Dex atmete schwer. Er hob eine letzte Schaufel Dreck aus dem trockenen Boden, steckte den Spaten in die Erde und zog den toten Templer an den Beinen ins flache Grab. Er platzierte die beiden anderen daneben und machte sich daran, das Loch mit dem ausgehobenen Material zu füllen, bis nichts mehr von den Toten zu sehen war. Die beiden verbleibenden Körper hatte er beim besten Willen nicht finden können. Der Aschesturm hatte stundenlang getobt. Vielleicht waren sie von einem Blitz verdampft worden oder lagen unter einer dicken Schicht der grauen Masse begraben. Wie auch immer. Da Dex nichts daran ändern konnte, machte er sich keine weiteren Gedanken und überprüfte die Werte des Scanners. Kurz darauf riss er sich die Maske vom Gesicht und atmete tief ein. Er nahm sein Schwert und brachte die geplünderten Magazine, Waffen und Granaten der Toten zu einer alten Skulptur eines Engels, unter der er bereits die Maschinenpistole vom Tag davor deponiert hatte. Er platzierte die erbeuteten Stücke ebenfalls in dem Militärsack, schob diesen wieder unter
den vergrauten Sockel und bedeckte das Loch mit Asche. Danach hing er sich die Klinge über den Rücken und setzte sich neben die Engelsfigur in den Dreck, um abwesend in den wolkenverhangenen Himmel zu starren.
Er war in den frühen Morgenstunden erwacht. Ylvi hatte panisch um sich geschlagen und einen Namen gerufen. Elor Torres. Dex hatte sie umklammert und beruhigt, bis sie Kopf und Arm auf seiner Brust abgelegt hatte und wieder eingeschlafen war. Abgesehen von diesem Ausbruch schien sie sich etwas erholt zu haben. Sie zitterte nicht mehr so stark und ihr flacher panischer Atem war ruhigeren Zügen gewichen, die ihren Körper entspannten und sie relativ friedlich ruhen ließen. Einige Stunden vorher hatte sie gekämpft, bevor sie aufgegeben und sich von Dex in den Schlaf hatte wiegen lassen. Ein langer anstrengender Kampf, der durch Misstrauen, Skepsis und Angst befeuert worden war. Aber als sie endlich nachgegeben und sich in ihr Schicksal ergeben hatte, war das Gefühl, etwas Gutes getan zu haben, die Mühe auf jeden Fall wert gewesen.
Der Engel in Gestalt einer Frau thronte auf einer zwei Meter hohen Säule. Er saß, die Beine verschränkt, auf einem Podest, hatte die Stirn vor Trauer auf den Knien abgelegt und die Arme um den Kopf geschlungen, sodass sein Gesicht nicht zu sehen war. Seine Flügel waren wie ein Schutzwall um ihn ausgebreitet – oder wie ein Schneckenhaus, in das er sich trauernd zurückgezogen hatte, während die Seelen der verdammten unter seiner Führung in den Himmel stiegen.
Dex fühlte sich aufgrund seines Dilemmas ähnlich niedergeschlagen. Die Frau im Wagen tat ihm leid. Gleichzeitig wollte er Louis nicht vor den Kopf stoßen. Dazu
kam die Tatsache, fünf Templer einer Eliteeinheit getötet zu haben. Dieser Vorfall konnte nicht einfach so an ihm vorüberziehen. Die Männer würden vermisst werden. Jemand würde sich auf die Suche nach ihnen machen. Dex vermutete, dass sie zum Inquisitor gehörten und es nur eine Frage der Zeit war, bis diesem ihr Verschwinden auffallen würde.
Du solltest machen, dass du wegkommst, solange du noch kannst,
meldete sich eine nervös klingende Stimme in seinem Kopf. Die Frau geht dich nichts an. Steig auf die Maschine und hau ab!
Sein Gewissen war nicht erfreut über diesen Vorschlag und ließ ihn schwer schlucken. Nur Feiglinge verschwanden im Dunst der Nacht und ließen Verantwortung, Ehre und Pflicht zurück im Dreck, um ihre eigene Haut zu retten, und sich auf Kosten anderer durchs Leben zu schleppen.
Und wenn schon! Hauptsache, du kommst davon! Louis hat etwas angefangen, dass ihn und die Veteranen unter die Erde bringen wird. Du bist nicht verpflichtet, ihm in dieses Loch zu folgen.
Dex hatte sich lange genug versteckt. Auf der anderen Seite wollte er nicht mehr kämpfen. Für niemanden.
Und doch hast du es letzte Nacht getan!
Er fluchte, rieb sich über die müden Augen und stand auf, als der Motor eines schweren Fahrzeugs erklang. Er schlich vorsichtig um einen Felsen und beobachtete, wie ein in Stadttarnfarben gehaltener Radpanzer ohne Symbole oder Abzeichen auf den Platz fuhr. Kurz darauf verließen sechs Templer das Fahrzeug und sahen sich mit vorgehaltenen Waffen aufmerksam um. Vermutlich handelte es sich bei den Männern, die Dex gestern getötet
hatte um Aufklärer, die vorgefahren waren, um das Purgatorium zu erkunden.
