»Das war aber wirklich kurz vor zwölf«, sagte Vera zu Robert Schönbusch, während Esther Biebrich abtransportiert wurde.
»Sie wird es überleben. Und ihre Strafe bekommen«, verabschiedete sich der Sanitäter. Ein Polizeiauto fuhr dem Rettungswagen hinterher, die anderen Beamten waren bereits abgezogen.
Vera und Robert standen allein auf dem Dach des Parkhauses und blickten auf die Frankfurter Skyline.
»Ich hätte ja nie gedacht, dass du dir solche Sorgen um mich machst und gleich die gesamte Polizei in Herborn und Frankfurt zusammentrommelst«, meinte Vera gerührt.
»Mir war klar, dass etwas nicht stimmt, als ich dich nicht mehr erreichen konnte«, erwiderte Robert mit ernster Miene. »Also habe ich bei dir im Büro angerufen. Doris Dornbirn war gerade im Aufbruch. Sie fand es aber auch seltsam, dass auf einmal eure beiden Handys abgestellt waren. Nachdem sie Saitelhöfer auch zu Hause nicht erreichen konnte, ist sie direkt zu ihm nach Langental gefahren. Dort stand Saitelhöfers Auto vor der Tür, aber niemand öffnete. Also hat Doris eine Scheibe eingeschlagen und ist durchs Wohnzimmerfenster ins Haus. Im Keller hat sie Saitelhöfer, seine Mutter und den Hund gefunden und die Polizei alarmiert. Sie haben den Firmenwagen von Esther Biebrich geortet und waren euch seit Friedberg in Zivil auf den Fersen. Als ich wusste, was los ist, bin ich auch zum Flughafen gefahren. Ausdrücklich entgegen der Anweisung deiner lieben Kollegin Doris«, war Robert schon wieder zu Scherzen aufgelegt.
»Danke. Ich wusste nicht, dass ich dir so viel bedeute«, versuchte Vera tapfer auf seinen lockeren Tonfall einzugehen, aber die Tränen, die ihr über die Wange liefen, straften sie Lügen. Fast unbemerkt hatte sie Roberts Hand ergriffen.
»Wie geht es jetzt weiter mit uns?« Robert lächelte.
»Ich mach dir einen Vorschlag. Du kommst mit zur mir nach Hause und ruhst dich erst mal aus.« Vera überlegte kurz.
»Ich weiß gar nicht, ob mir nach Ruhe zumute ist. Ich bin noch völlig aufgedreht.«
»Dann fahren wir eben in die Stadt, gehen spazieren und trinken noch was. Im ›Alten Café‹. Wie bei unserem Kennenlernen. Wenn wir Glück haben, gibt es vielleicht sogar noch Erdbeerkuchen«, schlug Robert vor und hatte wieder das jungenhafte Lächeln im Gesicht, mit dem sie ihn kennengelernt hatte. »Und später bei mir zu Hause machen wir dann am besten da weiter, wo wir gestern aufgehört haben. Das hat mir nämlich sehr gut gefallen.« Vera lachte und küsste Robert leidenschaftlich.