Und das Kind gedieh prächtig. Wurde immer niedlicher, immer entzückender. Es war ein Wunder, diese Schönheit inmitten all der Härte. Da waren seine helle Haut, die vollen Lippen, das zierliche Näschen, die großen schwarzen Augen, nach außen hin leicht abfallend, die ihn immer etwas traurig aussehen ließen, sodass man ihn trösten, liebkosen, in den Arm nehmen wollte. Seine Haare wurden immer heller und umrahmten sein Köpfchen wie ein Helm, sein kleiner Körper war herrlich weich und roch wunderbar. Nichts an ihm war abstoßend oder eckig und kantig, dieses Kind war bis ins kleinste Detail ein Wunder. Es war lustig, den ganzen Tag über fröhlich, um die Ängste der Nacht zu kompensieren. Es sang aus vollem Halse, ding dang dong, hörst du nicht die Glocken, es blies in seine kleine Flöte und klopfte mit seinem Hämmerchen einen Takt. Und wenn es tanzte, wackelte es mit seinem kleinen Po, mit einem erstaunlichen Gefühl für Rhythmus. Egal welche Musik — es sprang auf, drehte sich im Kreis, hüpfte, fiel hin und war sofort wieder auf den Beinen, um weiterzutanzen. Mit geschlossenen Augen ahmte es die Musik nach, erspürte sie mit dem Körper ebenso wie mit dem Verstand.
Irgendwann rief eine frühere Kommilitonin von der Uni zurück. Sie habe sich gerade selbstständig gemacht und sich auf das Drucken von Katalogen mit Kinderartikeln, also Kinderkleidung und Spielzeug, spezialisiert. Sie sei mit diversen Zulieferfirmen am Verhandeln, unterbiete die Marktpreise und habe dank Mundpropaganda bereits erste Bestellungen. Ob sie nicht Lust habe, das Abenteuer zu wagen? Für sie zu arbeiten? Sie sei gerade in größeren Vertragsverhandlungen, für einen Weihnachtskatalog, ob sie das interessiere? Sie fragte, ob sie gleich nächste Woche für eine Besprechung mit diesem Kunden nach Paris kommen könne. Super, ganz toll! Alles Nähere zu dem Projekt würde sie ihr mailen. Ein Fahrradkurier würde zusätzliche Unterlagen bringen. Ein Zugticket werde für sie reserviert. Die Zeit dränge.
Danke, dass du an mich gedacht hast, danke! Sie hätte wirklich jedes Angebot akzeptiert, und da war ein Weihnachtskatalog fast wie ein Geschenk des Himmels.
Am Abend kaufte sie Toastbrot, Schinken und Käse. Sie wollte Croque-Monsieur machen. Der köstliche Duft von Toast und Butter wehte durch die Wohnung. Der Kleine verschlang sein Sandwich und klatschte in die Hände. Lecka, Mama, das ist lecka.