3. Kapitel
D er Kaffee, der schon lauwarm aus dem Automaten kam, ist inzwischen kalt. Das verbessert seinen Geschmack kein bisschen. Da ich mit dem Rücken zu ihm stehe, verziehe ich das Gesicht.
»Nun, irgendwas müssen Sie doch unternehmen können, um sie zu finden«, stelle ich ruhig fest und drehe mich um. »Es muss doch was geben. Irgendeine Art von Speicherung beim Telefonanbieter vielleicht – irgendwas.«
Ich klinge zuversichtlicher, als ich bin, denn auch das kann ich gut.
»Ich meine, die Polizei verfolgt doch alle naselang Anrufe.«
»Ich verstehe Ihre Frustration, Mrs Harlow, wirklich.«
Der junge Beamte, der den Bericht über meinen Anruf verfasst, ist höflich, sogar beflissen, fragt nach jedem Detail. Ihn dazu zu bringen, mit den Informationen auch etwas anzufangen, ist aber eine ganz andere Sache.
»Aber wir können nichts tun, bis wir nicht einen Blick in die Akte geworfen haben und da auf dem Stand der Dinge sind. Was noch diese Woche passieren wird, das versichere ich Ihnen.«
»Diese Woche? « Ich sehe den Ausdruck in seinem Gesicht. »Okay, ich weiß, wie sich das anhört. Aber es war nicht das, was sie gesagt hat. Sondern, wie sie es gesagt hat.«
»Ja, das haben Sie erwähnt. Sie haben da ein Gefühl«, wiederholt er meine Worte.
Ich schenke ihm einen bösen Blick, aber er verzieht keine Miene.
»Aber hat sie um Hilfe gebeten? Nach der Polizei gefragt? Hat jemand sie bedroht, sie angegriffen?«
»Nein, das habe ich Ihnen doch schon gesagt«, erwidere ich und versuche, meine Frustration im Zaum zu halten. Er weiß längst, dass sie nichts davon gesagt hat. »Sie sagte, wir sollen uns keine Sorgen um sie machen. Aber … aber sie hat nicht gesagt, dass sie in Sicherheit ist.«
»Und niemand sonst hat sie gehört oder wenigstens den Anruf mitbekommen?«
»Nein, wie gesagt, Samstagnacht ist nur die kleine Besetzung da. Meine Kollegin war gerade in der Pause.«
»Und diese Anruferin …«
»Sophie«, unterbreche ich ihn.
»Wie Sie sagen, Sophie … sie hat den Anruf beendet …«
»Ja, natürlich habe nicht ich aufgelegt. Das würde ich nie tun.«
»Also sie hat den Anruf beendet, als sie erkannt hat, dass sie mit Ihnen spricht?«
»Ich denke schon, ja, aber das muss natürlich ein Schock gewesen sein.«
»Nun denn. Vielleicht ruft sie wieder an?«
Ich knirsche mit den Zähnen. Vorher war ich immer so dankbar, so schuldbewusst . Ich bin die Mutter, deren Tochter weggelaufen ist. Aber jetzt bin ich nur aufgebracht. Wütend.
Tatsächlich weiß ich nicht, was ich erwartet hatte, aber jedenfalls mehr als das. Zumindest ein Gefühl der Dringlichkeit.
Auf meine Nachricht hatte es keine Antwort gegeben. Ich hatte die Nummer von Kirstie, unserer bisherigen Beamtin, gespeichert. Als es keine Reaktion gab, bin ich einfach direkt zu der Wache in Amberton gefahren, dem nächsten Städtchen bei Vale Dean, dem Dorf, in dem ich wohne. Man hatte mich in das Zimmer geführt, und dann war der Polizist gekommen, um den Bericht aufzunehmen. Noch war es früh genug und ruhig, die Säufer waren noch nicht auf dem Marktplatz unterwegs.
Jetzt allerdings nicht mehr. Es kam mir vor, als ob ich stundenlang gewartet hätte, gewartet, dass was passiert. Und jetzt ist klar, dass ich noch länger warten werde.
