Kapitel 28

Die nächsten zwei Monaten vergingen buchstäblich wie im Flug. Wir freuten uns über jeden Einsatz, jedes Flugzeug, jede Landung in einer anderen Stadt. Und wann immer wir anderen Frauen aus dem Programm begegneten, tauschten wir ein wehmütiges Lächeln. Wir waren Teil von etwas Besonderem gewesen, und selbst wenn niemand davon wusste außer dem Militär, unseren Familien und uns, erfüllte uns das mit Stolz. Und wir würden es jederzeit wieder tun. Die Ausbildung, die langen Arbeitstage, der Kummer – alles, um diese Maschinen zu fliegen.

Im November bekam ich einen Brief von James’ Schwester, in dem sie mir ein schönes Thanksgiving wünschte.

Entschuldigen Sie, dass ich mich nicht früher gemeldet habe. Ich befürchtete, der Anblick eines Briefs von mir könnte Sie erschrecken. Aber jetzt steht Thanksgiving vor der Tür, ein Fest, das James und ich immer geliebt haben, und deswegen ist es mir ein Bedürfnis, Ihnen zu schreiben, Sie wissen zu lassen, dass ich an Sie denke, dass ich hoffe, es möge Ihnen gut gehen und dass Sie trotz allem zuversichtlich sind.

Ich habe bezüglich James nichts mehr gehört, und so dumm es klingen mag, unser Vater sagte immer, keine Nachrichten seien gute Nachrichten. Mein größter Wunsch in diesem Moment ist, dass dies jetzt tatsächlich der Fall sein möge.

Ich bete jeden Tag, dass James irgendwo in Sicherheit ist, den richtigen Moment abwartet und sich auf den Weg zu uns beiden nach Hause macht.

An Thanksgiving arbeiteten wir nicht, also fuhren wir Frauen vor dem Fest, das der Stützpunkt veranstaltete, in die Stadt. Vielleicht hatte eines der Geschäfte ja auf, außerdem wollten wir ins Kino.

Als wir uns in der letzten Reihe niederließen und ich meine Dose M&M öffnete, dachte ich an den Abend mit James, damals auf Hawaii, und musste lächeln.

Den ganzen Abend aßen wir, bis wir keinen Bissen mehr hinunterbrachten, spielten Gesellschaftsspiele und unterhielten uns mit einigen Soldaten und ihren Gästen. Um zehn gingen wir Arm in Arm in unser Zimmer zurück.

»Ich kann’s gar nicht glauben, dass das der letzte Feiertag ist, den wir miteinander verbringen«, sagte Nola.

»Mir kommt es auch merkwürdig vor«, stimmte ich zu.

»Weißt du noch, letztes Weihnachten in Avenger? Wie Carol Ann den Kuchen aus der Kantine geschmuggelt hat? Ich werde nie vergessen, wie sie ihn sich unter den Mantel gesteckt hat.«

»Und das Tolle war, er war noch ganz, als sie im Zimmer angekommen ist«, sagte ich. »O mein Gott.« Ich legte mir die Hand aufs Herz. »Sie fehlt mir so.«

Nola umarmte mich. »Ich hätte sie nicht erwähnen dürfen.«

»Nein, im Gegenteil. Es ist gut, an sie zu denken. Es macht mich traurig, aber auch glücklich. Danke, dass du mich an den Moment erinnert hast. Es war wirklich zu komisch anzusehen, aber der Kuchen hat köstlich geschmeckt.«

Am nächsten Morgen hielt der Alltag wieder Einzug, ich stieg in eine zusammengeflickte Grumman, die im Pazifik einiges abbekommen hatte.

Ich flog nach Virginia, und von dort überführte ich ein anderes Flugzeug nach Kalifornien, auf der anderen Seite des Landes. Das machte ich zusammen mit einer Frau namens Mac, die zwei Klassen unter mir gewesen war, wie ein Schlot rauchte und eine Haut wie Leder hatte.

»Hoffentlich sind die nicht geladen«, sagte sie mit ihrer Reibeisenstimme und deutete nach hinten ins Flugzeug. Dort stapelten sich Waffenkisten, die für den Pazifikkrieg bestimmt waren. »Wär nicht so toll, wenn eine aus Versehen hochgeht.«

Bei dem Gedanken schauderte mich.

