15. Kapitel
N
icht mal ein Hauch Wind geht, als ich fahre und die Scheiben alle runterkurble, um den Schweiß unter meinen Armen zu trocknen. Es wird schon alles gut sein, rede ich mir ein. Denk nicht daran, was sein könnte, was sie gefunden haben könnten. Aber ich kenne diese Art, diese geübte Professionalität, wenn sie eine neue Horrornachricht überbringen: »Mrs Harlow, wir haben Videoaufnahmen von Sophie am Busbahnhof.«
Was ist es wohl jetzt – was haben sie herausgefunden …
Hör auf!
Ich schalte das Autoradio an und drehe es laut. Gerade laufen Nachrichten. Ein Mitglied der Regierung wurde aufgenommen, wie er über die Wähler gelästert hat, das wird wohl zum Rücktritt führen. Ein bekannter Fußballer hat Steuerprobleme. Und jetzt zum Wetter: Die Hitzewelle wird uns noch erhalten bleiben. Es gibt eine Warnung wegen Wasserknappheit in fünf Landkreisen, bitte nehmen Sie davon Abstand, mit dem Gartenschlauch …
Es wirkt erleichternd auf mich. Als ich an der Wache ankomme und wieder in eines der kleinen Wartezimmer gesteckt werde, bin ich fast ruhig. Alle Flure im Gebäude sind mit Teppich ausgelegt, was die Geräusche dämpft. Als DI Nicholls eintritt, zucke ich vor Schreck zusammen. Er nickt mir zu und legt etwas Dickes auf den Tisch.
An den Rändern wellt sich das Papier. Auf dem Einband sind braune Flecken – Nässe? Das Tagebuch hat immer noch den Aufkleber, ein großes weißes Rechteck – ein Autoaufkleber von unserem letzten Familienurlaub in Florida: »Mickey (ein rotes Herz) liebt mich«. Ich hatte Sophie im Souvenirladen aufgezogen: »Ich wusste gar nicht, dass du noch Mickey magst.«
»Nein, Mum, das ist cool«, hatte sie mir geduldig erklärt. »Ironisch
.«
Als ich beinahe automatisch danach greife, berührt er sanft meinen Arm. Warten Sie einen Moment.
Ich lehne mich zurück, von der Berührung überrascht.
»Wissen Sie, was das hier ist, Mrs Harlow?«
»Das gehört Sophie.« Ich klinge wütend. »Woher haben Sie das?«
»Warum glauben Sie, dass es Sophie gehört?«
»Weil ich es ihr gekauft habe. Als es zurück in die Schule ging.«
»Können Sie mir sagen, wann Sie es das letzte Mal gesehen haben?«
»Nein. Ja. Ich meine … nicht kürzlich. Vor Jahren. Als …« Sophie noch da war.
Es war kurz vor Weihnachten, nur ein paar Monate bevor sie weglief. Ich war in ihrem Zimmer, während sie in der Schule war. Das Schuljahr war da recht lang, wie die Termine eben so kamen. Ich hatte gerade ihre Wäsche eingeräumt, als ich es hinten in der Schublade fand. Das kleine, klobige Notizbuch erkannte ich sofort, zwei dünne Seiten für jeweils eine Woche, und ich griff danach, bevor ich wirklich nachdachte.
Die ersten Seiten waren angefüllt mit Details über ihre Hausaufgaben, Erinnerungen an Dinge, die sie noch für die Schule erledigen musste, aber nach einigen Monaten hatte sie diese guten Absichten aufgegeben. Danach hatte sie angefangen, es wie ein normales Tagebuch zu benutzen: Aufzeichnungen über Ereignisse in der Klasse oder über lustige Sprüche ihrer Freunde. Und all ihre kleinen Zeichnungen, Cartoon-Tiere, die mich von den Seiten aus anstarrten, sich hinter Blumen versteckten. Ich lächelte bei ihrem Anblick, während ich durch die Seiten blätterte. Hin und wieder wurde Danny erwähnt: Dieses Jahr waren sie ein Pärchen geworden, nicht dass sie mir das so berichtet hatte. Aber es war offensichtlich, als Sophie und er mehr und mehr Dinge allein unternahmen, nur zu zweit, ohne Holly oder den Rest.