Noch kannst du verschwinden!,
drängte die Stimme in seinem Kopf. Vergiss die Kleine und Louis und Gabrielle und all die anderen Verlierer. Kümmer dich lieber um dich selbst!
Die mit Sturmgewehren bewaffneten Templer brauchten nicht lange, um den Transporter zu entdecken. Und sie würden auch nicht lange brachen, um die Motorräder ihrer Kameraden zu finden, die Dex in der Halle hinter dem gepanzerten LKW abgestellt hatte. Er saß in der Falle. Blieb nur die Frage, ob er verschwinden oder sich den Konsequenzen seines gestrigen Handelns stellen sollte. Die Templer würden keine Zeugen dulden. Sobald er sich zeigte, wäre sein Schicksal mehr oder weniger besiegelt. Wenn er sie dagegen ziehen lassen würde, wäre Ilvy verloren. Dex wusste nicht, warum die Regentschaft die junge Frau in ihre Gewalt gebracht hatte und so einen Aufwand betrieb, um sie vor allem und jedem zu verstecken. Allerdings war ihm definitiv klar, dass sie todgeweiht war und sterben würde, wenn er sie zurückließ.
Als einer der Männer sich der Heckklappe des Fahrzeugs näherte, verließ er sein Versteck und ging direkt auf die Templer zu, die gewarnt die Läufe ihrer Waffen auf ihn richteten.
»Bleib stehen!«, erklang die dumpfe Stimme ihres Anführers, dessen Gesicht unter einer Gasmaske versteckt war.
Dex gehorchte und präsentierte beschwichtigend die Handflächen.
»Wer bist du?«
»Ein Söldner«, erwiderte er ruhig. »Ich arbeite für Präfekt Louis Octavius, dem Befehlshaber des Außenpostens dieses Sektors.
«
»Was ist dein Anliegen?«
»Diese Verbrennungsstätte gehört zum Territorium seines Einflussgebiets. Ich kontrolliere sie in regelmäßigen Abständen während meiner Patrouillen.« Er versuchte, ein entschuldigendes Lächeln aufzusetzen. »Ist ein beliebtes Versteck für Plünderer. Vor allem, während tobender Aschestürme.«
Die Templer schienen sich bis auf ihren Anführer etwas zu entspannen. Der riesige Kerl nahm die Maske ab, zog seine Klinge und näherte sich Dex, dessen Hand sich nur wenige Zentimeter vom Griff seines eigenen Schwerts entfernt befand. Als der Mann vor ihm stehenblieb und die Schneide an seinen Hals legte, konnte Dex das halbtransparente Muster unter dessen Haut erkennen, das ihm schon beim Inquisitor und Ilvy aufgefallen war. Sein Gesicht war kantig, Kinn und Wangenknochen ausgeprägt. Seine stechenden kleinen Augen ruhten auf Dex, während er ihn einmal umkreiste und schließlich vor ihm zur Ruhe kam.
»Ich bin Lucius Mallus, Centurio der Angeli Caduci. Hammer der Inquisition und verlängerter Arm meines Inquisitors.« Er legte den Kopf schief. »Du trägst die Klinge eines Offiziers, aber den Einsatzanzug eines gewöhnlichen Legionärs. Erklär dich.«
»Das Schwert wurde mir vom Präfekten überlassen«, log Dex und hielt dem misstrauischen Blick Mallus’ stand. »Unsere Ausrüstung ist knapp und sein einstiger Besitzer braucht es nicht mehr.«
Mallus spuckte verächtlich vor ihm aus. »Eine Waffe für Krieger in der Hand einer Schabe. Ein widerlicher Anblick, so weit es mich angeht.«
Dex zuckte entschuldigend mit den Achseln und atmete innerlich auf, als Mallus die Klinge zurück in die
Scheide auf seinem Rücken steckte. Der Mann trug abgetragene Kleidung, einen Staubmantel und schwere Stiefel. Die Waffen schienen dagegen neuwertig zu sein.
»Wir wurden während eines Sturms von meinem Inquisitor getrennt«, fuhr Mallus fort. »Er muss sich in dieser Gegend aufhalten.«
»Darüber weiß ich nichts«, erwiderte Dex. »Ich bin außer Plünderern und Scraggern niemandem begegnet. Vielleicht ist er nach Smallridge ausgewichen? Hab gehört, dort halten sich viele ehemalige Templer auf.«
»Vielleicht.« Mallus spuckte erneut aus, als Dex an ihm vorbei zum Transporter gehen wollte. »Wo willst du hin?«
»Ich will mir den Wagen ansehen. Ein ungwöhnliches Modell für diese Gegend.«
»Das Fahrzeug gehört zu uns«, sagte Mallus und stellte sich ihm in den Weg. »Es geht dich nichts an.«
»Ihr seid mit dem Radpanzer gekommen, ist es nicht so?« Dex bedachte ihn mit einem bohrenden Blick. »Der Wagen …«
»Geht dich verdammt noch mal nichts an!«, unterbrach ihn der Templer. »Du stellst viele Fragen, für einen einfachen Söldner.«
»Verzeihung, Centurio. Ich wollte Euch nicht im Weg stehen.«
»Dann mach es nicht.«
Dex senkte den Kopf und wich betreten zur Seite. Mallus schien ein wirklich überheblicher Offizier zu sein. Trotzdem wollte Dex zuerst eine der Maschinenpistolen aus dem Versteck holen, bevor er sich mit den Elitetemplern anlegen würde.