Die Nacht verbrachte ich in Long Beach, und am nächsten Morgen übernahm ich meinen ersten Personalflug für zwei Offiziere, die in Houston erwartet wurden.

»Sie sind unser Pilot?«, fragte der größere der beiden Männer. Er hatte eine Knollennase, und es fiel mir schwer, sie nicht ständig anzustarren, während er seinem Kameraden einen nervösen Blick zuwarf.

»Jawohl, Sir«, sagte ich. »Ich versichere Ihnen, ich bin ein erstklassiger Pilot.«

»Aber … Sie sind eine Frau«, sagte er.

Ich blinzelte und lächelte standhaft weiter. »Das stimmt, Sir.«

»Ich habe davon gehört«, sagte der Kleinere und musterte mich von oben bis unten. »Entlasten die Männer, stimmt’s?«

»Jawohl, Sir«, sagte ich und blickte zum Größeren der beiden. »Wenn Sie möchten, kann ich Ihnen mein Logbuch zeigen. Ich habe fast zwei Dutzend unterschiedliche Militärmaschinen geflogen.«

Ich reichte es ihm, nach kurzem Zögern nahm er es und blätterte darin.

»Sie haben eine B-17 geflogen?«, fragte er.

»Mehrmals, Sir.«

»Und Jäger?«

»Jawohl, Sir.«

Seufzend gab er mir das Buch zurück. »Dann wollen wir mal.«

Der Flug verlief problemlos, und nach anfänglichem nervösem Schweigen unterhielten sich die beiden.

Zwei Stunden später setzte ich uns sanft auf, parkte und öffnete die Tür. Bevor sie ausstiegen, gaben beide Männer mir die Hand.

»Sie sind ein guter Pilot, Miss.«

»Erstklassig.«

»Danke«, sagte ich.

Nachdem sie gegangen waren, lachte ich leise. Immer unterschätzten die Männer uns Frauen.

Der 20. Dezember war unerbittlich näher gerückt, und schließlich war es so weit.

»Seht ihr die ganzen Maschinen da draußen, die überführt werden müssen?«, fragte Nola und ging erregt im Zimmer auf und ab. »Wie zum Teufel wollen sie das ohne uns hinkriegen?«

Es war für uns alle frustrierend. Pilotinnen durften keine Flüge mehr übernehmen, unabhängig davon, dass Flugzeuge überstellt werden mussten und nicht genügend Männer dafür zur Verfügung standen.

»Das ist doch lächerlich«, schimpfte Anna und legte einen Stapel Blusen in ihren Koffer. »Wie soll das dem Krieg nützen? Sie könnten uns doch wenigstens weiterarbeiten lassen, bis wirklich Männer da sind, die das übernehmen.«

Beatrice saß auf ihrem Bett und streichelte Captain den Kopf. »Ich habe keine Ahnung, was ich jetzt tun soll.«

»Ich dachte, du hättest eine Stelle in dem Warenhaus, in dem du früher gearbeitet hast«, sagte Nola.

»Das stimmt auch. Aber spannend ist es nicht, Damenkleidung zu falten und in Kabinen aufzuräumen.«

»Bei Weitem nicht so spannend, wie Militärmaschinen zu fliegen«, pflichtete Anna ihr bei. »Aber die Sekretärin eines alten Stinkstiefels zu sein, der nichts von Mittagspausen hält, ist auch nicht besser.«

»Dein Großvater klingt grandios«, sagte Nola.

»Er ist entsetzlich«, widersprach Anna. »Ich habe das nur gemacht, damit meine Mutter mir nicht ständig in den Ohren liegt. Sie hat Angst, dass er den Löffel abgibt, ohne dass jemand es mitbekommt. Sie möchte nicht, dass er anfängt zu vermodern, bis jemandem auffällt, dass er nicht nach Hause gekommen ist.«

»Aber würde deine Großmutter denn nicht merken, wenn er nicht am Esstisch sitzt?«, fragte Beatrice.

»Nicht unbedingt«, antwortete Anna, woraufhin wir alle in Lachen ausbrachen.

»Ein Jammer, dass wir nicht alle einen eigenen Flugplatz zum Herrichten haben«, sagte Nola und zwinkerte mir zu.

