Im Internet gibt sie ein: ALLEINERZIEHEND + GELD. Und öffnet den ersten Link.
Wie kann man sparen, wenn man allein für die ganze Sippe bezahlen soll? Eine echte Herausforderung für Singles, da es derzeit keinerlei Unterstützung gibt. Von der »Vermeidung unnötiger Ausgaben« über »Trick 17« hier ein paar gute Strategien, mit denen Sie rote Zahlen am Monatsende verhindern können!
— Ihr Bankberater ist Ihr bester Verbündeter: Anlagen, Kredite, Girokonten, machen Sie einen Termin mit ihm und schildern Sie ihm Ihre Situation!
— Um Ihre Ausgaben zu verringern, versuchen Sie, neue Tarife für bestehende Verträge auszuhandeln: Wasser, Strom, Gas, Telefon und Internet: Überprüfen Sie, was Sie alles reduzieren können!
— Listen Sie auf, was Sie gegebenenfalls an Beihilfen beanspruchen können: Familienbeihilfe, Sozialwohnung, Unterhaltszahlungen … Bei vielen Einrichtungen wie den »Restos du Cœur« kann man sogar kostenlos essen!
— Jede noch so kleine Ersparnis zählt: Ersetzen Sie Ihre Glühbirnen durch Niedrigenergie- oder LED-Lampen, lassen Sie Fenster mit Doppelverglasung einbauen, und duschen Sie statt zu baden, das tut Ihrem Portemonnaie und auch unserem Planeten gut!
— Kaufen Sie clever ein. Gehen Sie lieber in Supermärkte mit Dauer-Niedrigpreisen, die ganzjährig Sonderangebote bieten. Werfen Sie Coupons mit Gutscheinen nicht weg, denn sie ergeben am Monatsende eine echte Ersparnis. In vielen Geschäften gibt es Kundenkarten, die immer vorteilhaft sind! Sie erhalten Preisnachlässe, schöne Geschenke, und manchmal sogar Lieferungen frei Haus: Warum sollte man das nicht mitnehmen?
— Streichen Sie in Ihrem Kalender die ersten Tage von Winter- und Sommerschlussverkauf rot an. So kann man seine eigene Garderobe wie auch die des Kindes gut und günstig erneuern.
— Was Babysitter betrifft: Organisation ist alles! Weisen Sie Hilfsangebote von Freundinnen oder Nachbarinnen nie zurück. Umgeben Sie sich mit Gleichgesinnten, setzen Sie auf die Solidarität unter Alleinerziehenden; mal bringen Sie die Kinder zur Gymnastik, die Woche drauf ist die Mama des kleinen Freundes an der Reihe.
— Und machen Sie sich vor allem von der Vorstellung frei, Sie müssten eine perfekte Mutter sein; wen juckt’s, wenn die Geschirrtücher verknittert sind oder Ihr Nagellack abblättert?
— Und ganz wichtig: Verlieren Sie nie Ihren Humor!
Sie betrachtete ihre angekauten Fingernägel. Klappte wütend ihren Laptop zu, Humor schien sie offenbar nicht zu haben.
Da war diese Nachbarin, die in der Wohnung nebenan wohnte, der sie öfter im Aufzug begegnete und die einen fast gleichaltrigen Sohn hatte. Schon mehrmals hatte sie versucht, mit ihr ins Gespräch zu kommen. Schlief ihr Kleiner nachts durch, war er schon sauber, kam er nächstes Jahr in den Kindergarten? Während sich die beiden Kinder in ihren Buggys stumm und reglos beäugten, antwortete die Nachbarin lakonisch, nein, ja, nein, ja. Einmal hatte die Nachbarin gefragt, wo denn der ach so nette Monsieur geblieben sei, der mit ihr zusammengewohnt hatte. Der Vater des Kindes? Sie hatte die Schultern gezuckt und geantwortet, er wohne nicht mehr hier.
Doch dieses eine Mal war sie ins kalte Wasser gesprungen und hatte alles auf eine Karte gesetzt. Sie hatte die Nachbarin auf einen Kaffee zu sich eingeladen, die Kinder könnten doch zusammen spielen, man lebe schließlich auf demselben Stockwerk … Sie hatte ihre Aussage mit einer einladenden Geste unterstrichen, ihre Tür weit für die Nachbarin geöffnet, doch diese hatte brüsk abgelehnt. »Das geht nicht! Wir verkehren nicht mit den Nachbarn.«
Ganz offensichtlich war sie ihr zu nahe getreten, diese Art von Einladung war hier im Haus nicht üblich, das war man nicht gewohnt, sie hatte gegen die Gepflogenheiten des Hauses und elementare Anstandsregeln verstoßen. Die Nachbarin war mit einem Polizeibeamten verheiratet. Ihre Mutter wohnte in der Nähe und kam regelmäßig vorbei, um auf das Kind aufzupassen, mit ihm zum Spielplatz zu gehen, ihm nachmittags etwas zu essen zu geben. Die Nachbarin war ausreichend eingebunden, warum sollte sie sich mit einer ledigen Mutter belasten, die vermutlich auch noch neidisch auf sie war? Die womöglich schon ein Auge auf ihren verbeamteten Ehemann geworfen hatte! Nein, ganz klar, die Nachbarin hatte gut daran getan, sie abblitzen zu lassen, sie hatte sofort gespürt, dass sie es mit einer Person mit vielen Problemen zu tun hatte, und als besonnener Mensch hielt die Nachbarin solche Menschen auf Abstand.
Die Mutter des Kindes meldete sich auf einer Seite für Single-Eltern in ihrer Gegend an. Sie wurde zu einem Picknick eingeladen. Tatsächlich waren die Single-Eltern hauptsächlich Mütter, aber egal, sie war motiviert, das Treffen sollte im Parc de la Tête d’Or stattfinden, also ganz in der Nähe ihrer Wohnung. Zwischen den Giraffen und dem Bären. Für ein erstes Treffen wurde empfohlen, ohne Kind zu kommen, denn man wolle sich ja unterhalten, sich austauschen über »unsere kleinen Sorgen als Singles«. Im letzten Moment sagte sie ab. Wenn sie schon Zeit für sich allein gehabt hätte, wäre sie an diesem Abend lieber ins Kino gegangen oder allein durch die Stadt geschlendert, aber ganz sicher nicht in diesen Park gegangen, wo sie ohnehin schon fast alle Tage hinging. Wo man sie schließlich mit diesen Bären verwechseln würde, der in dem kleinen Gehege stumpfsinnig seine Runden drehte.