Epilog
Lara
Ungefähr ein Jahr später
»Ich bin spät dran, ich bin spät dran. Es tut mir so leid, dass ich spät dran bin«, sage ich und lasse mich auf den Stuhl Ian gegenüber fallen. »Sag mir, dass du mir einen Drink bestellt hast.«
Wie aufs Stichwort erscheint ein Kellner mit zwei Gläsern Champagner.
»Ooh, wir sind heute Abend vornehm «, murmele ich, klimpere mit den Wimpern und schaue den Mann an, der nach einem Jahr Beziehung immer noch der bestaussehende Kerl ist, den ich je gesehen habe.
»Tja, dieses schreckliche Bier, das du in der Kneipe in der Nähe von Quantico so gern trinkst, ist hier gerade aus.«
»Jaaaa, ich schätze, das war situationsbedingt. Wer hätte gedacht, dass Bier total anders schmecken kann, wenn man es nicht am Ende eines langen, scheiß anstrengenden Tages voller Schießübungen trinkt?«
»Gott, ich liebe es, wenn du so schmutzige Worte benutzt«, entgegnet er, zwinkert mir zu und lässt sein Glas gegen meins klirren. »Also, wie war Ihr Tag, Agentin McKenzie
Ich strahle, denn zwei Monate, nachdem ich meinen neuen Job angetreten habe, ist es immer noch nicht langweilig.
»Ich hatte keine Gelegenheit, jemandem Handschellen anzulegen, aber es gibt immer ein Morgen.« Ich lächele in mein Glas.
Er beugt sich vor und senkt die Stimme. »Du kannst mir heute Abend Handschellen anlegen, wenn du willst.«
»Ich denke, ich werde dich beim Wort nehmen«, antworte ich mit einem schelmischen Grinsen. »Wie ist es mit dir? Erzähl mir von deinem Tag.«
»Oh, du weißt schon, das Übliche. Kennedy tut so, als würde er Kate nicht bemerken; sie fährt fort, ihn zu peinigen. Matt und Sabrina haben sich gestritten, sie könnten also durchaus tot sein.«
»Alles wie immer.«
Er lächelt. »Yep.«
Nur dass es nur teilweise stimmt, dass alles wie immer ist.
Manche Dinge sind unverändert. Ian ist immer noch Spitze in seinem Job, bringt nach wie vor irrwitzige Summen Geld nach Hause, von dem viel in seine Wohltätigkeitsorganisation fließt und ein weiterer anständiger Brocken in den Ersatz von Daves Fernseher.
Aber manche Dinge sind auch neu. Es ist uns gelungen, Dave im vergangenen Jahr zu Thanksgiving nach New York zu locken. Ian sah so verdammt glücklich aus, dass ich hoffe, dass Daves Wochenendbesuch nur der erste Besuch einer neuen und lange währenden Tradition war.
Was mich betrifft, habe ich vor einigen Monaten meinen Abschluss in Quantico gemacht und habe fast sofort ein Jobangebot bekommen. Und machen Sie sich auf etwas gefasst, denn ein Glücklich bis ans Ende aller Tage kann nicht viel glücklicher werden als dies …
Der Job ist der einer Agentin in der Außenstelle in New York. Deren Hauptquartier sich nur drei Häuserblocks von Ians Wohnung entfernt befindet.
Nun, jetzt unserer Wohnung.
Ich hab’s Ihnen ja gesagt. Ein Happy End auf der ganzen Linie – mein Traumjob und mein Traummann.
Ian betrachtet mich mit nachdenklichem Blick, und ich schaue von meiner Speisekarte auf. »Was ist?«
»Du lächelst.«
»Das ist im Allgemeinen etwas Gutes«, erwidere ich und nippe an meinem Champagner.
Er schaut hinab, dann hebt er den Blick wieder. »Vermisst du Washington manchmal?«
»Nein. Die Pizza hier ist besser.«
»Was ist mit den Männern?«
»Unentschieden.« Ich zucke die Achseln und wende mich wieder meiner Speisekarte zu. »Mein Dad ist immer noch in Washington, und er ist ziemlich toll.«
Ian lächelt. »Ja, das ist er. Da wir gerade von deinem Dad reden, wir hatten heute Nachmittag ein kleines Gespräch.«
Ich schaue überrascht auf. »Du hast mit meinem Vater gesprochen? Ohne Aufsicht? Nach der desaströsen Diskussion beim Weihnachtsessen?« Ich hatte noch nie zuvor zwei Männer sich so in Rage reden hören über die Vorzüge von Baseball gegenüber Eishockey. »Worüber um alles in der Welt habt ihr geredet?«
»Über dich«, antwortet er sachlich.
Ich sehe ihn an und kneife die Augen zusammen. »Über mich.«
»Nun, über dich und dass er und ich noch viele weitere Weihnachtsfeste haben werden, um diese Eishockeyfrage zu klären«, sagt Ian beiläufig. Zu beiläufig.
Mein Herz beginnt zu hämmern. »Ist das so?«
»Ich hoffe es. Weißt du, Lara …« Ian erhebt sich von seinem Stuhl und lässt sich langsam neben dem Tisch auf ein Knie nieder. »Ich habe ihn wegen einer Frage zu seiner einzigen Tochter angerufen. Einer wichtigen Frage.«
Meine Augen füllen sich mit Tränen. »Das hast du getan?«
Ian lässt sich ganz vor mir niedersinken und ergreift meine Hand, während er mit der anderen Hand etwas aus seiner Tasche holt. »Habe ich. Er hat Ja gesagt, und ich bin erleichtert. Aber was ich wirklich wissen will, ist« – er klappt das Ringkästchen auf – »was du sagen wirst.«
Ich hole bebend Atem und tue dann so, als sei ich verwirrt. »Schwer zu sagen. Was ist die Frage?«
Ians Augen verlieren den neckenden Ausdruck, aber nichts von ihrer Wärme. »Lara McKenzie, ich liebe dich mehr als irgendetwas sonst auf dieser Welt. Willst du mich heiraten?«
Ich stoße einen Laut aus, der halb Schluckauf, halb Schluchzen ist, während die Menschen um mich herum die passenden Aaah -Geräusche von sich geben.
Ich umfasse mit beiden Händen sein Gesicht und drücke meine Lippen auf seine. »Du machst mich so glücklich«, flüstere ich.
»Dann sollte die Antwort besser Ja lauten«, murmelt er dicht an meinem Mund.
Ich lächele. »Ja. Ich kann es nicht erwarten, dich zu heiraten, Ian Bradley.«
Also habe ich eben wohl gelogen, als ich gesagt habe, dass mein Glücklich bis ans Ende aller Tage nicht viel glücklicher werden könne.
Denn gerade ist es passiert.