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Jan-Luca Stern wartete an Fronleichnam auf seine Entlassung aus dem Krankenhaus. Die kleine Sporttasche war gepackt, seinen Entlassungsbrief hatte er bereits erhalten. Fehlte nur noch das Abschlussgespräch mit dem behandelnden Arzt, der nicht lange auf sich warten ließ. Abgehetzt und mit einem aufgesetzten Lächeln kam er ins Zimmer.

»Guten Tag, Herr … äh … Stern«, murmelte er mit geschäftiger Routine in sich hinein. »Sie wissen ja, wir müssen Sie bereits heute entlassen. Wegen einiger Notfälle, die übers Wochenende reingekommen sind. Aber ich sehe da keinerlei Probleme. Sie sind ja wieder fit und benötigen keine Bettruhe mehr. Ihre Nase haben wir gerichtet, die Narben werden verheilen. Falls irgendwelche Probleme, insbesondere beim Atmen, auftauchen sollten, kommen Sie bitte umgehend ins Krankenhaus. Reine Vorsichtsmaßnahme, wegen Ihrer angebrochenen unteren Rippen. Für die Krankschreibung wenden Sie sich bitte an Ihren Hausarzt. Und um die abgebrochenen Schneidezähne kann sich Ihr Zahnarzt kümmern, die Kosten übernimmt die Krankenkasse. Am besten lassen Sie sich wegen der Optik erst mal eine provisorische Füllung machen. Mit neuen Kronen werden Sie dann besser aussehen als je zuvor«, witzelte der Arzt taktlos. Jan-Luca Stern konnte nicht darüber lachen. In den vergangenen Tagen hatte ihm jeder Blick in den Spiegel einen Schreck eingejagt.

»Vielen Dank für Ihre Hilfe«, bedankte er sich trotzdem höflich und machte sich auf den Weg. Vor dem Krankenhaus nahm er ein Taxi, es goss in Strömen. Kommissar Saitelhöfer hatte veranlasst, dass er bis auf Weiteres zu seinem eigenen Schutz in einem Hotel in Herborn in unmittelbarer Nähe der Polizeistation untergebracht wurde. »Zum Hotel ›Engel‹ bitte«, machte Jan-Luca Stern sich auf den Weg zu seiner vorläufigen Bleibe.