11. KAPITEL

Der Hubschrauber landete, als Gemma den Landeplatz erreichte. Kaum hatten die Kufen den Boden berührt, sprang Abed heraus und lief ihr geduckt entgegen.

„Yusef braucht Sie!“, brüllte er gegen den ohrenbetäubenden Lärm der Rotorblätter an, packte sie am Arm und zog sie mit sich zur Maschine. Der kurze Satz genügte, um Gemmas Entschlossenheit, auf festem Boden zu bleiben, schlagartig ins Wanken zu bringen. „Aus dem Krankenhaus kann ich keinen Arzt holen. Niemand darf davon erfahren.“

Abed drängte sie auf den Sitz und deutete auf das Headset, dem Kommunikationsmittel während des Flugs. Gemma setzte es auf. Gleichzeitig überschlugen sich ihre Gedanken, Angst um den geliebten Mann schnürte ihr die Kehle zu.

Es kam ihr wie eine Ewigkeit vor, bis der Helikopter endlich abhob. Gemma packte beide Armlehnen. „Was ist mit Yusef?“, stieß sie hervor.

„Gestern gab es Streit zwischen ihm und seinem Bruder Hassim. Um die Wogen zu glätten, schlug Yusef vor, in die Wüste zu fahren und sich bei der Falkenbeizjagd zu entspannen.“

„Und dann?“

„Yusef kehrte nicht zurück. Sein Bruder hat geschworen, Yusef sei mit dem Falkner dort geblieben, während der Falkner steif und fest behauptet, er hätte die Vögel in die Käfige gesperrt und sei weggefahren. Die anderen seien noch dageblieben.“

„Welche anderen?“ Gemma spürte einen dumpfen Druck im Magen.

„Hassim und Maka. Brüder wie Yusef und ich. Sicher hat er Ihnen davon erzählt, oder?“

Gemma nickte. „Glauben Sie, dass sie Yusef etwas angetan haben?“

„Hassim nicht, das kann ich mir nicht vorstellen“, erwiderte er grimmig. „Aber Maka kann man nicht trauen.“

Es lief Gemma eiskalt über den Rücken. Sie starrte hinaus auf die Sanddünen, die sich wie ein goldenes Meer bis zum Horizont erstreckten. „Wo sollen wir nach ihm suchen? Wir brauchen doch Unterstützung.“

„Wenn die Medien davon erfahren, dass Yusef vermisst wird, vielleicht sogar tot ist, könnte das das Land destabilisieren. Mehr und mehr Menschen stehen zwar hinter Yusef, dennoch sind nicht alle davon überzeugt, dass er genügend Führungskraft besitzt. Deswegen wäre ein Medienzirkus das Letzte, was er gerade braucht“, erklärte Abed.

„Wissen Sie denn, wo er sich ungefähr befinden könnte?“

„Ich weiß, wo er am liebsten auf Beizjagd geht. Halten Sie Ausschau nach einem schwarzen Range Rover.“

Gemma packte die Lehnen fester, befahl ihrem Magen, sich anständig zu benehmen, und schaute aus dem Fenster nach unten. Einen Moment lang drohte Panik sie zu lähmen, doch sie wehrte sich mit aller Kraft dagegen. Yusef zu finden, war wichtiger als alle Ängste.

„Vor den dunklen Felsen können wir einen schwarzen Wagen nicht ausmachen!“, rief sie voller Verzweiflung. Wie sollten sie Yusef in diesem endlosen Meer aus Sand finden?

„Sobald die Sonne höher steht, verkürzen sich die Schatten.“ Abed ging tiefer, so tief, dass die Rotoren zu viel Sand aufwirbelten, und er musste die Maschine wieder hochziehen.

Eine Stunde später, als langsam der Sprit knapp wurde, entdeckten sie endlich den Wagen. Er stand am Fuß der Berge, kaum sichtbar vor den düsteren schroffen Felsen. Abed landete in hundert Metern Entfernung – aus Sicherheitsgründen.

Kaum stand der Hubschrauber, löste Gemma hastig den Sicherheitsgurt und riss sich das Headset vom Kopf.