Du willst dich mit ihnen anlegen? Bist du wahnsinnig? Mach endlich, dass du hier wegkommst
!
»Ich werde zurück zum Außenposten fahren und Bericht erstatten. Louis Octavius wird Euch sicher mit allem unterstützen, was er aufzubieten hat.«
»Ah, das hat keine Eile«, winkte Mallus ab und bedachte Dex mit einem lauernden Blick. »Du kennst dich in der Gegend aus?«
»Das ist korrekt, Centurio.«
»Wir haben unsere Aufklärer an den Sturm verloren und müssen vielleicht auf deine Kenntnisse zurückgreifen.«
»Was soll ich machen, bis es so weit ist?«
»Steh uns nicht im Weg.«
»Verstanden, Centurio.«
Mallus nickte einem seiner Templer zu, der Dex nicht mehr von der Seite wich. Danach öffneten sie die Tür zur Fahrerkabine des Transporters und wollten dessen Motor starten, der keinen Mucks von sich gab. Vermutlich waren Aschepartikel unter die Motorhaube gekrochen und hatten alles Mögliche verstopft. Der Templer auf dem Fahrersitz – Hector – stieg aus und öffnete die Haube. Danach begann er lautstark zu fluchen.
»Was ist?« Mallus starrte ihn mit funkelnden Augen an.
»Alles verdreckt. Wird etwas dauern, bis ich ihn wieder flott bekomme.«
»Wir haben nicht viel Zeit!«
»Ich weiß, verdammt!«, sagte er an Mallus gerichtet. »Ich mach, so schnell ich kann.«
»Steckt einen Sicherheitsperimeter ab und durchsucht die Gebäude«, wies Mallus die anderen an. »Wir werden hier warten, bis der Transporter einsatzbereit ist.« Er machte eine ausholende Bewegung mit der Hand. »Ich will keine bösen Überraschungen erleben, also gebt euch Mühe
und sichert dieses Areal, als ob sich eure Huren darin aufhalten würden.«
Dreckiges Gelächter erklang.
Anschließend gingen die drei Templer stumm zu den Gebäuden, über denen das Kreuz der Verdammten aufragte und seinen Schatten in Richtung des Transporters warf, und machten sich an die Arbeit.
»Mal sehn, wie es dem Miststück geht.« Mallus wandte sich um und hielt auf den Wagen zu. Dex schloss sich ohne zu fragen an und registrierte aus den Augenwinkeln, dass der Templer neben ihm – ein stämmiger Kerl, dem ein künstliches Auge eingesetzt worden war – den Lauf seiner Waffe unablässig auf ihn gerichtet hielt. Das Ganze würde auf eine Katastrophe hinauslaufen. Dessen war er sich absolut sicher, denn er wusste, dass er nicht würde wegsehen können.
Doch! Kannst du! Denk nur einmal an dich und lass die anderen den Dreck fressen!
Dex schüttelte den Gedanken ab und postierte sich zwischen dem Templer und Mallus, der ihn nicht weiter beachtete. Vermutlich war er in seinem lächerlichen, schlecht sitzenden Overall und der alten Klinge weit von allem entfernt, was der überheblich wirkende Centurio für gewöhnlich als Bedrohung ansah.
»Das verdammte Schloss wurde bereits aufgebrochen!« Er fuhr herum und funkelte Dex wütend an.
»Nicht von mir«, erwiderte er und hob vorsichtshalber die Hände.
»Halt den Bastard im Auge, Kaeso.« Malus hob die Waffe, umklammerte den Griff der Heckklappe und riss sie mit einem Ruck auf.
Kurz darauf erklang ein lauter Knall. Malus wurde in einer Wolke aus Blut, Knochensplittern und Gehirnmasse
zurückgerissen, taumelte zwei Schritte auf Dex zu und brach röchelnd vor ihm zusammen. Die Hälfte seines Gesichts fehlte. Als sich der Rauch verzogen hatte, starrte Dex in den Lauf seiner eigenen Shotgun.
Louis hielt die Waffe auf den Inquisitor gerichtet, der seinem wütenden Blick standhielt und den Lauf der vollautomatischen Shotgun nach wie vor gegen Gabrielles Hinterkopf drückte. Seine Hand hatte sich in ihren Haaren vergraben und fixierte ihren Kopf. Gabby schien kurz davor zu sein, zu ersticken. Sie rang nach Atem, hustete unentwegt und presste gutturale Laute hervor, die Louis bis ins Mark trafen. Der Bastard hatte sie ohne Maske durch den Aschesturm gezwungen und damit ihr Todesurteil gesprochen.
