Im Haus, nach dem Strandspaziergang, wussten beide, dass sie noch nicht müde waren. Trotzdem gingen sie ohne Umwege ins Bett. Dort lagen sie lange nebeneinander und warteten darauf, ob der andere noch etwas sagen wollte. Einmal blickte Monsieur Haslinger zu ihr, um sich zu vergewissern, ob sie ihn ansah oder bereits die Augen geschlossen hatte. Ein anderes Mal stand er auf, ohne das Licht anzumachen, weil er Durst hatte. Er trank ein Glas Wasser im Badezimmer, danach legte er sich wieder neben sie, still und abwartend wie zuvor.
Das Fenster stand offen. Die Geräusche der Nacht drangen ins Zimmer und auch ein kühler Luftzug. Madame Janssen schlug das Laken zur Seite und stand auf. Sie war nackt, hatte sich nur etwas Schwarzes übergeworfen. Der Stoff spannte auf der Brust und um die Hüften. Weil das Licht vom Mond hell in den Raum fiel, konnte er sie gut sehen.
»Was machst du?«, fragte er. Er war etwas überwältigt von dem erotischen Anblick, deshalb sagte er es erst, als er ohnehin erkennen konnte, was sie vorhatte.
»Ich mach das Fenster zu.«
»Bitte nicht, mir ist heiß.«
Madame Janssen ließ das Fenster einen Spaltbreit offen und schlüpfte zurück unter das Bettlaken. Dabei glitt sie eng an ihn heran, überraschend nah, als wollte sie sich an seiner Körperhitze wärmen. Er konnte sogar ihren Atem und ihre Haare fühlen und ihre Zehen, die seine Waden stupsten.
Er zuckte zusammen. »Deine Füße sind ja eiskalt.«
»Das hast du davon.«
Monsieur Haslinger setzte sich auf, nahm einen ihrer Füße in die Hand und rieb ihn warm.
Madame Janssen lag da und sah ihm zu. »Ich mag, wie du mich berührst«, sagte sie. Sie spielte wieder mit ihm, wie so oft am Strand. Und wie am Strand wartete sie ruhig, beinahe genüsslich auf seine Reaktion. »Machst du das die ganze Nacht?«
»Wenn du das möchtest.« Monsieur Haslinger nahm den zweiten Fuß. Auch der fühlte sich an, als stünde sie immer noch in der Nordsee. Salz und Sand hafteten an ihm und rieselten auf das Leintuch. Monsieur Haslinger störte das nicht, was ihn selbst wunderte. Er mochte es sogar, wenn das Meer und der Strand mit ihnen gemeinsam im Bett lagen.
Während er rieb, bemerkte er nicht, dass Madame Janssen das Laken beiseitezupfte. Ganz langsam, Zentimeter für Zentimeter, bis es von ihrem Körper gerutscht war. Als er nach einer Weile noch immer nicht darauf regierte, sprach sie es aus: »Ich möchte mit dir schlafen.«
Monsieur Haslinger hörte es überdeutlich. Alle seine Sinne waren geschärft. Angespannt rieb er weiter ihren Fuß und überlegte, was er antworten sollte. Dann drehte er sich zu ihr. Erst jetzt sah er, dass sie ihre Weiblichkeit großzügig darbot, bereit für die Liebe. Schamhaft betrachtete er ihre Schultern mit den dünnen Trägern, ihre Brüste, die unter dem transparenten Stoff leicht zur Seite hingen.
»Du wirkst nervös«, sagte sie.
»Was erwartest du? Für mich wäre es das erstes Mal. Du hattest schon viele Männer.«
»Das waren tatsächlich einige.« Sie lachte leise.
»Jaja, mach dich nur lustig über eine alte Jungfrau.«
Sie nahm seine Hand, zog ihn zu sich, legte ihren Kopf auf seine Schulter und ihre Hand auf seinen Bauch. »Du kannst mich nicht enttäuschen.«
»Ach, ich weiß nicht.«
»Ich war auch angespannt beim ersten Mal. Ich konnte nicht atmen, und ich schämte mich für jedes Geräusch, das mein Bauch machte. Es war eine eigenartige Mischung aus Nervosität und überwältigender Freude.«
»So könnte man es beschreiben.«
»Damals war es anstrengend. Doch jetzt, wenn ich dich sehe, dann empfinde ich diese unschuldige Aufregung als etwas Wunderschönes. Ich vermisse sie sogar und beneide dich darum.«
Monsieur Haslinger sah sie an. Ihr Blick war zärtlich und wissend. Sie sah nicht aus, als würde sie an dem Gesagten zweifeln oder etwas erwarten, was er ihr nicht geben konnte. Das gab ihm Sicherheit, und er küsste sie sanft auf die Wange, und sie küsste ihn ebenso lieb zurück.
Einen Augenblick später hatte er seine Ruhe wiedergefunden. Madame Janssen fühlte es, richtete sich auf, kniete sich vor ihm hin, hob ihre Arme, schloss ihre Augen und sagte: »Zieh mich aus.«
Monsieur Haslinger kniete sich zu ihr, nahm mit beiden Händen den leichten Stoff und streifte ihn ihr über den Kopf. Er hatte es nicht eilig, er ließ sich Zeit, kostet jede Sekunde aus.
»Soll ich mich jetzt ausziehen?«, fragte er.
»Ja.«
Monsieur Haslinger stieg aus dem Bett und zog den Schlafanzug aus.
Madame Janssen kniete weiter vor ihm, ließ die Augen geschlossen und wartete geduldig, bis er wieder bei ihr war. »Umarme mich bitte.«
Er umarmte sie und spürte sie. Er fühlte ihre Haut auf seiner Haut. Sein Atem mischte sich mit ihrem. Ein kräftig pochendes Verlangen drang in sein Geschlecht. Er konnte mit seinem Glied ihren Oberschenkel fühlen.
Nach einer Weile löste sich Madame Janssen aus der Umarmung und ließ sich auf den Rücken gleiten. »Küsse mich überall.«
Monsieur Haslinger rückte zu ihr, fühlte mit der flachen Hand ihre Rundungen, kostete mit den Lippen ihre Brust, ihren Bauch, ihre Schenkel. Dabei blickte er in ihren Schoß, roch neugierig ihren ureigenen Frauengeruch und sah, wie sich ihr Blick genussvoll nach innen wandte.
Nach einiger Zeit öffnete sie die Beine, nahm seine Hand und führte seinen Körper zwischen sich. Brust an Brust, Bauch an Bauch, Schenkel neben Schenkel lagen sie beieinander. Sein Gesicht vergrub sich in ihrem Nacken, und sie legten alles, was sie hatten, voll Glück in diese zärtliche Umarmung hinein.