VATER + ABWESEND
LULUBLUETTE
Ich habe mich in diesem Forum für alleinerziehende Mütter angemeldet, weil ich das Gefühl habe, eine zu sein, obwohl ich mit meinem Partner zusammenlebe. Lasst es mich erklären: Ich habe zwei Kinder, das kleine ist erst zwei Monate alt. Mein Partner arbeitet von morgens 6 oder 7 Uhr bis abends gegen 8 oder 9 Uhr. Er ist selbstständig und hat folglich nie einen freien Tag. Deshalb muss ich alles allein stemmen, alles, alles, alles. Einkaufen, Kochen, Haushalt, Kinder … Hin und wieder lässt er sich für kurze Zeit zu Hause blicken, sagt mir, er sei fix und fertig, fällt auf die Couch und sieht fern … dann ist er quasi auch nicht anwesend. Hin und wieder (äußerst selten!) machen wir einen kleinen Ausflug, gehen in den Park oder in den Zoo … aber auch das nur zeitlich begrenzt. Ich sage mir jeden Tag, dass es nicht das Leben ist, das ich mir gewünscht habe, ganz bestimmt nicht, und ich weine auch täglich. Irgendwas stimmt hier doch nicht, oder? Ich versuche immer mal wieder, es meinem Partner klarzumachen und ihn zu bitten, jobmäßig etwas kürzerzutreten. Dann bemüht er sich eine Zeitlang, mehr zu Hause zu sein, aber bald ist alles wieder wie gehabt.
Ich habe es echt satt, ihn immer wieder anbetteln zu müssen, mir etwas zu helfen, es macht mich total fertig, mich immer allein um alles kümmern zu müssen. Wenn ich gewusst hätte, dass das Familienleben so anstrengend ist, hätte ich darauf verzichtet. Manchmal beneide ich alleinerziehende Mütter, denn sie bekommen wenigstens Hilfe. Ich dagegen habe kein Recht auf irgendetwas, da wir im Prinzip ja zu zweit sind! Für mich selbst tue ich rein gar nichts mehr, ich verzichte auf alles. Ich denke immer häufiger daran, mich von ihm zu trennen, andererseits ist er ja kein übler Typ, und ich liebe ihn auch. Trotzdem bin ich total unglücklich. Ich bin nur noch am Jammern, und das macht mich noch mutloser. Es ist so frustrierend, wenn man sich eingestehen muss, dass man nichts mehr auf die Reihe kriegt. Und weil ich keine Superfrau bin …
BRICOLE
Hallo, Lulubluette,
ich bin mit einem Soldaten verheiratet, der die ganze Woche in der Kaserne ist, zweihundert Kilometer weit weg von uns. Deshalb denke ich, dass ich in einer ganz ähnlichen Situation bin wie du. Unser Sohn ist achtzehn Monate alt, ich muss mich unter der Woche immer ganz allein um ihn kümmern, zusätzlich zu meinem Vollzeitjob, in dem ich ganz schön viel Verantwortung trage. Sämtliche Entscheidungen, die unseren Sohn betreffen, muss ich allein treffen, und zusehen, wie ich von Montag bis Samstag zurechtkomme. Das empfinde ich als ziemlich große Belastung. Niemand da, der einem auch mal etwas abnehmen würde, auf den man sich verlassen könnte. Und in meinem Fall bedeutet das, dass ich im Geiste ständig mit irgendwelchen organisatorischen Fragen beschäftigt bin und an meine To-do-Listen denke … privat wie beruflich. Aber mit der Zeit habe ich mich an diese Situation gewöhnt, würde ich sagen, und glaube, dass es letztendlich eine Sache der Einstellung ist, der Psyche, und daran muss man arbeiten, an der Psyche. Ich arbeite mit Visualisieren und Projizieren, das hilft mir enorm. Falls du Ratschläge brauchst, melde dich. Halt die Ohren steif!
BONOBO
Ich fasse es nicht! Ihr Frauen habt nichts Besseres zu tun, als euch zu beklagen! (So, jetzt habe ich eure Aufmerksamkeit, meine Damen, richtig? :-))
Sag mal, Lulubluette, was arbeitet dein Typ denn genau? Ich könnte mir denken, dass er einen tierisch anstrengenden Job hat, und wenn er dann nach Hause kommt, will er nur noch seine Ruhe haben! Ich verstehe natürlich, dass es dir lieber wäre, du könntest einen Teil deiner Arbeiten im Haushalt an ihn abtreten, es stimmt, dass so was ein Paar zusammenschweißt. Meiner Meinung nach solltest du ernsthaft mit ihm darüber reden, aber komm ihm besser nicht mit: »Schatz, wir müssen reden«, da rastet jeder Mann aus :-)
Versuch, ihn aufzurütteln, du kannst ihn ja fragen, ob er in Zukunft die Betten macht, das Geschirr spült, den Tisch deckt …
Und sag dir, dass du Glück im Unglück hast, denn statt sich auf die Couch zu werfen, könnte dein Typ ja auch seine Siebensachen packen oder in der Freizeit seine Kumpel in der Kneipe treffen und jeden zweiten Abend sturzbetrunken nach Hause kommen … Er ist immerhin körperlich bei dir, auch wenn er dir nicht viel hilft … Und noch etwas: Kauf dir ein neues Sofa, eines, das wesentlich unbequemer ist :-):-)
LULUBLUETTE
@ Bonobo: Ich bin nicht grundsätzlich Hausfrau und Mutter, ich mache nur gerade eine Elternpause. Mein Mann und ich verdienen beide in etwa gleich viel, und mein Job ist genauso anstrengend wie seiner! Aber so, wie es jetzt gerade zu Hause läuft, werde ich zusehen, dass ich so schnell wie möglich wieder arbeiten gehe, das steht fest … obwohl ich meine Kinder liebe!
NOUGATINE
Mein Typ war genau wie deiner, ein großes Kind, und ich habe ihn verlassen. Jetzt ziehe ich meine beiden Kinder allein groß und fühle mich sehr viel wohler. Aber ich kann dir sagen, dass alleinerziehende Eltern keine speziellen Hilfen bekommen. Seit der Trennung hat sich der Vater nicht mehr gemeldet, und meine Bekannten meinen, dass er die Kinder bestimmt erst wieder sehen will, wenn er eine neue Freundin hat. Na ja, ohne andere Ehehälfte hat man es echt schwer! Aber ich stelle jetzt fest: Ob mit oder ohne Partner, die Probleme bleiben die gleichen. Die Frauen haben sich das Wahlrecht erkämpft und das Recht, außer Haus zu arbeiten, aber das Recht, sich um die Kinder zu kümmern, ums Essen, um die Wäsche und den Haushalt, ist ihnen geblieben! Und das alles gratis! Und wenn sie zusammenbrechen, heißt es, sie seien nicht belastbar, so sieht es aus! Meine Damen, falls ihr Söhne habt, seid so gut und erzieht sie so, dass sie nicht wie ihre Väter werden …