»Ihr solltet jetzt nichts überstürzen, Präfekt«, ermahnte Varro ihn. »Das Leben Eurer Frau könnte davon abhängen.«
»Du hast sie zum Tode verurteilt, indem du sie der verdammten Asche ausgesetzt hast! Dafür wirst du bezahlen, Prediger!«
»Überlegt Euch lieber genau, was Ihr als nächstes von Euch gebt, Präfekt!«, fauchte Varro und erhöhte den Druck auf Gabrielles Kopf, bis sie zu wimmern begann. »Ich repräsentiere den Interrex! Ich bin sein verlängerter Arm und ich werde nicht dulden, dass Ihr oder Eure Hure von einer Frau mir dabei in die Quere kommt! Ich weiß, was Ihr vorhabt und ich werde nicht hinnehmen, dass Ihr mich als Druckmittel gegen die Regentschaft einsetzen wollt!«
»Du kommst hier nicht lebend raus, Prediger«,
erwiderte Louis lauernd, während er sich zwingen musste, seinen Blick auf den Inquisitor gerichtet zu lassen, obwohl er aus den Augenwinkeln wahrnahm, wie Gabrielle verzweifelt um ihr Leben kämpfte. »Meine Templer werden dich erledigen, sobald du auch nur einen Fuß vor das Schott setzt. Du bist isoliert und abgeschnitten. Niemand außer Victrix weiß, dass du hier bist. Der Regulator wird dich fallen lassen, sobald ihm die Situation zu heiß wird und die Schuld am Fehlschlag deiner Mission auf dich und deine Familie schieben, und deine Linie für immer mit einem Makel versehen, der nur durch heiliges Feuer bereinigt werden kann.« Er funkelte ihn wütend an. »Und du weißt, was das bedeutet!«
Varro bedachte Louis mit einem skeptischen Blick. Anscheinend hatten seine Worte die angestrebte Wirkung nicht verfehlt. Er ließ Gabrielle los, zog eine kleine dunkelgrüne Ampulle aus einer Tasche seines Staubmantels und hielt sie demonstrativ hoch. »Das ist eine technische Lösung, die die Atemwege nach einer Vergiftung durch Aschepartikel reinigt. Standardausrüstung.«
Louis sah ihm an, dass es ihn große Überwindung kostete, sich zurückzuhalten und Louis nicht mit Hass und Überheblichkeit zu überschütten. Der Kerl war es nicht gewohnt, zurückzustecken oder etwas anderes als seinen Willen gelten zu lassen. Dort wo er herkam, stand die Inquisition über allem. Aber hier draußen war das nicht der Fall. Niemand stand über allen anderen und jeder musste von Zeit zu Zeit zu Kreuze kriechen, um nicht von der allgegenwärtigen Asche begraben zu werden.
Er schnaubte verächtlich und spuckte vor dem Inquisitor aus. »Und?«
»Nun«, knurrte Varro angewidert, »ich bin bereit, Euch
diese Lösung zu überlassen – wenn Ihr mir dafür entgegenkommt.«
»Inwiefern?«
»Ich weiß dank Eurer schwer zum Reden zu bringenden Frau von Eurem Plan, Präfekt.« Varro schenkte ihm ein kaltes Lächeln. »Ich kann Euch nicht verdenken, dass Ihr genug von dieser Einöde habt. Dieses Drecksloch ist mehr als entwürdigend. Vor allem ein Mann Eures ehemaligen Standes wird hier draußen jeden Tag aufs Neue an seine Niederlage erinnert, nicht wahr?« Er ließ die Waffe sinken und wartete, bis Louis es ihm gleichtat. »Ich kann dafür sorgen, dass Regulator Victrix Euch die Aufenthaltsgenehmigung für Ankhrom beschafft – und vor allem, dass Euch und Eurer Frau danach kein Haar gekrümmt wird.«
Louis horchte überrascht auf.
»Ihr seid nicht der erste Mann, der versucht, sich seinen Weg zurück in die Zivilisation zu erpressen. Aber ich werde dafür sorgen, dass Ihr einer von den wenigen sein werdet, die ihren Triumph auch genießen können.«
»Was wollt Ihr dafür?« Louis hatte fragen müssen, obwohl er die Antwort bereits kannte.
