Epilog
Heute
A
uf dem Parkplatz versucht die Frau, eine Parklücke zu finden. Es ist einer dieser gloriosen Herbsttage, die klare Luft riecht nach Blättern und Rauch. Endlich gelingt es ihr, und sie fährt vorsichtig hinein. Sie ist sehr jung, kaum mehr als ein Mädchen, obwohl – da ist etwas in ihrer Haltung, die Neigung ihres Kopfs – man würde sie nicht mehr Mädchen nennen.
Noch immer ist sie beim Fahren unsicher, aber sie hat ihrer Mutter gesagt, dass sie das allein machen will. Immerhin war es nicht allzu weit. Und sie muss das tun. Es gibt viel nachzuholen.
»Bist du fertig?«
Sie schnallt den kleinen Jungen ab und hebt ihn heraus.
»Ja, Mumma.«
Sie nimmt seine Hand und geht mit ihm los, langsam, damit er mithalten kann.
Er wächst so schnell, das Glühen seiner Wangen ist so hell, dass es wirkt, als trüge er ein Licht in sich. Schon jetzt vergisst er langsam, dass er jemals woanders als in Oakhurst gelebt hat, mit Nana und dem Kater.
Dann sieht er, was sie in der anderen Hand hält.
»Nana Blumen?«
»Nicht diese Blumen, Teddy.«
Seine Brauen senken sich, die Unterlippe steht vor.
»Nana Blumen«, beharrt er. »Nana mag Blumen.«
Das schreckliche zweite Jahr, denkt sie, da kommt es. Sie weiß, dass er irgendwann in dieser Jahreszeit Geburtstag hat.
»Das stimmt. Nana mag Blumen. Aber das sind besondere Blumen, für eine, die du nicht kennst. Jemand, die Nancy hieß.«
»Nan-cy«, sagt er sorgsam. »Sehen wir Nancy?«
»Irgendwie schon«, erwidert sie. »Nancy ist nicht mehr hier. Wir legen sie ihr hin.«
Es ist nicht an dem Ort, wie sie erfreut feststellt, sondern an einer schönen schattigen Stelle am Eingang des Wildparks, am Fuße der ersten Eiche am Wegesrand. Über einer kleinen Ansammlung von Blüten und Cellophan schwebt ein einsamer Ballon auf Halbmast, das Gummi schon porös.
»Ballon!«, ruft er und zieht sie weiter.
Lange brauchen sie nicht. Als sie ankommen, benötigt sie einen Moment, bis sie sich entscheidet, die Rosen hinter den Stapel zu legen, wilde Gewächshausblüten, pfirsichfarben und pink und gelb und pink und weiß, außerhalb ihrer Saison, aber wunderschön mit ihrem schweren Duft. Es gibt keine Karte dazu: nichts, was sie schreiben wollte.
Der kleine Junge bleibt nah bei seiner Mutter, er ist unsicher. Etwas an ihrem feierlichen Ernst hat ihn berührt.
»Kann ich Ballon ham?«
»Nicht den. Der muss hierbleiben. Aber wir können dir unterwegs einen neuen holen. Gleich.«
Sie zittert.
»Vom Supimarkt?«, fragt er hoffnungsvoll.
Sie lacht. Es ist sein liebster Ort: die vielen Menschen, die Süßigkeiten und das Schaukelpferd, das ihn für fünfzig Pence langsam hoch und runter trägt.
»Ich denke, wir können einen im Supermarkt kaufen. Bist du fertig?«
»Ja!«
»Na dann, auf geht’s.«
Und damit verlassen sie den Ort, gehen zu ihrem Auto zurück, zwei kleine Gestalten, die immer noch kleiner und kleiner werden, während der Sonnenuntergang die ganze Welt vor ihnen leuchten lässt. Sie drehen sich nicht noch mal um.