6. Dezember 2015
Kino mit Danny. Holly wollte auch, also habe ich ihr gesagt, sie kann mitkommen. Er war angepisst. Ich wollte ihn nicht ärgern, aber warum sollte sie nicht dabei sein können? Egal. Der Film war super, es war so interessant zu sehen, wie sie mit den Farben gespielt haben und …
Sie hatte mehr über den Film als über den Streit mit Danny geschrieben.
Den Rest überflog ich nur. Es war nichts wirklich Persönliches darunter. Dennoch hatte ich sicher zwanzig Minuten damit verbracht, mich darin gesonnt, meine Teenager-Tochter besser kennenzulernen, die jetzt immer so verschlossen war, und all die Dinge zu erfahren, die sie mir nicht mehr erzählte.
Erst dann begriff ich. Was um Himmels willen tat ich gerade? Hätte meine eigene Mutter mein Tagebuch gelesen, ich wäre fuchsteufelswild geworden, egal, wie unschuldig ihre Absicht war. Beschämt legte ich es zurück.
Natürlich fiel es ihr auf – ich hätte es ahnen können. Ich hatte es nicht ganz so zurückgelegt, irgendwas in der Schublade aus dem Gleichgewicht gebracht. Vielleicht hatte sie es auch einfach nur geraten: Es fiel ihr immer leicht, mich zu durchschauen. An dem Abend stand sie mit ernster Miene in der Küchentür.
»Mum, hast du mein Tagebuch gelesen?«
Mir stieg tatsächlich die Röte ins Gesicht.
Danach versteckte sie es woanders. Ich hatte nie gesucht – ich fühlte mich so schuldig –, aber ich hatte es nie wieder gesehen. Nachdem sie verschwand, suchten wir danach, natürlich – die Polizei ebenfalls, als wir es erwähnten –, aber es fehlte so viel. Manchmal war sie gnadenlos in ihrer Art, Dinge zu entsorgen.
»Das habe ich lange nicht gesehen«, stelle ich jetzt fest. »Wo um alles in der Welt haben Sie das gefunden?«
»Die Amberton Grammar hat sich gemeldet. Es gibt da ein Feld hinter der Schule, jenseits des Schulgeländes?«
»Ja, das kenne ich. Manchmal spielen die Kinder da, und es gibt hin und wieder Cross-Country-Läufe.«
Ein paarmal hatte ich dort Sophie zugesehen. Es war eine riesige Wiese, viel zu uneben für ein richtiges Spielfeld, von struppigen Bäumen umgeben.
Er nickt.
»Die Schulsekretärin hat uns angerufen. Offenbar hat ein Spaziergänger mit Hund es gesehen und bei ihr abgegeben – er dachte wohl, es wäre von einem Schüler. Natürlich hat sich die Dame daran erinnert, wer Sophie ist, und so ist es bei uns gelandet.«
»Darf ich es mir ansehen?«
»Lassen Sie mich.« Erst jetzt fällt mir auf, dass er Latexhandschuhe trägt. Er blättert zur ersten Seite. »Ist das Sophies Handschrift?«
»Oh«, entfährt es mir. »Sie hat ja alles ausgefüllt.«
Es handelt sich um so ein altmodisches Tagebuch, mit einem Feld für den Namen, die Adresse und so weiter. Ich meine, das wäre alles leer gewesen, als ich es zum ersten Mal sah. Mein Blick folgt der Schrift, ich erfreue mich daran, wie vertraut die Formen sind, die dicken, runden Buchstaben mit den kurzen Spitzen.
Name: Sophie Harlow
Alter: 16
Adresse: Oakhurst, Park Road, Vale Dean, Cheshire
Kontakt: Sharlow90@yaymail.com
Er blättert weiter. Sie hat einen blauen Kuli benutzt, fest aufgedrückt. Sie hat immer so geschrieben, als wollte sie Löcher ins Papier stanzen, bis sogar ihre Lehrer aufgegeben hatten, sie dazu zu bringen, einen Füllfederhalter zu benutzen – zu viele verbogene Federn.
