Wie gern wollte ich in die Köpfe von Mimas und Rea schauen und wissen, was sie über die Person denken, die sie füttert, also über mich. Aus ihrer Perspektive sind Menschen wohl sehr seltsame Jäger. Wir haben ein ziemlich gutes Sehvermögen, wenn man bedenkt, dass eine Katze nicht sehr gut sieht und einen Tunnelblick hat, also voll auf die Beute fokussiert ist. Ihr Interesse gilt Objekten in Bewegung, statische Objekte nimmt sie meist gar nicht wahr. Beute, die sich nicht bewegt, ist für sie keine Beute. Wir Menschen haben mit Raubtieren nicht viel gemein: Wir sind praktisch taub, können nicht gut riechen, und wer von uns Schnurrhaare (= Bart) trägt, weiß damit nichts anzufangen.
Wenn wir das Haus verlassen, ist das noch mal eine andere Geschichte. Eine Katze, die sieht, dass wir aufbrechen, denkt nicht, dass wir zur Arbeit müssen. Sie glaubt, wir gehen auf Jagd, so wie es ihre Mutter tat, wenn sie den Wurf allein ließ und dann mit Abendessen für alle zurückkam. Wenn wir dann endlich heimkommen, ist die Katze froh, dass wir nicht von einem Raubtier zerfleischt wurden. Aber warum waren wir so lange weg, kommen mit leeren Händen und sind noch dazu müde? Noch merkwürdiger findet sie es, dass wir manchmal nur zehn Minuten weg sind und dann mit Tüten voller Konserven zurückkommen. Dosen mit toter Beute. Grauenhaft! Katzen lieben kurze Lieferketten, direkt vom Erzeuger zum Verbraucher: Sie fangen ihre Beute, töten sie und fressen sie an Ort und Stelle auf, solange sie noch warm ist.
Aus all diesen Gründen betrachten sie uns als minderwertige Wesen und machen sich große Sorgen, dass wir alle verhungern könnten – wir und sie. Das erklärt auch, warum sie mitunter auf die Jagd gehen und uns das Erbeutete dann stolz vor die Füße legen. »Schau her, ich sorge für dich«, wollen sie uns damit anscheinend sagen, während sie uns zufrieden anstarren und warten, wie wir reagieren.
Wenn sie uns die berühmten »Geschenke« bringen, replizieren sie im Grunde das Verhalten ihrer Mutter, die ihnen das Jagen beigebracht hat. Um ihren Jungen zu zeigen, wie sie an Nahrung kommen, bringt die Mutterkatze zunächst ein totes Beutetier fressbereit in den Bau. Als Nächstes bringt sie ihnen ein lebendes, das sie vor ihren Augen tötet. In Phase drei lässt sie die Jungen die Beute töten, und schließlich dürfen sie mit ihr auf die Jagd. Kurzum: Wenn unsere Hauskatze Beute bringt, zeigt sie uns, wie man jagt, denn offensichtlich hat uns das niemand beigebracht.
Hysterische Szenen mit viel Gekreische, Schimpftiraden oder gar Schläge sind fehl am Platz: Wir haben es hier mit einer Demonstration der Zuneigung uns gegenüber zu tun. Wenn wir die Katze schelten, wird sie irritiert sein und denken, dass sie etwas falsch gemacht hat. Dabei wollte sie uns nur helfen!
Vielmehr sollten wir uns bedanken und sie sogar belohnen. Danach können wir den Kadaver entsorgen (heimlich und unauffällig). Problematisch wird es, wenn sie uns lebende Beute bringt und sich erwartet, dass wir diese vor ihren Augen töten. In diesem Fall besteht die einzige Lösung darin, das »Geschenk« mit einem Zaubertrick verschwinden zu lassen, ohne dass die Katze mitbekommt, wie wir das gemacht haben. Mein Tipp dazu: Mit einem Belohnungsleckerchen lässt sich die Katze gut überlisten.
