Wenn das Luftkissenfahrzeug das Letzte gewesen wäre, was wir gesehen hätten, wäre der Tag hervorragend gewesen. Aber nachdem alle Sechstklässler einmal an der Reihe gewesen waren, gingen wir hinaus auf den Schulhof. Vor uns stand ein Tisch. Er war mit einem Laken verhüllt, aber in der Mittagspause hatten wir gesehen, was sich darunter verbarg: ein großer Plastikeimer, aus dem eine Rakete ragte. Auf ihrer Spitze saß ein Spielzeugfrosch namens Phil, der zu den Sternen hinauffliegen würde, wie Jen jetzt erklärte.
»Er ist wirklich nervös. Wie wär’s mit einem kleinen Applaus, um ihn ein bisschen aufzumuntern?«
Als der Jubel sich gelegt hatte, sagten die Lehrer, dass wir uns auf den Kunstrasen setzen sollten. Jen erklärte uns die Chemikalien in dem Eimer, die für die Explosion sorgen würden, die wiederum die Rakete abheben lassen würde. Wenn ihr allerdings genauer wissen wollt, welche das waren, fragt lieber Veronique — wir anderen diskutierten darüber, wie weit Phil, der Frosch, wohl fliegen würde. Bis zur Seitenwand? Bis zur Rückwand? Oder bis zur Heide? Vielleicht würden wir ihn aus den Augen verlieren, und der Astronaut Major Tim Peake würde erstaunt blinzeln, weil ein ausgestopfter Frosch an seinem Fenster vorbeifliegen würde. Wir debattierten immer noch, als Jen uns um einen Countdown bat.
»ZEHN!«
Die Wissenschaftler setzten Schutzbrillen aus Plastik auf und stellten sich mit dem Gesicht zu uns neben dem Tisch auf.
»NEUN!«
Die Lehrer traten beiseite, und die Vorschulkinder ganz vorne wichen zurück.
»ACHT!«
Jen ging an den Rand des Schulhofs, wo sie einen kleinen Gasbrenner aufhob und anschaltete.
»SIEBEN!«
Sie kniete sich hin und richtete die Flamme auf ein Pulver, das in einer Metallschale aufgehäuft war.
»SECHS!«
Das Pulver entzündete sich, und die Flamme huschte zischend und knisternd wie eine rote Maus an einem offenen Metallrohr entlang in Richtung Tisch.
»FÜNF!«
Als die rote Maus den Tisch fast erreicht hatte, sprang Jen auf, rannte zum Tisch und packte das Laken.
»VIER!«
Die Mausflamme erklomm das Rohr, zischte noch einmal kurz und stoppte, sodass wir alle dachten, sie würde ausgehen.
»DREI!«
Aber sie blieb an, wurde wieder größer, als Jen das Laken wegzog, um Phil, den Frosch, auf seiner Rakete zu enthüllen, und wollte sich gerade hinauf zu …
Nein …
Nicht Phil.
Ganz und gar nicht Phil.
WO WAR PHIL?
Wir rissen alle erstaunt die Augen auf. Die Wissenschaftler, auch Jen, bekamen nichts mit. Sie sahen alle zu uns — nicht hinter sich auf den Tisch. Und es war merkwürdig, wirklich merkwürdig, denn Phil, der Frosch, war verschwunden. Jemand musste ihn weggenommen haben. Die Rakete war da, aber etwas ANDERES stand auf ihr.
»ZWEI!«
Das waren die Wissenschaftler. Sie hatten gerufen, nicht wir oder zumindest nicht viele von uns, sondern nur ein paar der Jüngeren. Denn wir starrten alle zum Tisch, kaum in der Lage zu glauben, was wir sahen. Auch die Wissenschaftler waren verwirrt — wegen unserer Reaktion —, bis sie nacheinander den Kopf drehten, um zu sehen, was wir sahen. Und was wir sahen, war ihr Experiment — einen Eimer, die Rakete und das Ding, das an ihr befestigt war —, aber es war etwas anderes, als sie gedacht hatten.
Nicht ein Frosch, sondern eine Tasche.
Eine blaue, rechteckige Sporttasche, ziemlich alt, mit einem schwarzen Streifen in der Mitte. Eine Tasche, die jedem Einzelnen in unserer Schule vertraut war, und zwar wegen ihres Aufdrucks: fünf Ringe. In unterschiedlichen Farben. Drei oben und zwei unten.
Olympische Ringe — alle verbunden durch ein Datum darüber und ein Wort in Großbuchstaben darunter:
BOTSWANA.
Alle sahen erstaunt aus. Und dann drehten sich alle Köpfe nach links, wo Mrs Martin stand. Ihre Hände waren immer noch zu kleinen Fäusten erhoben, aber ihre freudige Erregung war umgeschlagen in Betroffenheit. Und Erstaunen. Und Fassungslosigkeit. Dann schüttelte sie sich und sah sich um, hinunter auf ihre Füße, als ob sie ihre Tasche dort finden würde, als ob sie unmöglich dort sein könnte, wo sie tatsächlich war: OBEN AUF DIESER RAKETE.
Es gab kein »EINS!«. Wir schauten einfach zu. Alle waren wie erstarrt, als die leckende rote Flamme den Boden des Eimers erreichte. Er wurde von einem wirklich lauten KNALL erschüttert. Und die Rakete hob ab, allerdings flog sie nicht so weit, wie wir erwartet hatten. Nicht bis zur Seitenwand und auch nicht bis zur Heide hinauf, sondern nur einen halben Meter, bevor sie zurück auf den Tisch stürzte, wo sie liegen blieb, während Mrs Martins Tasche auf den Boden hinunterrutschte.
Dann herrschte Stille. Sie erfasste die Lehrer und die Wissenschaftler und uns alle, die wir auf dem Kunstrasen saßen. Niemand sagte ein Wort. Nicht einmal Marcus Breen. Wir sahen nur zu, wie die Tasche, die Mrs Martin bei den Olympischen Spielen bekommen hatte, zischte und gurgelte und spritzte.
Und
dann