Am Samstagmorgen war das Wetter wieder besser. Vera saß mit Julia auf dem Balkon ihrer Siegener Wohnung beim Frühstück. »Und? Wie läuft es derzeit mit dir, Papa und Gabi?«, fragte sie ihre Tochter. Julia runzelte die Stirn.
»Na ja. Sie ist eine richtige Bitch. Total eingebildet. Aber sie gibt sich Mühe, wenn wir uns sehen. Irgendwie kommen wir miteinander klar. Es stört mich aber, dass sie ständig bei Papa übernachtet und ich dann nachts höre, wie sie Sex haben. Gabi kreischt wie eine Verrückte dabei. Zum Kotzen«, berichtete Julia genervt. Vera fiel beim Kommentar ihrer Tochter fast die Kaffeetasse aus der Hand. Peinlich berührt, mit ihrer Tochter das Sexleben ihres Ex-Mannes besprechen zu müssen, meinte sie:
»Das geht gar nicht. Ich werde mit Papa sprechen. Entweder reißt er sich zusammen, oder ich werde ihm vorschlagen, dass du eine Weile überwiegend bei mir wohnst. Wäre das okay für dich?«
»Glaub schon«, antwortete Julia erleichtert.
Veras Smartphone vibrierte. Mehrere Nachrichten kamen fast gleichzeitig. Monika hatte schon wieder eine neue Verabredung und ihr zur Sicherheit die Adressdaten des Dates geschickt. »Monika treibt es momentan ziemlich bunt«, erzählte Vera ihrer Tochter. Dann seufzte sie:
»Offensichtlich hat jeder ein Liebesleben, nur ich nicht.« Verlegen wandte Julia sich ihrem Joghurt zu. Beim Durchgehen ihrer weiteren Nachrichten stellte Vera fest, dass auch Robert Schönbusch geschrieben hatte.
»Hallo Vera. Es tut mir leid. Das mit Marie-Bel war ein Fehler und hat nichts zu bedeuten. Können wir reden? Bitte gib mir noch eine Chance!« Vera überlegte kurz, ob sie die Nachricht löschen und den Kontakt blockieren sollte. Aber angesichts ihres derzeit praktisch nicht existenten Liebeslebens und der Attraktivität von Robert Schönbusch antwortete sie:
»Okay. Letzter Versuch. Ich rufe dich später an.«