Bei Wohnungskatzen muss man diesbezüglich zum Glück nur selten in die Trickkiste greifen. Um unerwünschte Beutedarbietungen zu verhindern, empfiehlt es sich, der Katze möglichst viele Gelegenheiten zum Spielen zu bieten, denn Spielen ist für sie immer auch eine Form der Jagd.
Katzen halten sich für die besseren Jäger, so weit, so gut. Aber da wir ihnen dieses superleckere Dosenfutter bieten, dem sie nicht einmal hinterherlaufen müssen, nehmen sie es gnädigerweise an. Nur: Um die Dose zu öffnen, braucht es … Hände. Wie bringt uns die Katze dazu, sie zu benutzen? Sie spielt die ganze Bandbreite ihrer Überzeugungskünste aus.
Seien wir ehrlich: Wir denken, dass wir sie erziehen, doch in Wahrheit erziehen sie uns – um zu kriegen, was sie wollen: Futter und Liebe. Sie starren uns mit großen Augen an (die Pupillen einer Katze können sich um das Dreifache weiten!), lassen sich zu Boden fallen und rollen sich mit dem Bauch nach oben hin und her, setzen sich auf die Tastatur oder auf das Buch, das wir gerade zu lesen versuchen, oder springen auf Höhe unserer Augen irgendwo rauf, sodass wir sie nicht ignorieren können. Sie räkeln sich und gähnen vor unseren Augen, um sich in ihrer ganzen Pracht zu zeigen. Denn sie wissen ganz genau, dass sie megacool sind und diese gewisse Ausstrahlung auf uns haben. Und wenn wir es dann immer noch nicht verstanden haben, miauen sie.
Meist ist der ganze Zirkus gar nicht nötig, denn ihre Überzeugungsarbeit haben sie schon davor geleistet – mit der Kunst, sich uns zu entziehen und uns nur dann zu beachten, wenn es ihnen genehm ist. Anders als ein Hund, der eine konstante und vorhersehbare Beziehung zu seinem Besitzer hat, weiß die Katze: Der beste Weg, uns an sich zu binden, besteht darin, uns Aufmerksamkeit zu schenken und uns dann wieder links liegen zu lassen.
WENN ES STIMMT, DASS IN DER LIEBE GEWINNT, WER SICH ZIERT, DANN NEHMEN KATZEN DIESE REDENSART WÖRTLICH.
Katzen wissen nur zu gut, dass Körperkontakt der Schlüssel zu allem ist: Sie kommen, reiben sich, zeigen uns ihren Bauch, lassen sich streicheln, setzen sich auf unseren Schoß, kneten uns mit den Pfoten und schnurren. Für ein paar Minuten scheinen sie völlig verzückt zu sein, und wir ebenso. Bis sie plötzlich hochfahren, sich strecken und abzischen. Oder – schlimmer noch – sich ein paar Meter weiter niederlassen und beginnen, sich zwanghaft zu putzen, als ob sie den üblen Geruch nach Mensch loswerden wollten. Und nehmen wir es ihnen krumm? Nein, wir sind glückliche Opfer eines unerfüllt gebliebenen Kuschelbedürfnisses.
Deshalb setzen sie beim nächsten Mal noch einen drauf: Während sie uns mit den Pfoten kneten, bohren sie ihre Krallen ungeniert in unsere Haut, und uns gefällt das auch noch! Uns Menschen derart zu verzaubern, haben Hunde aus irgendeinem Grund noch nie geschafft. Wenn hingegen eine Katze uns als Punchingball benutzt, geraten wir völlig aus dem Häuschen. Sie steigen uns auf den Kopf, lecken uns die Haare, setzen sich auf unsere Brust, sodass wir kaum noch atmen können. Und wir halten still, weil sie uns so ihre Liebe zeigen. Und nichts anderes wollten wir.
