Kapitel 31
Die Vögel zwitscherten unglaublich laut, Finola hatte direkt Kopfschmerzen davon. Ihr Kopfkissen roch nach Blumenerde und fühlte sich auch so an. Vorsichtig öffnete sie die Augen einen Spaltbreit. Dies war nicht ihr Bett! Und ihr Kopf lag tatsächlich auf einem Erdhaufen. Neben ihr war ein Loch im Boden.
Uncle Ernie! Auf einen Schlag war die Erinnerung zurück.
Vorsichtig richtete Finola sich zum Sitzen auf. Ihr Blick fiel auf das Tuch, das ihr vom Kopf gerutscht sein musste. Sie stopfte es in die Hosentasche und sah sich um. Wo war ihr Handy?
Autsch, die Bewegung tat nicht gut. Finola tastete ihren Kopf ab. Was war passiert? Der Hinterkopf fühlte sich ein wenig klebrig an, und sie wunderte sich, als sie die Hand zurückzog und betrachtete: Blut. Wie konnte das …?
Ein heftiger Stich im Magen begleitete die Erkenntnis: Jemand hatte sie niedergeschlagen! Jemand, der nicht wollte, dass Uncle Ernie gefunden wurde. Jemand, der ihn unter der Hortensie begraben hatte. Jemand der keine Skrupel kannte. Sie musste hier weg, bevor er zurückkam!
Wohin?
Sie sah sich um, kein Mensch war zu sehen. Doch jeden Moment konnte der Jemand wiederkommen, um endgültig dafür zu sorgen, dass sie nicht plauderte. Also wohin?
Nicht zum Schuppen.
Nicht zum Haus.
Mühsam erhob sie sich, schloss noch einmal kurz die Augen und atmete tief ein und aus, um den Schwindel unter Kontrolle zu kriegen. Dann lief sie los. Hinten im Garten, da, wo sie umgegraben hatte, war die Mauer nicht allzu hoch. Wenn sie dort hinüberkletterte, war sie nicht mehr zu sehen und in Sicherheit. Sie konnte endlich die Polizei anrufen und irgendwie ins Dorf
zurückkehren. Ihre Hand tastete nach dem Handy, doch die Hosentasche war leer. Mist.
Dafür erreichte sie die Mauer ohne Zwischenfälle. Heute Vormittag bei der Gartenarbeit war sie ihr recht niedrig vorgekommen und die Spalten zwischen den Steinen groß, doch mittlerweile schien die Mauer gewachsen zu sein. Beim ersten Versuch, sie zu erklimmen, rutschte ihr Fuß ab, ihr Knie schlug schmerzhaft gegen einen Stein, und ihre Hände, die ebenfalls den Halt verloren hatten, brannten. Finola fluchte.
Erschrocken sah sie sich um. Hatte jemand sie gehört, hatte sie verraten, wohin sie geflohen war?
Fast panisch griff sie erneut nach der Oberkante der Mauer und setze einen Fuß auf den Stein, der am weitesten herausragte. Ja, so ging es, und dort drüben konnte sie den anderen Fuß hinsetzen. Schnell.
Ihre Arme waren keine so große Hilfe, wie sie gehofft hatte. Vielleicht hätten ein paar Einheiten neulich im Fitnessstudio ihren Muskeln gutgetan, um sich nun besser hochziehen zu können?
Sie stöhnte, als sie es endlich geschafft hatte und die Beine auf die andere Seite der Mauer schwingen konnte. Sie warf einen Blick zurück in den Garten. Nichts.
Ihre Hände taten so weh. Beim Hinunterklettern würde sie sich nicht mehr festhalten können. Sie schob sich daher nach vorn und ließ sich dann einfach fallen. Das Dröhnen im Hinterkopf durch den Aufprall war das Letzte, was sie spürte.