Chicago, den 3. Mai 1990

Hallo Mary,

ich hoffe, dir und dem Rest deiner Familie geht es gut! Ich werde direkt zur Sache kommen. Denise und ich werden wieder nach Hause nach Hovenäset ziehen. Wir sind an einem traurigen, aber logischen Wendepunkt angekommen, als Denises Vater vor einem knappen Monat gestorben ist. Jetzt hat sie keine Eltern mehr, und alle ihre Geschwister haben Chicago ebenfalls verlassen. Wir gehören einfach nicht mehr hierher. Und ich spüre immer stärker die Sehnsucht nach Hause, ich möchte, dass mein Sohn in Schweden aufwächst und nicht in den USA.

Ich werde zwei Wochen vor meiner Familie nach Hause ziehen. Hoffentlich gibt es dann die Möglichkeit, sich zu sehen, Mary. Es gibt nur wenige Menschen, denen ich so viel schulde wie dir. Ich glaubte tatsächlich, dich als Freundin zu verlieren, als vor knapp zehn Jahren alles so falsch gelaufen ist, und doch habe ich das nicht. Das hast du mir deutlich gezeigt, als du mir wie ein rettender Engel an diesem schrecklichen Sommertag 1988 ein Alibi gegeben hast. Vielleicht werde ich ein andermal erzählen, was wirklich geschah und warum ich deine Hilfe brauchte. Aber ich kann nur so viel sagen, dass Lydia keine ganz einfache Person war …

Wie auch immer. Ich vertraue darauf, dass du weiterhin darüber schweigen wirst. Wir zwei teilen ja überdies ein noch größeres Geheimnis. Ein Geheimnis, in das meine geliebte Denise übrigens immer noch nicht eingeweiht ist. Ich hoffe und glaube, weder du noch Bertil werden ihr etwas erzählen. Und auch nicht Elias oder Patricia. Die Schuld liegt bei uns, aber die Zukunft gehört ihnen. Lass uns das niemals vergessen.

Liebe Grüße,

Axel