Es gibt noch andere Methoden, die sie anwenden, um uns zu erobern: Sie schauen uns tief in die Augen oder reiben sich an uns mit vollem Körpereinsatz, vom Kopf bis zur Schwanzspitze. Denn wenn sie einmal beschlossen haben, sich hinzugeben, tun sie es mit Inbrunst. Natürlich nur für ein paar Minuten. Wenn sie dann glauben, uns im Griff zu haben, spielen sie ihren Trumpf aus: Sie verschwinden. Stundenlang sehen wir sie nicht und suchen nach ihnen – erfolglos. Wir öffnen Schränke, Schubladen, verschlossene Räume, sogar den Geschirrspüler und die Waschmaschine, aus Angst, dass wir sie versehentlich irgendwo eingesperrt haben. Natürlich haben wir sie gerufen, aber sie haben nicht reagiert. Vielleicht sind sie bei der Tür raus, genau in der Sekunde, als wir die Tüten mit dem Wocheneinkauf (hauptsächlich Katzenfutter) hereinholten? Irgendwann, kurz bevor wir in Panik verfallen, tauchen sie auf und kommen mit diesem verschmitzten Gehabe auf uns zu. Und sind wir dann böse auf sie? Natürlich nicht: Wir sind nur froh, dass sie wieder da sind, und richten ihnen ein Festmahl her.
Ich weiß, dass Katzen sich verstecken, weil sie als Raubtiere enge Räume und Schlupfwinkel lieben, in denen sie sich sicher fühlen. Aber steckt nicht auch irgendwie eine gewisse Durchtriebenheit dahinter? Ich kann ein Lied davon singen, denn der lebende Beweis dafür ist Rea. Während Mimas auf mich zugelaufen kommt, wenn ich ihn rufe, stellt sich Rea (die mein Rufen hört, da bin ich mir sicher) taub, bis es ihr irgendwann in den Kram passt zu reagieren – nicht ohne mich lange schmoren zu lassen.
ACH ANDREA, WIR MANIPULIEREN DICH DOCH NICHT. WIR WISSEN EINFACH, DASS DU MANCHE UNSERER VERHALTENSWEISEN MAGST, WIR TUN DAS NUR FÜR DICH. DENN WENN DU GLÜCKLICH BIST, WIRST DU AUCH UNS GLÜCKLICH MACHEN WOLLEN. DAS IST EIN NATURGESETZ. SO FUNKTIONIERT ZUSAMMENARBEIT IM TIERREICH: ICH GEBE DIR WAS, UND DU GIBST MIR WAS. ES IST WIE MIT DEM CLOWNFISCH UND DER SEEANEMONE, DEM NILKROKODIL UND DEM REGENPFEIFER …
Wie können sie wissen, dass sie uns in der Tasche haben? Ganz einfach: Wenn wir anfangen, mit ihnen wie mit Kleinkindern zu sprechen. Immer wenn ich das tue, frage ich mich, was sie davon halten. Ganz bestimmt gefällt es ihnen, denn es ist erwiesen, dass sie hohe Töne besser hören. Daher reagieren sie wohl auch eher auf weibliche Stimmen als auf männliche.
In der DNA von Katzen steckt immer noch ein Wildtier. Katzen gibt es seit etwa sechs Millionen Jahren, doch erst in den letzten 12 000 Jahren wurden sie nach und nach domestiziert. Tatsächlich haben sie 95,6 Prozent ihres Erbguts mit Tigern gemein. Aus diesem Blickwinkel betrachtet erscheinen viele ihrer vermeintlich unerklärlichen Marotten, zum Beispiel in Sachen Futter, um einiges verständlicher.