„Ich nehme den Notfallrucksack“, erklärte Abed, nachdem er Gemma beim Aussteigen geholfen hatte, und öffnete die hintere Tür. Er wuchtete sich den schweren Rucksack auf die Schultern und marschierte los, Richtung Wagen, der fast verborgen hinter einer Düne stand. Gemma hatte Mühe, im tiefen Sand mit ihm Schritt zu halten. Als sie den Dünenkamm erreichten und der Wagen ins Blickfeld kam, verlieh ihr die Angst um Yusef neue Kraft, und sie eilte abwärts.

Der Wagen war leer, der Schlüssel steckte im Zündschloss, und auf dem Beifahrersitz lag eine volle Wasserflasche.

„Wo immer er sich jetzt befindet, er wird dehydriert sein.“ Gemma griff nach der Flasche. Abed stellte den Rucksack ab, lief zu den Felsen, wobei er immer wieder laut Yusefs Namen rief.

Sie fanden ihn in einer Felsspalte, seltsam verrenkt, aber bei Bewusstsein. Abed sprach auf Arabisch auf ihn ein. Yusef antwortete mühsam und stockend.

„Er hat gewusst, dass ich kommen würde“, übersetzte Abed.

„Gemma?“ Das kam so schwach heraus, dass sie heftig erschrak. Doch zumindest war Yusef am Leben … Sie musste dafür sorgen, ihn weiter am Leben zu erhalten. Auch wenn sie gern gewusst hätte, was passiert war, überprüfte sie als Erstes seine Vitalfunktionen. Sie maß Blutdruck und Puls, kontrollierte die Pupillenreaktion und entdeckte eine Prellung an seiner Stirn. Die weitere Untersuchung ergab schwere, breitflächige Prellungen an der Brust. Hatte man ihn geschlagen, vielleicht sogar getreten?

„Mein Becken ist möglicherweise gebrochen“, stieß Yusef hervor, so schwach, dass sie ihn bat, nicht zu sprechen. Als sie seine Seite abtastete, konnte sie deutlich eine Verschiebung des Beckenrings fühlen. „Wir brauchen eine Trage.“

Sofort eilte Abed los, um diese zu holen. Gemma suchte inzwischen im Notfallrucksack nach einem Schmerzmittel. Das würde Yusef für den Transport brauchen. Sie wollte gerade den Venenzugang für die Infusion legen, da hielt Yusef ihre Hand fest.

„Du bist mit dem Hubschrauber hergeflogen?“

„Wie hätten wir dich sonst finden sollen? Abed war sich sicher, dass du verletzt bist. Er wollte keinen Arzt aus dem Krankenhaus mitnehmen, um Gerüchte zu vermeiden.“ Sie riss die Verpackung der Kanüle auf. „So, und nun lieg still“, befahl sie, aber wieder griff er nach ihrer Hand.

„Es war nicht Hassim …“, begann er. In dem Moment kehrte Abed zurück. Gemma schob die Nadel in Yusefs Vene, schloss den Infusionsbeutel an und öffnete den Zugang. Dann injizierte sie über den Venenzugang Morphin, das Yusef die Schmerzen nehmen und ihn hoffentlich einschlafen lassen würde.

Sie fragte sich, was Yusef noch hatte sagen wollen. Offenbar wollte er seinen Bruder entlasten.

Die ganze Angelegenheit wurde immer mysteriöser. Fest stand nur, dass Yusef schwer zusammengeschlagen worden war, von wem auch immer. Sie hoben ihn vorsichtig auf die Trage, schnallten ihn fest und trugen ihn zum Hubschrauber.

