Alice
Ich wusste nicht, wo ich war. Ich war schon oft ganz unten gewesen und wusste, wie sich das anfühlte: die Zerrissenheit, die Schwere, gegen die man nicht ankam, die Hoffnungslosigkeit.
Doch diesmal war ich noch weiter unten. Es war ein finsterer, Furcht einflößender Ort, an den sich nur wenige verirrten und wo es niemanden gab, der mir einen Ausweg zeigen konnte.
Hier gab es nichts. Nur den Schmerz.
In meinem Kopf gab es keinen Platz mehr für andere Gedanken. Da war nur noch Verwirrung. Und Bo.
Ich erkannte Bo nicht mehr wieder. Und mich selbst auch nicht. Wenn ich gesund und normal war und meine Erinnerungen an das, was Bo zu mir gesagt hatte, stimmten – dass sie mich liebte und alles für mich tun würde –, dann war Bo ein grausamer, böser, heimtückischer Mensch. Aber wenn meine Erinnerungen nicht stimmten und ich mir das alles nur eingebildet hatte, dann war ich verrückt.
Ich zermarterte mir das Hirn, versuchte, eine schlüssige Erklärung zu finden.
Erschöpft kroch ich schließlich ins Bett und dachte: Lieber will ich verrückt sein.
Der Duft der Lilien tat weh. Ihren Anblick ertrug ich auch nicht. Ich hätte ihre Schönheit bewundern und sie regelmäßig gießen sollen, doch dazu war ich nicht imstande. Sie konnten mich nicht trösten, so wie Bo es hätte tun können.
Ich wandte mich von ihnen ab. Ich wollte keine Verantwortung für diese Lilien übernehmen. Es war mir egal, ob sie verwelkten.