»Sie sagen, sie hat Ihnen gesagt, dass Sie sich keine Sorgen machen sollen«, stellt er fest. Er spielt mit einer Seite seines Notizblocks. »Wissen Sie, mit achtzehn, wenn da jemand nicht zurück nach Hause kommen will … nun ja. Die Wahrheit ist, Mrs Harlow, dass es vielleicht gar keine Angelegenheit für die Polizei …«
»Keine Angelegenheit für die Polizei? Meine Tochter, die seit zwei Jahren vermisst wird, ruft mich an, und es ist keine Sache der Polizei?«
Meine Stimme bricht, und er senkt den Blick. Er schämt sich für mich. Er glaubt, ich klammere mich an einen Strohhalm.
»Sie verstehen das nicht«, sage ich niedergeschlagen. »Ich kenne meine Tochter. Oder kannte sie. Bitte, Constable …«, ich versuche mich an seinen Namen zu erinnern, »Jesson. Wissen Sie …« Ich zögere, während sich ein Gedanke langsam in meinem Kopf entfaltet. »Haben Sie eine Schwester namens Jessica? Ist Cross-Country für die Grafschaft gelaufen?«
»Oh, nein, Jessica ist meine Cousine«, erklärt er mit etwas mehr Wärme in der Stimme. »Der Name ist schwierig, aber dafür vergisst man ihn nicht. Sie ist jetzt an der Uni, Jura.«
Als ihm der wahrscheinlichste Grund dafür einfällt, dass ich den Namen kenne, hält er inne.
»Sie muss ein paar Jahre älter sein als Sophie. War sie auch Läuferin?«
»Ist sie«, erwidere ich. »Nicht war.«
»Ist«, korrigiert er sich, dann fährt er leiser fort: »Okay, es gibt wirklich nichts, was wir heute Nacht noch tun können. Das geht an unsere Ermittler, verstehen Sie? Es ist keine kleine Sache, Anruflisten zu besorgen, sogar in …«
Sogar in Fällen mit Priorität, beende ich seinen Satz in Gedanken. Anders als dieser.
»Sogar wenn es kein Samstagabend ist. Aber ich habe Ihre Bedenken eingetragen. Wir kontaktieren Sie.«
Mehr werde ich heute Abend nicht erreichen. Was kann ich schon noch tun?
»Vielen Dank«, sage ich und stehe auf. Es ist sinnlos, mich mit ihm anzulegen.
Als ich die Polizeiwache verlasse, ist es dunkel. Auf dem Weg zum Auto muss ich mich durch eine Junggesellinnen-Partygruppe schlängeln, die durch die Straßen torkelt. Ich bin daran gewöhnt, nicht im Einklang mit dem Rest der Welt zu sein.
Auf dem Heimweg schalte ich das Radio ein, arbeite mich durch die Sender mit Discomusik, bis ich eine Anrufsendung mit hirnlosem Geplapper finde, die mich ablenkt.
»… also haben es Teenager heutzutage schwerer als zu unseren Zeiten? Eine neue Studie behauptet, dass Probleme mit psychischer Gesundheit unter jungen Menschen ansteigen – aber was denken Sie? Rufen Sie mich an. Und jetzt hat Bob aus Stockport eine ziemlich kontroverse Ansicht über die Körperwahrnehmung, nicht wahr, Bob? Er ist jetzt dran und …«
Ich schalte wieder aus. Während ich die Ausläufer der Stadt hinter mir lasse und die Häuser Feldern weichen, kommen die Erinnerungen zurück.
Damals war ich unterwegs, auf einem überdrehten Mädelswochenende, bei dem ich unsicher war.
»Sie ist eigentlich eher Charlottes Freundin«, hatte ich gesagt, während ich mir das geplante Programm ansah: Wellness, zur Rennbahn.
Sophie hatte mich ermutigt mitzumachen: »Du solltest gehen. Vielleicht gefällt es dir.«
Später hatten die Polizisten gesagt, dass sie wohl schon wusste, dass sie dann verschwinden würde: Vielleicht – und sie formulierten das sehr vorsichtig – war eine Mutter einen Hauch aufmerksamer als ein Vater.