»Ja«, erkläre ich. »Das ist ganz sicher ihre Handschrift.« Ich runzle die Stirn: Irgendwas ist da … aber er blättert schon weiter, dann hält er inne.
12. November 2016
Heute Feldhockey. Eisregen. Mrs Wilson
– ihre Sportlehrerin –
hat mich wieder im Visier. Gib dir mehr Mühe, was ist bloß los mit deiner Einstellung. Ich war nicht in Stimmung. Es war zu kalt
. Holly hat blaugemacht. Und gesagt, ich hätte auch gehen sollen. War mit dem Hund spazieren. So viele Hausaufgaben.
Ich nicke ebenfalls. Von dem, was sie geschrieben hat, würde niemand ahnen, was dann kam.
Langsam blättert er weiter. Aber die Wörter verlieren jede Bedeutung. Wie konnte das uns nur passieren, frage ich mich wieder. Wie kann das mein Leben sein? Dissoziation hatte es meine Therapeutin genannt – ich weigere mich, meine Realität anzunehmen. Das hatte sie mir genau so gesagt, in den Monaten danach.
»Mrs Harlow?«
Fast habe ich vergessen, dass er da ist. Er hebt die Brauen, lässt die Seiten zurückflattern.
»Das ist ihres. Kann ich jetzt selbst schauen?«
Ich strecke eine Hand aus, will einfach nur etwas berühren, das ihr gehört hat.
»Einen Augenblick noch, bitte.« Seine behandschuhte Hand schwebt über dem Tagebuch. »Wissen Sie, da steht ein Detail, das uns überrascht hat.« Er hält inne. »Hat Sophie Ihnen mitgeteilt, dass sie schwanger war?«
»Nein, hat sie nicht«, antworte ich sofort. »Ich meine – nein, sie war nicht schwanger.«
»Sie glaubte es aber, zumindest nach ihren Einträgen hier drin«, erklärt er. »Also wussten Sie das nicht?«
»Das … das war niemals Teil der Ermittlungen.«
Die Phrase, direkt aus dem Beamtenapparat, klingt falsch in meinen Ohren.
»Ich meine, ihre Freundin – Holly aus der Schule –, ich habe Ihnen berichtet, dass ich mit ihr gesprochen habe. Sie sagt, Sophie habe einen Schwangerschaftstest gemacht. Aber das Ergebnis war negativ.«
»Ich verstehe.«
Sorgfältig durchsucht er wieder die Seiten, und ich beuge mich vor, um ihre Handschrift zu sehen. Aber bald sind die Seiten leer – beginnend mit den Monaten, nachdem sie mich erwischt hatte. Silvester und Neujahr sind ebenfalls leer.
Aber nur für eine Weile, bemerke ich. Nicholls hält an, dreht das Tagebuch herum, sodass ich es besser lesen kann, und schiebt es näher an mich heran. Die Wörter sind mit dicken blauen Strichen fast ins Papier gekerbt.
10. April 2016
Ich habe lange nichts hier reingeschrieben. Sie hat es gefunden. Danach fühlte ich mich anders. Aber ich muss das jemandem erzählen, auch wenn es nur ein blödes Tagebuch ist.
Mum hat den Test gefunden. Sie ist so ein neugieriges Biest. Holly hat es auf sich genommen. Aber ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich will es Danny nicht sagen. Er wird es nicht gut aufnehmen, aber er sollte es wissen, schätze ich. Ich wünschte, ich könnte einfach verschwinden – ich brauche einfach nur ein wenig Zeit, um nachzudenken. Mir reicht das alles hier.
Er blättert um. Einige Tage sind leer, dann nur ein paar Sätze:
Ich hatte recht. Ich habe eine andere Seite von ihm gesehen. Er hat mich erschreckt, mehr nicht. Eigentlich ist es lächerlich.
»Ist das Sophies Handschrift, Mrs Harlow?«, fragt er mich mit neutraler Stimme.
