Regentropfen in ihrem Gesicht.
Regen — endlich.
Sie läuft an den Schaufenstern von geschlossenen Geschäften vorbei.
Ein Montagmorgen in Paris.
Sie hat den ersten TGV genommen. Den um Viertel nach sechs.
Der Großvater, der für ein paar Tage gekommen ist, hat das Kind am Morgen in die Krippe gebracht.
Apropos, den ganzen Tag, jedes Mal, wenn sie jemanden trifft, bei jedem Termin, wird man sie fragen: »Wo ist Ihr Kind? Was haben Sie mit Ihrem Kind gemacht? Sie haben einen Sohn, nicht wahr? Und Sie haben ihn allein gelassen?« Sie fragt sich, ob diese Frage auch einem Vater gestellt wird. Nein, sie fragt es sich nicht, sie nimmt stark an, dass Väter nicht mit derartigen Details belästigt werden.
Ein paar Ältere ziehen ihre Einkaufswägelchen von Trottoir zu Trottoir.
Ein Mann kommt aus einer Bäckerei, eine Tüte mit Gebäck in der Hand.
Der Großvater hat gesagt: »Seit er keine Windeln mehr braucht, ist es leichter mit ihm.«
Sie riecht den Regen und den nassen Asphalt.
Sie steckt sich die In-Ear-Kopfhörer in die Ohren.
Die Stadt öffnet sich von neuem.
Metro, Linie 1, Station Louvre. Am Eingang zum Carrousel du Louvre will ein Wachmann in ihre Tasche schauen, sie versichert ihm, dass sie nicht ins Museum geht, sondern eine Verabredung hat. Einen Termin für ein neues Jobangebot, präzisiert sie. Das interessiert den Mann kein bisschen, er durchwühlt ihre Tasche streng nach Vorschrift.
Auf der Rolltreppe kommt ihr eine Gruppe von Schülern entgegen, um die zwölf, dreizehn Jahre alt.
Sie lachen, sie strahlen.
Vermutlich ein Schulausflug.
Sie dreht sich um und schaut ihnen nach.
Bald wird ihr Sohn einer von ihnen sein.
Ihr Sohn.
Sie hat einen Sohn, einen Sohn!