Es war immer ein Streitpunkt zwischen uns gewesen: Ich war ständig darauf bedacht, unsere Tochter zu Hause zu halten, sicher, nah, besorgt über ihre schulischen Leistungen; Mark vertraute immer darauf, dass schon alles gut werde, darauf bestehend, dass Teenager ihren Freiraum benötigten, dass ich sie am Ende nur wegstoßen würde.
Vielleicht war es ihr Alter. Vielleicht konnten Teenager außerhalb von London in ebenso viel Ärger geraten wie in der Hauptstadt, auch wenn ich mir das nicht vorstellen konnte. Und sie schienen so viel Freiheit zu haben, hier in Vale Dean, alle rasten mit ihrem Führerschein, kaum dass sie siebzehn wurden, über die Landstraßen. Es hatte mich mit großer Angst erfüllt.
Ständig gab es Streit: Sophie, das Make-up von Tränen verschmiert, weil ich sie an einer weiteren Party oder einem weiteren Konzert gehindert hatte.
»Aber alle gehen. Holly geht. Danny fährt uns, du musst das nicht mal machen.«
»Oh, das macht es natürlich gleich besser. Ein Siebzehnjähriger, der gerade erst den Führerschein gemacht hat!«
»Es wäre dir doch egal, wenn es andere wären. Sei doch ehrlich, du kannst nur meine Freunde nicht leiden.«
»Es ist einfach nicht sicher, Sophie. Ich kann dir das nicht erlauben.«
Und dann der letzte Streit, über nichts eigentlich. Ich wollte, dass sie mit uns Abendbrot aß, aber sie wollte in ihrem Zimmer essen.
»Um nebenbei Hausaufgaben zu machen.«
Ich erinnere mich an das Ende, es war wie immer: Sophie schmiss die Tür hinter sich zu.
»Lass mich doch einfach in Ruhe. Ich ertrage das nicht mehr! Verstehst du nicht? Ich will einfach meine Ruhe!«
»Sophie …«
Auch wenn sie danach ein wenig ruhiger war als sonst, dachte ich, dass es vorbei war, als ich ging. Als Charlotte mich am Donnerstagabend abholte, umarmte sie mich richtig. Charlottes hellbrauner Bubikopf war sorgfältig frisiert. Sie hasste es, wie ihre Haare sich kräuselten, und wollte lieber glattes Haar, wie Sophie und ich es haben.
»Wir sehen und Sonntag«, rief ich. »Hab dich lieb, So.«
»Bis Sonntag«, antwortete sie über meine Schuler. »Hab dich lieb, Mo.«
Unser kleines Ritual, schon seit sie ein Kleinkind war und ich sie abends ins Bett brachte. So war mein Spitzname für sie; Mo, für Mum, war ihre Idee, einfach nur, weil sie den Reim lustig fand.
Es blieb hängen. Ich vermisse es immer noch.
Als wir schon wieder auf dem Rückweg vom Wochenende waren, mit Charlotte hinter dem Steuer, rief Mark an. Einfach nur, um sich »mal zu melden«, aber es klang zu gezwungen unbesorgt.
»Also, äh, Sophie war letzte Nacht bei Holly, hat sie gesagt. Gibt es noch eine andere Holly in der Schule? Verwechsel ich sie?«
Er konnte sich ihre Freunde nie merken.
Natürlich kam dann alles raus: Am Tag zuvor, Freitagmorgen, hatte Mark sie wie immer zur Schule gefahren – Amberton Grammar lag auf seinem Arbeitsweg im Stadtzentrum. Als er schon mit laufendem Motor auf sie gewartet hatte, war sie noch mal ins Haus gelaufen, erzählte er später, mit der Behauptung, etwas vergessen zu haben.
»Sophie«, rief er und hupte. »Beeil dich!«
Später erklärte er, ihm sei nichts aufgefallen.
