Dienstag
Theo schlägt die Tür des Polizeiwagens energisch zu. Ihr Kollege Fadi hatte sie von der Polizeistation den kurzen Weg zur Corniche mitgenommen, zunächst die Al-Naby Danyal Straße, durch die alte Innenstadt, dann auf die El-Gaish-Road und weiter ein kurzes Stück gen Osten. Der Verkehr ist erneut so dicht, dass sich sofort ein Stau bildet und ein Hupkonzert ertönt, als Fadi anhält, um Theo aussteigen zu lassen.
Theo kneift ein wenig die Augen zusammen und betrachtet einen Moment das monumentale, futuristisch anmutende Gebäude vor ihr. Die Bibliotheca Alexandrina.
Ihr historisches Vorbild, die große Bibliothek von Alexandria, hieß in der Antike nur Museion. Ihr Ruf hat die Jahrtausende überdauert und steht bis heute für Wissen und Weisheit. Dabei ist bis heute gar nicht klar, was davon Mythos, was Realität ist, denn niemand weiß genau, wo dieses sagenhafte Gebäude eigentlich gestanden hat. Dort, wo sich heute der Schildkrötenpanzer der Bibliotheca Alexandrina erhebt, war sie jedenfalls ganz bestimmt nicht.
Theo schreitet in den Eingangsbereich. Wenn man es nicht besser wüsste, könnte diese tortenartige Rotunde auch die Empfangshalle eines Flughafens sein. Die Architektur ist klar und licht, ein wenig kathedralenartig auch. Trotz der Größe des Raums herrscht hier für ägyptische Verhältnisse eine auffällige Stille. Die Hülle mag eine andere sein, aber die Aura, die Idee, das Ideal der Bibliothek damals und heute scheint sich doch zu gleichen.
Was mag sich Ptolemaios der Erste gedacht haben, fragt sich Theo. Der erste König der Ptolemäer-Dynastie kam dereinst als Weggefährte Alexanders des Großen hierher, an diese Küste, wo nur ein paar versprengte Dörfer sich befanden. Quasi aus dem Nichts heraus schufen sie eine Stadt, die schnell zum Zentrum der hellenistischen sowie römischen und ägyptischen Welt werden sollte. 295 vor Christus, vor nunmehr 2319 Jahren – so viel ist sicher –, entschied der greise König, in dieser Stadt ein Wissenszentrum zu errichten, um das Wissen dreier Zivilisationen miteinander in Austausch zu bringen – das Griechenlands, das Ägyptens und das Asiens. Wissen, Erkenntnis, Fortschritt und Entwicklung. Damals wie heute.
Und dann all die Mythen, die sich um diese Institution rankten und ranken! Wenn im antiken Alexandria im Hafen Schiffe anlegten, so sollen sie dazu verpflichtet gewesen sein, alle Papyri, die sie mitführten, abzugeben. Die Schreiber der damaligen Bibliothek kopierten diese sodann, und anschließend wurden die Kopien den rechtmäßigen Eigentümern zurückgegeben. Die Originale verblieben im Museion.
Auf welchem Meeresgrund diese Schriftrollen nun schlummern mochten? Oder es stimmte, und das Gebäude ging während einer einzigen verheerenden Feuersbrunst samt allen Zeugnissen in Rauch und Asche auf.
Theo blickt in den Lesesaal, in den hell das Sonnenlicht fällt. Forscher sagen, dass uns nur ein Prozent des Wissens der Antike tatsächlich überliefert sei. 99 Prozent des Wissens der alten Griechen, Römer, Ägypter sei unwiederbringlich verloren. Was für ein Gedanke. Wenn wir heute Aristoteles lesen und ihn nach wie vor für einen der klügsten Köpfe der Philosophie halten, wen kennen wir dann nicht, wenn es noch knapp hundert andere Denker seines Kalibers gegeben hat?