Die erste und wichtigste Regel: Stellt Futter- und Wassernäpfe immer in einem gewissen Abstand auf. Wenn eine Katze in der Natur auf einen Kadaver in der Nähe einer Pfütze stößt, aus der sie trinken will, wird sie zurückweichen, weil sie denkt, das Wasser könnte verseucht sein. Außerdem kann es passieren, dass beim Fressen (oder beim Trinken unmittelbar danach) ein paar Krümel ins Wasser fallen und es verunreinigen. Auch dieses Wasser wird sie nicht trinken. Allerdings trinken Katzen gern aus Untersetzern, auch dann, wenn ihr gerade einen Napf mit frischem Wasser für sie hingestellt habt. Warum tun sie das, wo sie doch sonst so wachsam sind, was Verunreinigungen angeht? Weil weniger klares Wasser eher dem entspricht, was sie in der Natur vorfinden.
Auch die Angewohnheit, vor dem Trinken mit der Pfote in den Napf zu steigen, ist ein Überbleibsel ihres Lebens in freier Wildbahn. Sie finden zwar sichtlich keinen Gefallen daran, tun es aber, um die (vermeintliche) Schlammschicht an der Oberfläche wegzubekommen und ans klarere Wasser darunter zu gelangen. Ein anderer Grund könnte sein, dass sie den Wasserstand prüfen wollen, um sicherzugehen, dass sie trinken können, ohne dass ihre Schnurrhaare den Napfrand berühren.
Katzen mögen es nicht, wenn ihre Schnurrhaare, die für sie Sinnes- und Gleichgewichtsorgane sind, irgendwo anstreifen: Um durch enge Stellen zu schlüpfen, stecken sie zuerst den Kopf rein, und wenn die Schnurrhaare durchpassen, wissen sie, dass der ganze Körper durchgeht. Wenn sie spüren, dass die Schnurrhaare anstreifen, weichen sie instinktiv zurück. Deshalb fressen manche Katzen nur aus der Napfmitte. Und das nicht, weil sie auf die piekfeine Art immer etwas auf dem Teller lassen müssen. Der wahre Grund ist, dass sie, um zu den Seiten zu gelangen, den Kopf neigen müssten und dabei mit den Schnurrhaaren am Rand ankommen würden.
Achtet daher darauf, dass die Futter- und Wassernäpfe möglichst flach und breit sind. Stellt sie etwas von der Wand entfernt auf, gerade so viel, dass die Katze um sie herumlaufen und die für sie angenehmste Position finden kann. In der Natur würde eine Katze eine Position wählen, von der aus sie die Umgebung gut überblicken kann – für den Fall, dass ein anderes Tier mit der Absicht auftauchen sollte, ihr die Beute zu klauen. Hauskatzen hingegen sind in dieser Hinsicht ziemlich entspannt, außer vielleicht in den ersten Lebensmonaten oder wenn sie sich aus irgendeinem Grund nicht wohlfühlen.
Nicht alle Katzen stört es, wenn Wasser- und Futternapf nebeneinanderstehen. Problematisch wird es erst, wenn ihr seht, dass eure Katze lieber woanders trinkt – aus Untersetzern oder der Kloschüssel. Wenn sie keine Anzeichen von Unbehagen zeigt, ist für sie alles in Ordnung. Solltet ihr merken, dass sie fließendes Wasser aus der Leitung mag, beschafft einen Katzenbrunnen, der sie an einen Bach erinnert.
Als ursprüngliche Wüstentiere verspüren Katzen von Natur aus kaum Durst. Es liegt also an uns, sie zum Trinken anzuregen. Dazu gibt es neben Trinkbrunnen noch andere Methoden, die gut funktionieren. Ich lege oft einen Eiswürfel in den Wassernapf: So bleibt das Wasser kühl, und überdies hat Rea ihren Spaß dabei, ihn mit der Pfote herumzuschieben. Außerdem richte ich mittlerweile aus Gewohnheit mehrere Wasserstellen ein. Dazu verwende ich Gefäße, die größer als ein Napf sind, und stelle sie auf den Balkon oder in die Badewanne. Ab und an wechsle ich den Standort, weil ich sehe, dass das ihre Neugierde weckt: Sich auf die Suche zu machen, um Grundbedürfnisse zu stillen, entspricht ihrem natürlichen Jagd- und Entdeckungstrieb. Bei Katzen geht es immer auch ums Spielen und um Instinkt. Es gibt noch einen Trick, mit dem ich sie zum Trinken bringe: Ich gebe einfach etwas Wasser zum Futter.