»Die Gefangene.«
»Wer garantiert mir …«
»Niemand, Präfekt. Ihr werdet Euch auf mein Wort verlassen müssen. Von einem Templer zum anderen.« Er musterte Louis eindringlich. »Wir stehen auf derselben Seite. Vergesst das nicht.«
»Ihr habt eine verdeckte Operation in meinem Territorium durchgeführt, ohne mich darüber zu informieren, Inquisitor. Einfache Templer wie ich mögen keine verdeckten Operationen, denn uns ist bewusst, dass diese
Art von Mission eine lange blutige Spur hinter sich herzieht, falls etwas schiefgehen sollte.«
»Ich hatte meine Befehle«, wiegelte Varro ab. »Diese Angelegenheit ist zu wichtig, als dass Ihr oder einen Eurer Männer sich damit belasten sollte, Präfekt. Seid Euch sicher, dass ich mein Wort halten werde, wenn wir zu einer Übereinkunft kommen. Also? Wie habt Ihr Euch entschieden?«
Gabrielle starrte Louis ängstlich an und schüttelte unmerklich den Kopf, während sich seine Gedanken überschlugen. Er traute dem Kerl nicht über den Weg. Allerdings befanden sie sich im Moment in einer klassischen Pattsituation. Keiner konnte ohne den anderen. Und Varro war
ein Templer. Genau wie Louis. Sie standen auf derselben Seite, auch wenn sich die Rahmenbedingungen etwas geändert hatten. Das Gleichgewicht dieses Patts mochte sich mit neuen Variablen später verschieben, aber im Moment blieb ihm nichts anderes übrig, als sich auf den verdammten Inquisitor einzulassen. Auch wenn dieser Gedanke eine tiefe Kerbe in seinem ohnehin ramponierten Stolz zurücklassen würde. Gabrielle schien ihm seine Gedankengänge förmlich ansehen zu können, denn mit jeder Sekunde verfinsterte sich ihr Blick ein Stück mehr.
»Einverstanden …« Louis ignorierte Gabbys anklagenden Blick und konzentrierte sich auf Varro, der ihm zunickte, die Ampulle neben Gabrielle auf den Boden stellte und zur Seite trat.
Louis hängte sich die Maschinenpistole auf den Rücken, nahm die Maske ab und ging zu seiner Frau. Als er den winzigen transparenten Behälter aufhob, registrierte er aus den Augenwinkeln, wie die Hand des Inquisitors langsam zum Knauf eines Kampfmessers glitt,
dessen Scheide quer am Gürtel hing. Anscheinend war der Mann ebenso unglücklich mit der Abmachung wie Louis, und es schien ihn einiges an Mühe zu kosten, sich zurückzuhalten. Obwohl Louis sich sicher war, dass Varro ihm das Messer liebend gern in den Schädel gerammt hätte.
Er öffnete die Ampulle, führte sie an Gabrielles Lippen und stützte ihren Kopf, um ihr die Flüssigkeit in den Mund zu träufeln. Nachdem sie diese geschluckt hatte, begann sie schwer zu husten. Louis nahm sie in den Arm und wiegte sie, bis sie sich etwas beruhigte und ihr warmer Atem über sein Ohr strich.
»Was ... was hast du getan?« Ihre heisere Stimme war kaum zu hören.
»Mach dir keine Sorgen«, wollte er sie beruhigen. »Es ist nur zu deinem Besten.«
»Lad diese Schuld nicht bei mir ab, hörst du?«
Louis biss die Zähne zusammen, küsste sie und strich über ihr zerzaustes Haar. »Alles wird gut …«
Er wies den Inquisitor an, im Bunker zu bleiben, während Baldwin die gekappte Leitung reparierte und er Gabrielle ins Quartier brachte. Er setzte sie aufs Bett, öffnete die Fenster und stellte eine Flasche mit destilliertem Wasser auf den Nachttisch. Anschließend half er ihr dabei, sich im Bad das eingetrocknete Blut aus dem Gesicht zu wischen und ihre Haare zu waschen, um die Aschepartikel loszuwerden. Danach kümmerte er sich um ihre Wunden. Eine Platzwunde musste geklammert werden. Nachdem er die letzte gesetzt hatte, bemerkte er, dass sie ihn unverhohlen musterte. Ihr anklagender Blick bereitete ihm echte Schmerzen.
»Ich konnte nicht anders«, versuchte er, sich zu rechtfertigen
.
»Du hättest ihn in der Wüste sterben lassen sollen. Er wird uns alle vernichten.«
»Wird er nicht.«
»Warum? Weil du ihm ein dummes Versprechen abgerungen hast?« Sie sah ihn verächtlich an. »Worte bedeuten nichts.«
»Er hat auf den alten Codex geschworen …«
»Gott, Lou.« Sie musste husten. »Er wird sich nicht daran halten. Er hat überhaupt keinen Grund dazu. Sobald seine Verstärkung hier ist, wird er sein wahres Gesicht zeigen. Für den Mann sind wir keine gleichgestellten Menschen. Warum willst du das einfach nicht verstehen?«
»Wir werden sehen.« Er brachte sie zum Bett, half ihr, sich hinzulegen, und deckte sie zu. »Ruh dich aus, okay? Ich geh zurück und leite alles Nötige in die Wege.« Er küsste ihre Stirn, wandte sich ab und ging zum Bunker, wo Baldwin die letzten Arbeiten abschloss, um die Komm-Anlage wieder mit Energie zu versorgen, während Ben die Abreise der Nomaden koordinierte.
