die Zeit-Blenden-Kombination oder die Empfindlichkeit bei aktivierter ISO-Automatik.
Sie können mit der Spotmessung die Mehrfeldmessung nachstellen, indem Sie die hellste und die dunkelste Stelle des Motivs messen und im Kopf aus den Messwerten einen Mittelwert bilden. Wenn Sie nun auch noch einen Faktor zur Gewichtung des Motivs einkalkulieren, könnten Sie sogar den Einfluss des Autofokus-Messfeldes auf die Mehrfeldmessung nachstellen, was allerdings deutlich mehr Zeit benötigt.
Abb. 4.25 Es ist nicht einfach, immer ein passendes Bild zu haben, das auch auf den ersten Blick erklärt, warum man in dieser oder jener Situation nun gerade dieses Foto mit der beschriebenen Einstellung gemacht hat.
Wir sehen uns daher dieses klassische Motiv für eine Spotmessung an, das einige von Ihnen eventuell aus früheren Büchern von Martin Schwabe kennen. Im Stadion herrschten extreme Lichtverhältnisse: Zwischen Sonne und Schatten lagen locker vier bis fünf Blenden Unterschied. Die Spieler bewegten sich ständig zwischen Sonne und Schatten. Die einzige Lösung, um zuverlässig zur korrekten Belichtung zu kommen, bestand darin, die Spotmessung anzuschalten und den jeweiligen Spieler mittig anzuvisieren, egal ob er sich in der Sonne oder im Schatten bewegte – der Spieler selbst war immer korrekt belichtet, allerdings zulasten des Hintergrundes. Der Hintergrund spielt aber für diese Art von Aufnahmen nur eine sehr untergeordnete Rolle. Wichtig war, den Touchdown ins Bild zu bekommen.