ANDREA, WUSSTEST DU, DASS ALLE KATZEN DER WELT VON EINER AFRIKANISCHEN VORFAHRIN, FELIS SILVESTRIS LYBICA GENANNT, ABSTAMMEN? DA WIR UNS GENETISCH IN EINER TROCKENEN UMGEBUNG ENTWICKELT HABEN, TRINKEN WIR EHER WENIG. ANDERERSEITS IST EINE AUSREICHENDE FLÜSSIGKEITSZUFUHR FÜR UNS WICHTIG: SO BEKOMMEN WIR KEINE NIERENSTEINE, WAS EIN PROBLEM SEIN KANN, WENN WIR VIEL TROCKENFUTTER FRESSEN.
Feuchtfutter oder Kräcker? Ich bin mir sicher, dass eure Katze dazu eine klare Meinung hat und diese auch deutlich kundtut: Wenn sie nicht serviert bekommt, was sie erwartet, schnuppert sie kurz am Napf und starrt euch dann an, als wollte sie sagen: »Echt jetzt, dein Ernst? DAS soll ich essen???«
Was auch immer die Katze denkt: Feucht- und Trockenfutter sollten ihr im Tagesverlauf abwechselnd angeboten werden. Feuchtfutter enthält mehr Wasser und sorgt so für eine bessere Flüssigkeitszufuhr. Trockenfutter hingegen hat den Vorteil, dass es beim Kauen die Zähne reinigt, enthält allerdings nur acht Prozent Wasser. Für eine gesunde Ernährung dürfen die Kräcker also nicht das einzige Futter sein: Sie sind zwar praktischer zu verabreichen (vor allem, wenn man tagsüber außer Haus ist), können aber Dehydrierung, Nierensteine und Leberprobleme verursachen. Die Hersteller empfehlen daher, immer eine Schale mit Wasser für die Katze bereitzustellen.
In der Regel sollte pro Tag eine Portion Feuchtfutter verteilt auf mehrere Stunden gegeben werden. Was die Mengen anbelangt, kann man sich auf die Herstellerangaben verlassen, denn jedes Katzenfutter ist so konzipiert, dass es über den Tag eine bestimmte Dosis an Nährstoffen liefert. Wer viel füttert, riskiert, dass die Katze fettleibig wird – vor allem, wenn sie sich viel im Haus aufhält und kastriert ist. Und zu wenig zu füttern, bedeutet, dass die Katze nicht alles bekommt, was sie braucht. Denkt auch daran, dass Weibchen im Durchschnitt etwas weniger fressen als Männchen, außer wenn sie trächtig sind oder stillen.
Einen Rat möchte ich euch geben: Seid nicht knausrig. Die Wahl eines qualitativ hochwertigen Futters ist der beste Weg, eurer Mieze ein gesundes Leben zu bescheren. Ihr spart am Ende bei der Tierarztrechnung. Nehmt euch beim Einkaufen ein wenig Zeit, um die Etiketten zu studieren: Die Inhaltsstoffe sind immer in der Reihenfolge des größten Anteils bis zum kleinsten Anteil aufgeführt. Katzen sind Fleischfresser und keine Allesfresser wie wir, daher muss die erste Zutat immer Fleisch oder Fisch sein (mindestens 65 Prozent). Achtet sowohl bei Trocken- als auch bei Nassfutter immer auf eine gute Qualität, ausreichend Proteine, wenig Fett und darauf, dass nur die nötigsten Zusatzstoffe enthalten sind.
Bei Nassfutter empfiehlt sich eins mit Suppe. Katzen mögen Suppe und Knochenbrühe, die gut für Knorpel und Gelenke ist. Schon unsere Großmütter wussten das und kochten sie gern, da sie ihr eine heilende Wirkung bei allerlei Beschwerden zuschrieben.