»Ihr dürft jederzeit vorbeischauen und mir beim Renovieren helfen«, bot ich an.

»Vielen Dank. Aber wenn das Ganze dann mal steht – wenn du eine gute Pilotin brauchst …«

»Ich kenne drei, die ich als Erstes anrufe«, versprach ich.

Nachdem wir nochmals überprüft hatten, ob wir auch nichts vergessen hatten, sahen wir uns in dem Zimmer um, das wir fast ein Jahr geteilt hatten. Ich bekam einen Kloß im Hals, als mein Blick zu Carol Anns Bett wanderte.

»Ich kann’s nicht fassen, dass jetzt wirklich Schluss ist«, flüsterte Beatrice. »Versprecht ihr zu schreiben?«

Wir hatten am Abend zuvor unsere Adressen und vorgezogene Weihnachtsgeschenke ausgetauscht und dabei eine verbotene Flasche Wein kreisen lassen.

»Es war schön mit euch«, sagte Anna. »Beatrice und ich dachten ja, dass wir es zu zweit richtig gut hatten, aber nachdem ihr gekommen seid, ist mir klar geworden, dass es manchmal doch ein bisschen einsam war. Wenn ich nach Hause kam, hatte ich zu oft nur den launischen alten Kater zur Gesellschaft.«

»Er ist nicht launisch!«, widersprach Beatrice.

»Es war schön«, sagte Nola. »Eigentlich habe ich mir nie viel aus Freundinnen gemacht, aber jetzt weiß ich, wozu Freundschaften gut sind. Es geht einfach nichts über ein spätnächtliches Plauderstündchen unter Mädels. Ich werde euch nie vergessen.«

»Ich euch auch nicht«, sagte ich.

»Und du meldest dich auch, wenn du etwas von James erfährst, ja?«, fragte Anna.

»Ich werde jeden Abend für ihn beten«, versprach Beatrice. »Wie bislang.«

»Das rührt mich.«

»Tja«, sagte Nola. »Meine Lieben, sollen wir?«

Wir schauten ein letztes Mal im Büro vorbei, um die Busfahrkarten abzuholen, die der Stützpunkt uns spendierte, dann gingen wir zur Haltestelle, um unsere Heimfahrt anzutreten. Wir setzten uns nebeneinander auf die Bank – vier Frauen, die sich gefreut hatten, den richtigen Platz für sich gefunden zu haben. Und jetzt wurden wir in eine Welt hinausgeschickt, die offenbar unser Bedürfnis nicht verstand, anders zu sein. Unabhängig zu sein und auf eigenen Füßen zu stehen.

»Wirst du zurechtkommen?«, fragte Nola, nachdem die beiden anderen abgefahren waren.

»Ja. Und du?«

»Was bleibt einem anderes übrig?«

Es war Abend, kurz vor dem Essen, als ich die lange Kiesauffahrt zum Haus meiner Eltern hinaufging. Als ich mich der Treppe näherte, schwang die Tür auf.

»Audrey«, sagte Mama. »Warum in aller Welt hast du nicht von der Bushaltestelle angerufen? Dein Vater wollte dich doch abholen.«

Ich zuckte mit den Schultern. »Ich hatte Lust, zu Fuß zu gehen.«

»Komm, lass dir mit deinen Sachen helfen.« Sie eilte die Stufen hinunter, gab mir einen Kuss auf die Wange und griff nach meiner Fliegertasche. »Wie geht es dir? Du siehst gut aus. Sehr dünn, aber gut. Vielleicht etwas müde.«

Ich lachte. »Ich bin gerade aus dem Bus gestiegen, Mama. Klar bin ich müde.«

»Wie auch immer, leg zum Essen etwas Lippenstift auf, ja? Du willst doch niemandem einen Schreck einjagen.«

»He, hör mal, wem soll ich schon groß einen Schreck einjagen? Wir sind doch bloß unter uns.«

»Ich sehe schon, deine Ausdrucksweise hat im vergangenen Jahr etwas gelitten. Das kommt sicher vom Umgang mit lauter ungebildeten Frauen.«

Ich prustete, und sie verdrehte ihre hübschen blauen Augen und ging mir voraus die Treppe hinauf.

Vater kam nach Hause, als ich mich gerade mit einem Glas süßem Tee am Küchentisch niedergelassen hatte.