Aber als er sie am Schultor abgesetzt hatte, hatte sie Schwierigkeiten, den Rucksack über die Schulter zu werfen, und die Klappe war ein Stück runtergefallen.
»Ist der Rucksack wirklich groß genug?«, hatte er sie aufgezogen. »Was hast du denn alles da drin?«
Immer schien sie die halbe Welt mit sich rumzutragen, den gesamten Inhalt ihres Spinds auf dem Rücken.
»Ach, nur … nur ein paar Schlafsachen«, erwiderte sie. »Du weißt doch noch, dass ich bei Holly übernachte, oder?«
»Nein.« Er blickte sie fragend an. »Sophie, weiß Mum davon?«
»Ja. Sie sagt, es geht in Ordnung.« Sie trat von einem Fuß auf den anderen. »Wir gehen nur den Stoff noch mal durch, mampfen Pizza. Das ist okay, oder?«
»Ich weiß nicht, Sophie«, entgegnete er und dachte nach.
Ein wenig schuldbewusst sah sie aus, erklärte er später, aber er bezog es auf das Offensichtliche: Sie beide wussten, dass es mir nicht gefallen würde. Aber er war schon spät dran, wollte sich beeilen, und was konnte schon groß passieren? Sie hatte viel Stress in der Schule. Und natürlich gab es da noch einen anderen Grund, warum es ihm passte, wenn sie nachts nicht zu Hause war.
Hinter ihm hupte jemand.
»Also, darf ich?«
»Na gut, aber komm morgen nicht so spät zurück. Spätestens zum Mittagessen«, rief er ihr nach.
»Okay, danke, Dad. Bis morgen.«
Erst als sie am späten Samstagnachmittag immer noch nicht wieder da war, rief er auf ihrem Handy an. Und als er sie nicht erreichte, bei Hollys Eltern. Ich hatte die Nummer an die Pinnwand geheftet – Sophie war so oft dort. Sollte jemand Sophie abholen?
Nein, Sophie sei gar nicht da. Hollys Mutter hatte sie ans Telefon gerufen. Nein, wiederholte sie, Sophie habe nicht bei ihr übernachtet. Tatsächlich hatte sie sie seit Freitagmorgen nicht mehr gesehen.
»Ich bin sicher, dass alles gut wird«, sagte Charlotte immer wieder, nachdem Mark aufgelegt hatte, während ich immer wütender wurde – und darunter immer besorgter. Es fiel mir schwer zu glauben, dass er sie so kurz vor den Abschlussarbeiten hatte gehen lassen.
Als er ungefähr eine Stunde später wieder anrief, stellte ich mein Handy auf Lautsprecher. Ich wusste sofort, dass sie nicht wieder aufgetaucht war.
»Katie …«, hatte er gesagt und klang fast schon verwirrt. »Sophie. Sie hat einen Brief dagelassen.« Er räusperte sich.
Einen seltsamen Moment lang fragte ich mich, ob er weinen würde.
»Sie ist weggelaufen.«
Zwei uniformierte Beamte – professionell und ernst – kamen noch am selben Abend nach meinem Anruf bei der Notrufnummer. Nein, man müsse nicht 48 Stunden warten, versicherten sie uns. Das sei nur eine urbane Legende. Wir hätten das Richtige getan.
Während wir auf dem Sofa im Wohnzimmer saßen und uns an Tee festhielten, überschütteten sie uns mit Fragen.
Nein, wir wissen nicht, wohin sie gegangen ist. Ja, wir haben ihre Freunde angerufen, alle, die uns eingefallen sind. Nein, sie ist nicht bei meiner Schwester, und ihr Großvater hat auch nichts von ihr gehört, er macht sich große Sorgen. Nein, andere Verwandte gibt es nicht. Nein, sie ist vorher noch nie weggelaufen. War sie zu Hause glücklich? Ja. Zumindest glauben wir das. Gab es zuletzt Streit? Nun, ja, aber sie ist ein Teenager …
Es fiel mir schwer, über das Irreale der Situation hinwegzukommen, mit diesem Gefühl, dass ich jeden Augenblick den Schlüssel in der Hintertür hören könnte, und dann stünde Sophie in der Küche.
