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Alice

Ich rief mir alles wieder in Erinnerung und schrieb genau auf, was passiert war. Die Lügen, die Bösartigkeiten, die Polizei. Ein liebender Mensch war zu so etwas überhaupt nicht fähig. Das konnte nur jemand tun, der gar nicht wusste, was Liebe war. Wenn das Ganze einer meiner Freundinnen zugestoßen wäre, hätte ich das Gleiche wie Anna gesagt: »Mach bloß, dass du wegkommst. Hau ab.«

Heute Morgen war Bo schon wieder hier gewesen. Als ich nach draußen wollte, um Milch zu kaufen, lag ein Strauß mit weißen Rosen und Schneebeeren vor der Tür, dazu ein Buch: Kreatives Schreiben.

Bo, die Narzisstin, versuchte, mir ihre Liebe zu beweisen. Die Liebe, zu der sie nicht fähig war. Die Arme. Das Glück lag stets außerhalb ihrer Reichweite.

Ich hob den Strauß auf und nahm ihn mit hinein. Ausgerechnet Schneebeeren. Wenn man zudrückte, zerplatzten sie mit einem Knall. Wie Träume. Ich holte tief Luft, dann wickelte ich alles in Zeitungspapier und stopfte es in den Mülleimer. Bo war verführerisch. So betörend wie Rosenduft. Aber sie war nun einmal ein Miststück.

Unsere Beziehung ließ sich nicht mehr kitten. Meine Mutter war gestorben, ohne dass ich ihr verziehen hatte, und genauso würde es auch bei Bo sein. Es war nicht immer möglich, zu vergeben und zu vergessen. Manche Dinge waren einfach unverzeihlich.