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Nach all den Jahren war sie für mich wie ein unverhofftes Geschenk, wie ein Diamant am Wegesrand.

Ich lag neben ihr auf dem Teppich, blickte sie staunend an und murmelte: »Dich kann es nur einmal auf Erden geben; kein anderer Geist stimmt so perfekt mit meinem überein.«

»Wir sind Zwillingsseelen«, sagte sie. »Wir sind identisch.«

»Nein. Nicht identisch. Gegensätzlich. Wie Leben und Tod, Licht und Schatten – das eine kann ohne das andere nicht sein.«

Stundenlang lagen wir still nebeneinander.

* * *

Ich drückte sie an mich, spürte ihren warmen Atem an meinem Hals, die Wärme ihres Körpers, schaute tief in ihre Augen, die meinen Blick erwiderten, bis sie ein Spiegel waren, in dem ich meine eigenen sah.

»Mein Liebling«, flüsterte sie. »Mein Liebling.«

Die Dunkelheit legte sich langsam über uns. Wir versteckten uns in ihr, strahlende Sterne, deren Licht verging.

* * *

Sie bettete ihren Kopf auf meine Schulter, und ich las ihr vor, bis sie einschlief. Ich lauschte dem leisen Auf und Ab ihres Atmens, küsste sie auf die Stirn, und dann lag ich einfach nur still neben ihr, während sie schlief, und genoss diese heilige, himmlische Stunde.

Als sie wieder aufwachte, sah sie mich schweigend an. Wir sagten kein Wort. Wir hatten gelernt, nicht von Liebe zu sprechen, sondern sie einfach zuzulassen.