Leerstelle 2: Bildung und soziale Herkunft

Die Diskussion um Frauenquoten in Vorständen und Aufsichtsräten ist auch deswegen oft so schwierig, weil sie die Lebensrealität vieler Menschen kaum betrifft. Auch hier ist meine Position klar privilegiert: solides Elternhaus, gehobener Bildungsweg. Ich habe während des Studiums mein eigenes Geld verdient, aber schon Abitur und Zugang zum Jurastudium stehen ja nicht allen offen. Deutschland ist, stellt die OECD 2018 fest, noch immer ein Land mit geringer sozialer Mobilität. Das bedeutet, dass die soziale Herkunft einen sehr großen Einfluss auf die Bildungs- und Karrierechancen hat. So schreibt das Handelsblatt über die Ergebnisse der OECD-Studie: »Vergleicht man Väter und Söhne in Deutschland, dann gelingt nur 9 % der Söhne von Vätern mit geringem Einkommen der Aufstieg in die höchste Verdienstgruppe. Ganz anders sieht es für Kinder von Vätern mit hohem Verdienst aus: Die Hälfte von ihnen wird später einmal gut verdienen. Ebenso schlecht sieht es bei den Bildungschancen aus: 53 % der Kinder von Eltern mit hohem

Einen wesentlichen Grund für die geringe soziale Mobilität sieht die OECD dabei im deutschen Bildungssystem, das es nicht schafft, die strukturellen Chancenungleichheiten aufzuheben. Kitas und Ganztagsschulen könnten Kindern aus sozial benachteiligten Familien mehr Bildung bieten, die auf die Grundschule folgende Aufgleisung der Kinder auf verschiedene Bildungsbiographien sollte dringend überarbeitet werden.

Hier schließt sich der Kreis zu ganzheitlichen Vereinbarkeitsmodellen und zur Wichtigkeit der Kinderbetreuung. Die Gleichberechtigung der Geschlechter ist Teil der sozialen Frage, und neben Frauenquoten und neuen Vereinbarkeitsmodellen sind der Ausbau des Bildungssystems und die Aufwertung pädagogischer Berufe wesentliche Bausteine einer paritätischen Zukunft.