Varro lehnte mit verschränkten Armen an einer Wand des Bunkers und starrte ungeduldig auf die Kommunikationseinheit, als Louis den Raum betrat.
»Wie lange noch?«
»Es wird nicht mehr lange dauern.«
Varro spuckte verächtlich aus. »Ihr habt mit hohem Einsatz gespielt, Präfekt. Dafür habt Ihr meinen Respekt verdient. Aber jetzt ist es an der Zeit, um an Eure Zukunft zu denken.« Er begann seine Finger knacken zu lassen. »Wo befindet sich die Gefangene?«
»In einem Transporter beim alten Purgatorium.«
»Unbewacht?«
Louis schüttelte verneinend den Kopf.
»Wer?
«
»Ein clanloser Söldner.«
Varros Blick verdunkelte sich. Anscheinend war er mit Louis’ Entscheidung, die Frau von jemandem wie Dex bewachen zu lassen, nicht einverstanden, ging aber nicht weiter darauf ein. »Die Mitglieder meines Zugs wurden während eines gewaltigen Aschesturms voneinander getrennt. Ich und meine Templer waren auf dem Weg zu den Koordinaten, die Ihr aus meinem Crypter gestohlen habt, als wir von Renegaten angegriffen wurden.«
»Rebellen? Hier?« Louis spielte den Überraschten.
»Diese Brut wird nie ausserben, Präfekt«, erwiderte Varro kalt. »Aber wir werden nicht aufhören, sie zu verfolgen, bis keiner mehr übrig und all der menschliche Abschaum Geschichte ist. Und wenn es das Letzte ist, was ich mache.«
Louis verzichtete auf einen Kommentar, bis Varro fortfuhr.
»Ich werde versuchen, meine versprengten Einheiten zu kontaktieren. Außerdem benötige ich Verstärkung. Nichts gegen Eure Templer, Präfekt, aber ich fürchte, sie sind der Aufgabe nicht gewachsen.«
Louis nickte, obwohl ihm dieser Gedanke nach wie vor nicht gefiel.
»Wir werden diese Basis vorübergehend als Stützpunkt nutzen. Sobald alles erledigt ist, werden wir verschwinden – und Ihr und Eure Frau zurück nach Ankhrom kehren. Bis dies so weit ist, erwarte ich Eure volle Unterstützung.«
»Wie abgemacht …«
»Wie abgemacht«, wiederholte Varro lauernd. »Sobald die Anlage wieder einsatzbereit ist, werdet Ihr Euren Mann vor Ort kontaktieren und ihm auftragen, auf meine Templer zu warten. Danach sollen sie sich auf den Weg zur
Basis machen.« Er bedachte Louis mit einem finsteren Blick. »Ich werde einen Raum für das Verhör benötigen.«
»Ich werde einen vorbereiten lassen.«
»Gut. Sorgt dafür, dass er abgelegen ist.«
Louis schluckte. »Natürlich. Die Komm-Anlage wird in den nächsten Minuten einsatzbereit sein. Ihr könnt derweilen in meiner Unterkunft warten und …«
»Das ist nicht nötig. Ich bleibe hier. Wir haben schon genug Zeit durch Eure Charade verloren.«
»Wie Ihr wollt.«
Als Louis gehen wollte, wandte sich der Inquisitor erneut an ihn.
»Was den Söldner angeht …«
»Ja?«
»Wird er Probleme machen?«
»Nein«, log Louis. »Er macht alles, solange er angemessen dafür bezahlt wird.«
»Ich verlasse mich auf Euch, Präfekt. Ihr seid bis auf Weiteres entlassen.«
Louis verließ den Bunker und machte sich auf den Weg zu den Mannschaftsquartieren. Es war an der Zeit, sich selbst davon zu überzeugen, dass Dex kein Problem werden würde. Louis war sein übertriebener Gerechtigkeitssinn bereits aufgefallen. Normalerweise hatte sich der Junge gut im Griff, aber hin und wieder manifestierte sich der Kern seines Wesens in seinen impulsiven Handlungen und Louis hatte keine Lust, in diesem Fall davon überrascht zu werden.
Er überquerte den Platz, hielt auf einen der Kasernenkomplexe zu und betrat die Anlage mit seinem Berechtigungscode. Die meisten der winzigen Unterkünfte waren seit Jahren nicht belegt. Louis passierte sechzig Zellen, bis er das Ende des Korridors erreichte und vor einer
verschlossenen Luke aus Stahl stehen blieb. Als er die Codekarte vor die Scaneinheit des Schlosses halten wollte, zögerte er. Dieser Schritt war nicht wieder umzukehren. Er würde die Abmachung, die er vor fünf Jahren mit Dex getroffen hatte, nichtig machen. Denn diese hatte bis heute auf gegenseitigem Vertrauen beruht, das Louis im Begriff war, für immer zu zerstören. Er atmete aus, hoffte, das Richtige zu tun, und öffnete die Luke.