Das Schicksal, oder besser der Zufall, wählte aus, was die Jahrtausende überdauern würde und was nicht. Waren es wirklich die Klügsten, Berühmtesten, Besten, deren Namen und Wissen wir heute noch kennen? Oder gab es andere, die noch mehr wussten und schrieben? Theodora seufzt. Zu oft hängt sie solchen unlösbaren Gedankenspielen nach. Dabei wird das wahre Wissen der Antike stets ein Mysterium bleiben, verloren gegangen im Strudel der Zeit.
Theodora durchschreitet den großen Lesesaal, der, in mehreren versetzten Emporen nach oben getrieben, unter einer kassettenförmigen Glas-Stahl-Kuppel endet. Sie hat sich mit dem Direktor der Bibliotheka, Professor Hamdy Abouleish, verabredet, denn sie hat Fragen, auf die ihr keine Antwort einfällt. Aber ihr Gefühl sagt Theo, dass es mit der Geschichte der Stadt zusammenhängt und dass er, Hamdy, ihr dabei helfen könnte.
Professor Hamdy ist ein älterer Herr von Mitte sechzig und damit kurz vor dem Ruhestand. Sein dichtes Haar, das er streng nach hinten kämmt, glänzt schlohweiß. Auf seiner Nasenspitze balanciert eine Lesebrille mit schwarzem Rand. Immer wenn er etwas lesen oder sich genau ansehen will, kippt er den Kopf ein wenig in den Nacken und hebt das Buch in die Höhe, damit er durch die schmale Brille sehen kann. Professor Hamdy ist ein Mann alter Schule. Stets trägt er einen Anzug mit Hemd und Krawatte, wenn er aus dem Haus geht. Tradition und Routinen sind ihm heilig. Ebenso heilig wie sein geminzter Shai-Tee am Morgen. Stil, Respekt und Achtung sind für Herrn Hamdy Werte, die er beschlossen hat so lange zu pflegen, wie sie der Menschheit weiter abhandenkommen. Das ist seine eigenwillige Art, dem Fortschritt und der Verrohung die Stirn zu bieten und Moral und Anstand zu pflegen.
»Professor Hamdy Abouleish?«
»Frau Kommissarin Costanda! Sehr erfreut!«, erwidert der Professor und deutet mit seinem Kopf eine leichte Verbeugung an. »Nennen Sie mich einfach Professor Hamdy. Das tun alle.«
»Vielen Dank, dass Sie so kurzfristig für mich Zeit haben!«
»Selbstverständlich. Wissen Sie, der Alltag eines Museumsdirektors ist in der Regel von einer, sagen wir, zeitlichen Flexibilität gekennzeichnet, die vielleicht auch an den Jahrtausenden liegt, die hier nebeneinander Bestand haben, wenn Sie so wollen. Selbstverständlich tragen wir hier eine große Verantwortung, für dieses wunderbare Haus, für meine Mitarbeiter und die Pflege unseres Erbes. Davon abgesehen dürfte es aber weniger unvorhersehbar zugehen, als es wahrscheinlich in Ihrem Beruf der Fall ist. Und Ihre Anfrage klang durchaus dringend.« Theodora nickt leicht und lächelt. Was für ein erstaunlicher, kultivierter Herr.
»Lassen Sie mich raten. Kommen Sie unter Umständen wegen des ermordeten Priesters, dessen Fall gerade so großes Aufsehen erregt? Ich habe Ihren Namen in einem Artikel zu dieser Angelegenheit gesehen, da stand, dass Sie ermitteln.«
»Nun, ustad, Professor, ich darf zu den laufenden Ermittlungen leider nichts sagen, aber vielleicht so viel: Ja, es gibt einen indirekten Zusammenhang.«
»Ich tue, was ich kann. Was möchten Sie wissen?«
»Es geht darum, dass eine der Personen, die wir uns im Zusammenhang mit dem Fall genauer anschauen, ein französischer Archäologe, der mit seiner Jacht draußen im Hafen liegt, offenbar besonderes Interesse an gewissen Kirchen hat. Er scheint dort etwas zu suchen und ist bisweilen mit modernster Technik ausgestattet. Ich frage mich, was es ist, das er in diesen Gebäuden zu finden hofft.«
»Wo genau befinden sich diese Kirchen? Sind sie über die Stadt verstreut, oder liegen sie dicht beieinander?«
»Sie befinden sich in unmittelbarer Nachbarschaft zueinander. Ganz nah an der Polizeistation übrigens, in der ich arbeite, im al-Attarine-Viertel.«
»Al-Attarine?« Professor Hamdy zieht überrascht die Augenbrauen hoch. Er dreht sich langsam um und geht ein paar Schritte in Richtung der zur Kuppel hin geöffneten Empore, hält seine Hände locker hinter dem Rücken verschränkt. »Ach, ob das wohl nie aufhört«, murmelt der Direktor und verfällt darauf in ein tiefes Schweigen.