Sowohl ihre EC-Karte als auch ihr Handy waren noch da – ich hatte sie in der Schublade ihres Nachttischs gefunden. Charlotte behauptete, dass das ein gutes Zeichen sei. Sophie musste bald zurückkommen. Aber auch wenn sie nicht viel mitgenommen hatte, war das, was sie dabeihatte, wichtig. Ihr Reisepass war weg. Das war eine der ersten Fragen gewesen: wo wir ihn aufbewahrten. Ich hatte ihnen die Schreibtischschublade im Wohnzimmer gezeigt.
Irgendwann fragten sie, auf wie viel Geld Sophie Zugriff hatte.
»Nicht viel, sie ist ja letzten Monat erst sechzehn geworden, sie geht noch zur Schule.«
Mark war fahrig, verlegen. Ich hatte ihm immer vorgeworfen, sie zu verziehen. Währenddessen rechnete ich im Kopf zusammen. Da war ihr generöses Taschengeld, das Geld ihres Ferienjobs als Kellnerin vom letzten Sommer, Geburtstagsgeschenke.
»Wir haben sie ihr eigenes Konto führen lassen«, erläuterte Mark den Polizisten und wurde unter ihren Blicken rot. »Sie hat auf ein Auto gespart.«
Wir klangen so naiv. Behaglich, vertrauensselig – und unverzeihlich naiv. Später erfuhren wir, dass sie ihr Konto leer geräumt hatte. Alles in allem war es eine stattliche Summe.
Und natürlich gab es da noch den Brief. Ihre runde, sprudelnde Handschrift auf einem herausgerissenen Blatt eines ihrer Schulhefte.
Es tut mir sehr leid, aber ich muss weggehen. Bitte versucht, Euch keine Sorgen um mich zu machen. Alles wird gut. Ich liebe Euch alle, Sophie xxx
Drei Küsse, wie wir sie immer in unsere Geburtstagskarten und die Notizzettel am Kühlschrank schrieben. Einer für Dad, einer für mich, einer für sie. Und eine kleine Blume, wie ein Gänseblümchen, schnell mit dem Kugelschreiber gemacht, neben ihrem Namen. Das machte sie immer, schon seit sie klein war. Sie hatte es für mich angefangen, denn sie wusste, dass mich Blumen glücklich machten.
Die beiden Polizisten hörten nicht auf, jedes Details wieder und wieder mit Mark durchzusprechen.
»Und wann haben Sie den Brief gefunden, Mr Harlow?«
»Heute Nachmittag, nachdem ich bei Hollys Eltern angerufen hatte.« Er konnte niemandem in die Augen sehen. »Es lag auf dem Kopfkissen, deshalb habe ich es zuerst nicht bemerkt.«
Ich glaube, Charlotte hatte geschnauft.
»Es hätte doch keinen großen Unterschied gemacht, oder?«, fragte er beinahe bettelnd.
Sie hatten ihm versichert, dass sie zuversichtlich seien und so weiter. Aber ich wusste es, zahllose Nachrichtensendungen und Fernsehverfilmungen zuckten durch meinen Kopf: Die ersten Stunden waren entscheidend.
Das war der Anfang vom Ende für uns. Selbstverständlich hatte er zugeben müssen, was mir längst klar war. Als Sophie noch mal hineinlief, während er im Auto wartete, hatte sie den Brief auf ihr Kissen gelegt, wohl wissend, dass er ihn frühestens am Abend sehen würde. Aber er hatte seine eigenen Übernachtungspläne – woanders –, und so hatte er ihn erst gefunden, als er am nächsten Tag nach Hause kam und besorgt alles absuchte.
»Es hätte bestimmt nichts geändert, selbst wenn er ihn früher gefunden hätte«, versicherte mir Charlotte in den folgenden Tagen. Und vielleicht hatte sie recht.
Aber ich konnte es ihm nicht verzeihen.