Wir lernen fürs Leben!

Kaum sind die Leckereien verpackt, brüllt Carlos von draußen: „KLINGELING!“

Co lacht. „Oh, die Schulglocke! Jetzt aber zack-zack, sssonst kommen wir zu spät!“

Eifrig wuseln Knirps und Co über die Lichtung – zur Schule.

„Schön hast du alles vorbereitet“, lobt Knirps Lehrer Carlos, der mit einem Stück Kreide in der Pranke vor einem dunklen Holzbrett auf Beinen steht.

„Das ist unsere Tafel“, erklärt Carlos. „Die umgekippten Baumstämme sind eure Schulbänke. Und nun, ihr Schüler, nehmt Platz!“

Knirps stößt Co an. „Wie er redet, hihi!“

Co zischt: „Pssst!“ Und Carlos sagt: „Liebe Schüler! Ich heiße euch in unserer Waldschule herzlich willkommen! Ihr werdet feststellen, dass ihr hier viel Nützliches fürs Leben in freier Wildbahn lernt!“

Co nickt eifrig. Knirps sieht das – und nickt ebenfalls. Als Carlos seine ernsthaften Schüler sieht, grinst er.

e9783641099954_i0011.jpg

„Doch bevor wir beginnen … lasst uns die Pausen-Leckerchen tauschen!“

Schwupp!, sitzt Carlos im Schneidersitz vor Knirps und Co. Aufgeregt wühlen sie im Picknickkorb.

„Ich tausche Honigmöhre gegen Heidelbeer-Pfannkuchen!“, ruft Carlos.

„Hier, nimm von mir“, sagt Co und schnappt sich die Möhre.

„Ich tausche Bratfisch auf Knäckebrot gegen Heidelbeer-Pfannkuchen!“, verkündet Knirps.

e9783641099954_i0012.jpg

„Her mit dem Fisch!“, ruft Carlos fröhlich. Knirps beißt zufrieden in den Pfannkuchen.

„Und wann … gibt’s Ferien?“

Noch kauend geht Carlos zur Tafel.

„Nee, nee, jetzt gibt’s erst mal Unterricht! Wir beginnen mit dem Schreiben von – ähm – Buchstaben. Also, eigentlich fängt alles mit dem Alphabet an!“

„Ein Möhrenbeet hätte ich jetzt lieber“, flüstert Co kichernd in Knirps‘ Ohr.

„Weiß jemand bereits, was das Alphabet ist?“, fragt Carlos.

Knirps will gerade losschwätzen, da stößt ihn Co an.

„Erst die Flosssse hoch!“

„Flossen hoch? Wie bei ‚Hände-hoch-oder-ichschieße’?“ , fragt Knirps.

„In der Schule kannst du nicht einfach drauflos quatschen“, erklärt Carlos. „Wenn man was sagen will, muss man die Pfote heben und sich melden.“

Flink hält Knirps seine Flosse hoch.

„Ja, Schüler Knirps? Was ist ein Alphabet?“

„Och, in Cos Beet wachsen Möhren. Und im Alphabet wachsen … Alphas!“

„Alphas?!“ Carlos stutzt und Co kichert. Prompt nimmt der Lehrer den Hasen dran.

„Co, möchtest du uns dazu etwas sagen?“

Der Hase überlegt. „Ganz klar, in einem Alpha-Beet wachsen …!“

„Nun ja“, unterbricht ihn Carlos brummend.

„Das Alphabet besteht aus sechsundzwanzig Buchstaben.“ Der Bär malt ein großes A an die Tafel. „Und dies ist der erste Buchstabe des Alphabets!“

Erneut ist Gekicher zu hören. Lehrer Carlos blickt mit gerunzelter Stirn über seine Schülerschar. Merkwürdigerweise hocken auf den Baumstämmen nun drei Schüler!

„Aha, Jungeule Jula will auch das ABC erlernen“, stellt der Lehrer fest.

„Nö, das kann ich schon!“, freut sich Jula und trällert los: „A-B-C, die Katze lief im Schnee …!“

„Eine Katze macht auch mit?“, ruft Knirps begeistert. „Aber … kein Raubtiger oder so?“ Sekunden später plappern drei Schüler fröhlich durcheinander.

„KLINGELING!“, ruft Carlos entnervt. „Die erste Stunde ist aus! Morgen üben wir, eure Namen zu schreiben.“

„Cool!“, freut sich Co.

„Echt was fürs Leben“, findet Knirps.

„Und was für eine Unterrichtsstunde gibt’s jetzt?“, fragt Jula.

Co strafft sich würdevoll. „Jetzt lernen wir Möhren zählen und rechnen … bei mir! Schüler, bitte setzt euch!“

Nun drücken Carlos, Knirps und Jula die Schulbank. Brav zählen sie bis zehn, dann sogar bis fünfzig.

„Und jetzt bis hundert, huhu!“, krächzt Jula. Doch Co schüttelt den Kopf. „Nein, nur bis fünfzig! “

„Wieso?“, fragt Carlos.

„Weil es in einem Möhrenbeet immer zehn Reihen mit je fünf Möhren gibt. Das macht fünfzig. Kein Hase muss mehr Möhren zählen können!“

„Und was ist, wenn du einundfünfzig Möhren hast?“, fragt Knirps.

„Och, alles über fünfzig wird sssofort gefressen“, lächelt der Hase. „Und nun, ihr Schüler, schlagen wir Haken und üben Weitsprung!“

Lehrer Co wetzt los. Schon rennen sämtliche Schüler in einer Zickzacklinie hinterher. Jula fliegt einen Zickzackkurs.

„Haken schlagen ist wichtig! Damit verwirrt man den Fressfeind, weil er nicht weiß, wohin man will. Und mit Weitsprung kann man Steine, große Pfützen oder Felsssspalten überspringen“, erklärt Co.

e9783641099954_i0013.jpg

In dem Moment ertönt ein Schrei.

„AAAUUUAAA!“

Carlos, Knirps, Jula und Lehrer Co bleiben wie angewurzelt stehen – und blicken zum Rand der Lichtung. Dort brüllt ein Biber einen anderen an.

„Ey, du Mopps, du bist voll auf meinen Schwanz gelatscht!“, beschwert sich der eine.

„Tschuldigung“, sagt der andere. „Ich übe Weitsprung! Sind die Schmerzen schlimm?“

„Du hast Glück, dass mein Schwanz schon vorher platt war“, grinst der erste.

Jetzt bemerken die Biber, dass Carlos, Knirps, Jula und Co sie anstarren.

„Hallo“, grüßen sie freundlich. „Wir sind Billi und Berta … und wollen mitmachen. Dürfen wir?“

„Klar“, schnattert Knirps. „Aber nur, wenn ihr morgen Pausenbrote mitbringt – zum Tauschen!“