»Was meinen Sie? Was hat das zu bedeuten?«, getraut sich Theo schließlich zu fragen.
»Nun, wie Sie sicherlich wissen, steht unser heutiges Alexandria auf den Ruinen der antiken Metropole.«
»Das ist mir bekannt. Der Gedanke, dass es damit zu tun haben könnte, ist recht naheliegend.«
»Natürlich. Wir wissen eigentlich nicht, wie das antike Alexandria genau aussah, und die heutigen Umrisse der Stadt haben mit denen der alten Metropole nichts gemein. Aber wie so oft in der Geschichte gibt es Hinweise, dass manche Stätten sozusagen in einem Kontinuum weiterbestehen und nur den Gott gewechselt haben, der darin angebetet wird.«
»Sie meinen damit die Kirchen, die dieser Archäologe aufsucht?«, hakt Theo nach.
»Genau. In al-Attarine befinden sich einige der ältesten Gotteshäuser der Stadt, die in einigen Fällen einst keine Kirchen waren, aber dennoch Stätten, die in vorchristlicher Zeit zu religiösen Zwecken genutzt wurden. So erfüllen sie heute einen anderen, christlichen Zweck. Aber in ihnen, oder unten ihnen, liegt das Erbe unserer antiken Welt.«
»Und was, ustad, könnte dann ein Forscher heute in diesen Kirchen suchen?«
»Es gibt natürlich verschiedene Schätze der Antike, nach denen zu graben es sich lohnt. Aber ich habe eine Vermutung, wonach dieser Franzose sucht. Haben Sie auf den Namen der Jacht geachtet?«
»Ja und nein. Es befanden sich dort, wo der Name steht, nur Hieroglyphen. Keine Ahnung, was sie bedeuten. Dieses Schriftsystem habe ich leider nie gelernt.«
»Dafür haben Sie jetzt mich! Ich zeige Ihnen, was auf dem Boot steht.« Professor Hamdy zeichnet flink eine Abfolge von Hieroglyphen: Trapeze, ein Löwe, zwei Adler und weitere Zeichen.
Erstaunt blickt Theo vom Papier zum Gelehrten und zurück. »Ja, so ungefähr sah das aus.«
»Das ist der Name der altägpytischen Königin Kleopatra. Es ist nur eine Vermutung, aber ich denke, dass Ihr Mann unter den ältesten Gotteshäusern der Stadt nach dem Grab der Kleopatra sucht. Er wäre nun wirklich nicht der Erste.«
Theodora schaut Professor Hamdy lange fragend an.
»Es ist vielleicht das größte Geheimnis Ägyptens. Und keiner weiß, ob wir es je werden lüften können. Viele glauben, das Grab ist für immer verloren. Dass es sich irgendwo in dem Teil der Stadt befand, der im Meer versunken ist. Die Zerstörung durch Erdbeben und das Meerwasser hätten die Überreste der Königin und des mit ihr begrabenen Antonius für immer vernichtet. Aber noch wissen wir es nicht.« Der Professor zuckte beinahe schelmisch mit den Schultern. Diese Art von Rätseln scheint ihm Spaß zu machen.