»Audrey«, dröhnte er, und ein Lächeln zog über sein attraktives Gesicht. »Wie schön, dass du wieder zu Hause bist, Vögelchen.«

»Hi, Dad.« Ich stand auf und umarmte ihn. »Ich freue mich auch.«

»Ist dir der Abschied schwergefallen? Sie haben aber nicht an der Tür gestanden und euch einzeln nach draußen geführt, oder?«

»Nein, es ist alles sehr gesittet zugegangen. In Fort Sam waren sie nett zu uns.«

»Das freut mich zu hören. So, und was kommt jetzt? Brauchst du jemanden, der dich zu Hal fährt? Seitdem er weiß, dass du nach Hause kommst, scharrt er mit den Hufen.«

»Christian«, sagte Mama. »Lass das Mädchen erst einmal richtig ankommen und sich wieder ins Leben hier einfinden.«

»Ist schon in Ordnung, Mama«, sagte ich. »Ich war doch nicht krank. Ich bin einsatzbereit.«

»Und du bist dir wirklich sicher, dass du das möchtest?«, fragte sie. »Einen Flugplatz leiten?«

Vater und ich grinsten uns an.

»Einen Flugplatz besitzen«, verbesserte ich sie. »Doch, da bin ich mir sicher.«

Sie seufzte. »Nun denn, wenn du bei irgendetwas Hilfe brauchst, könnte ich schon Zeit dafür finden.«

»Danke, Mama.«

Am nächsten Morgen fuhr ich mit einem breiten Lächeln, das nicht aus meinem Gesicht verschwinden wollte, einem rasenden Puls und voller Elan zum Flugplatz.

Als ich die Anhöhe erreichte, auf der das Schild »Hudson Airfield« stand, stieg ich aus. Der Kies knirschte unter meinen Schritten.

Wie oft hatte ich genau hier gestanden und auf die Gebäude geblickt, die Hangars und die Piste, und den Flugzeugen zugesehen, die sich am anderen Ende aufstellten, bevor sie mit unbekanntem Ziel über meinem Kopf hinweg abhoben? Wie oft hatte ich die Sonne über der einen Seite der üppig grünen Wiesen aufgehen und hinter der anderen untergehen sehen?

Ich strich über das Flugplatzschild. Jede Delle und jeder Kratzer war mir vertraut. Alle wollten wissen, ob ich den Fliegerhorst umbenennen würde, aber ich war mir nicht sicher. Ich hatte ihn mein Leben lang als Hudson Airfield gekannt. Ihn jetzt Coltrane zu nennen kam mir fast blasphemisch vor. Als würde er dadurch den Zauber verlieren, den er für mich immer gehabt hatte. Aber eines Tages vielleicht …

Ich stieg wieder in den Wagen und fuhr durchs Tor zum Büro. Mein Herz klopfte zum Zerspringen, als ich den Scheck, den ich gerade mal eine Stunde zuvor ausgestellt hatte, aus der Handtasche holte und in meine Hosentasche steckte.

Die Glocke an der Tür verkündete mein Eintreten. Missmutig schaute Hal auf, dann machte sich Verlegenheit auf seinem Gesicht breit.

»Na, da ist sie ja«, sagte er. »Wurde aber auch allmählich Zeit. Ich war drauf und dran, deinem Vater sein Geld zurückzugeben und diesen Schrottplatz den Brüdern Leary anzubieten.«

Ich lachte. Die Brüder Leary waren stadtbekannt dafür, gewinnbringende Unternehmen aufzukaufen und in den Sand zu setzen. Und immer noch gab ihr wohlhabender Vater ihnen Geld, damit sie weiterhin ihr Glück versuchten in der Hoffnung, eines Tages würde sich eine ihrer Ideen endlich auszahlen, und sie würden von Zuhause ausziehen und ein eigenes Leben führen.

»Würdest du die guten Menschen von Dallas und die Besucher, die hierherfliegen, wirklich derart bestrafen wollen?«, sagte ich.

»Von irgendwas muss man doch leben«, erwiderte er augenzwinkernd.

»Was für ein Glück, dass ich noch rechtzeitig zur Rettung gekommen bin«, sagte ich und legte den Scheck über die restliche Summe auf den Schreibtisch.

