Chicago, 30. Dezember 1978
Liebe Mary!
Ein gutes neues Jahr! Hier in Chicago haben wir jetzt die Weihnachtsfeierlichkeiten hinter uns gebracht und freuen uns auf den Silvesterabend. Mein erstes Weihnachten in den USA – sehr erinnernswert!
Danke für deine unterhaltsamen Briefe! Vor allem habe ich mich darüber gefreut, dass du so detailliert und witzig von dem Glöggtreffen zu Hause bei Gunnar und Lisa erzählt hast. Ich habe Denise (ausgewählte Teile) daraus laut vorgelesen, und sie lachte genauso viel wie ich (obwohl wir beide natürlich den Ernst in all dem Komischen begreifen). Jesses, das muss eine quälende Veranstaltung gewesen sein. Gleichzeitig verstehe ich natürlich, dass du dich schämst, wenn Bertil sich so besinnungslos betrinkt. Er erniedrigt sich selbst, und er demütigt dich, wenn er sich so benimmt.
Entschuldige bitte, dass ich erst jetzt vernünftig auf deine Briefe antworte.
Wir hatten eine schwierige Zeit, und es ist immer noch nicht wirklich gut. Bevor wir hierhergefahren sind, hatte Denise eine weitere Fehlgeburt. Unsere elfte. Die Ärzte sagen, dass mit ihr alles in Ordnung sei, aber ich frage mich, ob das wirklich stimmt. Als es passiert war, hatte Denise mich gebeten, niemandem davon zu sagen, aber jetzt kann ich dir berichten, dass diese Reise deshalb so lange gedauert hat. Wir haben es einfach nicht ausgehalten, zu Hause zu sein, wir wollten schneller wegkommen.
Tausend Dank, dass du dich um unser Haus kümmerst, während wir verreist sind! Das bedeutet wirklich viel. Ich werde am 10. Januar nach Hause fahren, und Denise kommt ein paar Wochen später. Zumindest hoffe ich das. Ich habe wirklich Angst, dass sie Schweden und Bohuslän leid sein könnte. Und vielleicht ist sie langsam auch mich leid.
Und weißt du was, Mary, ich bin es auch langsam leid. Ich bin es leid, immer Angst zu haben, verlassen zu werden, ich bin die Angst, dass es vielleicht niemals Kinder geben wird, leid und all den Streit auch.
Aber wie es auch sei, ich sage es wie du: Ich werde dich nicht mit meinen Problemen belasten. Du hast genügend eigene.
So gesagt: Es geht uns den Umständen entsprechend gut, aber jetzt sehne zumindest ich mich nach Hause nach Schweden. Und ich freue mich auf ein Wiedersehen, wenn ich nach Hause komme. Ich schätze sehr, dass wir einander vertrauen können, es gibt nicht so viele andere, mit denen ich reden kann. Vielleicht auf ein Glas Wein an irgendeinem Abend, wenn ich zurück bin?
Liebe Grüße
Axel