Aufnahme 01

Vor elf Monaten

Comisaria Romero: Woronin, Sie sind auf ganzer Ebene gescheitert.

Yuri Woronin: Comisaria, ich fürchten, mein Spanisch nicht so gut. Was du sagen?

Subinspector Belgrano: Stell dich nicht dumm, Woronin. Du sprichst besser als ich, ich habe dich im Astral am Tresen prahlen gehört.

Yuri Woronin: Das wird Stress sein.

Comisaria Romero: Hören Sie, Woronin, es gibt zwei Arten, es zu tun.

Yuri Woronin: Ich verstehe Ihre Sprache nicht gut.

Subinspector Belgrano: Du sollst dich nicht dumm stellen!

Comisaria Romero: Setzen Sie sich, Belgrano. Sie sind richtig gut, Señor Woronin, das muss ich sagen. Unsere Experten sind überrascht. Was Sie erreicht haben, gelingt nicht vielen. Aber Sie haben die Beweise ja gesehen. Wir können Sie mit der Lieferung der letzten Woche in Verbindung bringen.

Yuri Woronin: Ich bin nur ehrenwerter Unternehmer. Ein Geschäftsmann.

Comisaria Romero: Ja, das sagt Ihresgleichen immer: Ich bin Geschäftsmann. Ich arbeite nur für meinen Lebensunterhalt.

Yuris Woronin: Das ist die Wahrheit.

Comisaria Romero: Wie erklären Sie uns dann das?

(Papierrascheln auf dem Tisch, dreiunddreißig Sekunden Pause.)

Yuri Woronin: Ich muss nichts erklären. Ich habe nichts mit dieser Firma zu tun, auch nicht mit dieser Lieferung.

Subinspector Belgrano: Jetzt verstehst du ja doch Spanisch.

Yuri Woronin: Mit Ihnen rede ich nicht.

Comisaria Romero: Es gibt Beweise dafür, dass Ihre Firma Geschäftsbeziehungen zu der Firma hat, die den Container in Sankt Petersburg verschifft hat.

Yuri Woronin: Das beweist doch nur, dass ich mit einer Firma Geschäfte gemacht habe, die laut Ihnen einen Fehler gemacht hat.

Comisaria Romero: Das ist ein triftiger Tatverdacht. Und reicht aus, damit die Staatsanwaltschaft und die Kollegen von der Geldwäschebekämpfung aktiv werden können.

Subinspector Belgrano: Sie werden dir ein Mikroskop in den Arsch schieben, Woronin. So weit, bis sie deine Plomben sehen können.

Yuri Woronin: Ich habe gesagt, mit Ihnen rede ich nicht. Sagen Sie ihm, dass er mich nicht mehr ansprechen soll.

Comisaria Romero: Dann sprechen Sie mit mir. Was glauben Sie, wird passieren, wenn bezüglich Ihrer Geschäfte ermittelt wird, Woronin?

Yuri Woronin: Nichts. Ich weiß, wie die spanische Justiz funktioniert. Bei Oligarkh hat sie sechs Jahre gebraucht, bei Roter Marmor acht Jahre.

Comisaria Romero: Gerichte arbeiten langsam. Sehr langsam. Das stimmt. Aber jetzt haben wir Sie auf dem Radar, Woronin. Möglich, dass wir Jahre brauchen, aber es ist trotzdem keine gute Nachricht für Sie.

Yuri Woronin: Verstehe nicht.

Comisaria Romero: Wir wissen jetzt, was für Geschäfte Sie machen. Wir wissen, dass Sie den obschtschjak verwalten, Ihren gemeinschaftlichen Finanztopf. Sie haben den Schlüssel zum Geld. Und Sie zweigen immer ein wenig für sich selbst ab, stimmt’s? Kleine Aufträge. Wie heißt das noch in der Welt der Snobs, Belgrano?

Subinspector Belgrano: Ähhh … Ich weiß nicht, was Sie meinen, Comisaria.

Comisaria Romero: Dann sag ich’s: Outsourcing. Sie bieten den Kolumbianern, den Schweden Dienstleistungen an. Finanzierung. Logistik. Beratung. So wurde ein Drogen-Netzwerk aufgebaut.

Subinspector Belgrano: Ein verdammter McDonald’s für Drogen.

Yuri Woronin: Dafür haben Sie keine Beweise.

Comisaria Romero: Belgrano?

Subinspector Belgrano: Hören Sie sich das mal an, haben wir kürzlich mitgeschnitten.

(Geräusche eines Gesprächs in einer anderen Sprache.)

Yuri Woronin: Da reden nur Leute. Alle Welt redet immer über alle Welt.

Comisaria Romero: Das stimmt. Alle reden. Und was glauben Sie, werden Ihre Kunden dazu sagen, wenn wir Sie permanent überwachen? Die Vorgehensweise ist klar. Ihre Konten werden eingefroren und Ihre Aufenthaltsgenehmigung überprüft.

Subinspector Belgrano: Ruckzuck. Ein Kreuz. Abgestempelt.

Comisaria Romero: Und wie viele von Ihren derzeitigen Kunden werden noch mit einem abgestempelten Mann zusammenarbeiten wollen?

Yuri Woronin: Ich …

Comisaria Romero: Ihre Kunden werden nichts mehr mit Ihnen zu tun haben wollen. Und Ihr Chef … Für Orlow wären Sie eine Gefahr. Er würde Sie nach Russland zurückschicken. Wann geht denn das nächste Flugzeug nach Moskau, Subinspector?

Subinspector Belgrano: Morgen um zehn Uhr geht eine Aeroflot-Maschine. Dann kannst du dir mittags auf dem Roten Platz einen Borschtsch bestellen.

(Zweiundfünfzig Sekunden Pause.)

Yuri Woronin: Ich kann nicht in mein Land zurück.

Subinspector Belgrano: Dann bist du am Arsch.

Yuri Woronin: Sie verstehen das nicht. Wenn ich zurückkehre, werden sie mich töten.

Comisaria Romero: Dann werden Sie uns helfen müssen, Woronin. Sie müssen uns was liefern.

Yuri Woronin: Und das wäre?

Comisaria Romero: Information.

Yuri Woronin: (Sagt etwas Unverständliches auf Russisch)

Subinspector Belgrano: Ich nicht verstehen deine Sprache.

Yuri Woronin: Ich habe gesagt, dass ich kein stukach bin. Kein Spitzel. Wenn ich Ihnen was stecke, werde ich hier umgelegt. Dann muss ich in keinen Flieger mehr steigen.

(Siebenundzwanzig Sekunden Pause.)

Lola Moreno: Entschuldigen Sie, Comisaria. Ich hätte da eine Idee.