„Was nun?“, wandte Gemma sich an Abed, nachdem Yusef sicher im Bauch des Hubschraubers lag. „Wenn es ein Beckenbruch ist, muss er wahrscheinlich operiert werden. Die Leute werden es auf jeden Fall erfahren.“

„Ich fliege ihn direkt zum Krankenhaus. Da er nun in Sicherheit ist, können wir verbreiten, dass es einen Unfall gegeben hat. Welche Fachärzte sollen bereitstehen?“

Gemma überlegte kurz. „Ein Neurologe und ein orthopädischer Chirurg auf jeden Fall. Sagen Sie ihnen, dass er eine Kopfverletzung hat, dazu vermutlich eine Beckenfraktur. Es sollte auch ein Urologe dabei sein, um mögliche innere Verletzungen abzuklären.“

Der Flug zurück dauerte nicht lange, und schon bald landete Abed auf dem Dach des Krankenhauses. Sobald die Rotoren langsamer liefen, eilten Sanitäter herbei und holten die Rollliege mit Yusef heraus. Gemma sprang aus der Maschine und erstattete einen kurzen Bericht.

„Wir übernehmen ihn jetzt“, beruhigte sie der Arzt. „Aber Sie können ihn selbstverständlich begleiten. Die Untersuchungen werden für ihn sicher etwas unangenehm werden, vielleicht möchte er Sie bei sich haben.“

Für wen hielt er sie? Für Yusefs Geliebte?

Sie war es geworden, ja, aber nicht offiziell – das hatte sie schließlich abgelehnt. Gemma sah sich suchend nach Abed um, der jedoch war verschwunden. Also blieb sie.

Yusef wurde geröntgt und genau untersucht. Die gesamte Prozedur schien eine Ewigkeit zu dauern, aber Gemma wich nicht von seiner Seite. Was auch kaum möglich war, denn Yusef, so benommen er von den Schmerzmitteln auch war, hatte nach ihrer Hand gegriffen und hielt sie fest.

Alle werden es wissen, dachte sie. Jetzt sehen alle, dass da etwas ist zwischen ihm und der rothaarigen Fremden. Trotzdem blieb sie, auch wenn er ihre Hand gelegentlich sinken ließ oder man sie bat, draußen vor dem Röntgenraum zu warten.

„Das Darmbein ist gebrochen – ist das sehr schlimm?“ Abed war zurück, er hatte mit den Ärzten gesprochen.

„Nein, aber es kann bis zu einem Vierteljahr dauern, bis er wieder auf die Beine kommt.“

„Sie bringen ihn direkt vom Röntgen in den OP.“

Es ist nur eine Routineoperation, versuchte Gemma sich zu beruhigen. Dennoch stand sie entsetzliche Angst aus um den Mann, den sie liebte.

„Ich fahre Sie zum Palast“, entschied Abed. „Die Operation wird länger dauern, hat man mir gesagt.“

„Darf ich nicht bei ihm sein, wenn er aus der Narkose erwacht?“

„Wäre es nicht besser zu gehen?“, fragte Abed sanft.

„Besser für wen? Für ihn, damit niemand erfährt, dass er eine Beziehung zu einer Fremden hat? Was ist mit mir? Ich liebe ihn, Abed, ich will bei ihm sein. Ich werde mich nicht vom Fleck rühren, bis er mir persönlich sagt, dass ich gehen soll!“

Zu ihrer Überraschung lachte Abed. „Ich werde dafür sorgen, dass englischsprachiges Personal zur Verfügung steht, falls Sie Fragen haben“, versprach er. „Und machen Sie sich keine Sorgen über mögliche Gerüchte. Nach der Operation wird diese Station für die Öffentlichkeit und damit auch für die Medien tabu sein.“

Fünf Stunden später wurde Yusef aus dem OP gerollt. Gemma hatte die ganze Zeit über in einem kleinen Nebenzimmer gesessen und unruhig in den Zeitschriften mit den arabischen Schriftzeichen geblättert. Nun wurde sie in den Aufwachraum geführt, der so aussah wie alle Aufwachräume der Welt. Der Anästhesist versicherte ihr, dass die Operation bestens verlaufen sei.

„Hat er innere Verletzungen?“, wollte Gemma besorgt wissen, dabei blickte sie den Arzt prüfend an.

„Am Muskelgewebe, aber nichts Ernstes.“ und der Arzt deutete mit dem Kopf auf seinen Patienten. „Am besten setzen Sie sich zu ihm und nehmen seine Hand. Auf Ihre Stimme wird er sicher eher reagieren als auf die einer unbekannten Krankenschwester.“

„Auch wenn ich Englisch spreche?“

„Die Sprache ist nicht wichtig, es kommt auf die Stimme an, die er beim Aufwachen hört.“

Gemma ließ sich in den Sessel sinken, den eine Schwester ihr hingestellt hatte, und nahm Yusefs Hand. Mit der anderen strich sie zärtlich über die Prellung an seiner Wange, die sich inzwischen dunkel verfärbt hatte.