Theo überlegt einen Moment. Kleopatras Grab? Es erscheint ihr nicht abwegig, was der Professor da sagt. Ganz und gar nicht. »Das ist eine Möglichkeit. Sie sagen also, einige nehmen an, das Grab sei im Meer versunken?«
»Ja. Und dann gibt es diejenigen, die glauben, das Grab liegt noch irgendwo unter der heutigen Stadt verborgen. Nach alter Überlieferung sollen Kleopatra und Antonius in einem Tempel der Isis bestattet worden sein. Viele dieser Tempel wurden im Laufe der Jahrtausende, in Kriegen und Naturkatastrophen, zerstört. Aber manche bestehen bis heute weiter, nur quasi in anderer Funktion.«
»Als Kirchen.«
»Genau. Nach den Göttern der Antike war es zunächst der christliche Gott, der in die umfunktionierten Tempel quasi einzog.«
»Später aber haben auch die Muslime ihre Gotteshäuser darin errichtet. Wieso scheint er hier nicht zu suchen?«, wundert sich Theo.
»Nun, es ist richtig, dass auch ein paar der Moscheen der Stadt in Gebäuden untergebracht sind, die zunächst antike Tempel und dann Kirchen waren. Interessanterweise war es möglich, in oder unter diesen Moscheen nach Überresten der frühen Besiedlungszeit Alexandrias zu suchen. Die Kirchen aber haben sich bis heute dem verweigert. Keiner weiß, warum.«
Theo schaut Professor Hamdy nachdenklich an. Selbst wenn Jacques Bernheim nach dem alten Grab der Kleopatra forscht, warum sollte er dann den Priester der Sankt-Nicholas-Kirche töten? Die Obduktion hat ja keine Kampfspuren ergeben, sondern deutete darauf hin, dass das Opfer seinen Mörder kannte. Stand er ihm im Weg? Oder steckt doch etwas vollkommen anderes dahinter? Theodora kann sich des Gefühls nicht erwehren, dass, kaum dass sie einen Teil des Puzzles zusammengesetzt hat, andere, neue Puzzleteile auftauchen, die nicht zum Rest passen wollen. »Für wie wahrscheinlich halten Sie es, dass dieses Grab noch jemals gefunden wird?«
»Mein Kind«, meint Hamdy und reibt sich mit Daumen und Zeigefinger über die Nasenwurzel, »mehr als zweitausend Jahre sind vergangen, in denen es nicht aufgetaucht ist. Viele Naturkatastrophen sind über die Stadt hinweggefegt und haben ihre Architektur verändert. Im Jahr 365 überrollte ein Tsunami das alte Alexandria und die Küstenlinie ist seither eine völlig andere. Gut möglich, dass das Grab zusammen mit vielen anderen Überbleibseln der Antike zerstört wurde, fortgerissen vom Meerwasser und für immer verloren.«
»Und wenn nicht?«
»Wenn nicht, dann liegt es in der Tat irgendwo hier, entweder auf dem Grund des Meeres in der Bucht oder irgendwo unter der modernen Stadt.«
Nachdenklich geht Theo vor dem Bücherregal auf und ab. »Warum sollte eine Kirche oder ihre Vertreter etwas dagegen haben, dass man in oder unter ihr nach alten Zeugnissen der Geschichte sucht?«, hakt Theo nach.
»Ach, Sie vermuten, dass der Archäologe den Priester ermordet hat, weil der Gottesmann nicht damit einverstanden war, die heiligen Gemäuer zu schänden, wenn Sie so wollen?«
Theo schweigt.
»Da muss ich überlegen. Ich bin Historiker, aber mir scheint, da geht es um etwas anderes. Vielleicht die Sorge um die religiöse Stätte. Sie sehen ja, wie sich Orte verändern, an denen archäologisch bedeutsame Funde gemacht wurden. Sie verwandeln sich in Sehenswürdigkeiten, Menschen aus aller Welt fallen plötzlich ein, bewaffnet mit ihren kleinen Telefonen, um alles zu fotografieren. Sollte man dort das Grab finden, wäre das sicherlich das Aus für die Kirche, unter der es gefunden wurde.«
»Das hieße ja aber, dass der Priester tatsächlich möglicherweise auch davon ausging oder sogar wusste, dass sich das Grab in seiner Kirche befindet«, schließt Theodora.
Der Professor dreht sich zu den großen Fenstern und sieht hinaus in den erneut wolkenlosen ägyptischen Himmel, an dem nicht einmal ein Schleierwölkchen vorbeiziehen möchte.