Meine Gedanken sind ein einziges Wirrwarr.
»Ja. Ja, ist sie.«
»Es gibt nicht viele Referenzen dazu. Nur eine Handvoll Einträge, nachdem sie es erfahren hat. Sie sagen, ihre Freundin hat behauptet, es wäre ihr Test?«
»An dem Abend. Ja.«
Mir ist heiß und kalt zugleich, in meinem Kopf dröhnt es. Aber er hört nicht auf zu reden.
»Es gibt noch etwas.« Sieht er wenigstens einen Augenblick lang peinlich berührt aus? »Dieser Schwangerschaftstest, sie schreibt, dass sie sich darum kümmern
muss. Hier.«
Er findet die Stelle und hält mir die Seiten hin.
22. April
Jetzt ist es erledigt. Es war schrecklich. Aber ich bin erleichtert. Direkt danach bin ich in die Schule, und es war so, als wäre nichts passiert. Ich habe gesagt, es ging mir nicht so gut und dass ich beim Arzt war, was ja irgendwie sogar stimmte. Niemand hat es überprüft. Niemand weiß was.
Aber ich weiß es. Ich wünschte, ich könnte einfach verschwinden. Neu anfangen.
Auf der nächsten Seite ist noch ein Eintrag:
Danny ist mal wieder schwierig. Ich habe gedacht, wenn ich tue, was er will, mich darum kümmere, dann lässt er mich in Ruhe, aber ich weiß nicht.
Deshalb habe ich mich entschieden: Ich gehe. Ich will ein anderes Leben für mich. Ich habe einen Plan. Ich kann gegen Bares irgendwo arbeiten. Später vielleicht ins Ausland. Das weiß ich nicht so genau. Aber ich finde einen Weg. Einen Neuanfang, einfach nur, bis ich damit besser klarkomme. Ich kann nicht so weitermachen, als wäre nichts geschehen.
Ich weiß nicht, was ich ihm sagen soll. Ob ich überhaupt was sagen soll.
PS: Ich werde mit dem Schreiben hier aufhören, es ist zu riskant. Ich muss es verstecken. Irgendwo, wo sie
es nicht findet.
»Danach kommt nichts mehr«, erklärt er mir.
»Kann ich es mitnehmen?«
Tränen machen meine Stimme rau. Das ist ein Stück von Sophie, von meiner Tochter.
»Wir müssen das für den Moment behalten.«
»Also ermitteln Sie weiter?«
»Die Akte wurde nie geschlossen.«
Ich werfe ihm einen Blick zu – er muss doch wissen, dass nichts mehr unternommen wurde.
»Aber wir werden ein paar Erkundigungen einziehen.«
»In welche Richtung? Danny hat gesagt, dass sie nicht miteinander geschlafen haben. Das hat er mir direkt gesagt. Glauben … glauben Sie, dass er was Schlimmes gemacht hat?«
Mein Atem geht schneller, aber er schüttelt den Kopf.
»Es gibt keinen Grund für uns, das anzunehmen. Aber es ist nun etwas klarer, warum Sophie verschwunden und warum sie so lange fortgeblieben ist.«
Danny, denke ich. Oder wir? Wie wir reagieren würden?
»Sie klingt so wütend«, stelle ich fest.
»Mir ist bewusst, dass es für Sie sehr schwierig gewesen sein muss, das zu lesen. Aber Sie haben richtig gehandelt: uns über den Anruf informiert, uns all Ihre Sorgen mitgeteilt. Denn das hat dazu geführt, dass Sophie bei uns wieder frisch im Kopf war, als das Tagebuch gebracht wurde. So was sollte nicht unter dem Radar laufen, natürlich nicht, aber manchmal wird die Bedeutung nicht so klar …«
Das kann ich mir gut vorstellen. Jemand gibt das Tagebuch ab, es wird pflichtbewusst aufgenommen und irgendwo ins Archiv gelegt mit einer Notiz an Kirstie, es sich anzusehen oder vielleicht an die Familie zu übergeben, wenn sie aus der Elternzeit kommt. Falls sie jemals wieder arbeitet. Der Gedanke lässt mich frösteln: dass es glücklich gelaufen ist, dass sie die Brisanz verstanden hatten.