Im Inneren war es düster. Die Decke auf der Pritsche war sorgfältig zusammengerollt, das Kissen ausgeschüttelt. Die beiden Gegenstände waren symmetrisch auf der Matratze angeordnet worden. So, wie man es in den Kasernen der Regentschaft während der knochenharten Ausbildung vorgelebt bekam. Außer der Pritsche gab es einen kleinen Tisch, einen Stuhl – ebenfalls sauber zueinander ausgerichtet – und einen Schrank, der bis auf drei zerschlissene Hemden, einen Ersatzoverall, Unterwäsche und ein Paar Stiefel leer war. Louis wandte sich fluchend ab und ging in den winzigen Nebenraum. Die Sanitärkabine war eng. Unmöglich, hier verbotene Dinge zu verstecken. Er kehrte in den Hauptraum zurück und setzte sich auf die Pritsche. Er war verdammt sicher, dass Dex etwas zu verbergen hatte. Als er das Quartier bezogen hatte, hatte er nur einen alten Militärsack bei sich. Allerdings hätte er später jederzeit Dinge in den Außenposten schmuggeln können, denn Louis hatte ihm die gleichen Berechtigungen wie den anderen Templern zukommen lassen – als Zeichen seines Vertrauens. Er rieb sich übers Gesicht und versuchte, sich zu konzentrieren. Dex wäre nicht so dumm, verbotene Gegenstände in seinem Quartier zu verstecken. Dazu war er zu clever. Aber er würde sie in seiner Nähe haben wollen. Louis verließ den Raum und stieß die Luke des Zimmers gegenüber auf, die
unverschlossen war. Leer. Anschließend prüfte er das Quartier neben Dex’ Unterkunft und dessen Pendant auf der anderen Seite. Mit dem gleichen Ergebnis. Als er die nächste Luke öffnen wollte, stellte er erstaunt fest, dass diese verschlossen war. Laut seinem Belegungsplan hatte das entsprechende Quartier aber niemand bezogen, weil es mehrere Defekte gab, die aufgrund der knappen Ressourcen bisher nicht behoben worden waren. Die Unterkunft stand seit Jahren leer.
Louis öffnete die Luke mit seinem Generalcode und betrat den muffig riechenden Raum. Die Pritsche hing schief in den Angeln, eine Wand war aufgerissen und ein dicker Leitungsstrang freigelegt worden. Louis inspizierte die Öffnungen im Mauerwerk, rückte den leeren Schrank zur Seite und ging schließlich in die Sanitärkabine. Es stank nach abgestandenem Urin. Die Toilettenschüssel war halb aus der Verankerung gerissen, die Wände der Duschkabine ebenfalls aufgebrochen worden, deren Leitungen abgeklemmt. Ansonsten war nichts Verdächtiges zu sehen. Vielleicht hatte Louis sich in Dex getäuscht und der Junge war wirklich nur ein Streuner, der nach dem Krieg eine Bleibe gesucht und hier gefunden hatte. Gabrielle hatte darauf bestanden, ihn aufzunehmen und ihn vom ersten Tag an mit allen möglichen Aufgaben betraut, die Dex ohne zu murren gewissenhaft erfüllt hatte. Eine perfekte, pflichtbewusste Hilfskraft, für die jeder Präfekt töten würde.
Louis spürte, wie sich sein schlechtes Gewissen meldete, als sein Blick auf den unteren Rand der Duschkabine fiel. Deren Dichtungen waren rissig und spröde. Es schien, als ob das Becken bereits mehrfach aus der Verankerung gehoben worden war. Louis stemmte es mit dem Kampfmesser, das Pius ihm überlassen hatte, aus dem
Rahmen, hob es hoch und trug es in den Hauptraum. Danach ging er zurück und fand ein gewaltiges Loch im Boden, in dem der Militärsack lag, der aus den Beständen der Regentschaft zu stammen schien. Er zog den schweren Sack heraus und schleifte ihn ebenfalls in den Hauptraum. Eine Sekunde später ging er in die Hocke, zog die Verschlüsse auf und öffnete ihn.
Als sein Blick über die Gegenstände wanderte, die sich darin befanden, begann er vor Wut zu brüllen und verfluchte den Tag, an dem er Dex bei sich aufgenommen hatte.
Dex hob beschwichtigend die Hände, während Ilvy die Shotgun, die er im Wagen vergessen hatte, zwischen ihm und Kaeso hin und herwandern ließ. Ihre Arme zitterten. Es war nur eine Frage der Zeit, bis ihr die Waffe entgleiten und Mallus’ Templer über sie herfallen würden. Die kleine Wölfin wirkte ängstlich, und schien nach wie vor von den Drogen benebelt zu sein, die ihr Leben zur Hölle machten. Dex war sich nicht sicher, ob sie ihn erkannte oder für einen der Aggressoren hielt, die sich aufgeregt gegen die Seitenwand des Wagens pressten und sich gegenseitig anbrüllten. Ihre Stimmen wirkten dumpf und unwirklich. Der Mann neben Dex war buchstäblich paralysiert und starrte ungläubig auf Mallus’ halb zerstörtes Gesicht, dessen Muskeln zuckten und ihn eine groteske Fratze nach der anderen schneiden ließen, während das Blut fontänenartig aus seiner aufgerissenen Schläfe gepumpt wurde.
