»Papa, Papa!«
»Das ist Papou, dein Opa, nicht Papa!«
Sie betonte es mit Nachdruck. Pa-pou! Sie wollte nicht, dass ihr Sohn seinen Großvater Papa nannte.
Der Großvater lächelte.
»Papa, Papa!« Der Kleine rutschte auf seinem Stuhl herum und verbog sich fast den Hals. Sie drehten sich um. Am Nachbartisch des Restaurants saß ein Pärchen. Er um die dreißig, blond, sie sehr elegant, schien etwas älter zu sein. Der Mann sah tatsächlich zu drei Vierteln wie der Vater des Kindes aus. Der kräftige Körperbau, die breiten Schultern, die Gesichtsfarbe und die hellen Haare … Sie konnte die Aufregung ihres Sohnes nachvollziehen.
»Papa, Papa?«, wiederholte der Kleine. Er sah sie an, durfte er sich freuen? Durfte er seinen Papa stürmisch begrüßen?
Sie beugte sich zu dem Kind. »Das stimmt, dieser Mann sieht deinem Papa sehr ähnlich. Aber er ist es nicht!«
Der Kleine wollte sich selbst vergewissern. Er rutschte von seinem Stuhl und tapste zum Nachbartisch.
Der Großvater wollte es verhindern. »Halte ihn fest, das gehört sich nicht …«
Der Kleine näherte sich dem Mann und musterte ihn mit großen Augen. Doch der Mann war so ins Gespräch vertieft, dass er ihn gar nicht beachtete.
Nach einigen Sekunden wandte sich das Kind ab und kehrte zu seinem Platz zurück.
»Und?«, fragte sie.
»Er hat Haare wie Papa«, sagte das Kind.
Der Großvater war in die Speisekarte vertieft.
»Sollen wir für ihn ein Kindermenü bestellen? Nuggets oder ein Beefsteak?«
Sie lächelte das Kind an.
»Du hast auch Haare wie dein Papa, mein Schatz, schöne, blonde Haare.«
»Schau, Papou hat auch ein Lätzchen.«
Der Großvater hatte seinen Hemdkragen gelockert und eine Ecke seiner Papierserviette hineingesteckt. Sie wollte dasselbe bei ihrem Sohn machen, doch er riss sie sofort wieder weg.
»Pommes, Pommes«, verlangte er. »Mit Ketchup.«
»Ich weiß nicht, wie du ihn erziehst, aber dein Sohn ernährt sich fast nur von Ketchup, nicht zu glauben.«
Während des Essens wurden sie mehrmals vom Kind unterbrochen.
»Ein Wahnsinn, er erträgt es nicht, wenn wir uns unterhalten«, sagte der Großvater.
»Weil er es nicht gewohnt ist, er ist immer nur mit mir allein!«
»Aha, dann ist es also meine Schuld, ich bin hier überflüssig«, sagte der Großvater und wandte sich dann an den Kleinen. »Du bist jetzt mal still«, befahl er. »Wenn Erwachsene reden, musst du fragen, bevor du etwas sagen darfst.«
»Nein!«, antwortete das Kind.
»Doch, das ist so«, insistierte der Großvater.
»Beruhige dich, es gibt keinen Grund, sich aufzuregen, alles ist gut.«
»Klar doch, man darf sich nie aufregen, heutzutage lässt man den Kleinen alles durchgehen, und was dabei herauskommt, sehen wir ja!«
»Schrei nicht, du machst ihm Angst.«
»Das hätte dir deine Mutter nie durchgehen lassen.«
»Richtig, aber ich habe nicht die Absicht, ihn so zu erziehen, wie ihr uns erzogen habt.«
»Das sind ja schöne Aussichten!«
Das Kind schnappte sich die Weintrauben auf dem Tisch.
»Jetzt zerdrückt er sich die Trauben im Gesicht, schau, er hört nicht auf damit, der helle Wahnsinn! Gib sofort diese Trauben her, das ist ja eklig. Und sag deiner Mutter, sie soll mit dir auf einen Bauernhof ziehen, dort kannst du inmitten von Schweinen aufwachsen.«
Der Kleine erklärte ihm, dass man eklig nicht sagen dürfe, das sei ein böses Wort, ein gaaanz böses Wort.
Der Großvater war durch halb Frankreich gefahren, um sie zu besuchen, heute war sein Geburtstag.
»Wir freuen uns, dass du hier bist«, sagte sie lächelnd, »alles Gute zum Geburtstag.«