Er starrte ihn an und dann wieder zu mir. »Bist du dir wirklich sicher?«, fragte er. »Es ist viel Arbeit.«

»Das erzählst du mir seit dem Tag, als ich sagte, dass ich ihn kaufen will«, antwortete ich. »Hal, ich kann’s gar nicht erwarten.«

»Das ist eine Stange Geld«, sagte er immer noch misstrauisch und beäugte mich, als könnte ich jederzeit meine Meinung ändern. Den Scheck hatte er noch nicht angerührt.

Es war in der Tat eine hohe Summe, und ich besaß das Geld dank einer Erbschaft von meinen Großeltern mütterlicherseits und dem, was ich in den vergangenen Jahren gespart hatte.

»Etwas anderes will ich nicht«, sagte ich.

»Na dann«, meinte er, öffnete eine Schreibtischschublade und reichte mir den Schlüsselbund, der an einem kleinen Messingring hing.

Jetzt schließlich stand er auf und nahm den Scheck in die Hand, prüfte ihn sorgfältig, faltete ihn zusammen und steckte ihn in die Hosentasche. Er trat um den Schreibtisch herum und reichte mir die Hand. Während ich sie nahm, drückte er mir den Schlüsselbund in die andere.

»Herzlichen Glückwunsch, Audrey. Jetzt bist du die stolze Besitzerin von Hudson Airfield. Oder wie immer du ihn nennen willst.«

Ich strahlte von einem Ohr zum anderen. »Danke, Hal. Ich verspreche dir, ich werde nicht alles, was du geschaffen hast, wieder kaputtmachen.«

»Ich vertrau dir«, sagte er. »Aber selbst wenn – mich geht’s nichts mehr an!«

Lachend gingen wir nach draußen und schlenderten zum Rollfeld. Zu meinem Rollfeld.

»Wir müssen noch den ganzen Papierkram erledigen«, sagte er, als ein rot-weißes Flugzeug vorbeiraste und abhob. »Aber was mich betrifft, gehört der Flugplatz jetzt dir. Die rechtliche Übergabe machen wir in den nächsten Wochen, und wenn du Rat brauchst, kannst du jederzeit zu mir kommen.«

Ich grinste ihn an, und er lächelte.

»Es gibt sowieso niemandem, dem ich den ganzen Kram lieber überlassen würde«, sagte er barsch, um seine Gefühle zu überspielen. »Du bist die Tochter, die ich nie hatte. Und auch nie haben wollte – aber trotzdem gern gehabt hätte.«

Ich lachte, und er stieß mich mit dem Ellbogen an – seine Art, Zuneigung zu zeigen. Und damit ging er.

Lange Zeit blieb ich dort stehen und ließ alles auf mich wirken. Ich hatte es geschafft. Ich hatte meinen Flugplatz gekauft, genau wie ich es immer gesagt hatte. Wie ich es meinen Eltern gesagt und James geschworen hatte.

Ich seufzte.

James. Nichts wünschte ich mir jetzt mehr, als ihm davon erzählen zu können. Ihm an einem Tisch gegenüberzusitzen, aufgeregt von meinen Plänen zu berichten und mir die ganzen Möglichkeiten vorzustellen.

Mein Glücksgefühl verflog schlagartig, als mir bewusst wurde, dass ich vielleicht nie mehr die Gelegenheit dazu haben würde. Womöglich würden wir niemals die Chance bekommen, einen Weg zu finden, damit wir beide das Leben führen konnten, das wir uns erträumt hatten – gemeinsam.

Mit einem wehmütigen Lächeln blickte ich das Rollfeld hinunter. Ich hatte alles, was ich mir immer gewünscht hatte, bis auf das eine, wonach mich zu sehnen ich erst gelernt hatte. Ich konnte mich davon innerlich zerreißen lassen, oder ich konnte weiter der Zukunft entgegengehen.

Ein metallisches Klappern war zu hören, ich drehte mich um und sah, dass sich ein Teil des Hangars, der mir am nächsten stand, gelöst hatte und jetzt im Wind schlug. Das musste ich Hal sagen.

Dann schüttelte ich lächelnd den Kopf. Der Flugplatz gehörte jetzt mir.

»Dann sollte ich mich wohl mal an die Arbeit machen«, sagte ich.