Wenn wir von einer echten Diva bedingungslose Hingabe für Kulinarik vom Feinsten erwarten würden, sind Katzen in dieser Hinsicht eine Ausnahme. Sicherlich habt ihr alle schon einmal eurer Katze eine feine Mahlzeit angeboten, die ihr für unwiderstehlich hieltet, und wart dann perplex, als sie nur daran schnupperte und sich desinteressiert abwandte. Die Vorliebe unserer Fellnasen gilt einfachen Gerichten: dem Grillfleisch, das ihr für euch selbst zubereitet habt, dem rohen Hühnchen, das ihr gerade zum Braten in den Ofen schieben wolltet, oder dem Schinken, mit dem ihr euch ein Sandwich machen wolltet, bevor euch der fatale Fehler unterlief, euch umzudrehen, um das Brot zu schneiden. Also vorzugsweise ungewürzte Dinge, direkt vom Erzeuger (euch) zum Verbraucher (ihnen).
Was Dosen- und Trockenfutter angeht, so bevorzugen Katzen Rindfleisch und Huhn, kurz angebraten und fein abgeschmeckt (obwohl viele Katzen allergisch auf Huhn sind, daher Vorsicht). Sehr gut kommen Innereien an, die eine Raubkatze normalerweise beim Verschlingen der Beute mitfrisst. Ein bisschen Salz verträgt die Katze, auch wenn man es besser vermeiden sollte: Masthühner bekommen ja heutzutage alles Mögliche, aber ein gesalzenes Huhn ist in der Natur noch nicht vorgekommen. Vorsicht auch bei Schweinefleisch, das gut durchgegart sein muss, damit keine Parasiten übertragen werden. Gleiches gilt für Schinken: Kochschinken, ja, Rohschinken, niemals.
Dass Katzen auf Fisch stehen, ist ein falscher Mythos, aus dem einfachen Grund, dass es für eine Wildkatze viel wahrscheinlicher ist, eine Maus zu fangen als einen Thunfisch (der noch dazu im offenen Meer lebt – und Katzen im Tauchanzug sind mir bis dato nicht begegnet).
Auch Eier gehören nicht zu den Dingen, die eine Katze in freier Wildbahn frisst, aber ein bisschen Ei schadet nicht, denn es ist proteinreich, und das macht das Fell glänzend.
Schädlich und auf jeden Fall zu vermeiden sind Schokolade, Tee, Kaffee, Zitrusfrüchte, Avocados, Weintrauben, rohe Eier, Zwiebel, Knoblauch, Kartoffelschalen, grüne Tomaten, Fischgräten und -köpfe.
Idealerweise sollte man immer wieder mal zu einer anderen Futtermarke greifen. Warum? Weil zum einen viele Katzen Abwechslung mögen, weil zum anderen damit aber auch ein breiteres Nährstoffspektrum gewährleistet ist. Mimas zum Beispiel frisst alles, aber Rea ist heikel, und wenn sie auf einmal anfängt, das Futter zu verweigern, weiß ich, dass es an der Zeit ist, die Marke zu wechseln.
ANDREA, HAST DU DICH SCHON MAL GEFRAGT, WARUM WIR BISWEILEN SO TUN, ALS WOLLTEN WIR DEN NAPF MIT DER PFOTE VERGRABEN, SO WIE UNSEREN KOT? WIR TUN DAS NICHT, WEIL UNS DAS FUTTER NICHT SCHMECKT, SONDERN UM KEINE SPUREN ZU HINTERLASSEN. IN ERINNERUNG AN DIE FRÜHEREN ZEITEN IN DER WILDNIS FRESSEN VIELE VON UNS NICHT ALLES AUF EINMAL AUF, SONDERN LASSEN ETWAS FÜR MAGERE ZEITEN ÜBRIG UND DECKEN ES ZU, DAMIT RÄUBER UNSERE BEUTE NICHT WITTERN KÖNNEN.