„Er hat viel Glück gehabt. Die Röntgenbilder zeigen keine Schädelfrakturen“, fuhr der Arzt fort. „Neben der Beckenfraktur ein paar gebrochene Rippen, Platzwunden und Prellungen, aber ansonsten nichts Bedrohliches.“

Zusammen mit der Krankenschwester verließ er das Zimmer. Gemma hielt Yusefs Hand und redete mit ihm, sprach über das erste Treffen in Sydney, das eine Ewigkeit her zu sein schien. Auch von dem Ausflug zur Insel erzählte sie, von dem trockenen Bachbett, dem verwunschenen Tal und dem klaren türkisblauen Wasser.

Er schwamm. Das Wasser war tief, tiefer als gedacht, aber er schwamm aufwärts, zur Oberfläche. Er musste es bis dorthin schaffen, denn Gemma wartete auf ihn.

Er kämpfte, sank wieder tiefer, mühte sich weiter, hin zum Licht.

Sehnsüchtig flüsterte er ihren Namen.

Der Griff der Hand, die ihn hielt, verstärkte sich, und wieder konnte er ihre Stimme hören.

„Gemma?“, versuchte er es noch einmal, lauter diesmal, weil sie ihn vielleicht nicht hören konnte, wenn er noch unter Wasser war. Im nächsten Moment spürte er ihre Hand an seiner Wange, ihre Finger mit den zarten goldenen Sommersprossen, die er so liebte.

„Ich bin hier, Yusef. Hörst du mich?“

Es war unendlich schwer, die Augen richtig zu öffnen, aber schließlich gelang es ihm, und er sah Gemma an seinem Bett sitzen.

Weiße Wände, weiße Laken, ein Infusionsständer.

„Ich bin im … Krankenhaus?“

„Du warst verletzt und musstest operiert werden. Dein Becken war gebrochen.“

Sie hielt seine Hand, als würde sie sie nie wieder hergeben wollen. Aber warum war Gemma hier? Er schaffte es einfach nicht, einen klaren Gedanken zu fassen.

„Zu müde“, brachte er noch hervor, dann schlief er ein.

„Gut, dass er schläft“, meinte der Anästhesist, der wieder hereingekommen war. „Wir lassen ihn noch eine Stunde zur Beobachtung hier, dann verlegen wir ihn in ein Krankenzimmer. Möchten Sie bleiben?“

„Ja bitte.“

Gemma betrachtete Yusef, während er still dalag. Ob er weiß, wie sehr ich ihn liebe? fragte sie sich. Inzwischen war sie sogar bereit, seine Mätresse zu werden. Wenn ihr nicht mehr mit ihm vergönnt sein sollte, dann gut. Sie würde so lange wie möglich bei ihm bleiben.

Es war alles so verwirrend, und auf einmal fühlte sie sich fürchterlich müde. Gemma legte den Kopf aufs Bett, schloss die Augen und fiel in einen unruhigen Schlummer.

Yusef fühlte sich besser, als er das nächste Mal erwachte. Er blickte sich um, die Fahrt in die Wüste fiel ihm ein, Hassim und Maka, die Falken und …

Abed! Ja, Abed war gekommen. Als Nächstes erinnerte er sich vage an einen Hubschrauberflug, dann Röntgenaufnahmen, den Operationssaal.

Eine Krankenschwester trat an sein Bett und fragte, ob sie ihm etwas bringen könnte. Etwas zu trinken vielleicht?

Er schüttelte den Kopf und spürte im selben Moment, dass noch jemand bei ihm war, näher als die Schwester. Als er den Kopf drehte, sah er Gemma. Sie schlief, den Kopf auf ihre verschränkten Hände gebettet. Ihr Kopftuch hatte sich gelöst. Darunter quollen seidige rote Locken hervor.