Dex fasste nach dem Griff seiner Klinge, als eine Blendgranate vor ihm auf dem Boden aufschlug. Er ließ sich instinktiv auf die Knie fallen, machte sich klein und
schlang die Arme um seinen Kopf. Kurz darauf detonierte der Sprengkörper. Die Druckwelle riss Asche aus dem Boden und schleuderte sie hoch in die Luft. Gleichzeitig erklang ein Schuss aus dem Transporter. Der Templer neben Dex wurde nach hintern geschleudert und blieb vor Schmerzen brüllend im Dreck liegen, während er eine Hand auf den Stumpf am Ellbogen presste, an dem sich noch vor wenigen Sekunden sein Unterarm befunden hatte.
Dex kniete benommen im Dreck. Sein Gleichgewichtssinn war dank der Blendgranate empfindlich gestört. Außerdem war ihm übel. Er hatte Asche eingeatmet und musste husten, während die Ränder seines Sichtfeldes miteinander verschwammen und der sich ausbreitende Schwindel es ihm unmöglich machte, aufzustehen. Als er sich aufrichten wollte, bekam er einen Schlag auf den Hinterkopf. Jemand riss die Klinge aus seiner Scheide und schleuderte sie über den Platz. Anschließend liefen die Templer mit vorgehalten Waffen an ihm vorbei und stürmten den Transporter. Sie schleiften Ilvy an den Haaren aus dem Wagen, schlugen und traten auf sie ein und rissen ihr den Overall bis zur Hüfte vom Leib. Einen Augenblick später legten sie ihr einen Celron
an. Das Gerät saugte sich auf ihrem Brustkorb fest, während die sechs künstlichen Arme sich um ihren Oberkörper schlangen. Als sie es aktivierten, zogen sich diese zusammen und pressten Ilvy die Luft aus dem Körper. Einen Augenblick später begann das Display des achteckigen Folterinstruments zu leuchten und einer der Männer startete das darin gespeicherte Programm mit einem biometrischen Scan seiner Pupille. Ilvy flehte Dex währenddessen um Hilfe an. Ihre Stimme war dumpf und brauchte einen Moment, um bis zu ihm durchzudringen. Sie erweichte sein Herz und
befeuerte seine Wut, die seine Muskeln stimulierte und seinen Willen aus der Dunkelheit zurück ins Licht holte. Trotzdem war es ihm unmöglich, sich zu erheben und etwas zu unternehmen. Seine Gedanken waren langsamer als sonst, seine Befähigung, alle möglichen Szenarien durchzuspielen, eingeschränkt. Die Blendgranate hatte ihn vieler Fähigkeiten beraubt und ihn auf eine Art Basiszustand heruntergefahren, die nur noch eine simple, reduzierte Sicht auf die Welt zuließ: Schwarz oder Weiß, Ehre oder Schande, Leben oder Tod. Diese einfache Weltsicht seines angeschlagenen Bewusstseins ließ sich nicht mehr durch Befürchtungen, lächerliche Entschuldigungen sowie billige Ausflüchte in die Irre führen, und es war an der Zeit, eine Entscheidung zu treffen, die ihm später keine Albträume bescheren würde. Eine Entscheidung, die eines Kriegers würdig war.
Die Templer schlugen weiterhin wie besessen auf Ilvy ein, die sich weder wehren noch schützen konnte. Sie röchelte verzweifelt nach Atem, während der Celron ihr gnadenlos die Luft aus dem Körper presste und sie ihren Peinigern hilflos zum Fraß vorwarf. Wenn die Kerle nicht aufhören würden, würden sie die kleine Wölfin umbringen. Sie hatten sich in Rage geprügelt und sich wie ein Rudel Hyänen auf sie gestürzt, um sie bei lebendigem Leib zu zerreißen.
Als ihr verzweifelter Blick Dex fand, schleppte er sich zu Mallus, zog dessen Klinge und zwang sich, aufzustehen. Einen Augenblick später biss er die Zähne zusammen und stürzte sich knurrend auf die Männer. Er enthauptete den ersten, schlitzte den Hals des Templers daneben mit einem gezielten Streich auf und spaltete den Dritten, der gewarnt herumgefahren war, von der Schulter bis zum Brustbein. Er ließ die festsitzende Klinge los und wandte sich dem
letzten Templer zu, der eine Handfeuerwaffe aus dem Holster am Bein zog, anlegte und abdrückte – Fehlfunktion. Dex überbrückte die Distanz mit einem Satz, zertrümmerte den Kehlkopf seines Gegners und schlug dessen Kopf auf die Einstiegskante des Transporters, um ihn kurz darauf in der Asche zu ersticken. Danach richtete er sich schwer atmend auf und ließ seinen Blick über die Toten schweifen, bis ihm klar wurde, dass ihn seine Vergangenheit endlich eingeholt hatte.