»Glauben Sie, dass sie deshalb weggelaufen ist? Weil sie Angst hatte? Oder dass er
ihr Angst gemacht hat?«
Ich kann das nicht mit meinem Bild von Danny in Einklang bringen, dieser leisen Gestalt. Aber ungebeten taucht sein Großvater vor mir auf, Lens rotes, spuckendes Gesicht.
»Ich werde Sie umgehend informieren, sollte sich was Neues ergeben«, erwidert Nicholls und erhebt sich.
Ich tue es ihm gleich. Das ist so viel, was ich verarbeiten muss.
»Wie geht es jetzt weiter?«
»Wir nehmen eine Aussage von Ihnen auf, über das Tagebuch, den Schwangerschaftstest und das alles. Mein Kollege wird gleich kommen, wenn Sie also bitte hier warten würden.«
»Okay.«
Draußen sind Stimmen zu hören, eine davon wird lauter. »Aber ich meinte eher langfristig.«
»Ich halte Sie auf dem Laufenden«, beruhigt er mich.
Draußen sind die Worte mit einem Mal so laut, dass man sie versteht: »Aber warum?
Warum können Sie mir nicht sagen …«
Mark.
»Sophies Vater – ist er auch hier?«
»Ich bin davon ausgegangen, dass Sie nicht unbedingt gemeinsam mit mir reden wollen würden«, erklärt er trocken. »Wenn Sie es vorziehen, ihn nicht zu treffen …«
Eine Frauenstimme von draußen, leiser, dann seine laut darüber: »Nun, ich bin ein viel beschäftigter Mann, müssen Sie wissen. Wenn Sie mich schon hierherbitten …«
»Es ist okay«, sage ich Nicholls. Ich öffne die Tür, und Mark steht da mitten auf dem Flur, eine uniformierte Beamtin hinter ihm, nur ihre erhobenen Augenbrauen verraten ihren Ärger.
»Kate«, sagt er überrascht. »Und Sie«
, fährt er unhöflich fort, als Nicholls an mir vorbeigeht. »Ich denke, Sie und ich müssen uns mal unterhalten. Nun? Was ist los?«
»Mrs Harlow?« Die Polizistin hält mir die Tür auf. »Ich bin Detective Sergeant Hopper. Folgen Sie mir bitte.«
Ich tue, wie mir geheißen. Beinahe hatte ich vergessen, wie er wird, wenn er aufgeregt ist, wie er auf sein pompöses Auftreten zurückgreift. Immerhin rettet es mich davor, mit ihm reden zu müssen.
Danach stehe ich vor der Wache an die Wand gelehnt und atme tief ein, die Abendluft kühl in meiner Brust. Die Aussage hat nicht viel Zeit in Anspruch genommen. Es war nicht mein erstes Mal.
Die Polizistin war gut, sehr gründlich. Sie hat alles festgehalten, was mir über den Abend einfiel, an dem ich den Test gefunden hatte, was Holly neulich erzählt hat, dann Danny, und ist dann noch mal alles durchgegangen. Woher meine Gewissheit stammt, dass es Sophies Tagebuch ist, wie sicher ich mir bin. Aber ich fühle mich, als ob ich einen Zehnkilometerlauf hinter mir hätte, meine Beine zittern.
Jetzt, da ich Zeit zum Nachdenken hatte, reagiert mein Körper auf das Gelesene. Sophie. Mein kleines Mädchen, verängstigt, allein. Ich kann es kaum ertragen. Und Danny – was hat er getan? Sie bedroht, ihr Angst eingejagt?
Aber immerhin wissen wir jetzt mehr. Wir kommen allem näher, wissen besser, was sie davongetrieben hat. Das ist es, was ich immer wollte. Die Dinge geraten wieder in Bewegung. Einfach war es nicht, würde es nie sein.
Ich atme ein, dann wieder aus, strecke mich. Vielleicht fühlt sich das so an. Fortschritt.