Als sie ins Gästezimmer schlich, um sich anzuziehen, ging ich hinunter, um nach den Mädchen zu sehen. Sie saßen zusammen am Küchentisch, die Haare ganz zerzaust, löffelten Cheerios und schauten verstohlen zu, wie ich Brot in den Toaster steckte und die Schränke nach der Erdnussbutter durchsuchte. In diesem Haus gab es keine Ordnung, etwas zu finden war reine Glückssache.
Irgendwann fragte Maggie: »Wann kommt Daddy nach Hause?«
»In zwei Tagen«, sagte ich leichthin. Auf einmal wurde mir ganz flau.
Maggie wandte sich wieder ihrem Müsli zu. Ich nahm das Brot aus dem Toaster und bestrich die Scheiben mit Butter. Meine Hände zitterten. Ich hatte mir die ganze Zeit ausgemalt, wie es wäre, wenn Alice herkäme, um die Nacht mit mir zu verbringen, doch ich hatte keinen Moment darüber nachgedacht, wie es mir am nächsten Morgen gehen würde, wenn ich meinen Kindern gegenüberstand. Sie waren noch so klein und vertrauten auf die Sicherheit unserer Familie. Und ich hatte sie verraten.
Alice trat in die Küche; sie trug blaue Jeans und ein pinkfarbenes Spaghetti-Top. Bei ihrem Anblick stockte mir der Atem. Sie war wunderschön. Ich wollte sie so gern bei mir behalten.
Ich wagte es kaum, sie anzusehen.
Wir brachten die Mädchen gemeinsam zur Schule und wanderten anschließend durch den Wald zum Loughrigg Tarn. Sie nahm meine Hand und strahlte vor Glück. Ich habe dir das angetan, dachte ich. Ich habe dich so glücklich gemacht. Die Bürde der Verantwortung lastete schwer auf mir.
Wir liefen schweigend nebeneinanderher. Aus den Augenwinkeln bekam ich mit, dass sie mir nervöse Blicke zuwarf.
»Alles in Ordnung?«, fragte sie.
Ich brachte kein Wort heraus.
Ich musste dringend mit ihr reden, auch wenn es mir unglaublich schwerfiel. Als ich die Mädchen ins Bett gebracht hatte und wir beim Abendessen saßen, sagte ich: »Ich kann nicht so tun, als käme Gus nicht zurück.«
Sie fragte: »Und wie geht es dann weiter?«
Ich sagte die Wahrheit: »Ich kann dir nichts versprechen.«
»Bereust du es?«, fragte sie.
Ich schwieg.
Sie sagte, sie würde im Gästezimmer schlafen. Ich sah ihr an, dass sie hoffte, ich würde Nein sagen, das sei doch nicht nötig, sie solle wieder bei mir schlafen. Doch das tat ich nicht. Ich fand, etwas Abstand würde uns beiden guttun.
Ich vermisste sie die ganze Nacht. Sie fehlte mir unendlich.
Diese Art zu lieben war schrecklich. Ich hatte nicht gedacht, dass ich jemals so empfinden würde.
Am nächsten Tag gab ich nach. Die Nacht war lang. Himmlisch. Berauschend.