»Vielen Dank, Professor Hamdy.«
Fast sieht es aus, als wolle sich der Gelehrte verbeugen. »Es war mir eine Ehre.«
»Darf ich sie erneut kontaktieren, wenn ich noch Fragen habe?«
»Jederzeit. Auch wenn ich bezweifle, dass ich Ihnen von großem Wert sein kann.« Er zog eine Visitenkarte aus seiner Jacketttasche und reichte sie ihr. »Viel Erfolg, Frau Costanda! Sie stellen die richtigen Fragen!«
Nicht weit von Theodora und Professor Hamdy entfernt, aber irgendwo tief unter dem Getümmel der Vier-Millionen-Stadt, geben sich zur gleichen Zeit Patriarch Petros und Cerubiel Sakalis, der Polizeipräsident der Stadt, die Hand, während ein Diener in einer langen Kutte hinter ihnen die schwere hölzerne Tür schließt. Jetzt stehen sie sich gegenüber in diesem fensterlosen, schlichten Raum. Es ist kühl und klamm in diesem Kellergewölbe unter der Millionenstadt. Petros ist noch etwas außer Atem. Er hatte einige Mühe, über die schmale Holzstiege tiefer hinabzusteigen, den engen, steilen Schacht hinunter, während er sich an dem Seil festhielt, das an der Wand von einem Haken zum nächsten gespannt ist. Ihm graust es schon vor dem Rückweg, denn hinauf ist der Weg noch einmal anstrengender. Wie tief mag der Schacht sie wohl hinuntergeführt haben? Fünfzehn Meter sind es bestimmt. Er wird einfach langsam zu alt dafür. Aber heute musste es noch mal sein, denn was sie zu besprechen haben, ist für sonst niemandes Ohren bestimmt. Und da können sie nur hier unten wirklich sicher sein.
Petros holt noch einmal tief Luft und sagt dann: »Marhaba, Cerubiel, bitte setz dich!«, und deutet auf einen der beiden schlichten schwarzen Stühle, die sich in der Mitte des Raumes gegenüberstehen. Der Gesichtsausdruck von Cerubiel Sakalis verrät seinen Ärger, aber auch seine Sorge, die er sogleich dem Priester mitteilt. »Die Richter sind verärgert. Und ehrlich gesagt, ich bin es auch. Wie konnte es zu dieser Eskalation kommen? Das bringt uns alle in Gefahr.«
»Ich war nicht dabei«, erwidert der Patriarch. »Ich bin mir aber sicher, Abuna Gabriel hat so vorsichtig gehandelt, wie er konnte, wie er es ja auch stets getan hat. Er hatte mir berichtet, dass der Archäologe schon mehrmals an und in der Kirche war. Dass er ihn im Auge behalten wollte. Was dann geschehen ist? Nur Gott weiß es, aber es war mit Sicherheit nicht Abuna Gabriel, der Schuld an der Eskalation trägt. Das muss der Archäologe gewesen sein. Er hat unseren Bruder getötet.«
»Das können wir doch nicht mit Gewissheit sagen«, begehrt der Polizeipräsident auf.
»Nichts lässt sich mit Gewissheit sagen, aber wer sonst sollte es gewesen sein? So wie er später mit seinen Leuten in die Kathedrale eingedrungen ist und auch dort die Lage eskalierte. Die Stimmung ist angespannt. Und sollte das Geheimnis entdeckt werden, werden die Richter sich an euch rächen.«
»Also, was schlägst du vor?« Der Ärger steht Cerubiel Sakalis noch immer ins Gesicht geschrieben.
»Der Archäologe muss von seinem Vorhaben ablassen!«
»Wie soll das geschehen? Er scheint wild entschlossen, er hat die Presse hinter sich und eine Forschungsgenehmigung!«
»Dann muss er auf andere Weise dazu gebracht werden, nicht mehr bei uns zu suchen!«
»Und du weißt auch schon, wie?«
»Ich habe in der Tat eine Idee«, sagt der Priester und umfasst mit Daumen und Zeigefinger sein spitzes Kinn.