Besondere Vorsicht ist geboten, wenn ihr eurer Katze etwas von eurem Essen gebt. Achtet unbedingt darauf, dass keine Knochen oder Gräten darin sind. Wir Menschen kauen lange, bevor wir schlucken, weil wir Verdauungsenzyme in unserem Speichel haben: Die erste Verdauungsphase findet in unserem Fall also im Mund statt. Katzen haben diese Enzyme nicht, deshalb kauen sie viel weniger und könnten feine Gräten oder Knochen, die mit dem Essen vermischt sind, versehentlich verschlucken. Kein Problem sind hingegen große Knochen, die sie als veritable Fleischfresser mit ihren scharfen Zähnen abnagen können.
Viele Miezen mögen kein Trockenfutter und würden am liebsten nur Feuchtfutter fressen. So auch Rea. Also habe ich eine Technik entwickelt, die sich bisher in allen Fällen, in denen ich sie empfohlen habe, bewährt hat: Ich begann damit, die Kräcker auf das Feuchtfutter zu bröseln, um Rea an die Konsistenz zu gewöhnen. Nach und nach habe ich das Nassfutter reduziert und ihr mehr Trockenfutter gegeben, das Rea jetzt ohne Probleme frisst.
Dieser Trick funktioniert auch umgekehrt, also bei Katzen, die lieber Trocken- als Nassfutter haben, und sogar dann, wenn die Mieze Futter bester Qualität verweigert. Futter aus dem Supermarkt ist wegen der enthaltenen Zusatzstoffe zwar appetitlich, aber in puncto Qualität nicht das Optimale. Die besten Futtersorten munden der Katze paradoxerweise oft nicht. Hier musst ihr schrittweise vorgehen. So empfiehlt es sich, das minderwertigere mit dem besseren Futter zu mischen und die Menge des Ersteren allmählich zugunsten des Letzteren zu reduzieren. Beginnt in der ersten Woche mit 80 Prozent minderwertigem und 20 Prozent hochwertigem Futter, geht dann Woche für Woche zu einem Verhältnis von 70 zu 30, 60 zu 40 usw. über, bis ihr den Anteil, den ihr eliminieren wollt, ganz weglasst.
Wenn es nach ihnen ginge, würden Katzen andauernd fressen, aber wenn wir immer nachgeben würden, hätten wir bald Fellkugeln, die mit dem Bauch am Boden streifen. Es ist daher besser, sie häufig, aber nur mäßig zu füttern. Ihr Magen hat die Größe eines Tischtennisballs: Überlegt mal, wie viel da hineinpasst. Wenn er voll ist, gilt es abzuwarten, bis er sich über die Verdauung entleert hat, bevor er wieder gefüllt werden kann.
Ich gebe viele kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt: morgens, am Vormittag, mittags, nachmittags und abends. Normalerweise besteht das Mittagessen aus einer Portion Feuchtfutter. Da ich tagsüber zu Hause bin, lässt sich das gut einrichten. Wenn man hingegen viel unterwegs ist, lassen sich diese Zeiten nur sehr schwierig einhalten, aber es finden sich Lösungen. So könnt ihr beispielsweise die Feuchtnahrung morgens und nach eurer Rückkehr geben und für dazwischen einen zeitgesteuerten Spender mit Trockenfutter aufstellen.
Nicht empfehlenswert ist es hingegen, große Mengen herzurichten und dann acht Stunden stehen zu lassen. Erstens verdirbt das Futter, und zweitens ist Ihre Majestät ziemlich wählerisch. Feuchtfutter verändert sich geschmacklich und farblich, vor allem im Sommer, und Trockenfutter verliert an Knusprigkeit. Wenn die Mieze sehr gefräßig ist, kann es sein, dass sie alles auf einmal verdrückt und dann auf den Teppich erbricht.