Er hob die freie Hand, wollte ihr über die Wange streichen, aber der Infusionsschlauch hinderte ihn daran. Also musste er sich damit begnügen, sie anzusehen, wenn er sie nicht wecken wollte. Zärtlich und liebevoll ließ Yusef den Blick über sie gleiten, während er sich fragte, welche Macht des Schicksals sie zusammengeführt hatte. Dass sie zusammenbleiben würden, daran zweifelte er nicht. Gemma saß an seiner Seite. Sagte das nicht mehr als tausend Worte? Hatte sie nicht seinetwegen ihre panische Angst vor dem Fliegen überwunden?

Unwillkürlich bewegte er die Hand, und Gemma fuhr hoch. Ein sorgenvoller Ausdruck lag in ihren grünen Augen.

„Du bist wach! Erinnerst du dich, was geschehen ist? Weißt du, dass du operiert worden bist?“

Ihre Hand hielt seine immer noch fest umklammert. Er hob sie an die Lippen und küsste sie sanft. „Schsch“, sagte er leise. „Mach dir keine Sorgen, ich kann mich an alles erinnern. Man wird mich gleich verlegen, aber du musst nicht bei mir bleiben. Ruh dich lieber aus.“

Er schickte sie fort. Das würde sie nicht zulassen. „Ich kann mich auch hier ausruhen, während du schläfst“, erwiderte sie bestimmt. „Glaubst du, ich habe mich in diesen kleinen Hubschrauber gewagt, um dich jetzt im Krankenhaus allein zu lassen?“

„Und wenn ich dich darum bitte?“

Sie hob stolz den Kopf und lächelte. „Das wird nicht genügen, Hoheit. Du musst es mir schon befehlen!“ Zärtlich küsste sie ihn auf den Mund. „Ich weiß, du willst meine Liebe nicht, Yusef, du hast mich nie darum gebeten. Trotzdem liebe ich dich. Deshalb bleibe ich bei dir, bis du das Schlimmste überstanden hast.“

„Du liebst mich?“

Seine Stimme klang schwach. Vor Erschöpfung, oder war es Abwehr? Doch bevor sie nachfragen konnte, war Yusef schon wieder eingeschlafen.

Gemma blieb an seinem Bett sitzen, verlegen, weil nicht nur die Krankenschwester ihre Liebeserklärung gehört hatte. Auch der Anästhesist hatte gerade das Zimmer betreten und war Zeuge ihres letzten Satzes geworden.

Das Privatzimmer erinnerte eher an ein Hotelzimmer, so groß und luxuriös war es eingerichtet. Die Wände waren in einem satten Karmesinrot gestrichen, die Vorhänge schimmerten wie reines Gold, und die breite Fensterfront bot einen spektakulären Ausblick auf die schwarzen Berge und das azurblaue Meer. Abed kam, kurz nachdem sein Bruder hierher verlegt worden war, aber Yusef schlief.

Er führte Gemma in einen angrenzenden kleinen Raum, zu dem ein eigenes Bad gehörte. „Diese Suite ist für Familienangehörige gedacht“, erklärte er. „Ich werde Miryam bitten, Ihnen ein paar von Ihren Sachen zu bringen. Möchten Sie, dass sie auch hierbleibt?“

„Nein danke, das ist nicht nötig.“ Sie seufzte, plötzlich verunsichert. „Vielleicht gehe ich besser. Yusef möchte nicht, dass ich bleibe.“

„Ihr Herz wird Ihnen sagen, was richtig ist.“

„Was mein Herz mir sagt, darüber besteht kein Zweifel. Nur was in seinem verborgen ist, das weiß ich nicht.“

„Wer weiß schon, wie es im Herzen anderer Menschen aussieht“, bemerkte Abed.

Mit dieser wenig tröstlichen Bemerkung ließ er Gemma allein. Zur Zerstreuung blieb ihr nur ein Stapel Zeitschriften, die sie nicht lesen konnte, und der geliebte Mann, mit dem sie nicht reden konnte, weil er tief und fest schlief.

Und sie hatte Abed immer noch nicht gefragt, was denn nun in der Wüste vorgefallen war …