Katzen mögen es zu jagen und ihre Beute sofort zu fressen: Daher wollen sie ihr Futter lieber erobern, als es immer zur Verfügung zu haben. Wenn ich Mimas und Rea Trockenfutter gebe (das ich in luftdichten Behältern aufbewahre), fressen sie es am liebsten direkt aus dem Behälter, ohne darauf zu warten, dass ich es in die Näpfe verteile. Sie finden das so viel spannender. Ganz ähnlich verhält es sich, wenn ich Futter- und Wassernapf unerwarteterweise woanders hinstelle: Das Suchen ist für die beiden ein nettes Spielchen und regt den Appetit an.
KATZEN MÖGEN ROUTINE, ABER AUCH EIN BISSCHEN ABENTEUER.
Wenn es uns gelingt, die richtige Mischung aus diesen beiden Bedürfnissen für sie zu schaffen, machen wir ihnen große Freude.
Zur Verfügbarkeit des Futternapfs gibt es unterschiedliche Denkschulen: Die einen lassen ihn den ganzen Tag stehen, weil sie der Meinung sind, dass die Katze wenig und oft frisst, die anderen ziehen es vor, ihn zu entfernen, um zu vermeiden, dass sie sich den Buch vollschlägt. Reine Stubentiger fressen mitunter auch aus Langeweile und nicht unbedingt aus Hunger. Vieles hängt von eurer Katze selbst ab: Wenn sie dazu neigt, zu viel zu fressen, ist es besser, den Napf nur zu den Essenszeiten aufzustellen. Mimas zum Beispiel hat einen gesunden Appetit.
Man braucht nicht auf die Uhr zu schauen, um pünktlich zum Füttern zu schreiten: Die Katze wird euch daran erinnern. Katzen haben nicht unser Zeitempfinden. Ihr Rhythmus ist bestimmt von Aktivitäten, die Tag für Tag immer gleich ablaufen: morgens fressen, wenn der Brötchengeber aufsteht, tagsüber und nachts schlafen, in der Morgen- und Abenddämmerung aktiv sein und sich vor einem langen Schlaf und nach einem üppigen Festmahl ausgiebig waschen. Sie wissen ganz genau, wann Essenszeit ist.
Mimas taucht regelmäßig zur Mittagszeit lautstark auf, weil er weiß, dass es dann Zeit für das Feuchtfutter ist, auf das er so abfährt. Er folgt mir in die Küche, wo ich die Katzenmahlzeiten zubereite. Rea hingegen ist zurückhaltender: Sie platziert sich dort, wo ich sie füttere –oben auf dem Kratzbaum, und wie es sich für eine echte Dame gehört, wartet sie, bis sie bedient wird.
Ich stelle ihre Näpfe nie nebeneinander auf: Mimas frisst auf dem Boden, neben dem Kratzbaum im Wohnzimmer, während Rea ihr Futter gern hoch oben bekommt. Anfangs ließ ich sie nebeneinander aus getrennten Näpfen fressen, stellte dann aber fest, dass Rea, obwohl sie ihren eigenen Napf hatte, entweder von Mimas verjagt wurde oder ihm den Vortritt ließ. Und Mimas schleckte beide Näpfe bis auf den letzten Krümel aus. Eigentlich war es noch ärger: Jedes Mal, wenn Rea ihr Futter bekam, tauchte Mimas von irgendwoher auf, um aus Reas Napf zu fressen und damit seine Vormachtstellung kundzutun. Also fing ich an, sie an unterschiedlichen Orten zu füttern. Wenn Rea fertig ist, nehme ich ihr den Napf sofort weg, damit Mimas nicht herbeikommt und ihn ausleckt. Hat Rea noch Hunger, lässt sie es mich ohnehin wissen, und ich gebe ihr noch etwas.
Wenn ihr mehrere Katzen habt, lasst sie besser nicht nebeneinander fressen. Beobachtet ihr Essverhalten und überlegt euch individuelle Lösungen.